19. Kapitel
Silberpfote und Flammensprung wanderten durch das SonnenClan-Territorium. Auch Nachtpfote und Funkelpfote erkundeten mit ihren Mentoren das Gebiet, doch jede Gruppe hatte sich einzeln auf den Weg gemacht.
Der Wald war erfüllt mit verführerischen Beutegerüchen. Silberpfote konnte sich erinnern, als sie einmal das Territorium heimlich in der Nacht besichtet hatte. Doch die mächtigen Bäume und verschiedenen Pflanzen bei Tag zu sehen, war eine ganz andere Erfahrung für sie.
Flammensprung lief neben ihr her und erklärte ihr die besten Jagdplätze oder gefährliche Stellen, wo sich Silberpfote fern halten sollte.
Die silberne Kätzin erstarrte kurz, als sie einen gelben Schmetterling erblickte. Am liebsten, wäre sie ihm nachgejagt, doch sie wollte sich nicht vor ihrem Mentor wie ein Junges benehmen.
Flammensprung blieb stehen und deutete mit dem Schwanz auf eine Moosbewachsene Lichtung. "Dort wird dein Training stattfinden." Silberpfotes Augen leuchteten begeistert. "Wann werden wir trainieren?", fragte sie. "Bald. Ich möchte zuerst das Jagen mit dir üben", antwortete der rote Kater.
Silberpfote nickte und verbarg ihre Enttäuschung. Flammensprungs Augen funkelten plötzlich aufgeregt. "Ich möchte dir was zeigen. Komm mit!", forderte er die Schülerin auf und sprang durch die Sträucher. Silberpfote hastete ihm nach und versuchte sich seinem Tempo anzupassen.
Das Gras wurde allmählich höher und die Büsche spärlicher. Silberpfote reckte den Kopf damit sie Flammensprung nicht aus dem Blickfeld verlor. Der Kater sah kurz über seine Schulter zu Silberpfote zurück und verlangsamte seine Schritte. Das Grasland verlief in eine Senke hinab, wo der der Boden nur aus Erde und Moos bestand.
"Siehst du das Loch in der Wand dort drüben?", fragte Flammensprung sie. In einem Erdhügel klaffte eine riesige Lücke. Silberpfote nickte und verengte die Augen um etwas zu erkennen. Doch alles was sie sah war endlose Schwärze. "Das war mal ein alter Dachsbau. Als ich noch ein Schüler war, habe ich den Bau zusammen mit Kristallfluss entdeckt", erzählte er.
"Früher war der Bau viel kleiner, doch nun ist er ein Tunnel, der in das FinsterClan-Territorium führt.
Silberpfote staunte und fragte etwas besorgt: "Weiß der FinsterClan über diesen Tunnel Bescheid?" Flammensprung schüttelte unsicher den Kopf. "Nicht das ich wüsste. Zumindest haben sie ihn noch nie benutzt, denn man kann kein FinsterClan-Geruch wahrnehmen. Nur der SonnenClan weiß davon."
Ihr Mentor tappte auf den Eingang zu. "Komm", forderte er auf. "Es ist genug Platz für zwei Katzen." Silberpfote ließ sich das nicht zweimal sagen und stürmte in den dunklen Tunnel. Flammensprungs orangefarbene Augen leuchteten im blassen Licht. "Ist der Tunnel sehr lang?", wollte Silberpfote wissen, während sie dicht neben ihrem Mentor den schmalen Weg entlang lief.
"Ja, er geht schließlich bis ans Ufer des FinsterClan-Territoriums." Silberpfotes Augen weiteten sich. "Heißt das, wir laufen unter dem Fluss durch?" Sie konnte sich das kaum vorstellen. Flammensprung schnurrte amüsiert. "Richtig, aber so weit werden wir nicht gehen. Wir bleiben in unserem Gebiet."
Silberpfote war verwirrt. "Aber woher wisst ihr, wo sich der Fluss befindet?" Flammensprung antwortete: "Den kannst du klar und deutlich hören, sobald du in der Nähe bist." Er blieb stehen und fragte: "Was kannst du riechen?" Silberpfore öffnete das Maul und atmete den feuchten Erdboden ein. Aber da war noch ein anderer Geruch.
"Ich rieche Mäuse! Und...da ist so ein ekliger Geruch der wie Krähenfraß riecht." Silberpfote verzog die Nase und Flammensprung nickte. "Genau. Hier leben viele Mäuse, besonders Spitzmäuse. Und das, was nach Krähenfraß riecht, sind Ratten." Flammensprungs Blick wurde ernst. "Ihre Zähne sind sehr scharf und können schlimme Bisswunden hinterlassen. Falls du wieder den Tunnel betrittst, prüfe immer die Luft. Sie verstecken sich zwar oft und befinden sich eher in der Nähe des Flusses, aber trotzdem musst du aufpassen."
Silberpfote nickte und ein Schauder lief ihren Rücken hinab. "Sind Ratten wirklich so gefährlich?", erkundigte sie sich, als sie weiter liefen. "Nicht so gefährlich wie Füchse, Dachse oder Hunde. Aber sie sind flink, manchmal fast so groß wie ein Schüler und sobald sie dich schwer verletzen, könnte sich deine Wunde böse infizieren und du würdest daran sterben."
Silberpfote schluckte und hoffte sie würde nie einer Ratte gegenüberstehen müssen. Flammensprung blieb erneut stehen und miaute: "Kehren wir zurück ich werde dir nun die Grenze zeigen."
Die zwei Katzen marschierten den Tunnel zurück und als Silberpfote das erste Licht entdeckte, musste sie blinzeln.
Sie betraten wieder das offene Gelände. Silberpfote fragte, sich ob Funkelpfote und Nachtpfote auch so viel Spaß bei der Erkundung hatten.
Flammensprung und Silberpfote trotteten den Weg zum Fluss und ihr Mentor erklärte ihr, wo die Grenzmarkierungen sind und, dass sie beim Ufer besonders aufpassen musste, da es manchmal sehr rutschig sein konnte und die Gefahr, in den Fluss zu fallen, hoch war.
Schließlich wurde der Himmel in ein dunkles Rot eingetaucht. Silberpfotes Pfoten fühlten sich schwer an und sie hatte Hunger. Flammensprung sah zu der silbernen Kätzin hinab und schien ihre Erschöpfung zu bemerken. "Für heute hast du genug gesehen. Lass uns zurück zum Lager gehen." Die junge Kätzin war erleichtert und nickte zustimmend. "Was werden wir morgen machen?", fragte sie, während sie Richtung SonnenClan-Lager schlenderten.
"Morgen werden wir mit dem Jagen beginnen", miaute Flammensprung. Silberpfote freute sich darauf, aber sie hätte lieber mit dem Kampftraining beginnen wollen. Doch sie wiedersprach nicht, sondern trottete weiter schweigend neben ihrem Mentor her.
Als die Katzen durch das Brombeergesbüsch, der den Eingang des Lagers schützte, krochen, traf Silberpfote auf Funkelpfote, die in der Mitte der Lichtung saß.
"Du kannst nun Essen und dann ruh dich gut aus", sagte Flammensprung zu ihr und lief dann über die Lichtung zu Fuchsschweif, die vor dem Kriegerbau döste.
"Hallo, Silberpfote!", rief ihre Schwester und stürmte zu ihr. Silberpfote begrüßte sie müde. "Wie war dein Tag?", fragte sie mit leuchtenden Augen. "Es hat Spaß gemacht, aber ich erzähle es dir später. Ich möchte zuerst essen."
Funkelfpfote nickte verständnisvoll und Silberpfote tappte zum Frischbeutehaufen. Sie suchte sich eine Amsel aus und sprang damit zu ihrer Wurfgefährtin zurück. "Hast du schon gegessen?", fragte sie, während sie an den Federn des Vogels riss. Funkelfpfote schüttelte den Kopf. "Ich warte noch auf Nachtpfote."
Erst jetzt viel Silberpfote auf, dass ihr Bruder und Finsterkralle noch nicht eingetroffen waren.
Warum sie wohl so lange weg sind?
Gerade in diesem Moment, raschelte das Gebüsch. Finsterkralle trat langsam hervor. Seine Augen funkelten bedrohlich. Silberpfotes Fell prickelte beunruhigt. Wo war Nachtpfote?
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