28. Kapitel
Eine kühle Brise zerzauste Ravens Fell, als er mit Karminpelz durch den Wald trottete. Die Tannen knarrten über ihren Köpfen und die Zweige raschelten, doch der verführerische Geruch von Beute fiel aus.
Bis Karminpelz schlagartig verharrte und mit einem Schwanzschnippen Raven zum Stillstand aufforderte. "Riechst du das?", fragte er leise. Angestrengt prüfte der Schüler die Luft. Der köstliche Duft eines Eichhörnchens stieg ihm in die Nase. "Eichhörnchen!", verkündete er erfreut.
Karminpelz nickte. "Richtig. Hast du schon mal eines gefangen?" Beschämt schüttelte Raven den Kopf. "Dann werde ich es dir beibringen. Es ist gar nicht so einfach, Eichhörnchen sind sehr flink", erklärte der rote Kater. Er spitzte die Ohren, als ein Kratzen zu hören war.
Karminpelz duckte sich tief in das Unterholz und deutete mit dem Schwanz auf eine kleine Lichtung. Ein flauschiges braun-graues Wesen scharrte in der Erde und bemerkte die Katzen nicht. "Pass gut auf", flüsterte Karminpelz und schlich langsam voran.
Angespannt kauerte Raven hinter dem Krieger und versuchte so still wie möglich zu bleiben. Karminpelz spannte seine Muskeln an und schoss vor. Das Eichhörnchen flitzte fast im selben Moment über die Lichtung und kletterte so schnell, dass Raven es fast aus den Augen verloren hätte, auf eine Tanne.
Doch Karminpelz setzte zu einem gewaltigen Sprung an, kraxelte die Tanne problemlos hinauf und als er das Eichhörnchen erreicht hatte, tötete er es mit einem Nackenbiss. Nadeln prasselten auf den Boden, als Karminpelz mit der erlegten Beute im Maul hinab sprang.
"Das war ja der Wahnsinn!", rief Raven begeistert und rannte den roten Kater mit leuchtenden Augen entgegen. Er war erstaunt, dass Karminpelz, trotz seines Alters, so geschickt klettern konnte und immer voller Energie war. Der Krieger ließ die Beute fallen. "Ach, dass war doch nichts", schnurrte er.
Raven fing später eine Ratte und eine Taube. Stolz tappte der Schüler mit Karminpelz zurück ins Lager. Sein Magen knurrte, er hatte seit gestern Abend nichts mehr gegessen. Deshalb war er erleichtert, dass Karminpelz ihm erlaubte ein Stück vom Frischbeutehaufen zu nehmen.
Er wählte die Taube, die er gefangen hatte, und ließ sich vor seinem Bau nieder. Raven verzehrte den Vogel mit hastigen Bissen und spürte, wie die Energie in seinem Körper zurückkehrte.
Als die Sonne langsam unterging, beschloss Raven Windbrise einen Besuch im Heilerbau abzustatten. Vor wenigen Tagen war sein Vater gestürzt und hatte sich eine Pfote verstaucht. Er humpelte immer noch stark und Raven hat großes Mitleid mit ihm.
Der Schüler schob sich durch den Eingang und erblickte Windbrise, der zusammengerollt in seinem Nest lag. Zuerst dachte Raven, dass er schlief, doch als er näher trat, hob der Krieger den Kopf und miaute erfreut: "Raven, schön, dass du mich besuchen kommst."
Der schwarz-weiße Kater setzte sich und fragte: "Wie geht es deiner Pfote?" Windbrise antwortete leicht geknickt: "Scheint sich kaum zu bessern. Ich habe schon große Mühe zum Frischbeutehaufen zu laufen." Raven erhob sich. "Soll ich dir ein Stück bringen?" Windbrise nickte. "Dafür wäre ich dankbar."
Er sprang aus dem Heilerbau und überquerte die Lichtung, doch verharrte unvermittelt, als er feststellte, dass der Beutehaufen leer war. Es wunderte den schwarz-weißen Schüler kaum. Raven war es gewöhnt, dass Beute im FinsterClan fast immer spärlich war.
Enttäuscht trottete er in den Heilerbau zurück. "Tut mir Leid, es ist nichts mehr übrig." Windbrise blinzelte verständnisvoll und war ebenso wenig überrascht. "Das macht nichts. Dann warte ich bis Morgen."
Schuldgefühle überwältigten Raven. Hätte er doch nicht diese Taube gegessen! Sein Vater hätte sie dringender gebraucht.
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