Kapitel 5

Die Katzen teilten sich auf, um die Patrouille schneller zu beenden. Brombeerkralle ging mit seinem Schüler Beerenpfote die Grenze Richtung Mondsee hinauf, während Staubwolke, Eichhornschweif und Flammenblüte den Weg zum See übernahmen. Schweigend trotteten die drei Wurfgefährten hintereinander her. Herabgefallenes Laub knisterte unter ihren Pfoten. Nachdem die drei einige Grenzmakierungen erneuert hatten und kein weiteres Zeichen von WindClan-Katzen entdeckt hatten, machten sie sich auf den Weg in Lager und wollten unterwegs noch etwas Jagen.

Flammenblüte begann zu frösteln, als der kalte Wind des Blattfalls auffrischte. Ihr dichtes Fell war noch immer nicht ganz getrocknet, sie spürte wie die Kälte an ihrem Pelz zerrte und schauderte. Eichhornschweif musste das gesehen haben, denn sie miaute besorgt: „Flammenblüte, wir sollten uns beeilen ins Lager zu kommen. Du zitterst ja am ganzen Körper. Das bekommt deinen Jungen sicherlich nicht gut!“ Bevor die orangene Kätzin antworten konnte, unterbrach Staubwolke sie entgeistert: "Junge? Du erwartest Junge? Warum hast du denn nichts gesagt?“ Der Schildpattkater war stehen geblieben und blickte ungläubige zwischen seinen Schwestern hin und her. 

„Staubwolke ich…“, sie wollte zu einer Entschuldigung ansetzen. „Aber Eichhornschweif hast du es gesagt, oder? Bestimmt auch Vater und Mutter. Regenpelz wird es auch wissen, schätze ich mal…womöglich hast du es dem ganzen Clan verkündet, aber an deinen Bruder denkst du natürlich nicht. Wir sind ja nur Wurfgeschwister!“, der schildpattfarbene Kater  stürmte wütend voran auf den Dornenwall-Eingang des DonnerClan-Lagers zu. Verdattert starrte Flammenblüte ihm hinterher. Na toll, dachte sie und seufzte tief. Dann blickte sie vorwurfsvoll zu Eichhornschweif.

 „Entschuldige! Ich wusste doch nicht, dass du es ihm noch nicht gesagt hast!“ Bedauern spiegelte sich in Eichhornschweifs smaragdgrünen Augen, die denen von Feuerstern und Flammenblüte unglaublich ähnlich sahen. Die junge Königin seufzte ein weiteres Mal. „Schon gut. Er kriegt sich wieder ein. Er hat sich schon immer wieder eingekriegt“, die flammenfarbene Kätzin erinnerte sich, wie unglaublich wütend ihr Bruder gewesen war, als sie und Regenpelz nur etwa einen Viertelmond nach Schlammfells Tod zu Gefährten wurden. Der hellgraue Kater war sein bester Freund gewesen, schon seit Staubwolke die Kinderstube verlassen hatte, sie waren durch dick und dünn gegangen. Und trotzdem hatte Staubwolke sich bereits einige Sonnenaufgänge später wieder beruhigt und sich größte Mühe gegeben, ihre Entscheidung zu verstehen. Hoffentlich würde er auch in diesem Fall nicht lange sauer sein.  Kopfschüttelnd liefen die Schwestern Seite an Seite weiter, sodass sich ihre roten Pelze immer wieder streiften.

Die Kätzin zitterte am ganzen Leib, als sie im Felsenkessel ankam. Der Wind war noch stärker geworden, fuhr durch ihr nasses Fell und ließ sie erzittern. Laub wurde aufgewirbelt und flog in bunter Farbenpracht durch das Lager.  „Ich gehe mal zu Blattsee“, meinte Flammenblüte entschuldigend zu Eichhornschweif und machte sich auf den Weg, zum Bau der Heilerin. Die Blicke einiger Clangefährten folgten ihr, doch sie überließ es Eichhornschweif, ihr nasses Fell zu erklären.

Bevor Flammenblüte jedoch den Bau ihrer Schwester erreichte, blitzte etwas goldenes am Rande ihres Blickfeldes auf. Überrascht blieb sie stehen und blickte sich über ihre Schulter hinweg um. Dornenkralle kam vom Bau der Krieger auf sie zu und rief ihren Namen. Die rote Kätzin zuckte mit den Schnurrhaaren, als sie ihren Freund erblickte und wollte mit ihrem Baugefährten reden. Doch der schaute sie finster an und miaute: „Stimmt es, was Staubwolke mir gerade erzählt hat? Du erwartest Junge?“, sein Gesicht war schmerzverzehrt. Überrumpelt zuckte sie zurück. Eine ganze Weile starrte sie den golden getigerten Kater nur verwirrt an. Plötzlich wurde Flammenblüte klar, dass der Kater doch etwas für sie empfinden musste. Dabei hatte sie die Worte ihrer Clangefährtin nie ernst genommen. Mochte Dornenkralle sie etwa wirklich mehr, als sie erwartet hatte? Es tat ihr unendlich leid, aber sie hatte sich für Regenpelz entschieden. „Ja…“, murmelte sie unsicher.

 Der goldene Krieger schnaufte hörbar aus. „Mir hätte es wohl klar sein sollen. Ich hätte nicht hoffen sollen. Als Schlammfell dir während der großen Reise das Leben gerettet hat, hast du dich in ihn verliebt. Wir anderen Kater waren dir egal. Regenpelz, Aschenpelz, ich… wir alle waren von deiner Ehrlichkeit, Freundlichkeit und deinen smaragdgrünen Augen verzaubert. Aber du hast dich für Schlammfell entschieden. Wir haben es hingenommen. Als Schlammfell starb, waren wir alle traurig, aber wir sahen auch unsere Chance. Regenpelz hat sie am schnellsten genutzt. Doch ich hatte immer gehofft, du würdest einsehen, dass ich dich wirklich liebe…“ Dornenkralle zuckte traurig mir den Schnurrhaaren. Sein Schweif hing zu Boden, als er sich umdrehte und Richtung Schmutzplatz verschwand. „Dornenkralle, ich…“ Flammenblüte wusste nicht, was sie eigentlich sagen wollte. Er hatte Recht. Sie hatte sich in Schlammfell verliebt und danach in Regenpelz. Aber ihr Gefährte liebte sie und es gab keinen Grund daran zu zweifeln. Plötzlich wurde die flammenfarbene Kätzin wütend. Sollte sich Dornenkralle doch zum SternenClan scheren. Regenpelz war ihr Gefährte und sie würde seine Junge zur Welt bringen. Moment, was hat er gesagt, woher er das weiß?, dachte sie. Staubwolke! Wie konnte er nur. Wenn sie ihn erwischte…ja was dann? Würde sie sich bei ihm entschuldigen, oder würde sie ihn anfauchen?

Ihre Gedanken wurden unterbrochen, als Blattsee aus ihrem Bau trat. Zu ihr hatte sie doch eigentlich gewollt. Durch das Gespräch mir Dornenkralle, hatte sie die Kälte ganz vergessen. „Flammenblüte gut das ich dich treffe, ich wollte…Was ist den mit dir passiert?“ Ihre Schwester schaute sie entgeistert an. „Bin in den Bach gefallen. Können wir in deinen Bau gehen bevor wir weiterreden?“ Die junge Kätzin begann wieder zu zittern, ob vor Kälte oder vor Angst einen Freund verloren zu haben, wusste sie nicht. „Ja natürlich komm rein.“ Die Heilerin trat einen Schritt zur Seite und Flammenblüte betrat den Heilerbau. Die gestreifte folgte ihr dicht auf den Pfoten. „Setz dich. Ich suche dir etwas, was dich aufwärmt.“ Sie deutete mit ihrem Schwanz auf ein trockenes Nest und die Kriegerin setzte sich dankbar. Blattsee verschwand hinter dem Fels, der den Eingang ihres Nestes andeutete und erschien ein paar Augenblicke darauf mit einer gelblichen Pflanze im Maul. „Du musst sie richtig gut kauen, damit dein Körper den Saft aufnimmt. Ich rate aber davon ab, die Reste zu schlucken. Sie sind sehr bitter“, Flammenblüte tat wie ihr geheißen und verzog angeekelt das Gesicht. „Wähh, isch dasch eklisch“, miaute sie mit vollem Maul. Die Schnurrhaare ihrer Schwester zuckten amüsiert, bevor sie etwas ernster fortfuhr: „Keine Bäder mehr, bevor du geworfen hast, ist das klar. Du könntest dich erkälten“

„Ich habe nicht vor nochmal in einen Bach zu fallen“, miaute Flammenblüte unwirsch.  „Gut“, meinte die Heilerin darauf nur. Langsam begann das Kraut zu wirken, bemerkte Flammenblüte. Sie fühlte sich nun von innen her schön warm.

„Wir müssen Eichhornschweif in unseren Plan wegen der Jungen einweihen, wenn wir sie mitnehmen wollen. Alleine schaffen wir das nicht“, miaute Blattsee, nachdem die Schwestern eine Weile schweigend nebeneinander gesessen waren. „Du hast Recht. Ich gehe sie gleich einmal suchen. Sie müsste im Lager sein, ich bin gerade erst mit ihr von der Morgenpatrouille zurückgekehrt.“ Flammenblüte erhob sich bereits auf die Pfoten, als Blattsee sie nur kopfschüttlend zurück in das Nest drückte. „Du gehst erstmal nirgendwo hin! Heute ist Vollmond und bestimmt wird dich Feuerstern mit zur Großen Versammlung nehmen. Du musst dich ausruhen, wenn du mit willst.“ Flammenblüte setzte zum Protest an, beließ es aber dabei, als Eichhornschweif in den Bau getrottet kam. „Ach, hier bist du!“ die Kätzin schaute sie seltsam an. „Was hast du Dornenkralle getan, dass er mit schmerzverzehrtem Gesicht aus dem Lager gerannt ist?“, auch wenn ihre Worte als Scherz gemeint waren, schwang Besorgnis in ihrer Stimme mit. „Ich…Ich habe ihm gar nichts getan. Er war nur nicht sehr erfreut, als er von meinen Jungen erfahren hat“, versuchte Flammenblüte zu erklären. Eichhornschweif zuckte mit ihren Ohren, als wäre sie nicht ganz sicher, was sie von der ganzen Sache halten sollte.

Bevor sie aber irgendetwas sagen konnte, warf Flammenblüte der Heilerin einen Blick zu und Blattsee begann: „Eichhornschweif ich muss dir etwas sehr wichtiges sagen. Du musst mir versprechen nicht auszurasten“ Die Kätzin beäugte ihre beiden Schwestern misstrauisch: „Na gut“ In Erwartung einer längeren Geschichte ließ sich die Kätzin ihren Schwestern gegenüber fallen und gähnte.

Blattsees Stimme zitterte als sie begann: „Nicht nur Flammenblüte erwartet Junge, Eichhornschweif, sondern auch ich. Krähenfeder ist ihr Vater.“ „Fuchsdung“, entfuhr es der dunkelroten Kriegerin, doch die Heilerin ließ sich nicht beirren: „Wir haben vor, den Clan einen Halbmond, bevor die Jungen geboren werden zu verlassen. Flammenblüte wird dann mit allen Jungen zurückkehren und sie als ihre eigenen ausgeben. So kann ich weiter Heilerin sein. Aber wir brauchen deine Hilfe. Alleine können wir die Jungen unmöglich zurück zum DonnerClan bringen. Können wir auf dich zählen?“ Nach kurzem zögern und einem Blick, der ihre Schwestern für verrückt erklärte, antwortete Eichhornschweif: „Ich finde es zwar nicht toll, aber ich werde mit machen. Blattsee muss unsere Heilerin sein, egal ob sie Junge hat oder nicht.“ Dann zuckten ihre Schnurrhaare amüsiert „Endlich mal wieder ein Abenteuer.“

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