Kapitel 4
Fassungslos fand sich Donnerpfote den drei regungslosen Körper gegenüber. Ihre Ohren rauschten, als Rabensturm, Laubsprenkel und Blaumond an ihr vorbei zu den Katzen rannten, etwas jaulten. Dann waren die drei Krieger verschwunden, in heißem Nebel, der Donnerpfote umwaberte. Alles was zurückblieb, war die schildpattrote Kätzin, von Angesicht zu Angesicht gegenüber von Diamantenpfotes Leiche. Die Augen waren geöffnet, blicklos, starr auf sie gerichtet. Anklagend schien er ihr direkt in die Augen zu blicken. Er bezichtigte sie für seinen Tod, denn sie war zu langsam gewesen.
Er gab ihr die Schuld, denn sie hatte ihn sterben lassen.
Er war tot, weil sie keine Katzen gefunden hatte, die in diesem Moment wirklich hätten helfen können. Die Patrouille, auf die sie gestoßen war, hatte aus normalen Kriegern bestanden. Keiner hatte etwas ausrichten können.
Das Bild wandelte sich wieder, nun war es nicht nur der Schüler, der da lag, sondern auch Ahornblatt und Mondfeder. Haarscharf, hatte der Heiler das Unglück überlebt, allein Ahornblatts unaufhörliches Rütteln hatte ihn das Wasser wieder ausspucken lassen, Donnerpfote wusste das, auch wenn sie ihn da liegen sah. Er lebte, aber das war nicht Donnerpfotes Verdienst. Die Schülerin wusste, dass er lebte. Und trotzdem lag er da.
Urplötzlich, wie aus dem nichts, trat eine Katze hinter die Leichen. Donnerpfote hätte den Kater beinahe nicht erkannt, dass hellgrau getigerte Fell schien ihr zu unwirklich, bis sie in seine klaren, überhaupt nicht mehr leblosen, blauen Augen schaute. Diamantenpfote erwiderte ihren Blick.
„Du musst damit aufhören, das immer und immer wieder zu träumen", seufzte der junge Kater ohne den geringsten Anflug der bleiernen Schwere, die sonst seine Stimme geziert hatte. Es war so unwirklich, Donnerpfote schauderte.
„Du bist an meinem Tod genauso wenig Schuld, wie daran, dass die Sonne jeden Morgen aufgeht", brummte er und mit einem Schlag waren die drei leblosen Körper verschwunden. Donnerpfote fühlte eine feuchte Wiese unter ihren Pfoten, wo zuvor nichts bemerkenswertes gewesen war. Die Sonne strahlte am abrupt erscheinenden Himmelszelt. Vögel zwitscherten zwischen Bäumen, wo sich bisher nur gähnende Leere befunden hatte.
„Was...?", staunte die junge Schülerin und drehte sich einmal um die eigene Achse. Das war einfach zu unglaublich. Sie war hier noch nie gewesen, Diamantenpfote war eigentlich tot und außerdem änderte sich ihre Umgebung schlagartig. Das ergab doch keinen Sinn!
„Du träumst, Liebes", schnurrte eine tiefe Stimme, die unmöglich zu dem ehemaligen FeuerClan-Schüler gehören konnte. Die Stimme wirkte weich und erinnerte Donnerpfote an ihr Nest damals, als sie noch ganz jung war und sich eng zusammen mit ihren Wurfgefährten an Flammensterns Bauch gekuschelt hatte. Es lag etwas liebevolles, herzliches in ihr.
Neugierig blickte sie sich um, bis sie einen mittelgroßen, dunkelgrauen Kater entdeckte, der sie genauso gründlich musterte wie sie ihn. Sternenstaub hing in dem dunklen Pelz, der ihr auf irgendeine ungewöhnliche Art und Weise bekannt vorkam. Es waren jedoch seine tief blauen Augen, mit den verspielten helleren Sprenkeln, die sie keuchend zurückweichend ließen, gerade als der Kater einen Schritt auf sie zu tat. Es waren Gewitterpfotes Augen, und auch die von Ahornblatt und Regenpfote, auch wenn bei letzterer die Sprenkel fehlten.
Es bedurfte keiner Frage, um die Identität des Katers zu klären und trotzdem miaute Donnerpfote: „Regenpelz?"
Der graue Kater nickte nur, während sein Blick sich etwas trübte. Er stieß einen Seufzer aus, Bedauern schwang darin. „Grausam, dass wir uns erst jetzt kennen lernen."
Etwas entfernt von ihnen murmelte Diamantenpfote ein etwas geknicktes „Ich geh dann mal", was aber keiner von beiden bemerkte.
„Aber so ist das Leben. Die einen sterben, die anderen werden geboren. Ein ewiger Kreislauf, während manche früher, manche später gehen müssen." Regenpelz unterbrach seine Worte, um einmal um seine Tochter, die ungläubig nach einem Anzeichen suchte, dass es sich hierbei nur um einen Traum handelte, herumzugehen.
„Mich selbst hat das Schicksal eines frühen Todes getroffen. Aber das weißt du ja zu genüge, musstest ohne einen Vater aufwachsen. So viel, das ich nie tun konnte...", die Melancholie war nicht zu überhören.
„Trübsal zu blasen fängt nur leider keine Beute. Deshalb, Donnerpfote, was tust du hier im SternenClan?" Die schildpattrote Kätzin blinzelte verständnislos. War nicht ihr Vater – leibhaftig! Ihr Vater stand ihr gegenüber – jener, der über den Grund ihres Aufenthalts im... SternenClan? Konnte das sein? ... Bescheid wissen sollte? Was für ein schräger Traum das doch war!
„Naja... also... ich weiß nicht", stotterte sie, was ihrem Vater ein belustigtes Schnurren entlockte. Dann wurde seine Miene ernst. Einen Herzschlag lang verzog er das Gesicht zu einer Grimasse. Sein Nackenfell sträubte sich etwas, bevor er mit zu Schlitzen verengten Augen die Umgebung absuchte. Donnerpfote war das einfach zu kurios. Wen erwartete der dunkelgraue Sternenkrieger zu finden? Hatten sich noch mehr Geister in ihren Traum verirrt?
„Tüpfeljunges? Bist du das?" Tadel lag in seiner Stimme. Geraschel im Gebüsch folgte, woraufhin eine kleine Kätzin mit grauem Fell und roten Punkten erschien. Donnerpfote hatte nur dreimal in ihrem Leben den Namen ihrer Schwester gehört, nie hatte jemand ihr Aussehen beschrieben. Wie konnte es also sein, dass die Sternenkatze in ihrem Traum erschien? Handelte es sich hierbei tatsächlich um einen Traum vom SternenClan?
„Tut mir leid, Regenpelz, aber sie muss es wissen", erwiderte Tüpfeljunges angespannt, strich an ihrem Vater vorbei und trat ihrer Schwester gegenüber.
Gleichzeitig tauchten noch zwei weitere Kätzinnen aus den Sträuchern auf. Das erste was Donnerpfote von ihnen sah, waren die Augen. Hätte sie es nicht besser gewusst, hätte sie behauptet, dass ihr Blaumond und Gelbfang gegenüberstanden.
„Konntet ihr sie nicht wenigstens noch schützen, bis sie zur Kriegerin wird?", beschwerte sich Regenpelz und baute sich schützend vor Donnerpfote auf, die das reichlich unnötig fand. Es war ihr Traum. War doch logisch, dass die Katzen ihr irgendetwas unschönes zu sagen hatten. Irgendetwas mäusehirniges musste doch in jedem Traum geschehen, oder nicht? Wobei... die wechselnde Umgebung und die sprechenden Toten waren wohl schon seltsam genug.
„Ich will das hören", miaute sie, bevor sie wusste, wieso sie das tat. Neugier war schon lange eine ihrer Schwächen.
„Da hörst du's", triumphierte die dunkelgraue Kätzin mit dem flachen Gesicht und schob sich an Regenpelz vorbei.
Damit gab sich der dunkelgraue Kater geschlagen und stellte sich neben die Kätzinnen, die sich um Donnerpfote scharrten. Trotzdem vergaß er nicht, einen unzufriedenen Blick aufzusetzen und seine Gefährtinnen von Zeit zu Zeit finstere Blicke zuzuwerfen. Diese aber waren in ein eigenes Blickduell vertieft, so als könnten sie sich nicht einigen, wer denn nun das Wort erheben sollte.
Donnerpfote wartete, etwas anderes blieb ihr ja gar nicht übrig.
„Hör jetzt genau zu", bläute die graue ihr ein, dann begann die ältere Ausgabe von Blaumond zu sprechen: „Ein Wetter zieht auf." Was in SternenClans Namen? Wollten ihr die SternenClankatzen mitteilen, dass es bald endlich regnen würde? „Ein Bündel aus neuen Chancen und alten Verbrechen. Zorn und Liebe aneinander gebunden." Die Katze machte eine Kunstpause, wofür Donnerpfote ihr Einbildungsvermögen gedanklich lobte. Noch immer hatte sie nämlich starke Zweifel an der Echtheit dieses SternenClan-Traumes.
„Ein innerer Kampf wird zum Krieg, bringt Rache, Hoffnung und Wunden." Irgendwie klang das ziemlich übel, wenn Donnerpfote das weiter bedachte. Sowas entsprang doch nicht ihrer Phantasie!
„Des Feuers Blut schlägt wieder zu. Der Kreis der acht, er schließt sich im Nu!"
Im einen Moment musterte Donnerpfote ihre Gegenüber noch ungläubig, in der Hoffnung, dass sie diese Worte erklären würden. Im nächsten jedoch wirbelte auf einmal alles durcheinander, die Wiese war oben, der Himmel unten, vier Augenpaare folgten ihr. Die Frage, seit wann Feuer Bluten könne wurde begraben unter der genervten Stimme von Taupfote, die immer wieder ihren Namen rief.
„Donnerpfote, jetzt wach endlich auf!", knurrte ihre Freundin, als Donnerpfote mit rasendem Puls die Augen aufschlug. War das gerade wirklich geschehen? Hatte sie eine Prophezeiung, oder was auch immer das war, vom SternenClan erhalten?
„Na endlich!" Taupfote schüttelte genervt ihren Kopf, während die schildpattrote Schülerin noch etwas verschlafen blinzelte. Entgegen aller Erwartungen fühlte sie sich kein Stück ausgeruht, auch wenn sie eigentlich genau mit dieser Intension in ihr Nest gegangen war. Nach einem weiteren Tag anstrengenden Trainings hatte sie sich ausruhen wollen, bevor... die Große Versammlung!
Sofort rappelte Donnerpfote sich auf. „Bin ich zu spät?", wunderte sie sich und folgte ihrer Freundin, die es anscheinend recht eilig hatte, aus dem Bau. Ihren Pelz würde sie wohl provisorisch unterwegs putzen müssen. Die Katzen hatten sich bereits vor dem Lagereingang versammelt, Flammenstern gab gerade noch letzte Befehle, als die Schülerinnen zu ihren Mentorinnen stießen.
„Pünktlichkeit sieht anders aus", zischte Ahornblatt und warf Donnerpfote, die ihren Blick sofort beschämt auf ihre Pfoten richtete, einen strengen Blick zu. Fliederschatten hingegen bedeutete Taupfote einfach nur, sich neben sie zu stellen, wofür die Schildpattkätzin sie etwas beneidete. Sie hatten beide nicht unbedingt die rücksichtsvollsten Mentorinnen bekommen, doch Donnerpfote war sich ziemlich sicher, dass sie das bei weitem häufiger zu spüren bekam, als ihre Baugefährtin.
Zeit verging und der volle Mond stieg immer weiter am Himmel auf, sodass es
Die Katzen brachen nun auf Flammensterns Befehl hin auf. Donnerpfote blieb dicht hinter Ahornblatt, als sie zwischen Heidelbeer- und Holundersträuchern hindurchschritten. Da sie erst seit etwa einem Halbmond Schülerin war, hatte sie das Lager bisher noch nie bei Nacht verlassen und war deshalb nun noch zusätzlich aufgeregt. In der Dunkelheit sah einfach alles anders aus! Immer wieder musste sie sich selbst davon abhalten, zur Seite zu springen, wenn sich Äste wie Krallen nach ihr ausstreckten. Mehrfach stolperte sie, da sie am düsteren Waldboden Blätter und Steine im Voraus nicht unterscheiden konnte.
Ahornblatt ignorierte beides und lief stur hinter Glutherz und Blaumond her, welche sich begeistert über die Fortschritte beim Training ihrer Jungen unterhielten. Es war schließlich Streifenfluss, Ahornblatts Gefährte, der sie mitleidig anblickte, bevor er erklärte: „Der Wald ist in der Nacht derselbe, wie am Tag. Es ist nur ein anderer Blickwinkel. Du musst den Schemen ihre Formen zuordnen, die sie bei Tag haben."
Aber auch dieser gut gemeinte Ratschlag brach Donnerpfote nicht wirklich weiter. Ihr fehlte das Sonnenlicht einfach viel zu sehr. Es war unheimlich, denn es mangelte auch an den natürlichen Geräuschen des Waldes. Kein Rascheln, unter einem Strauch war zu vernehmen. Kein Vogelgezwitscher. Die Beute schlief. Donnerpfote nicht mehr ganz so düster vorkam. Sie konnte die strahlenden Sterne am Silbervlies leuchten sehen und fragte sich, ob ihr Vater, den sie gerade in ihrem Traum zum ersten Mal gesehen hatte, von dort aus auf sie herunterblickte. Und ob er ihr irgendwann erklären würde, was es mit den seltsamen Worten auf sich hatte, die ihr nicht mehr aus dem Kopf gingen. Rache, Hoffnung und Wunden...So einfallsreich konnte ihr Unterbewusstsein doch gar nicht sein! Doch wäre es nicht sogar besser, wenn es das wäre? Denn diese Prophezeiung hallte nicht nur in ihrem Kopf nach, sie würde auch durch den Wald fegen wie ein Sturm und viel Leid mit sich bringen. Das spürte Donnerpfote in ihren vor Nervosität juckenden Pfoten. Weshalb auch immer.
„Donnerpfote, wärst du so freundlich, Fliederschatten zuzuhören?" Überrascht blickte die Schülerin auf, sie hatte die Augen bisher streng auf den Boden geheftet, um nicht noch einmal zu stolpern. Sie blickte von Ahornblatt, die gesprochen hatte, zu der schwarzen Kriegerin, die nur aufgrund ihrer grünen Augen überhaupt noch zu sehen war.
„Gut, dann noch mal von vorne", knurrte Fliederschatten genervt, „ihr werdet euch an Bussardpfote halten, er kennt sich aus. Wenn die Anführerinnen die Versammlung zusammenrufen, setzt ihr euch neben uns. Wenn es eine von euch wagen sollte" - bei diesen Worten hatten beide Mentorinnen ihre Augen, grundlos, wie diese fand, auf Donnerpfote gerichtet - „einen Streit mit einer WolkenClan-Katze anzufangen, dann war das die letzte Große Versammlung, die ihr besucht habt." Donnerpfote schluckte. Sie war seltenst in Auseinandersetzungen verwickelt, das überließ sie eigentlich meistens ihrem Bruder Blitzpfote. Trotzdem neigte sie dazu, nicht nachzugeben, wenn jemand etwas ihrer Meinung nach falsches behauptete und das war allgemein bekannt. Spielte Fliederschatten darauf an? Sollte sie einfach nicken und still sein, wenn ein WolkenClan-Schüler behauptete, sein Clan wäre der bessere oder dergleichen?
„Und noch was; der WolkenClan muss nicht alles über uns wissen, verstanden?", fügte Ahornblatt hinzu. Damit waren sie an dem felsig, steilen Hang angelangt, der hinab ins Baumgesiebt führte. Natürlich wanderten die Katzen noch etwas weiter, bis sie die Böschung erreichten, von der aus sie die Senke immer betraten, immerhin war es so bei weitem bequemer und ungefährlicher, gerade für Älteste wie Forellenpelz, die sich sowieso den ganzen Tag über, über Wunde Ballen beklagte.
Neugierig riss Donnerpfote, die inzwischen neben Bussardpfote und Taupfote hertrottete, die Augen auf. Es war das erste Mal, dass sie das Baumgesiebt betreten durfte, selbst bei Tag hatte sie es noch nicht gesehen. Natürlich hatte sie mit Feuereifer Gewitterpfotes Ausführungen gelauscht, doch sie hatte damit gerechnet, dass ihr Bruder etwas übertrieben hatte. Das war ein Irrtum gewesen, denn es war genauso unglaublich, wie er es beschrieben hatte: Die sieben monströsen Eichen ragten bedrohlich über ihnen in den Himmel empor, der Vollmond schien direkt an der Stelle in der Mitte hindurch, die die Zweige nicht erreichten. Eine Seite der Senke war eine Felswand, die fast senkrecht aus der Erde schoss. Davor standen verstreut Katzen, die sich fröhlich unterhielten, sie wirkten klein und unscheinbar, so riesig war der Platz, der durch die Eichen begrenzt wurde. Es war offensichtlich, dass das Baumgesiebt für mehr Katzen gemacht war. Für die Katzen, die hoffentlich bald zu ihnen stoßen würden, die Clans, von denen Flammenstern, Staubwolke und Rabensturm so gern erzählten.
„Kommt, ich stelle euch Schilfpfote vor!", miaute Bussardpfote begeistert und lief zielstrebig zwischen ein paar WolkenClan-Kriegern hindurch, die sie alle freundlich begrüßten. Die Gesichter und ihre Gerüchen waren Donnerpfote ausnahmslos unbekannt, weshalb sie sich sehr dicht bei Bussardpfote hielt. Dummerweise führte dies dazu, dass sie gegen seine Flanke lief, als er vor einem kleinen, goldbraunen Kater stehen blieb. „Bussardpfote!", begrüßte ihn der Schüler begeistert und musterte dann die beiden Schülerinnen. „Das sind Donnerpfote und Taupfote. Sie sind heute das erste mal dabei", erklärte Bussardpfote, woraufhin Schilfpfote ihnen freundlich zunickte.
„Du hast so ein Glück, dass es in deinem Clan so viele Schüler gibt!", miaute er zu Bussardpfote. „Ich habe seit zwei Monden einen Bau für mich allein." Der WolkenClan-Schüler tat Donnerpfote sofort leid. Sie konnte es sich gar nicht vorstellen, wie es wäre, sich nicht mit anderen Schülern austauschen zu können.
„Wenigstens wirst du nicht jeden Morgen geweckt, weil dir jemand auf den Schwanz tritt", entgegnete Bussardpfote und warf dabei Taupfote einen vielsagenden Blick zu. Die Kater schnurrten.
„Donnerpfote! Schau mal, ich will dir jemanden vorstellen", miaute plötzlich Regenpfote neben der schildpattroten Kätzin, die überrascht zusammenzuckte. Sie blickte zuerst ihre Wurfgefährtin an, bevor sie die schildpattfarbene Kätzin hinter der silbernen entdeckte. „Das ist Schmetterlingswind, sie hat mir gerade gezeigt, wie hoch sie springen kann. Das musst du dir ansehen, es ist einfach unglaublich!" Die junge Kriegerin schien etwas verlegen, wie sie dort hinter der ausgelassenen Schülerin stand. „Das ist eigentlich..." Was genau Schmetterlingswind nun aber sagen wollte, erfuhr Donnerpfote nicht, denn genau in diesem Moment richtete Flammenstern das Wort an die Katzen.
„Die Große Versammlung ist eröffnet!" Verwundert blickte die Schülerin sich um, nur um festzustellen, dass sich schon so gut wie alle Katzen niedergelassen hatten, um den Worten der Anführerinnen zu lauschen. Peinlich berührt bedeutete sie Regenpfote und Taupfote mit einem Nicken, ihr zu folgen. Zum Glück entdeckte sie ihre Mentorinnen ziemlich schnell und ließ sich versucht unauffällig neben ihnen nieder. Natürlich kassierte sie trotzdem einen missbilligenden Blick von Ahornblatt, aber das hatte sie wohl verdient.
Flammenstern hatte sich inzwischen über die Dürre beschwert und erklärt, dass es dem FeuerClan trotzdem hervorragend ginge. Was sogar fast der Wahrheit entsprach.
„Es freut mich, verkünden zu dürfen, dass Polarlicht und Rabensturm dem Clan drei gesunde und kräftige Söhne geschenkt haben. Ihre Namen sind Wolfjunges, Aschenjunges und Himmeljunges." Die WolkenClan-Katzen miauten Glückwünsche, auch wenn weder Polarlicht noch ihr Gefährte anwesend waren.
„Zudem bin ich stolz darauf, dass wir nun zwei weitere neue Schülerinnen haben. Donnerpfote und Taupfote werden von Ahornblatt und Fliederschatten ausgebildet", schnurrte die Anführerin und suchte dabei den Blick ihrer Tochter. Katzen riefen ihren Namen, wodurch ihre Ohren heiß wurden vor Verlegenheit.
„Leider gibt es aber auch eine traurige Nachricht", fügte Flammenstern nun hinzu, was dazu führte, dass sich Donnerpfotes Nackenfell aufstellte. Sie musste sich wieder an den wiederkehrenden Traum erinnern, mit dem auch ihr letzter Traum begonnen hatte. Diamantenpfotes lebloser Körper... „Diamantenpfote, der Sohn von Fischschweif, ist auf der Suche nach Kräutern ums Leben gekommen. Er ist im östlichen Fluss ertrunken und hätte beinahe Mondfeder und Ahornblatt mit sich in den Tod gerissen. Sie konnten sich selbst zwar retten, doch für Diamantenpfote kam jede Hilfe zu spät."
Donnerpfote konnte förmlich spüren, wie die fröhliche Stimmung augenblicklich umschlug. Die Katzen schwiegen, betreten, niemand wusste, was er sagen sollte.
Schließlich war es an der anderen Kätzin, die neben Flammenstern auf dem Felsvorsprung stand, der aus der Felswand herausragte, das Wort zu ergreifen. „Ein solch früher Tod ist für deinen Clan natürlich ein schrecklicher Verlust. Ich hoffe, ihr richtet Fischschweif von uns allen unser tief empfundenes Beileid aus."
Danach miaute die Kätzin, die wohl Blattstern sein musste, irgendetwas über einen Dachs im WolkenClan-Terriotirum, aber Donnerpfote hörte nicht wirklich zu. Sie war in Gedanken in ihren Traum zurückgekehrt und kam nun nicht umhin, sich zu fragen, wieso sie auch nur einen Augenblick daran gezweifelt hatte, dass ihr Traum nicht der Wahrheit entsprach. Denn nun war es plötzlich offensichtlich: Ihr Unterbewusstsein hätte niemals eine solche Macht gehabt, Diamantenpfote so lebendig erscheinen zu lassen.
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