Kapitel 26
Gähnend erwachte Flammenblüte aus ihrem Traum. Die ersten Strahlen der aufgehenden Sonne kitzelten in ihrer Nase und sie hörte einen Vogel krächzen. Langsam stand sie auf, wobei sie sich Mühe gab ihre beiden noch schlafenden Jungen nicht zu wecken und streckte sich ausgiebig. Der Boden war mit einer dünnen Schneeschicht überzogen und die Farnwedel waren ganz steif und knisterten, als Flammenblüte sie berührte. Regenpelz war wie es aussah gerade mit dem Bewachen dran, denn er war als einziger nirgends zu sehen. Herbst und Staubwolke schliefen dicht aneinander gekuschelt und Charly lag gleich daneben.
Frostfell und Fleckenschweif hatten wohl gemeint, dass sie sich beeilen sollten, also weckte die Königin ihre Freunde. Mürrisch erhoben die Katzen sich auf ihre Pfoten. Gleich darauf wachten auch Glutjunges und Ahornjunges auf und fingen sofort an im Schnee zu spielen. Nachdem sich alle einer schnellen Wäsche unterzogen hatten bedeutete Flammenblüte ihren, ihr zu folgen. Sie verlies den Farn und trottete zu Regenpelz, der mit Blick auf die Stammeskatzen im Schnee lag und seinen Kopf auf den Pfoten abgelegt hatte. Als er die Gruppe kommen hörte hob er den Kopf, spitzte die Ohren misstrauisch und sprang dann erfreut auf, als er seine Gefährtin erkannte. Die Kätzin trottete zu dem grauen Kater und begrüßte ihn Nase an Nase, die beiden orangenen Jungen folgten ihr auf den Pfoten. Die beiden blieben schüchtern hinter ihrer Mutter stehen und schauten ihren Vater mit großen Augen an. Dieser duckte sich, um auf Augenhöhe mit seinen Jungen zu sein und miaute schnurrend: „Wollt ihr eine Jagdtechnik lernen?“ Ahornjunges und Glutjunges blickten sich erst misstrauisch an, bevor sie schnurrend nickten. Als Regenpelz sich ins Jagdkauern fallen lies und die Kleinen versuchten dies nachzumachen, konnten Herbst, Staubwolke, Charly und Flammenblüte kein amüsiertes Schnurren unterdrücken. Die Schwänze der beiden wedelten wild in der Luft und sie glitten immer wieder auf dem verschneiten Untergrund aus. Trotzdem strahlten die Augen von Ahornjunges und Glutjunges, als sie bewundernd zu Regenpelz aufschauten. „Ich will, dass du mein Mentor wirst!“ miaute Glutjunges stolz, aber Ahornjunges wiedersprach ihrem Bruder mit ernster Stimme: „Das kann er nicht!“ Glutjunges legte den Kopf schief. „Warum?“ „Weil er schon mein Mentor wird“ schnurrte die Kätzin und griff ihren Wurfgefährten verspielt an. Flammenblüte packte ihre Tochter am Nackenfell und zog sie von ihrem Sohn herunter. „Er kann nicht euer Mentor werden, weil er euer Vater ist“ schnurrte sie und die beiden runzelten die Stirn. „Ich will aber, dass er mein Mentor wird“ miaute Glutjunges trotzig und der graue Krieger stieß ihn mit der Pfote um, worauf der kleine orangene Kater den Schweif seines Vaters angriff.
Flammenblüte freute sich, dass Regenpelz sich jetzt Mühe mit den Kleinen gab. Dann fiel ihr wieder ein, wieso sie alle so früh geweckt hatte und miaute: „Wir müssen heute weitergehen. Lasst uns schnell mit den Höhlenwächtern reden und dann aufbrechen.“ Staubwolke nickte zustimmend und so bauten die Katzen sich vor den schlafenden Stammeskatzen auf. „Aufwachen“ knurrte Staubwolke und stieß Nacht mit der Pfote an. Die drei wachten auf und blickten sich irritiert um, bis sie wieder wussten, wo sie sich befanden, denn dann begannen sie zu knurren. „Was wollt ihr“ fauchte Fels genervt und setzte sich gähnend auf. „Wir wollen, dass ihr uns glaubt. Wir haben Herbst nicht entführt“ miaute Staubwolke bestimmt. Fels Blick verfinsterte sich noch mehr, als schon davor. „Ihr habt sie mitgenommen. Das allein zählt. Ihr hattet kein Recht dazu sie vom Stamm wegzubringen.“ Flammenblütes Nackenfell sträubte sich, als sie fauchte: „Sie wollte mit uns kommen. Wir haben euch doch auch nicht verurteilt, als Sturmpelz damals bei euch geblieben ist, oder als Federschweif für euch starb!“ Daraufhin versteinerten sich die Mienen von den drei Höhlenwächtern. „Du warst meine Gefährtin, Herbst. Wieso musst du mir das antun?“ miaute Fang mit brüchiger Stimme. „Ich…ich habe dich nie geliebt, Fang. Aber ich liebe Staubwolke und ich werde seine Jungen bekommen!“ miaute die gescheckte Kätzin bedauernd.
Ein kalter Luftzug hob ein paar Schneeflocken vom Boden auf und Ahornjunges sprang in die Luft um sie zu fangen. Flammenblüte plustere ihr Fell auf. „Wir werden jetzt weiterziehen. Eure Ahnen mögen über euch wachen und euch zur Besinnung bringen!“ Sie wandte sich ab und trottete in Richtung der aufgehenden Sonne davon. Ihre Freunde und Familie folgten ihr schweigend. Sie verließen das kleine Wäldchen und vor ihnen erstreckten sich nun riesige Ackerfelder zwischen denen vereinzelt Zweibeinernester standen. Die Sonne ließ die dünne Schneeschicht auf der Erde langsam schmelzen, das Schmelzwasser machte den Boden schlammig. Innerhalt kürzester Zeit war das Fell an ihren Bäuchen mit Schlamm verklebt. Ahornjunges und Glutjunges, die den Weg dieses Mal selbst liefen, waren kaum noch zu erkennen, denn die nasse Erde bedeckte ihren ganzen Körper. Den beiden schien das jedoch nichts auszumachen, denn sie tollten ununterbrochen weiter hinter Herbst her, die sich bereit erklärt hatte, ein Auge auf sie zu haben. In der Ferne bellten Hunde aus den Zweibeinernestern, aber die Katzen bekamen keinen zu Gesicht, worüber Flammenblüte richtig froh war. Sie führte die Gruppe weitläufig an den Nestern vorbei, um ganz sicher keinem der Tiere über den Weg zu laufen. Jedes Mal wenn sie an Hunde denkt, muss sie gleichzeitig auch an Lichtherz zerfetzte Gesichtshälfte denken. Niemals will sie zulassen, dass so etwas einer Katze passiert, weil sie sie falsch geführt hatte.
Nach einer Weile kommen sie zu einer riesigen Hecke und Flammenblüte blickt sie misstrauisch an. „Was wohl dahinter ist?“ miaute Regenpelz mit zusammengekniffenen Augen. Plötzlich hörten sie eine lautes Dröhnen und die Erde unter ihren Pfoten begann zu beben. „Ein Donnerweg“ fauchte Staubwolke mit gerümpfter Nase. Es war schon lange her, dass Flammenblüte das letzte mal einen Donnerweg aus der Nähe gesehen hatte und so schlüpfte sie vorsichtig durch die blattleere Hecke hindurch. Und tatsächlich. Direkt vor ihren Pfoten befand sich die seltsame schwarze Masse, auf der sich die Monster immer fortbewegten. Erinnerungsfetzten flackerten vor den Augen der flammenfarbenen Kätzin auf.
Ein Baum der krachend zu Boden fällt.
Katzen die kreischen.
Dröhnen der Monster.
Schnell verjagte sie die Bilder und schüttelte den Kopf. Es war nun nicht an der Zeit um an den alten Wald zu denken, auch wenn sie wahrscheinlich bald an dem Ort sein würden, an dem sich ihr früheres Zuhause befand. Was wohl noch davon übrig ist?
Wieder erbebte die Erde und ein grünes Monster kam den Donnerweg hinaufgerannt. Als es an Flammenblüte vorbeifuhr zehrte der Wind an ihrem orangenen Pelz. Dann war wieder alles Still. „Ihr könnt rüber kommen! Aber ganz vorsichtig, nicht, dass ihr auf den Donnerweg tretet, während ein Monster vorbeiläuft.“ Charly steckte seinen Kopf durch die Hecke und stellte sich dann unbekümmert mitten auf die schwarze Masse. „Komm da runter!“ zischte Flammenblüte. „Beruhig dich, Flammi. Mir passiert schon nichts. Ich hab das schon tausende Male gemacht!“ Die Kätzin schüttelte nur den Kopf und hielt nach dem nächsten Monster Ausschau. Regenpelz und Herbst, mit den beiden Jungen im Maul und Staubwolke waren nun ebenfalls aufgetaucht und schauten sich unsicher um. „Wir rennen alle rüber wenn ich es sage!“ miaute die flammenfarbene Kätzin. Sie spitzte die Ohren, konnte aber weit und breit nichts hören, also jaulte sie: „Jetzt!“ und schoss über die dunkle Masse zur andern Seite, auf der sich ebenfalls eine Hecke befand. Die anderen Katzen folgten ihr, aber Herbst rutschte auf der Mitte des Donnerwegs, weil er durch den schmelzenden Schnee rutschig geworden war. Glutjunges fiel aus ihrem Maul und landete neben ihr. Schockiert nahm Flammenblüte ein dröhnen war, dass schnell näher kam. Sofort rannte sie zu Herbst wo Blätter fallen und dem orangenem kleinen Kater und packte ihn am Nackenfell. Mit dem Kopf stieß sie die gescheckte Kätzin an, schneller zu laufen, aber sie humpelte und kam nur sehr langsam vorwärts. Staubwolke eilte an die Seite seiner Gefährtin um sie zu stützen. Der Boden bebte schon und Flammenblüte blieb nichts anderes übrig als so schnell wie möglich mit Glutjunges loszurennen. Kurz bevor das Monster an ihnen vorbeifuhr erreichte sie den Grünstreifen an den die Hecke grenzte. Regenpelz und Charly starrten entsetzt hinter sie. Die Königin drehte sich um. Staubwolke und Charly hatten es nicht mehr auf den Grünstreifen geschafft. Ihre Körper lagen regungslos auf der Fahrbahn. Schmerzverzehrt jaulte Flammenblüte auf. SternenClan, lass das nicht wahr sein. Nicht Staubwolke. Nicht ihr Bruder. Und nicht Herbst. Sie hatte doch Junge erwartet!
Plötzlich regten sich der schildpattfarbene und der gescheckte Körper. Staubwolke sprang auf, seine Augen vor Schock geweitet. Er packte seine Gefährtin beim Nackenfell und zog sie auf den Grünstreifen. Er lebte. Sie lebte. „Was…wie?“ Mehr brachte Flammenblüte nicht heraus. „Wir befanden uns genau zwischen seinen Beinen. Es ist einfach über uns drüber gefahren und hat uns gar nicht berührt.“ Staubwolke konnte sein Glück kaum fassen. „Dem SternenClan sei Dank!“ seufzte die flammenfarbene Kätzin. Herbst rappelte sich mühsam auf. „Mein Bein“ wimmerte sie und Flammenblüte beschnüffelte es vorsichtig. Sie konnte zwar kein Blut feststellen, aber Herbsts Bein pochte stark und es war irgendwie verdreht. „Es ist gebrochen“ miaute sie mitfühlend. Wie sollten sie jetzt weiterkommen?
Heute mal etwas länger. Ich hoffe es hat euch gefallen ;)
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