14. Kapitel
Raven spitzte die Ohren, als er ein tiefes Grollen hörte. Er drückte sich dicht an Veilchenhauch und fragte leise: "Was war das?"
Ihre lilafarbenen Augen richteten sich schläfrig auf ihren Sohn. "Das war nur Donner. Ein Gewitter wird aufziehen."
Raven reckte den Kopf, sodass er zwischen die Brombeerranken sehen konnte. "Wird das Gewitter uns angreifen?" Seine Mutter schnurrte amüsiert. "Nein, keine Angst. Wir sind hier sicher."
Raven bäumte sich auf. "Ich habe keine Angst!",betonte er.
Veilchenhauch schloss die Augen und murmelte: "Schlaf jetzt, mein Kleiner." Wiederwillig kauerte der junge Kater sich in das Nest und versuchte einzuschlafen. Doch ein paar Herzschläge später drang ein gewaltiger Krach in Ravens Ohren, gefolgt von einem grellen Licht, dass den Bau erhellte.
Ravens Pfoten prickelten. Das war ein Blitz! Kurz darauf hörte er ein sanftes prasseln, dass immer stärker wurde. Raven legte sein Kinn zwischen seine Pfoten und lauschte auf den beruhigenden Regen, bis er einschlief.
Am nächsten Morgen erwachte Raven alleine in seinem Nest. Nach einem kurzen Gähnen und Strecken blickte er sich im Bau um. Seine Mutter war nicht hier. Raven wusch sich mit kurzen, schnellen Zügen und tapste dann aus dem Bau.
Der Regen, der gestern Nacht getobt hatte, war vorbei. Raven entdeckte kleine Pfützen auf der Lichtung. Der Kater rannte auf eine zu und wäre bei dem glitschigen Boden fast ausgerutscht. Mit einem gekonnten Sprung landete er im kalten Wasser.
"Hey!", fauchte jemand neben ihm. "Pass doch auf!" Raven blickte mit schuldigen Augen hoch. Es war Sprenkelfell. Verärgert schüttelte er sich das Fell. Wassertropfen spritzten durch die Gegend. "Nerviger Balg", murmelte der gefleckte Kater, während er weiter tappte.
Doch Raven ignorierte die Beleidigung und plantschte vergnügt in der Pfütze. Plötzlich hörte er seinen Namen rufen. Raven drehte sich um und erblickte Veilchenhauch, die gerade aus dem Heilerbau tappte. "Schau mal, ich bin ein Fisch!" Raven kauerte sich in die Pfütze und paddelte mit den Pfoten.
Seine Mutter lief auf ihn zu, packte ihn am Nackenfell und zog ihn aus dem Wasser. Raven schnaubte empörte und schüttelte sich. "Du wirst dich nur erkälten", meinte die dunkelgraue Kätzin. "Quatsch! Wer erkältet sich schon in der Blattgrüne?", erwiderte der schwarz-weiße Kater spitz.
Seine Mutter seufzte und begann Ravens Fell zu lecken. "Warum warst du eigentlich im Heilerbau. Hast du dich verletzt?", wollte Raven wissen. Veilchenhauch hob den Kopf und miaute sanft: "Nein, ich hatte nur etwas Halsschmerzen. Aber es geht mir wieder besser."
Raven erinnerte sich, als er Halsschmerzen hatte und die ganze Nacht nicht schlafen konnte. Schneeschweif gab ihm dann ein ekliges Kraut und etwas Honig, um den Hals zu beruhigen.
Veilchenhauch riss ihn aus den Gedanken, als sie miaute: "Ich habe mir heute gedacht, dir einen Teil unseres Territoriums zu zeigen."
Ravens Augen glänzten und sein Herz schlug schneller vor Freude. Ich darf den Wald erkunden!
"Wirklich? Meinst du das ernst?", fragte der schwarz-weiße Kater hastig. "Natürlich, du bist nun alt genug. Solange du dich benimmst und dicht bei mir bleibst, wird dir nichts passieren."
Raven hüpfte auf und ab. "Kann Windbrise auch mitkommen? Bitte!", bettelte er.
Veilchenhauch blinzelte amüsiert. "Frag ihn doch."
Raven sauste in den Kriegerbau und wäre beim Eingang beinahe mit Schattenkralle, der gerade schläfrig aus dem Bau tappte, zusammengekracht. "Tut mir Leid", murmelte Raven und machte sich auf eine scharfe Bemerkung bereit. Doch der schwarze Kater entgegnete leichthin: "Schon gut."
Als Raven den Bau betreten wollte miaute Schattenkralle: "Dein Vater ist mit der Morgenpatrouille aufgebrochen, falls du nach ihm suchst."
Raven ließ den Schwanz sinken. "Oh."
Schattenkralle schlenderte weiter und Raven tappte zu seiner Mutter zurück.
"Er ist mit der Patrouille mitgegangen", berichtet der junge Kater leicht geknickt. Er hätte gerne mit seinem Vater zusammen das Territorium erkundet. Veilchenhauch blinzelte. "Wir können auf ihn warten, wenn du willst."
Ravens Pfoten kribbelten. Er möchte sofort los ziehen, er konnte es nicht mehr abwarten. Er würde ein anderes Mal mit Windbrise den Wald besichtigen.
"Ich möchte jetzt gehen", verkündete Raven und scharrte ungeduldig mit den Krallen in der Erde.
Veilchenhauch nickte und miaute: "Gut. Dann komm und bleib in meiner Nähe."
Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top