Hoffnung und Qual

In der Nacht wurde Heideflug von qualvollen Schreien geweckt. Sie kannte diese Art von Schreien, das letzte Mal war sie noch eine Schülerin gewesen, als sie sie gehört hatte. Wiesenfuß' Junge kamen jetzt! Schnell raffte sie die nötigen Kräuter zusammen und machte sich auf den Weg zur Kinderstube. Als sie die Hälfte hinter sich gebracht hatte, kam ihr Rankenschweif entgegen, er stank richtig nach Angst. Sie schnurrte leise. „Mach dir keine Sorgen, ich habe auch bei der Geburt von Wolkenjunges, Blitzjunges und Sturmjunges geholfen. Es wird schon nichts passieren", beruhigte sie ihn, während sie wieder in die Kinderstube Hineinlief. Dort lag Wiesenfuß in ihrem Nest und krümmte sich Vor Schmerzen. schnell schob ihr Heideflug einen stabilen Stock und Maul und begann, ihren Bauch zu massieren. Als eine weitere Wehe ihren Körper durchschüttelte Und das erste Junge kam, knackte der Stock, blieb aber ganz. „Es ist eine Kätzin", schnurrte die Heilerin und legte die der Königin an den Bauch, als Wiesenfuß erneut Aufschrie. „Und ein Kater. Du musst die beiden lecken, um ihre Atmung anzuregen. So ist es richtig! Weißt du schon, wie du die beiden nennen möchtest?" „Der Kätzin ist Schildpattfarben, genau wie Rankenschweif Und der Kater weiß. Ich würde die beiden gerne Schneejunges und Frostjunges nennen, wegen dem Schnee und dem Frost draußen", keuchte sie, als sie sich wieder Zusammenkrümmte. Frostjunges maunzte ängstlich, als der Stock zerbrach und ein weiteres Bündel im Nest lag. „Sie war die letzte und ist eine Kätzin", schnurrte Heideflug. „Traumjunges!", schnurrte Wiesenfuß und zog ihre drei Jungen zu sich. Sie sagten glücklich, es machte ihnen gar nichts aus, mitten in einer Krise geboren worden zu sein. Wiederwillig musste Heideflug an ihre eigene Jungenzeit und ihre Wurfgefährten Mimi Und Tommi denken. Aber ich bin jetzt eine Clankatze! Sie seufzte, aber so leise, dass es niemand bemerkte, als sie Wiesenfuß die Kräuter hinüber schob und sie mit Schneejunges, Frostjunges und Traumjunges allein Ließ. Draußen wartete schon ungeduldig der Vater. „Wie ist es gelaufen?", erkundigte er sich besorgt. „Es ist alles in Ordnung, du kannst gerne deine Gefährtin und Jungen besuchen, aber bleib bitte nicht so lange, sie braucht jetzt Ruhe", erklärte Heideflug. „Natürlich." Dann lief Rankenschweif in die Kinderstube und begrüßte seine Familie. Trotz allen Glücks musste Heideflug wieder in ihren Bau zu den kranken Katzen. Zum Glück hatte Grasauge zugesagt. Die Cremefarbene Kätzin betrachtete besorgt ihre Freundin Flockenschweif. Im Moment kann ich nichts für sie tun. Gerade, als sie fertig gedacht hatte, kam Rankenschweif in den Bau gerast, e stank stark nach Angst. „Wiesenfuß! Sie hustet und sogar Schneejunges hat angefangen! Du musst ihr helfen!", flehte der Kater, als auch ihn ein Hustenanfall schüttelte. Heideflugs Nackenhaare sträubte sich. War denn niemand vor dieser schrecklichen Krankheit sicher? Sie beorderte Rankenschweif in ein Nest, das sie schon vorher gemacht hatte, bevor sie zur Kinderstube hastete. Von dort schlug ihr der unverkennbare Geruch des Hustend entgegen. Als sie drinnen ankem, hustete Frostjunges grünen Schleim aus, nur Traumjunges, die etwas abseits Lag und leise wimmerte, schien noch gesund. Sofort nahm Heideflug dir Kleine ins Maul. Der Heilerbau war sowieso schon überfüllt, sogar ihr Privatnest war belegt. Ich werde mit Traumjunges im Kriegerbau schlafen, da ist es wenigstens noch sicher. Sie erklärte der Königin ihren Plan, legte sich dann im Kriegerbau in das Nest, das eigentlich Rankenschweif gehörte und rollte sich um Traumjunges zusammen, die immer noch wimmerte. Völlig übermüdet und gestresst schloss die Heilerin die Augen. SternenClan, hilf mir! Was soll ich nur tun? Mit diesem Gebet schlief sie ein. Doch entweder wollte der SternenClan ihr nicht helfen, oder er konnte es nicht, denn am nächsten Morgen fühlte sie sich nicht besser. Traumjunges hatte sich von ihr fortgezappelt und lag zitternd etwas weiter entfernt. Schnell legte sie sich um das Junge, die einzige gesunde katze im Clan. Traumjunges fiepte leise: „Ich hab Hunger. wo ist meine Mama?" „Sie ist in der Kinderstube, meine Kleine", antwortete Heideflug. „Ich bringe dich zu ihr." Sie nahm Traumjunges am Nackenfell und brachte sie zurück in die Kinderstube zu Wiesenfuß. Besorgt rannte sie zurück in ihren Bau um zu sehen, wie es den anderen Katzen ergangen war. Als sie Aufstand, kam ihr Blütenstern entgegen, er roch nicht mehr nach der Krankheit. Heideflug zählte eins und eins zusammen und senkte entschuldigend den Kopf. Blütenstern hatte ein Leben verloren und sie hatte nichts dagegen tun können. Vor einem halben Mond war Sturmjunges erkrankt, aber sie hatte sich tapfer geschlagen. Dunkelpfote und Löwenzahnpfote wurden heute sechs Monde alt und niemand war da, um sie zu ernennen. Wenn Heideflug Anführerin gewesen wäre, dann hätte Rankenschweif den lernwilligen und braven, aber dennoch traumatisierten Dunkelpfote bekommen und Flockenschweif hätte sich um die schüchterne Löwenzahnpfote gekümmert. Langsam hob sie den Kopf und sah, wie Blütenstern sich zu Flockenschweif beugte. Sein ausgemergelter Körper, der seit Tagen nichts mehr zu fressen bekommen hatte, zitterte leicht. Seine Rippen stachen so deutlich hervor, dass Heideflug jede einzelne zählen konnte, aber die anderen Katzen, einschließlich sie selbst sahen auch nicht besser aus. Ihr grauste bei dem Gedanken, ihren Clan allein zu lassen, um Grasauge zu treffen, aber sonst würden alle sterben. Sie betrachtete all die kranken Katzen um sich herum und beschloss, dass sie nicht länger warten konnte. Obwohl die Sonne gerade erst aufgegangen war, machte sie sich auf den Weg und stapfte durch den Schnee, der ihr bis zum Hals reichte bis zur Grenze zum MoorClan, an der sie eine Duftmarkierung an den verkohlten Baum setzte. Schon so lange hatte das keiner mehr getan, dass der Geruch verblasst war. Danach setzte sie ihren Weg durch MoorClan Territorium fort. Die nächste große Schwierigkeit war die Tatsache, dass sie keine Ahnung hatte, wo in diesem endlosen Weiß das Lager des MoorClans lag. Endlich, nach gefühlten Ewigkeiten, entdeckte Heideflug Spuren im Schnee. Eine Patrouille musste in der Nähe sein und sie wollte nicht wie ein Eindringling wirken, weshalb sie so laut wie möglich rief: „Hallo! Hört ihr mich? Ich muss mit Grasauge sprechen!" Ein sandfarbener Kater tauchte in Heideflugs Blickfeld auf. „Wer bist du und was machst du hier?" „Ich heiße Heideflug und bin die Heilerin des WiesenClans. Und ich muss mit Grasauge sprechen." „Also gut, wir begleiten dich zum Lager. Lilienblatt, Nussbeere, kommt mit, wir müssen diese Heilerin in unser Lager bringen." Zwei Kätzinnen erschienen, eine dunkelbraun und eine weiß. Ihr Pelz schien richtiggehend zu leuchten, aber jetzt konnte sie gut mit dem Schnee verschmelzen, wie Wiesenfuß es immer getan hatte, bevor sie in die Kinderstube gezogen war.

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