14. Kapitel

Als Schleierpfote wieder aufwachte, war Flammenpfote verschwunden. In der anderen Ecke des Baus regte sich Forellenteich und murmelte:,,Steinpfote und Falkenpelz sind zum Heilertreffen gegangen."
Schleierpfote zuckte mit dem Schwanz, als Zeichen, dass er sie gehört hatte. Er drehte sich einmal um seine eigene Achse und legte sich wieder ins Moos. Seine Flanke tat dabei nur wenig weh. Der Schüler schnurrte zufrieden und steckte die Nase unter seinen Schwanz.

Schleierpfote stand auf einer Lichtung. Über ihm schimmerte der Halbmond und die Bäume bewegten sich leicht im Wind. Er nahm einen bekannten Geruch wahr und drehte sich um. Dort stand wieder Blütenrose, Steinpfotes Mutter.
,,Es wird Zeit, dass sich die Prophezeiung erfüllt", miaute sie leise.
Schleierpfotes Augen weiteten sich. Von welcher Prophezeiung spricht sie da.
Bevor er fragen konnte, fuhr sie fort, als hätte sie gewusst, was er dachte: ,,Du warst von Anfang an dazu bestimmt, Blatthimmel wiederzufinden. Ginsterfarn, Falkenpelz und Birkenpelz wussten davon, sodass sie dich in den Clan geholt haben."
,,Das heißt, sonst hätten sie mich nicht aufgenommen?", fragte Schleierpfote empört.

,,Schon, aber es war deine Bestimmung zu den Clans zu kommen. Früher oder später hätten sie dich so oder so aufgenommen. Aus dir wird noch ein großer Krieger."
Schleierpfote hob überrascht den Kopf, dass sie das einfach so sagte.
Blütenrose fuhr fort: ,,Du musst Blatthimmel bald finden, sonst ist es zu spät. Alles, was du brauchst, besitzt und weißt du."
Schleierpfote wollte noch etwas sagen, doch die Kätzin verblasste schon wieder.

Mit einem ärgerlichem Fauchen wachte er auf. Wieso konnte der HimmelClan nicht mal deutlich sprechen?
,,Habe ich was falsch gemacht?", miaute es aus der Dunkelheit.
,,Nein, Steinpfote. Ich habe nur schlecht geträumt."
,,Oh", miaute sie mitfühlend, ,,Ich bin jetzt übrigens Steinfelll."
,,Glückwunsch", miaute Schleierpfote.
Die schwarze Kätzin schnurrte und miaute: ,,Die Morgenpatrouille bricht gleich auf und danach wird eine Clanversammlung abgehalten."
Steinfell entfernte sich wieder und legte sich in ihr Nest zum Schlafen.

Schleierpfote dachte über seinen Traum nach. Wie soll ich bald losziehen, wenn ich einen Mond lang im Lager festsitze?
In dem Moment hob Steinfell kurz den Kopf und meinte: ,,Falkenpelz hat sich deine Verletzung angeschaut und meinte, dass es nicht so tief war und du in einem halbem Mond schon wieder aus dem Lager kannst."
Schleierpfote jaulte erfreut auf. Damit hatte er nicht gerechnet.
,,Darf ich aus dem Bau?", fragte er die schwarze Kätzin.
,,Ja, wenn es dich nicht zu sehr anstrengt. Aber bitte treib es nicht zu weit", miaute sie streng.

Der junge Kater erhob sich vorsichtig auf die Beine und probierte aus, wie er am besten laufen konnte. Langsam humpelte er aus dem Bau und genoss die ersten Sonnenstrahlen.
Wolfpelz lag ausgestreckt vor der Kinderstube. Sie stöhnte unter dem Gewicht ihrer Jungen, als sie sich aufsetzte. Neben ihr saß Mondglanz und beobachtete, wie ihre Jungen Hasenjunges und Streifenjunges sich auf Nebeljunges zuschlichen, die damit beschäftigt war unter einem Busch nach etwas zu suchen.
Hasenjunges sprang auf ihren Schwanz und grub seine kleinen spitzen Krallen hinein. Nebeljunges jaulte erschrocken auf und zog ihren Schwanz weg.

,,Wer hat jetzt wen gefunden!?", miaute Hasenjunges triumphierend.
Nebeljunges warf sich mit einem verärgerten Fauchen auf Hasenjunges und drückte ihn auf den Boden. Streifenjunges warf sich auch mit ins Getümmel und man sah nur noch einen Knäuel aus Fell. Sternenfell kam angelaufen und zog Nebeljunges zu sich ran: ,,Nicht so wild. Wir wollen doch nicht, dass du dich verletzt."
Schleierpfote ging über die Lichtung und beobachtete, wie Birkenpelz die Morgenpatrouille einteilte.
Um ihn herum standen Kieselstein, Spatzenfluss und Weißpfote.

,,Ich möchte, dass ihr den Fluss überprüft und schaut, ob der FeuerClan auf unser Territorium eingedrungen ist."
Kieselstein neigte respektvoll den Kopf und die Patrouille ging aus dem Lager. Vom Eingang kamen Rotschweif und Stummelkralle, die Nachtwache gehalten hatten. Gähnend schoben sie sich in den Kriegerbau. Schleierpfote lief auf Birkenpelz zu, der ihn mit einem Nicken begrüßte.
,,Wie geht es dir?", fragte er und musterte den Schüler von oben bis unten.
,,Ganz gut", miaute Schleierpfote knapp.
Birkenpelz schnurrte und ging zum Bau des Anführers.

Nach einer Weile erwachte das Lager zum Leben. Flammenpfote kam zu ihm hin und miaute: ,,Hast du wieder einen Traum gehabt?"
Schleierpfote wurde unruhig. Woher weiß sie immer, woran ich genau denke?
,,Du siehst besorgt aus", fügte sie dann hinzu.
,,Es ist nur... Komm mal mit. Nicht hier vor allen Clankameraden."
Schleierpfote suchte sich einen ruhigen Platz nahe beim Bau der Ältesten. Von drinnen war das Schnarchen von Wespenbart zu hören und Bienenschweif, die sich in ihrem Nest wälzte.
,,Was ist los?", miaute Flammenpfote besorgt und neugierig zugleich.
,,Ich hatte wieder einen Traum. Rosenblüte, Steinfells Mutter, hat mir gesagt, dass ich Blatthimmel bald finden muss, da es sonst zu spät sein kann."

,,Oh... Was sollen wir jetzt tun? Wir können ja nicht einfach weggehen und suchen. Der Clan würde etwas merken. Außerdem bist du immer noch verletzt."
Ihre orange Schwanzspitze zuckte vor Ärger hin und her.
Schleierpfote war auch hoffnungslos: ,,Ich weiß auch nicht. Aber vielleicht können wir Birkenpelz fragen. Er weiß sicher etwas."
,,Dann lass uns das gleich machen", miaute Flammenpfote und raste über die Lichtung zu Birkenpelz.
Schleierpfote tappte ihr langsam hinterher.
,,Was gibt es denn?", wollte der braune Kater von Flammenpfote wissen.

Flammenpfote bedeutete Schleierpfote mit dem Schwanz, dass er sprechen sollte.
Er erzählte Birkenpelz alles, was er wusste.
,,Hast du mich deshalb von Anfang an in den Clan gelassen?", endetete er mit seinem Bericht.
Der zweite Anführer nickte knapp.
,,Wenn das so ist, dass du ihn suchen willst..."
,,Ich werde ihn auf jeden Fall begleiten", warf Flammenpfote ein.
,,Zwei Schüler sind zu wenig Ich möchte, dass ihr wenigstes noch einen Krieger mitnehmt."
,,Ok", miaute Flammenpfote zerknirscht.

,,Und was das betrifft, mit dem Clan, dass er sich wundern wird", fuhr Birkenpelz fort, ,,Ich werde es auf einer Clanversammlung erzählen. Ich wollte sowieso noch eine abhalten. Steinfell ist jetzt eine vollwertige Heilerin."
Schleierpfote nickte knapp. Aber er hatte Zweifel daran, ob die anderen seine Bestimmung akzeptieren würden.
Der Ginstertunnel raschelte und ein schildpattfarbener Kopf schob sich hinein. Spatzenfluss sah sehr traurig aus. Hinter ihr folgte Kieselstein, der etwas Weißes, Nasses hinter sich herzerrte.

Lawinenpfote war mit einem Satz aufgesprungen und jaulte: ,,Weißpfote! Was ist passiert?"
Bachpfote kam auch dazu und rief entsetzt nach Falkenpelz.
Der alte Heiler kam langsam aus dem Heilerbau.
Kieselstein legte das nasse Fellbündel auf den Boden. Weißpfote rührte sich nicht.
,,Wach auf", flehte Lawinenpfote und leckte das Fell seines Bruders.
Schleierpfote schnürrte es die Brust zusammen, als er sah, dass Weißpfote sich immer noch nicht rührte.
,,Es tut mir leid. Es ist meine Schuld", flüsterte Kieselstein und vergrub die Schnauze unter dem Pfoten.
,,Es war nicht deine Schuld! Diese räudigen FeuerClan Katzen sind schuld."
,,Hätte ich besser auf ihn geachtet, wäre er nicht auf die andere Seite des Flusses gelaufen. Ich bin ein schlechter Mentor gewesen."

,,Was ist passiert?", wollte Falkenpelz wissen und kam angelaufen.
,,Weißpfote ist auf die FeuerClan Seite gelaufen, weil er Beute gesehen hat und da war eine FeuerClan Patrouille und die haben ihn zum Fluss getrieben, wo er dann reingefallen ist. Und ich bin schuld daran, weil ich nicht besser auf ihn aufgepasst habe", miaute Kieselstein bedrückt.
Seine Augen schimmerten wässrig.
Falkenpelz steckte die Nase in Weißpfotes Fell.
,,Er jagt jetzt mit dem HimmelClan", miaute Falkenpelz traurig und legte den Kopf auf den von Bachpfote, die bei seinen Worten zusammengebrochen war.
,,Wir werden heute Nacht Totenwache halten."

Schleierpfote rollte sich in seinem Nest zusammen. Von draußen war das Flüstern der Katzen zu hören, die sich auf die Totenwache vorbereiteten. Steinfell, Birkenpelz, Kieselstein, Lawinenpfote und Bachpfote waren draußen bei Weißpfotes Leichnam.
Schleierpfote erinnerte sich an die traurige Stimmung bei der Clanversammlung bei Sonnenhoch. Birkenpelz hatte Steinfells neuen Namen verkündet und dem Clan von dem Vorschlag erzählt, dass Schleierpfote, Flammenpfote und noch ein Krieger Blatthimmel suchen sollten. Es gab fast gar keine Proteste. Aber das lag vermutlich auch daran, dass alle zu geschockt waren.
Forellenteich war sehr traurig um den Tod ihres Schülers gewesen, doch sie blieb in ihrem Nest, da sie ihre verstauchte Pfote kaum bewegen konnte. 

Stummelkralle tauchte im Bau auf und legte eine Maus vor Schleierpfote ab.
,,Ich dachte, du hast vielleicht Hunger", miaute er.
Schleierpfote murmelte einen Dank und biss von seiner Maus ab.
,,Ich wollte mich entschuldigen, dass ich dich immer wie ein Hauskätzchen behandelt habe."
Schleierpfote schaute erstaunt auf. Mit einer Entschuldigung von Stummelkralle hätte er nicht gerechnet.
,,Ist schon gut. Ich war ja auch mal eins."
,,Wenn der HimmelClan dich wollte, dann musst du ja zu unserem Clan gehören. Und es war falsch von mir an unseren Ahnen zu zweifeln."
Stummelkralle neigte noch kurz den Kopf und ging wieder.
Schleierpfote rollte sich in seinem Nest zusammen und schlief ein.


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Das war jetzt mal ein etwas längeres Kapitel. Ich würde mich sehr darüber freuen, wenn ihr Feedback zu diesem Kapitel gebt.
Ich habe auch endlich eine neue Karte für die Territorien erstellt. Schaut gerne mal bei der Karte vorbei und sagt, wie ihr sie findet.

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