Prolog (Vorgeschichte)

Du gehst mit deiner Mutter durch den Wald. Sie will dir endlich das Jagen beibringen! Du bist ganz aufgeregt und stolperst über eine Wurzel. Sofort schiebt sich die sanfte Schnauze deiner Mutter unter deinen Bauch und hilft dir wieder auf. Ihr geht weiter, überall zwitschtert und knarzt es. Dann bleibt Rose, deine Mutter, stehen. »Was ist?«, willst du wissen. »Psst«, antwortet sie. »Da vorne ist eine Amsel. Ich werde dir zeigen, wie man sie fängt. Schaue genau zu!«

Du beobachtest sie gebannt, während sie sich anschleicht. Plötzlich bricht etwas aus dem Gebüsch und die Amsel fliegt weg. Etwas großes, weiß - schwarzes tritt aus dem Gebüsch - ein Dachs! Er rennt genau auf euch zu. Anscheinend seid ihr seinem Bau zu nahe!

Rose packt dich am Nackenfell und rennt. Doch sie rutscht aus und der Dachs kommt immer näher. Du verfällst in Panik. Rose schiebt dich in eine Baumhöhle. »Egal was passiert, bleib da drin!« In ihrer Stimme liegt eine Warnung und Furcht - Furcht, dass ihrem Jungen etwas passierte, nicht ihr selbst.

Du verkriechst dich in die hinterste Ecke. Draußen hörst du Schreien und Heulen, das Schnappen von Schnauzen und das Aufprallen von riesigen Pfoten.

Plötzlich, mit einem Mal, ist alles still. Zitternd vor Angst schaust du aus deiner Höhle hervor. Der Dachs ist weg - und ein Bündel liegt auf dem Boden, Blut tränkt das Fell. Rose!, denkst du voller Verzweiflung.

Du kommst bei deiner Mutter an. Du stubst sie an, du versuchst, die Blutung zu stoppen. Deine Mutter öffnet flackernd die Augen. »Mutter!« Sie ringt nach Atem. »Ich... ich liebe dich. Sei stark«. Dann schließen sich ihre Augen und sie ist entgültig tot.

»Nein!!!« Du rennst weg, weg von dem Leichnam deiner Mutter, weg von dem Unglück, dass ihn umgibt. Du willst einfach nur weg. Blind vor Schmerz und Wut stolperst du durch den Wald, Dornen verfangen sich in deinem Fell, aber du spürst es kaum, du wünscht einfach nur, dass du schnell aus diesem Albtraum erwachst. Plötzlich rennst du gegen etwas pelziges. »Rose!«

Doch als du aufblickst, erkennst du einen rostfarbenen Kater, der auf dich hinabblickt. Er schaut sich suchend um und rennt plötzlich davon. Du hörst ein trauriges Jaulen, so laut und so traurig. Die Angst packt dich und deine Verzweiflung wächst bis zum höchsten Punkt. Da kommt der Kater wieder, in seinen Augen spiegelt sich die blanke Trauer. Er spricht dich mit deinem Namen an. Doch du registriert es kaum, dir wird schwindelig. Du spürst Zähne in deinem Nacken und schließlich wird alles schwarz.

Erwachen tust du in einem Bau, der gemütlich scheint und Wärme ausstrahlt. Eine Zunge streicht sanft über deinen Rücken. »Keine Sorge, mein Kleines. Hier bist du sicher. Ich bin Morgentau. Ich werde für dich sorgen, wie der ganze restliche Clan«. »Morgentau«, murmelst du schwach. Was ist geschehen? Du kannst dich kaum an etwas erinnern und erst recht nicht daran, wie du hierher gekommen bist. Du versuchst, dich zu erinnern, doch es fällt dir nichts ein, außer - »Rose!!!«, jaulst du in die Stille hinein. Dann fällst du wieder in einen unruhigen Traum voller Schmerz und einer toten Rose.

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