Kapitel 28
Die Morgenröte zog langsam am Rand des Horizonts herauf, als die Gruppe Rabenpfotes Scheune erreichte. Die letzten Sterne des Silbervlieses lösten sich langsam auf. Ahornjunges und Glutjunges begannen zu jammern, dass sie müde wären und Hunger hätten und auch Flammenblüte konnte sie nicht zum Schweigen bringen. „Keine Sorge. In der Scheune ist es schön warm, es gibt viele Mäuse und ihr könnt schlafen“ schnurrte Regenpelz, aber Rabenpfote neben ihm seufzte resigniert. „Das ist schon seit einiger Zeit nicht mehr so“, flüsterte er fast, „ich habe, nachdem die Clans den Wald verlassen haben, die Ältesten, die nicht mitkamen bei mir aufgenommen. Mikusch hat zusammen mit mir für sie gejagt und irgendwann reichten die Mäuse in der Scheune nicht mehr aus. Es sind fast keine mehr da.“ Plötzlich kam Flammenblüte in den Sinn, dass Frostfell und Fleckenschweif ihn gemeint haben könnten.
„Ich jage jetzt weiter weg, weit hinter den früheren Clanterritorien. Aber ich kann kaum noch genug für alle jagen“, deprimiert schweifte sein Blick ins Leere. „Aber ich dachte, Frostfell und Fleckenschweif wären beim SternenClan!“ miaute die flammenfarbene Kätzin verwirrt. „Woher weißt du das?“ Graustreif runzelte die Stirn. „Lange Geschichte“ schnurrte sie und sie betraten die Scheune.
Ein süßer Duft nach Heu und Stroh umgab sie und Ahornjunges musste niesen. In der Scheune war es angenehm warm, auch wenn durch einige Löcher in Dach und Wänden Wind hereinwehte. „Wir sind wieder da“ miaute Regenpelz und plötzlich tauchten nebeneinander sieben Köpfe aus dem Stroh auf.
„Habt ihr Frischbeute mitgebracht?“ fragte eine kleine grau-weiße Kätzin und sprang aus dem Stroh heraus auf Rabenpfote zu. „Nein, tut mir leid.“ Der schwarze Kater seufzte. Nach Flammenblütes Meinung seufzte dieser Einzelläufer eindeutig zu viel. Enttäuscht nickte die junge Katze, dann begann sie zu schnurren: „Wenn du mich mit auf die Jagd nehmen würdest, würdest du ganz sicher etwas zu fressen mitbringen!“ Da kamen vier weitere kleine Kätzchen angerannt, die in etwa sechs Monde alt sein müssten, also schon Schüler wären, wenn sie bei den Clans leben würden. „Mich musst du auch mitnehmen!“, jaulte ein hell getigerter Kater und ein braun gescheckter schlug mit der Pfote nach ihm und knurrte verspielt: „Und mich auch!“ „Ich werde die beste Jägerin von euch allen!“ meinte eine blaugraue Kätzin stolz und plusterte ihr Fell auf. „Immer mit der Ruhe“ schnurrte eine gestreifte Königin mit blauen Augen. Die Kätzin mit dem runden Bauch kam Flammenblüte irgendwie vertraut vor und sie legte den Kopf schief. „Ihr habt Besuch mitgebracht“ miaute die gestreifte mit zusammengekniffenen Augen. Plötzlich huschte ein Ausdruck der Wiedererkennung über ihr Gesicht, kam auf die Gruppe zu gerannt und schnurrte: „Flammenpfote! Staubpfote! Regenpelz! Schön euch wieder zu sehen!“ Und nun viel der flammenfarbenen Kätzin auch wieder ein, woher sie die Königin kannte. Es war Laura, das Hauskätzchen, das vor der Großen Reise kurze Zeit beim DonnerClan gelebt hatte. „Laura! Wie schön dich zu sehen, was machst du denn hier?“ schnurrte die Kätzin und begrüßte ihre alte Freundin Nase an Nase. „Ich lebe hier. Rabenpfote ist mein Gefährte.“ „Dann sind das eure Jungen?“ fragte Regenpelz, während Ahornjunges und Glutjunges sich schüchtern hinter seinen Pfoten versteckten. „Nein“, die Gestreifte schüttelte ihren Kopf, „ich erwarte meinen ersten Wurf. Rotjunges, Blaujunges und Gelbjunges sind die Jungen von Frostfell und Mikusch und Kampfjunges und Streifenjunges sind die Jungen von Fleckenschweif und Nassfuß. Ihre Eltern sind leider alle Tod.“ Sie hatte während sie sprach nacheinander auf das schildpattfarbene, das blaugraue, das grau-weiße, das braun gescheckte und das hell gestreifte Junge gedeutet. Traurig nickten alle fünf, aber kurz darauf stürzten sie sich auch schon in einen spielerischen Kampf.
Graustreif war inzwischen zu einer silber-getigerten Kätzin getrottet, die etwas abseits stand und vorher ebenfalls aus dem Strohhaufen aufgetaucht war. Leise flüsterten die beiden miteinander. Die getigerte Kätzin drückte sich an den grauen Kater, bevor sie schüchtern zu Flammenblüte, Herbst, Charly, Regenpelz, Staubwolke, Rabenpfote und Laura herüberkam. „Hallo“, miaute sie zögernd und mit zarter Stimme, „ich bin Millie, Graustreifs Gefährtin. Schön euch kennen zu lernen.“ Verwundert blickte Flammenblüte zwischen ihrem ehemaligen Mentor und der Kätzin, die eindeutig früher einmal ein Hauskätzchen gewesen war, was man an ihrem gepflegten Fell erkennen konnte, hin und her. Es war bekannt, dass Graustreif sich selten an die Regeln hielt, aber dass er dieselbe Regel gleich zwei Mal brach, obwohl dies beim ersten Mal so schrecklich geendet hatte, wunderte die flammenfarbene Kätzin sehr. Trotzdem begrüßte sie Millie freundlich. „Wie lange seit ihr denn schon hier?“, fragte Staubwolke an den besten Freund seines Vaters und die silberne Kätzin gewandt. Graustreif zuckte mit den Schultern. „Vier oder Fünf Sonnenaufgänge. Davor war ich von Zweibeinern gefangen gehalten worden.“ Es war offensichtlich, dass Millie sich unter den vielen Katzen unwohl fühlte. Sie bewegte sich, als wäre sie jeder Zeit bereit davon zu laufen, wenn es nötig wäre. Auf Flammenblüte machte sie trotzdem einen freundlichen und gutmütigen Eindruck.
Langsam begannen die ersten Sonnenstrahlen die dunkle Scheune zu erhellen. Erfreut quiekend huschten die fünf Jungen umher und versuchten sich gegenseitig zu fangen. Sehnsüchtig starrten Ahornjunges und Glutjunges den älteren hinterher. „Flammenblüte, Regenpelz, dürfen wir auch? Biiiitte!“ Erwartungsvoll schauten sie ihre Eltern an und die erwachsenen Katzen konnten ein amüsiertes schnurren nicht unterdrücken. „Ich weiß nicht… sie sind so viel älter als ihr, was, wenn euch etwas passiert?“ Niedergeschlagen ließen sie ihre Köpfe sinken. „Ich kann ihnen sagen, dass sie nicht so wild spielen sollen“ kam Laura zur Hilfe und die beiden waren sofort hellauf begeistert. „Au ja!“ Vergnügt hüpften sie um die gestreifte Königin herum, während diese zu den spielenden Jungen trabte.
Nachdenklich schaute Flammenblüte den Kleinen beim Spielen zu. „Sie müssten schon zu Schülern ernannt werden“, miaute sie abwesend. Rabenpfote antwortete ihr mit schiefgelegtem Kopf: „Ja, aber wer soll das machen? Wir sind kein Clan und haben keinen Anführer! Aber ich bräuchte wirklich ihre Hilfe. Ich jage jetzt schon seit fast sechs Monden alleine, denn so lange ist Mikusch schon Tod. Ich kann nicht mehr genug für die fünf, Laura und die ungeborenen Jungen fangen!“ Sie wusste nicht, was sie antworten sollte, trottete zum Ausgang der Sonne und blickte in den Himmel, wo die Sonne langsam immer höher stieg. „Wir könnten euch ja helfen!“, schlug Herbst wo Blätter fallen hinter ihr vor, aber sie wusste, dass dies keine Lösung war, denn sie würden nicht ewig hier bleiben und die Jungen mussten außerdem zu Schülern ernannt werden.
Plötzlich sah Flammenblüte ein Glitzern über ihr und kniff die Augen zusammen. Ein Stern fiel vom Himmel, um dann direkt hinter den Hochfelsen zu verschwinden. Ein Zeichen! Es war ganz sicher nicht normal, das ein Stern vom Himmel fiel, schon gar nicht während die Sonne am Himmel stand. Die Kätzin würde heute Nacht zu den Hochfelsen gehen. Dort könnte sie bestimmt mit dem SternenClan reden.
Hinter ihr krächzte unerwartet Charly, der den ganzen Tag noch nicht sehr gesprächig gewesen war: „Wie es aussieht, wirst du gerufen, Flammi!“ Mit aufgerissenen Augen starrte sie den ehemaligen Einzelläufer an, doch dieser schüttelte nur den Kopf, drehte sich um und ging zu Millie hinüber, die etwas abseits den Jungen zuschaute.
Hoffe euch gefällt das Kapitel :D
2413 reads, 253 votes, 68 Kommentare?! Ihr seid der Wahnsinn ;)
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