Kapitel 50
Vollkommen überrumpelnd traf Flammenstern der Angriff der fremden Katzen. Die weiße Kätzin, bei der es sich wohl um die Anführerin der Katzen handelte, rannte auf sie zu und sprang etwas ungeschickt ab. Als Anführerin des FeuerClans wusste Flammenstern natürlich, was sie zu tun hatte, schließlich war sie lange von Graustreif, einem wirklich großartigen Krieger des DonnerClans ausgebildet worden. Ihr Fell sträubte sich, sie fuhr ihre Krallen aus. Es war schon etwas her, dass sie das letzte Mal gekämpft hatte, trotzdem durchfuhr sie sofort die altbekannte Freude. Sie hatte keine Sorgen, dass sie sich nicht gegen die fünf Katzen verteidigen konnten. Gerade, als die weiße Katze ihr auf die Schultern springen wollte, tauchte Flammenstern unter ihr hinweg und drehte sich flink zu ihr um. Ihre Gegnerin schlug hart auf einem Felsen auf und blieb stöhnend liegen. Verwirrt und gleichzeitig erfreut über den leichten Sieg blickte Flammenstern sich nach einem weiteren Angreifer um. Eine Fuchslänge von ihr entfernt kämpfte Staubwolke gegen zwei Kater, schien sie aber ohne große Probleme in Schacht zu halten. Immer wieder griffen der schwarze und der silbergraue an, aber Staubwolke ahnte jede ihrer Bewegungen voraus, versetzte den beiden für sie wohl völlig unvorhersehbare Schläge und es hatte schon fast den Anschein, als würde Staubwolke Spaß daran haben. Die flammenfarbene Anführerin konnte einen weiteren Angreifer in einem Wachholderstrauch entdecken, der sich wohl an sie anschleichen wollte. Amüsiert zuckte sie mit den Schnurrhaaren, dann setzte sie sich, mit dem Rücken zu dem hellbraun getigerten Kater hin und begann ihr Brustfell zu glätten, da sie keine sonderliche Lust verspürte in der Enge eines Strauches zu kämpfen. Äste knackten. Auf der Stelle sprang sie auf, dann drehte sie sich um und blickte ihrem Gegner in die blattgrünen Augen. Sie warf ihm einen belustigten Blick zu, woraufhin er zurückwich. „Du glaubst doch nicht wirklich, du könntest mich besiegen?“ Der noch recht junge Kater, wahrscheinlich war er nur etwas älter als ihre eigene Schülerin, tat noch einen Schritt nach hinten. Flammenstern seufzte resigniert, als sie erkannte, dass sie wieder keinen guten Kampf bekommen würde. Sie sprang auf ihn zu, drehte sich auf ihren Vorderpfoten und ihre kräftigen Hinterbeine trafen den getigerten Kater an der Schulter, woraufhin er mehrere Schwanzlängen von ihr weg taumelte, sich dann umdrehe und davonrannte.
Hinter Flammenstern hörte sie auf einmal einen Schmerzensschrei und sofort stürzte sie in diese Richtung davon. Sie wich einigen dicht beieinanderstehenden Kiefern aus, dann war sie auch schon bei Herbstblatt, die wild keuchte und mit ängstlichem Blick zu Rotpfote starrte, die tapfer eine gelbbraune Kätzin bekämpfte. Beide kämpfende Kätzinnen machten den Eindruck, als wüssten sie nicht wirklich, was sie tun sollten, trotzdem war Rotpfote der etwas älteren überlegen. Mit einem geschickten Manöver machte sie einen Sprung nach rechts, nur um gleich darauf nach links zu springen und der sandfarbenen Kätzin die Krallen in die Flanke zu bohren. Ein weiteres Mal jaulte Herbstblatt auf und beide blieben wie angewurzelt stehen. Flammenstern rannte an Herbstblatts Seite und auch Rotpfote kauerte sich neben sie. Es lagen nun schon drei Kätzchen an ihrem Bauch und die Geburt schien noch nicht beendet. Für einen Augenblick schauten sich Rotpfote und Flammenstern besorgt in die Augen. „Wie viele noch?“, murmelte die Anführerin und sofort beugte Rotpfote sich über Herbstblatt und drückte vorsichtig mit der Pfote gegen die gescheckte Flanke. „Eines oder zwei.“
Mit großen Augen trat die gelbbraune Angreiferin zu ihnen, doch der Pelz war nicht gesträubt und die Krallen eingefahren. „Was…was ist mit ihr?“ Überrascht blickten die Kätzinnen auf. „Sie bekommt Junge“, miaute Rotpfote mit schiefgelegtem Kopf. Wenn das überhaupt möglich war, weiteten sich ihre Augen noch etwas mehr und sie blickte auf Herbstblatt herab. Dann rannte sie ohne Vorwarnung an ihnen vorbei aus der Kuhle in die Richtung, aus der Flammenstern vorher gekommen war. „Das sind die schlechtesten Kämpfer, die mir je untergekommen sind“, miaute sie mit zuckenden Ohren. „Sogar die Stammkatzen können besser kämpfen!“ Rotpfote hatte ihr nicht zugehört, da sie gerade die zwei Kätzchen untersuchte, die während des Angriffes geboren worden waren. „Das rotbraune ist ein Kater und das gelbbraun getigerte eine Kätzin“, raunte sie Herbstblatt zu. „Morgenjunges… und Glanzjunges!“, verkündete die Königin mit zittriger Stimme um dann kurz darauf wieder aufzujaulen.
Plötzlich erklangen schnelle Schritte hinter ihnen und flink drehte sich Flammenstern kampfbereit um. Staubwolke eilte auf sie zu und hinter ihm die fünf Katzen, die sie angegriffen hatten. Alle hatten die Krallen eingezogen. „Sie werden uns nicht angreifen!“, miaute Staubwolke, worauf seine Schwester ihm einen skeptischen Blick zu warf. „Falls du es noch nicht bemerkt hast, das haben sie schon getan.“ Herbstblatt rang keuchend nach Luft und Rotpfote murmelte: „Es ist eine Kätzin.“ Staubwolke sprang mit wenigen Setzen an die Seite seiner Gefährtin. Flammenstern konnte an ihm, im Gegensatz zu den fünf fremden Katzen, keine Verletzungen entdecken.
Schüchtern kamen die Fünf etwas näher und blieben dann stehen. Die weiße, deren Fell auf der einen Seite blutverschmiert war, wo sie gestürzt war, trat vor und verneigte sich höflich. „Mein Name ist Polar. Und dies sind Schatten, Laub, Biene und Grau.“ Der Reihe nach deutete sie mit ihrer Schwanzspitze auf die schwarze, hellbraun getigerte, gelbbraune und die Graue Katze. Die junge Anführerin wusste noch immer nicht so recht, was sie davon halten sollte. „Wie ihr ja dem Anschein nach schon wisst, ist mein Name Flammenstern. Ich bin die Anführerin des FeuerClans. Und das hinter mir sind Staubwolke mein Stellvertreter und Bruder, den ihr ja schon kennen gelernt habt, Rotpfote die zukünftige Heilerin und Herbstblatt, die gerade ihre Jungen bekommt.“ Wie zur Zustimmung kreischte die Königin schmerzverzerrt auf.
Auf einmal kam Flammenstern ein Gedanke. „Seid ihr die Nachfahren von Kampfherz?“ Mit einem verwunderten Ausdruck in den himmelsblauen Augen nickte Polar. „Woher…woher weißt du das?“ Belustigt zuckte die flammenfarbene Kätzin mit den Schnurrhaaren. „Alles zu seiner Zeit. Setzt euch.“ Jegliche Feindseligkeit hatte die FeuerClan-Anführerin aufgegeben, als sie erkannte, wer da vor ihr stand. Es waren die Katzen, die sie gesucht hatten! Der Aufforderung folgend setzten die Fünf Katzen sich in einem Halbkreis vor sie und warfen ihr unsichere Blicke zu. „Seid ihr alle, oder gibt es in diesem Wald noch mehr von Kampfherz Nachfahren?“ Grau antwortete dieses Mal. „Es gibt noch ein paar Katzen. Wir waren gerade auf der Jagd. In unserem Lager sind noch Forelle, Karpfen, Renner und die Jungen von Polar und mir.“ Nach diesen Worten warf die weiße Kätzin Grau einen wütenden Blick zu. „Wieso willst du das wissen?“ Ausweichend miaute die Anführerin: „Nun ja. Ich hatte einen Traum. Memory wird euch alles erklären.“
Ein weiteres kurzes Aufstöhnen drang von Herbstblatt zu ihnen, dann rief Rotpfote: „Sehr gut gemacht, Herbstblatt! Das war das Letzte!“ Erleichtert, dass die Geburt so gut verlaufen war, lies Flammenstern die Katzen alleine und trottete zu ihren Clangefährten. Staubwolke beugte sich gerade über die zwei noch namenslosen Jungen. „Ich würde dieses hier gerne Traumjunges nennen“, murmelte er seiner Gefährtin liebevoll zu und deutete auf ein dunkelbraunes Junges mit schwarzen, weißen, roten, orangenen, hellbraunen und dunkelbraunen Tupfen. Schnurrend nickte Herbstblatt und leckte dem kleinen fürsorglich durch das Fell. Dann musterte sie das letzte noch namenlose. „Dämmerjunges! Es soll Dämmerjunges heißen.“ Die dunkelbraune Kätzin quiekte.
Rotpfote trat neben Flammenstern. „Sie sind alle gesund!“ Das getupfte Gesicht strahlte, wegen der gut überstandenen Geburt. Die Schülerin würde eines Tages wahrlich eine tolle Heilerin sein. „Das hast du toll gemacht!“, dann senkte sie die Stimme. „Suchst du bitte die Katzen des FeuerClans? Ich möchte, dass alle dabei sind, wenn Memory mit den fünf Katzen redet.“ Stumm nickte die Heilerschülerin und eilte in den Wald hinein davon.
Die Äste der Zweige verbargen fast gänzlich den Himmel, trotzdem konnte Flammenstern erkennen, dass die Sonne bereits unterging, als die Jagdpatrouille mit Rotpfote an der Seite bei der Kuhle ankam. Gelbpfote zog ein fettes Kaninchen hinter sich her, Rabensturm trug drei Wühlmäuse, Streifenpfote hielt zwei große Fische an deren Schwanzflossen zwischen den Zähnen fest, Memory hatte ein Eichhörnchen gefangen und Geißel zwei winzige Mäuse. Als die sandfarbene Kätzin ihre Nachfahren, die sich gerade mit Regenpelz und Kampfpfote unterhielten, entdeckte, blieb sie wie angewurzelt stehen. Sie lies ihre Beute auf den Frischbeutehaufen, auf dem bisher nur zwei Spatzen lagen, fallen und eilte zu Flammenstern. „Wie? Wann?“ Beunruhigt schaute sie zu den fünf Katzen. „Sie haben uns angegriffen, aber dann hat Staubwolke es irgendwie geschafft mit ihnen zu reden. Ich hab ihnen noch nicht gesagt, weshalb wir hier sind. Das sollst du übernehmen.“ Erleichtert atmete Memory aus, nickte und trottete dann zu den Fünf Katzen.
Bevor die Kätzin ihre Nachkommen erreicht hatte, hatte Flammenstern eine bessere Idee und sprang auf einen dicken Baumstumpf. „Alle Katzen, die alt genug sind um ihre eigene Beute zu machen, sollen sich nun… vor dem Baumstumpf versammeln!“ Sofort liefen ihre Clangefährten zu ihr und setzten sich. Herbstblatt blickte aus der Kuhle heraus, blieb aber bei ihren fünf Jungen. Auch Rabensturms Töchter schliefen bei ihr. Flammensterns eigene Junge versammelten sich ebenfalls und setzten sich neben ihren Vater. Staubwolke stellte sich rechts neben den Baumstumpf. Die Schüler nahmen tuschelnd Platz und auch Rabensturm setzte sich. Memory trottete zu Geißel, der verwirrt um sich schaute und die beiden legten sich neben Rabensturm. Polar, Laub, Biene, Grau und Schatten setzten sich etwas abseits und betrachteten das Geschehen mit interessierten Minen.
„Wir haben die Katzen gefunden, die zu retten ich versprochen habe!“, verkündete sie und der Clan begann untereinander zu reden, während die Fünf Katzen sich verwirrte Blicke zuwarfen. „Memory, wärst du so freundlich es ihnen zu erklären?“, schnurrte die junge Anführerin belustigt.
Unsicher trottete Memory zu ihren Nachfahren. „Ich bin Memory. Tochter von Kampfherz.“ Polar tauschte einen ungläubigen Blick mit Laub. „Ich habe diesen Katzen geholfen euch zu finden und ich werde ihnen helfen ihre neue Heimat zu finden. Ihre seid meine Nachkommen. Vor vielen Blattwechseln verließ meine Mutter den zerschlagenen WolkenClan und kam hier her. Sie bekam zwei Töchter, mich und meine Schwester. Wir bekamen wiederum Junge und so ging es immer weiter. Ich bin schon lange Tod, aber mein Geist lebt weiter. Ich bekam die Möglichkeit, für kurze Zeit auf die Welt zurückzukehren um euch zu retten. Ihr ward immer Clankatzen, ihr werdet immer welche sein. Ich möchte euch die Chance geben, euch einem Clan anzuschließen und wieder Krieger zu sein, so wie es meine Mutter war.“ Verdutzt schnappte Grau nach Luft und Biene schüttelte nur ungläubig den Kopf. „Wieso sollten wir dir das glauben?“, knurrte Polar mit zusammengekniffenen Augen. „Erinnerst du dich nicht an die Prophezeiung?“, antwortete Memory triumphierend. „Wenn Feuers Blut euch erreicht, wird es Heimkehr Zeit!“ Polar blickte Memory mit schreckgeweiteten Augen, die in diesem Wald dem Anschein nach häufiger vorkamen, an und murmelte: „Sie sagt die Wahrheit. Wir kehren nach Hause.“
Kapitel 50? Hab ich vielleicht irgendwann 20 ausgelassen? Es kommt mir nicht so vor, als hätte ich schon so viel geschrieben ;) Ja also dieses Mal ein etwas längeres Kapitel. Und ich hab mich immer noch nicht entschieden, wie Graus Kriegername lauten wird XD Nächstes Kapitel ganz bestimmt (hoffe ich zumindest)
Gut dieses Kapitel geht an den, der mir einen guten Kriegernamen für Schatten nennt (nachtschwarzer Kater, nach Möglichkeit aber nicht Schatten... oder Nacht...) Und ich freue mich wie immer über Votes und Kommis ;)
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