Kapitel 11
Am nächsten Morgen wurde Rußfell schon früh aus dem Schlaf geweckt, weil die meisten Krieger schon wach waren und teilweise schon anfingen die Übergangsbaue wieder abzubauen, dabei war die Sonne noch nicht einmal richtig aufgegangen.
Sie streckte sich kurz und gähnte, dann wollte sie sich eigentlich aufrichten, aber plötzlich spürte sie einen stechenden Schmerz in ihrer Flanke. Verwundert sah sie dorthin und als sie dort einige mittlerweile verkrustete Wunden sah, fiel ihr der Kampf vorgestern wieder ein. Mühsam begann sie sich aufzustellen, was wider ihrer Erwartungen erstaunlich gut funktionierte. Sie gähnte noch einmal ausgiebig, dann trottete sie aus dem Bau heraus.
Als sie auf die Lichtung trat erwartete sie erstmal ein großes Chaos. Überall liefen Katzen herum, wovon die meisten aus dem HeideClan stammten. Manche waren damit beschäftigt das alte Moos zum Schmutzplatz zu bringen, andere wiederum bauten die aus zusammengeflochtenen Zweigen gebaute Kinderstube ab. Nachdem sie sich ein wenig umgesehen hatte, entdeckte sie Eispelz, der gerade ein Zweig von der Kinderstube abriss. Sie wollte gerade zu ihm gehen, als sie neben ihrem Bruder Himmssprung entdeckte. Sofort drehte sie sich wieder um und lief in die andere Richtung.
Sie konnte die weiße Kätzin einfach nicht leiden, auch wenn sie nicht genau wusste warum. Daher wollte sie sich gerade umsehen, welche anderen Auflagen es noch zu erledigen gab, als ihr Vater Farnschweif plötzlich neben ihr stand. »Hallo Rußfell«, begrüßte er seine Tochter, »Echsenstern hat mich beauftragt, mit ein paar Kriegern ein wenig Beute als Dankeschön an den Waldclan jagen und auch noch etwas für uns, damit wir für den Weg gestärkt sind. Möchtest du mitkommen?« Rußfell war sehr erfreut über dieses Angebot und wollte eigentlich glücklich zusagen, als ihr ihre Wunden wieder einfielen. »Ich fürchte ich bin noch zu verletzt«, vermutete sie und zeigte mit dem Schweif auf ihre Flanke. Farnschweif nickte nachdenklich. »Ich würde mich trotzdem freuen, wenn du mitkommen würdest«, miaute er, »ich muss dir noch etwas wichtiges sagen.« Rußfell überlegte kurz. Eigentlich konnte ja sie ja nur mitkommen, um sich das Wichtige, was Farnschweif zu erzählen hatte anzuhören und dann noch zu versuchen ein paar Mäuse zu fangen. »Ich komme mit«, erklärte sie schließlich. »Danke sehr«, miaute er erfreut, »aber bevor wir losgehen, muss ich Riesensprung und Abendwind fragen, ob sie mitkommen. Zu zweit werden wir wohl kaum Beute für den ganzen Clan jagen können.« Mit diesen Worten drehte er sich um und lief zu dem Baumstamm, auf dem Riesensprung gerade saß und sich mit Spinnenzahn unterhielt.
Rußfell sah ihm noch kurz hinterher, war aber eigentlich schon ganz in Gedanken versunken. Was es wohl so wichtiges zu besprechen gab? Vielleicht wollte er ihr von seinen und Rosenblütes Jungen erzählen, aber Farnschweif wusste doch sicherlich, dass Rosenblüte ihr davon schon erzählt hatte. Aber was könnte es dann sein? Um in den Ältestenbau zu ziehen war er doch noch viel zu jung und sonst hatte sie auch keine Idee, was mit ihm sein sollte. Daher musste sie sich wohl überraschen lassen, worum es ging und warten bis er mit den beiden Kriegern wieder bei ihr erschien.
In diesem Augenblick kam er auch schon mit Abendwind, Weißfeder, Unkensprung und Hagelfall zurück. »Riesensprungs Verletzungen von Kampf vorgestern sind noch zu stark, um jagen gehen zu können«, erklärte der erfahrene Krieger und deutete dann mit dem Schweif auf die mitgebrachten Katzen, »dafür haben sich aber einige andere dazu bereiterklärt, uns zu helfen. Ich würde vorschlagen, wir gehen auf die große Wiese, auf der wir in der ganzen Zeit gejagt haben, während wir hier waren. Dort müsste genug Beute sein, um für beide Clans zu jagen.« Die anderen gaben zustimmende Laute von sich und folgten Farnschweif aus dem Lager heraus. Farnschweif gesellte sich kurz zu Abendwind und senkte den Kopf, um ihm etwas zu zuzuflüstern. »Führe du bitte die Katzen schonmal zur Weide«, meinte Rußfell zu verstehen, »ich muss mit Rußfell noch etwas besprechen.« Im nächsten Moment wurde der Kätzin bestätigt, dass sie richtig gehört hatte, denn ihr Vater wandte sich von Abendwind ab und ging stattdessen zu ihr. »Ich muss mit dir reden Rußfell«, begann er, »Lass uns ein wenig langsamer gehen, es ist etwas, was die anderen noch nicht wissen sollen.« Rußfell gehorchte und erst als die anderen schon mehrere Katzensprünge von ihnen entfernt waren, begann Farnschweif zu sprechen. »Wie du weißt, bekommt Rosenblüte bald unsere Junge«, erzählte der erfahrene Krieger, »allerdings ist Rosenblüte gesundheitlich etwas angeschlagen, Salbeiduft vermutet sie habe leichten, weißen Husten. Das ist zwar normalerweise nicht schlimm, aber die Heilerin meinte, es könne Auswirkungen auf die Geburt der Jungen haben.« Rußfell sah ihn entsetzt an. »Du meinst...«, begann sie. »Ja genau, es kann sein, dass die Jungen die Geburt nicht überleben«, vollendete Farnschweif den Satz.
Rußfell überkam eine riesige Welle der Trauer. Sie hatte sich so auf ihre Geschwister gefreut und nun würden sie vermutlich sterben. Das durfte nicht sein. »Gibt es denn kein Kraut mit dem wir sie retten können?«, fragte sie verzweifelt, »ich werde überall hinreisen, um es zu holen.« Farnschweif setzte ebenfalls einen traurigen Blick auf. »Blattohr, der Heiler des WaldClans, hat Salbeiduft seinen gesamten Kräutervorrat zur Verfügung gestellt, aber manchmal können auch Kräuter nichts helfen«, antwortete er, »aber wir hoffen das beste und ich bin sicher der SternenClan wird über Rosenblüte wachen. Warum sollte er ihre Junge nehmen, wo sie ihm doch ihr Leben lang gedient hat.« Rußfell nickte langsam. »Ja, das hoffen wir«, stimmte sie ihrem Vater zu.
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