Kapitel 7
Mit größter Vorsicht setzte Donnerpfote eine Pfote vor die andere. Geschickt wich sie jedem Ast und jedem Blatt aus, da beides Geräusche von sich geben könnte, welche das Eichhörnchen aufschrecken würden. Im Jagdkauern schlich sie vorwärts, immer näher auf das ahnungslose Beutetier zu. Dieses musste sie fangen, denn sie hatte schon das letzte entkommen lassen. Eine weitere solche Blamage wollte sie sich auf keinen Fall antun.
Nur noch eine Fuchslänge von ihrer Beute entfernt, setzte sie zum Sprung an. Ihre Krallen bohrten sich tief in den Pelz des nun quietschenden Eichhörnchens. Zufrieden brach Donnerpfote ihm das Genick, bevor sie sich umdrehte, um es Ahornblatt zu zeigen.
Erst in dem Moment fiel ihr wieder ein, dass ihre Mentorin nicht hier war. Zumindest nicht sichtbar, so viel stand fest. Zusammen mit Eispfote und Blitzpfote wurde sie nämlich gerade geprüft. Ihre Mentoren wollten wissen, wie gut ihre Jagdfähigkeiten bereits vorangeschritten waren.
Für Donnerpfote war es eine Ehre, zusammen mit den beiden anderen Schülern, die schon länger als sie trainierten, bewertet zu werden. Es zeigte ihr, dass sie die verlorene Zeit gut aufgeholt hatte. Wenn sie sich anstrengte, konnte sie vielleicht in ein paar Monden gemeinsam mit ihren Wurfgefährten zu Kriegern ernannt werden! Niemand würde sich mehr daran erinnern, dass sie einst später zur Schülerin geworden war, weil sie noch zu gebrechlich war.
Um keine Zeit zu verschwenden vergrub sie ihre Beute neben einer kleinen Birke, bevor sie die Luft überprüfte. Sie wollte unbedingt noch mehr fangen, denn dann würden ihre Clangefährten sie ganz sicher als den anderen Schülern ebenbürtig betrachten. Sie erschnupperte eine Maus, beinahe wäre sie trotzdem einfach weiter gegangen, da Mäuse nun einmal nicht besonders eindrucksvoll waren, doch dann erinnerte sie sich daran, dass sie möglicherweise gerade beobachtet wurde. Sie wollte unter keinen Umständen, für wählerisch gehalten werden, deshalb hielt sie an, fiel ins Jagdkauern und näherte sich der Maus, ohne ein Geräusch von sich zu geben, wie sie es so ausgiebig mit Ahornblatt trainiert hatte.
Es war ein etwas älteres, dickliches Tier. Satt würde es machen, auch wenn es wohl nicht sehr schmackhaft war. Die braune Nase hatte es in der Erde vergraben, es suchte wohl nach Beute. Donnerpfote fiel auf, wie ähnlich sie beide sich doch waren. Lebewesen, die nichts anderes wollten, als sich selbst und seine Gefährten zu ernähren. Genervt schüttelte Donnerpfote den Kopf. Das war doch absurd! Bevor sie noch auf die dumme Idee kommen konnte, die Maus laufen zu lassen, sprang sie ab, landete auf dem Rücken des Tieres und machte ihr mit einem schnellen Biss den Garaus.
Auch dieses Beutestück bedeckte sie mit Erde, gerade als sie gar nicht weit von ihr entfernt Eispfote – sie erkannte ihn an der für sein Alter recht tiefen Stimme - fluchen hörte. Ihr Baugefährte hatte wohl nicht so viel Glück, wie sie selbst.
Plötzlich flatterte eine Taube aus dem Gebüsch, hinter dem sich der Kater befinden musste. Donnerpfote zögerte. Wahrscheinlich war das Eispfotes Beute. Ihr war jedoch klar, dass der weiße Schüler mit der grauen Tigerung wohl nicht mehr in der Lage sein würde, die Taube zu fangen, jetzt, da sie auf verschiedenen Seiten des Gebüschs standen. Dafür dauerte es zu lang, das Gebüsch zu durchqueren.
Damit war ihre Entscheidung gefallen. Mit einem Satz sprang sie in die Höhe und erwischte den Vogel, der sie offensichtlich nicht bemerkt hatte, am Bauch. Ihre Krallen bohrten sich in das Fleisch, sie gab sich alle Mühe, die Taube mit sich zu Boden zu reißen. Etwas ungelenkt landete sie, die verzweifelt flatternde Taube neben ihr. Flink rollte sich Donnerpfote auf ihre Pfoten, dann warf sie sich auf das wild mit den Flügeln schlagende Tier. Einen Augenblick lang schien es, als könnte es sich befreien, doch einen Herzschlag später bekam die schildpattrote Schülerin die Kehle zu fassen und biss fest zu. Kurz zuckte die Taube noch, dann war sie tot. In Gedanken lobte sich die Kätzin für diesen ausgezeichneten Fang.
„Was soll denn das? Die Taube gehört mir!", beschwerte sich Eispfote, der in diesem Augenblick um den Weißdornbusch herumgelaufen kam. Donnerpfote seufzte. Damit hätte sie wohl rechnen sollen.
„Sie wäre dir offensichtlich entwischt, hätte ich sie nicht gefangen." Der Kater knurrte, natürlich wollte er das nicht zugeben. „Geh lieber und fang etwas anderes, bevor die Zeit um ist", schlug Donnerpfote deshalb vor. Sie wusste, dass Eispfote vernünftig genug war, um hier nicht mit ihr zu streiten, während die Mentoren sie wahrscheinlich beobachteten.
Eispfote schnaubte, dann trottete er in Richtung der Hochweiden davon.
Auch Donnerpfote wollte sich nun wieder daran machen, etwas zu fangen, als sie den Geruch von Rabensturm aufschnappte. Der Kater war einer von jenen, die sie bewerten sollten. Augenblicklich wurde die Schülerin nervös. Sie konnte keine Beute in der Nähe wittern... was würde der schwarze Kater denken, wenn sie nun nichts mehr fing?
„Donnerpfote?" Sofort wirbelte die schildpattrote Kätzin herum, verwirrt, als sie Rabensturm entdeckte. Hatte sie etwas falsch gemacht?
„Du hast sehr gut gejagt. Ich werde dir helfen deine Beute ins Lager zu tragen." Die grünen Augen des Kriegers verrieten nicht, was er tatsächlich dachte. Trotzdem ließ das Lob Donnerpfote aufatmen. Die Zeit war einfach nur vorbei, so hoffte sie.
Mit der Taube im Maul kam Donnerpfote im Lager an, Rabensturm trottete hinter ihr her. Auch Eispfote und Blitzpfote waren bereits wieder im Lager, zu ihren Pfoten lagen jeweils Beutestücke. Sofort beäugte die Schildpattkätzin den Fang ihrer Baugefährten, wahrscheinlich nicht wirklich unauffällig, aber das war ihr eigentlich relativ egal. Blitzpfote hatte zwei Spitzmäuse und eine Wühlmaus gefangen. Zu Eispfotes Pfoten lagen hingegen zwei Fische. Donnerpfote setzte sich neben die beiden, stolz auf ihren eigenen Fang. Die drei Beutestücke, die sie gefangen hatte, wirkten bei weitem imposanter als die der anderen beiden.
Natürlich spürte sie sofort den Blick ihres Bruders Blitzpfote auf sich, als dieser dies ebenfalls zu erkennen schien. Nur ganz kurz schaute Donnerpfote zu ihm, was sie sofort bereute. Die Augen ihres Wurfgefährten waren zu Schlitzen verengt, wie zu erwarten, war er nicht sehr begeistert, dass eine unerfahrenere Kätzin mehr gefangen hatte als er. Aber so war der getupfte Schüler nun mal.
Den Gedanken aus ihrem Kopf vertreibend wandte sich Donnerpfote den Mentoren zu. Rabensturm hatte sich neben Ahornblatt und Streifenfluss gesetzt. Flüsternd tauschten sich die drei über die Fortschritte aus, die sie bei den Schülern bemerkt hatten, bevor sie sich an diese richtete. „Blitzpfote, du solltest mehr auf deinen Schwanz achten, weil du damit noch immer öfter über den Boden streifst und Beute aufschreckst", begann Streifenfluss, woraufhin sein Schüler ein ernstes Gesicht zog. Wahrscheinlich hatte er nicht mit Kritik gerechnet. Natürlich nicht.
„Eispfote, du hättest viel später abspringen müssen, um die Taube erwischen zu können. Die Fische hast du aber ausgezeichnet gefangen", fuhr Rabensturm fort, wobei er die Beute seines Schülers etwas irritiert beäugte. Fische. Auch Donnerpfote wusste nicht wirklich, wie es dazu kam, dass ihr Baugefährte gerade diese Tiere gefangen hatte. Immerhin war das Fangen von Fischen nicht einmal wirklich Teil ihrer Ausbildung, auch wenn es manche Mentoren, die es selbst konnten, ihren Schülern zeigten. Rabensturm gehörte nicht zu jenen.
„Bei dem ersten Eichhörnchen hättest du dich vorsichtiger anschleichen müssen, Donnerpfote. Dafür hast du diesen Fehler aber selbst bemerkt und beim nächsten Mal nicht mehr gemacht. Zögere nicht so lange, bevor du etwas fängst, ansonsten war das wirklich eine ordentliche Leistung." Bei Ahornblatts Worten kribbelten Donnerpfotes Pfoten. Das war ganz klar ein Lob! So etwas war von ihrer Mentorin wirklich seltenst zu hören, weshalb Donnerpfote es im ersten Moment gar nicht glauben konnte. Sie hatte die beste Kritik von allen bekommen.
„Esst jetzt etwas, wir gehen später zusammen auf Grenzpatrouille", miaute Rabensturm, wodurch er die Schüler entließ.
Es war kurz nach Sonnenhoch, Donnerpfote gab sich gerade mit Gewitterpfote und Taupfote zwischen den Wurzeln der riesigen Eiche, welche in der Mitte des Lagers empor ragte, die Zungen. Hier im Schatten war es nicht so unglaublich heiß, wie im Rest des Lagers, auch wenn die enorme Wärme sich langsam auch dort unaufhaltsam ausbreitete.
Zu dieser Zeit waren die meisten Katzen im Lager oder versteckten sich irgendwo im teilweise noch annähernd erfrischenden Wald. Die Blattgrüne war dieses Mal wirklich besonders stark, so hatte es die Schülerin schon häufiger von den älteren Kriegern gehört. Sie selbst konnte das natürlich nicht beurteilen, es war ihre erste Blattgrüne. Nur waren die Blätter nicht wirklich grün, sie waren meist bräunlich. Dürr.
Seit es vereinzelt geregnet hatte, hatte sich dieser Umstand nur teilweise verbessert. Beute war weiterhin rar, weshalb Flammenstern den Schülern, gleich nachdem Rabensturm sie entlassen hatte, zu ihrem Fang gratuliert hatte. Donnerpfote fühlte sich geehrt, denn das hatte die flammenrote Kätzin nicht als Mutter, sondern als Anführerin getan.
„He, Donnerpfote, hörst du uns überhaupt zu?", beschwerte sich Gewitterpfote, woraufhin die schildpattfarbene Kätzin, die bereits dabei war langsam einzudösen, aufschreckte.
„... also sitze ich da auf dem Baum, beobachte den Spatz ganz genau und will gerade abspringen, als ich plötzlich von dem Gefühl übermannt werde, genau das schon einmal getan zu haben. Dabei habe ich mich noch nie davor getraut, in den Bäumen zu jagen. Verrückt, oder?", beendete ihr Wurfgefährte die Geschichte, deren Beginn Donnerpfote nicht mitbekommen hatte.
„Ich finde das ja eher gruselig", meinte Taupfote, womit das Gespräch auch schon beendet war. Donnerpfote gähnte. Die Hitze machte sie träge, jede Bewegung kostete ein Vielfaches der Kraft, die normalerweise aufgewendet werden musste. Schon den Kopf zu heben war Anstrengung.
Donnerpfote begann damit, sich im Lager umzusehen, wobei sie sich größte Mühe gab, den Kopf wirklich nur so weit zu drehen, wie unbedingt notwendig.
Sie entdeckte Düstersturm, der sich gerade in den Ältestenbau flüchtete, aus dem bereits Forellenpelz' Fluchen erklang. Auch Hagelpfote musste dort sein, er war gerade dran, die Zecken der Ältesten zu entfernen. Da es beim Ältestenbau aber nichts weiter Interessantes zu sehen gab, wollte die Schildpattkatze sich weiter umblicken, als ihre Augen an einer Katze hängen blieben. Blaue Augen bohrten sich in ihre, es kam Donnerpfote vor, als könnte sie jeden einzelnen der Sprenkel zählen. Regenpelz! Sie schnappte nach Luft, in diesem Moment wandte die Katze – es war Ahornblatt – den Blick ab. Die Stirn in Falten legend, wunderte sie sich über ihre überquellende Phantasie. Wie kam sie bitte darauf, dass es Regenpelz' Augen wären, die sie da anstarrten?
Sie blickte zu Gewitterpfote, der gerade aufstehen wollte, als ihr beinahe das Herz stehen blieb. Im Sonnenlicht, das gerade durch eine Lücke im Geäst der Eiche brach, wirkte das Fell ihres Bruders heller. Die Sprenkel seiner Augen tanzten, auch sie waren direkt auf Donnerpfote gerichtet. Regenpelz' Augen.
„Geht es dir gut?" Taupfote, die neben ihr saß, musste bemerkt haben, dass etwas in ihr vorging. Wieso sah sie nun die Augen ihres Vaters? Ja, natürlich hatte der Kater sie an einige seiner Jungen vererbt, doch zuvor war ihr das nie so direkt aufgefallen. Nicht als Vergleich.
Gerade wollte Donnerpfote die Hitze als Vorwand vorbringen, als sie Regenpfote erblickte, die auf die Schüler zukam. Wieder starrten die Augen sie an, schienen sie an etwas erinnern zu wollen. Regenpelz wollte sie an etwas erinnern. Die Hitze muss echt mit mir durchgehen, bemerkte sie. Doch als ihre Wurfgefährtin vor ihr stand, hielt sie nichts mehr an ihrem Platz zwischen den Wurzeln der Eiche.
„Ich... ich werde mal besser Rottupf aufsuchen", stammelte sie. Genau das hatte sie auch tatsächlich vor. Bestimmt wusste die Heilerin Rat, woran es liegen konnte, dass sie wortwörtlich Geister sah.
Möglichst ohne andere Katzen anzusehen, lief sie zielstrebig zur Heilerlichtung. Dabei fiel ihr auf, dass das Rinnsal noch nicht einmal feucht war, als sie es durchquerte. Dort war kein Wasser. Langsam brauchten sie unbedingt wieder Regen. Während sie zwischen den dürren Farnen hindurch trottete, vernahm sie ein röchelndes Husten. Ihre Schritte verlangsamten sich, als sie daran zu zweifeln begann, dass die Heilerin ihr wirklich weiterhelfen konnte. Bestimmt hatte sie andere Patienten, die ihr Wissen viel nötiger hatten.
„Donnerpfote? Brauchst du etwas?" Gerade, als sich die Schülerin dazu entschlossen hatte, doch wieder umzudrehen, um stattdessen einen Weg zu finden, den Kopf frei zu bekommen, erklang Rottupfs Stimme. Die schildpattfarbene Kätzin zuckte zusammen. Jetzt konnte sie keinen Rückzieher mehr machen, es war zu spät.
„Ähm...", stotterte sie und trat dabei von einer Pfote auf die andere.
„Komm doch erst mal rein." Zögernd folgte Donnerpfote der älteren Katze, die sich schließlich zwischen dem sehr zusammengeschrumpften Teich und den Farnen, die die Nester kranker Katzen versteckten, niederließ. Wieder erklang das Husten, welches, wie Donnerpfote aber erst nach ein paar Herzschlägen bemerkten, gar nicht von einer erkälteten Katze irgendwo zwischen den Farnen stammte. Es war Rottupf, die hustete.
„Rottupf? Komm wieder her, du sollst dich doch ausruhen!" In diesem Augenblick tauchte Mondfeder aus den Farnen auf, Tadel lag in seinem frostig-blauen Blick. Als er Donnerpfote erblickte, hielt er Inne. Trotzdem war der Schülerin nicht entgangen, dass der Kater zu seiner Mentorin gesprochen hatte, wie zu einem trotzigen Jungen. Etwas stimmte da nicht.
„Donnerpfote, was können wir für dich tun?"
Eigentlich wusste sie selbst nicht, was die Heiler für sie tun konnten. Nichts, wahrscheinlich. Sie drehte einfach nur durch, sah Augen und sah ihren Vater, auch wenn diese Augen nicht die ihres Vaters waren. Sie wurde schlicht und ergreifend verrückt. Da brauchte sie nicht den Rat zweier Heiler. Es war eine dumme Idee gewesen, hier her zu kommen.
„Sie kommt wegen der Prophezeiung, oder?" Überrascht blickte Donnerpfote zu Mondfeder, der diese Frage anscheinend an seine Mentorin gestellt hatte. Die Schnurrhaare der Kätzin zuckten. „Du musst noch viel lernen, Mondfeder."
Es war unmöglich, die Kränkung in dem Blick des grau-weißen Katers zu übersehen, auch wenn Donnerpfote sie lieber nicht bemerkt hätte. Sie war hier falsch, fühlte sich fehl am Platz, während sich die Heiler unterhielten.
„Aber ja, du hast wohl recht", setzte die gescheckt-getupfte Heilerin hinzu, woraufhin sowohl Donnerpfote als auch Mondfeder überrascht zu ihr blickten. Das hatten sie nicht erwartet. Erst jetzt begann die Schildpattkatze darüber nachzudenken, dass der Heilerschüler über eine Prophezeiung gesprochen hatte. Doch woher sollte er wissen, was sie wusste? Und dass sie es wusste?
„Deshalb bist du doch hier, nicht wahr?" Das Bernsteingold ihrer Augen war irgendwie getrübt, als Rottupf Donnerpfote musterte. Der Schülerin wurde ganz heiß in ihrem Pelz, noch viel heißer, als es aufgrund der quälenden Sonne sowieso schon war. Sie schluckte schwer, dann erwiderte sie: „Ich schätze schon."
„Dann ist es viel dringlicher, als ich dachte", miaute Rottupf mehr zu sich selbst, als zu sonst jemandem. Kurz schwiegen die Katzen, bevor die Heilerin wieder hustete. Und weiter hustete. Sie schien gar nicht mehr damit aufzuhören. Mondfeder, der anfangs nur beschämt – ein anderer Ausdruck viel Donnerpfote dazu nicht ein – zur Seite geblickt hatte, wurde plötzlich noch ernster, als er sowieso schon war.
„Rottupf? Kann ich irgendetwas tun?" Sein Miauen klang wie ein Flehen. Seine Mentorin schüttelte ihren Kopf, während sie immer weiter in sich zusammensank. Sowohl Donnerpfote, als auch Mondfeder waren mit der Situation überfordert, traten zurück, nur um gleich darauf näher zu ihr zu gehen, um sie zu stützen. Als sie sie berührte, konnte Donnerpfote spüren, wie mager die Heilerin unter ihrem dichten Pelz war. Sie war krank, es gab keine andere Erklärung.
Einige Zeit später verebbte das Husten, doch es dauerte noch viel länger, bis sich Rottupf wieder aufrichten konnte. Schwach blickte sie zu Donnerpfote. Irgendetwas schien sie tief traurig zu stimmen, dass konnte die Schülerin in den Augen der älteren Katze sehen.
„Du musst herausfinden, wer die anderen sieben Katzen sind. Und du musst dafür sorgen, dass sie den Clan nicht ins Verderben stürzen." Mehr sagte die Heilerin nicht, stattdessen begann sie zu zittern.
Schließlich schickte Mondfeder Donnerpfote, mit der Anweisung niemandem hiervon zu erzählen, weg. Auch wenn er sie darum gebeten hatte, bald wieder zu kommen, wenn es Rottupf besser ging, war sich die Schülerin nicht sicher, ob sie das auch tun würde.
Die Heiler konnten ihr auch nicht weiterhelfen.
Sie musste auf eigene Faust herausfinden, was es mit der Prophezeiung auf sich hatte. Genau das hatte es mit den Augen nämlich auf sich gehabt, wurde ihr jetzt klar. Sie durfte sie nicht vergessen. Sie durfte nicht vergessen, was ihr Vater ihr mitgeteilt hatte.
Ihr aller Leben hing vielleicht davon ab.
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