22. Kapitel
Einige Augenblicke standen die drei Katzen reglos da und starrten Blatthimmel an, der erschrocken zurückstarrte.
Plötzlich fauchte Flammenpfote: ,,Wie kann er nur...?!"
Stummelkralle tappte von einem Bein auf das andere und musterte ihren Anführer immer noch, der die drei Katzen immer noch so anschaute, als wären sie aus dem HimmelClan. Schleierpfotes Pelz kribbelte unheilvoll.
Wieso sieht es so aus, als würde es ihm dort gefallen?
Stummelkralle miaute: ,,Irgendwas stimmt da nicht."
,,Ja, und ich weiß auch was. Unserer Anführer ist ein Hauskätzchen", rief Flammenpfote verärgert.
Blatthimmel war inzwischen näher an die durchsichtige Wand getreten und miaute etwas, das Schleierpfote nicht verstehen konnte.
Ein kühler Wind kam auf und zauste den drei Katzen das Fell. Stummelkralle löste sich aus seiner Starre und schritt unruhig vor der Wand auf und ab.
,,Wie müssen irgendwie mit ihm kommunizieren", murmelte er vor sich hin.
,,Wieso? Er hat uns verraten", kreischte Flammenpfote entsetzt.
Schleierpfote schaute sie erschrocken an. Glaubte sie das wirklich?
Stummelkralle blieb stehen und drückte Flammenpfote die Nase vors Gesicht.
,,Glaubst du wirklich, dass Blatthimmel sich freiwillig diesen Zweibeinern anschließen will?"
Die rote Schülerin schnippte kurz verärgert mit dem Schwanz und hielt dann inne.
,,Nein, eher nicht", miaute die Kätzin und zog peinlich berührt den Kopf ein.
Blatthimmel zeigte hinter der durchsichtigen Wand mit der Pfote in Richtung einer anderen Wand, die etwas höher am Bau war. Dort war ein kleiner Vorsprung vor, wo sich die drei Katzen sicher draufsetzten konnten.
Flammenpfote kniff die Augen zusammen.
,,Was will er von uns?"
Schleierpfote sprang auf und rief: ,,Ich weiß es. Kommt mit!"
Er sprang mit großen Sätzen über die kleine Wiese vor dem Bau und setzte dann zum Sprung auf den Vorsprung an. Mit einem gewaltigen Satz war er oben und zog sich mit letzter Kraft hoch. Kurz danach kam Stummelkralle dazu und auch Flammenpfote setzte unten zum Sprung an.
Als Flammenpfote unten absprang, streifte sie einen spitzen Stein. Schleierpfotes hielt die Luft an. Hoffentlich hatte sie sich nicht verletzt.
Die rote Schülerin schien das aber wenig zu stören, denn sie krallte sich bereits mit den Vorderpfoten an dem Vorsprung fest, aber ihre Hinterbeine ruderten unbeholfen in der Luft herum. Stummelkralle sprang vor und packte sie am Nackenfell, bevor die Kätzin abrutschen konnte.
,,Danke", keuchte Flammenfpote und ließ sich auf den Stein plumpsen.
,,Alles gut?", fragte Schleierpfote besorgt und musterte die Kätzin.
,,Ja, denke schon."
Flammenpfote leckte ihre Pfote ab und setzte sich dann auf.
,,Ganz schön hoch", miaute Schleierpfote und schaute nach unten.
In dem Gebiet, wo er früher gelebt hatte, gab es nicht so hohe Felsvorsprünge, die aus den Bauen ragten.
,,Da ist Blatthimmel wieder", rief Stummelkralle und schnippte mit dem Schwanz an die durchsichtige Wand.
Die Wand war leicht nach vorne gekippt. Sie war ein wenig offen und man konnte sich hören. Das wusste Schleierpfote noch aus der Zeit, als er ein Hauskätzchen war.
,,Eigentlich müssten wir uns hier verstehen können", miaute der graue Kater.
,,Das hoffe ich mal", miaute Stummelkralle und drehte sich zu Blatthimmel. ,,Kannst du mich verstehen?"
Der braune Kater nickte.
,,Wieso bist du da drinnen?", platzte es aus Flammenpfote heraus.
,,Ich kann nicht anders", miaute Blatthimmel leise.
,,Und wieso nicht?"
Schleierpfote spitze neugierig die Ohren und rückte bei Stummelkralles Frage näher an die durchsichtige Wand ran.
,,Ich war auf dem Weg zur Mondlichtung, weil ich mal wieder mit dem HimmelClan sprechen wollte", fing Blatthimmel an. ,,Aber auf dem Rückweg kamen ein paar Zweibeiner hinter einer Ecke hervorgesprungen und haben mich mit komischen Ranken an einem Stiel auf dem Boden festgenagelt. Dann haben sie mich gepackt und in ein großes Monster gesetzt. Das Letzte was ich noch weiß, ist, dass ich in einem engen Raum war, der mit komischen silbernen Ranken versehen war. Als wollten die mich dort festhalten. Am nächsten Tag bin ich dann in diesem Bau hier aufgewacht."
Stummelkralle fauchte verärgert.
,,Immer diese Zweibeiner."
,,Und die halten dich hier fest, oder was?", miaute Schleierpfote neugierig.
Blatthimmel nickte. Der graue Schüler schaute zu Flammenpfote, die ihn eindringlich musterte. Hoffentlich glaubte sie ihrem Anführer. Er wusste, dass sie ihre Meinung nicht so schnell änderte. Doch die orangene Schülerin schnippte mit dem Schwanz.
,,Dann brauchen wir einen Plan, um dich zu befreien", schlug sie vor.
,,Und was schlägst du vor", wollte Stummelkralle wissen.
,,Ich denke, wir sollten...", fing Schleierpfote an, wurde aber von einem gewaltigen Donnern unterbrochen.
Flammenpfote kreischte laut auf und schaute entsetzte zum Himmel empor. Die Wolken öffneten sich und eine große Wassermenge ergoss sich über den Boden. Stummelkralle schaute verunsichert und schob die beiden Schüler näher an die Wand. So waren sie etwas geschützt.
,,Was wolltest du sagen?", brüllte der hellbraune Kater gegen den Regen an.
,,Wir sollten die Zweibeiner ablenken, sodass sie rauskommen und Blatthimmel fliehen kann", schrie er zurück.
Flammenpfote nickte langsam.
,,Und wie?", fragte sie dann.
,,Wir könnten Lärm machen, dann kommen sie bestimmt raus und schauen nach, was los ist."
,,Bei dem Wetter?"
Flammenpfote schien wenig überzeugt.
Erneut zuckte ein Blitz über den Himmel und wenige Herzschläge später krachte es laut.
Es kommt immer näher, dachte Schleierpfote verängstigt.
Blatthimmel ergriff das Wort: ,,Zweibeiner denken immer, dass bei Unwetter etwas kaputt gehen könnte. Da kommen sie bestimmt raus und schauen nach."
,,Du kennst dich ja schon gut mit denen aus", scherzte Flammenpfote.
Blatthimmel ignorierte die junge Kätzin.
,,Also was machen wir?", überlegte Stummelkralle laut.
,,Da hinten steht ein silbernes glattes Stück, was nach Zweibeinermüll riecht. Der Verschluss ist, glaube ich jedenfalls, locker", miaute Blatthimmel.
Schleierpfote schaute zu dem Ding, das der braune Kater gemeint hatte. Er hatte recht. Der Aufsatz wackelte im Wind leicht hin und her.
,,Und wir können darauf herumspringen, oder was stellst du dir vor?", fragte Schleierpfote.
,,Genau das meine ich. Vielleicht kommen die Zweibeiner dann raus und ich kann rauslaufen."
,,Ein Versuch ist es wert...", fauchte Stummelkralle und schüttelte sich den nassen Pelz.
Von Flammenpfotes Schnurrhaaren tropfte ebenfalls Regenwasser.
,,Beeilen wir uns", miaute die Kätzin angespannt. ,,Komm Schleierpfote, wir erledigen das."
Sie sprang von dem Felssims runter und landete unten auf den nassen Steinen. Fast wäre sie ausgerutscht. Sie hielt aber noch im letzten Moment die Balance. Schleierpfote setzte ihr nach und wäre auch fast ausgerutscht.
,,Wieso bauen Zweibeiner freiwillig so glatte Steine ein?"
,,Vielleicht macht Zweibeinern Ausrutschen ja Spaß", miaute Flammenpfote mit zuckenden Schnurrhaaren.
Schleierpfote schaute kurz zurück und sprang dann durch den Regen zu dem silbernen Kasten. Flammenpfote folgte ihm schnell. Als er sich umdrehte, musste er ein amüsiertes Schnurren unterdrücken. Flammenpfotes sah mit ihrem langen nassen Fell sehr komisch aus.
,,Was ist?", fragte sie, als der Kater sie komisch anstarrte.
,,Nichts. Komm, wir dürfen unser Ziel nicht vergessen."
,,Ich kann drauf springen und du kannst von unten gegentreten oder dran kratzen", schlug Flammenpfote vor.
Schleierpfote nickte. Wie sollte er bloß so heftig dagegen treten, dass es die Zweibeiner rauslocken konnte? Und selbst wenn, würde dann Flammenpfote nicht das Gleichgewicht verlieren?
Doch ihm blieb keine Zeit, was dagegen zu sagen, denn die orangene Kätzin war schon auf das silberne Ding gesprungen und fing an, darauf herumzuspringen.
Schleierpfote zögerte.
,,Mach schon!", fauchte Flammenpfote von oben.
Schleierpfote trat mit den Hinterläufen heftig nach der glatten Oberfläche, die darauf sofort laut knallte.
Kurze danach krachte es laut und Schleierpfote wurde von Licht geblendet. Er kniff die Augen zusammen. Etwas fiel auf ihn drauf.
Als er die Augen wieder aufmachen konnte, zog er sein Bein unter dem silbernen Ding vor, das ihn erwischt hatte und sah sich nach Flammenpfote um. Die Kätzin saß zitternd unter dem Steinsims, worauf immer noch Stummelkralle saß. Blatthimmel war hinter der durchsichtigen Wand nicht mehr zu sehen.
Schleierpfotes Nase fing einen verbrannten Geruch ein. Erschrocken wirbelte er herum. Einige Zweibernester weiter war ein orangenes Leuchten zu sehen.
Flammenpfote kreischte auf, als die Tür des Nests aufflog und zwei Zweibeiner herauskamen. Sofort schoss Blatthimmel durch die Öffnung. Als er das Feuer sah, wurden seine Augen groß und er drängte sich an die Steinwand neben Flammenpfote.
Schleierpfote merkte, dass er immer noch neben dem silbernen Ding stand und lief schnell zu seinen Clangefährten.
Die Zweibeiner verschwanden, ohne Notiz von den Katzen zu nehmen, in Richtung des Feuers.
Stummelkralle sprang zu den anderen nach unten und schaute mit weit aufgerissenen Augen zu den Flammen, die sich bedrohlich zum Himmel streckten.
,,Lasst uns verschwinden", fauchte Blatthimmel und schüttelte sich ein paar Regentropfen von den Schnurrhaaren.
,,Aber der Ausweg, geht dort lang, wo das Feuer ist", miaute Schleierpfote verzweifelt.
,,Dann müssen wir eben einen anderen Weg finden."
Blatthimmel rannte los in die sicherere Richtung.
,,Wir rennen in die Berge. Von da können wir in den Wald und zu unserem Clan zurück", keuchte der Anführer von vorne.
Hundebellen ertönte weit hinter ihnen. Als Schleierpfote kurz stehen blieb, stieg ihm trotzdem ein frischer Geruch von Hund in die Nase.
,,Ich glaube, hier ist...", fing er an.
Doch in dem Moment kamen drei große Hunde hinter der Ecke hervorgeschossen. Ihr Fell war schwarz vom Ruß, aber ihre Augen funkelten umso hungriger.
,,Lauft", kreischte Stummelkralle und schoss davon.
Schleierpfote rannte ihm mit schnellen Sprüngen hinterher. Plötzlich bremste Stummelkralle ab. Von vorne kamen ebenfalls zwei Hunde angelaufen und umzingelten die Katzen.
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