Kapitel 60

Der rote Krieger betrat an der Spitze seiner achtköpfigen Patrouille das Lager. Die WolkenClan-Katzen hatten sie bereits, als sie den Zweibeinerort endlich hinter sich gelassen hatten, verlassen und sich auf den Weg in ihr eigenes Territorium gemacht. Deshalb hatten Glutherz und seine Clangefährten auch den kürzeren Weg direkt durch ihr Territorium nehmen können. Trotzdem war es nun bereits nach Sonnenuntergang, als sie endlich – mit schmerzenden Pfoten - ankamen.

Draußen hatten sie den bereits schal werdenden Geruch des WolkenClans gerochen, weshalb Glutherz wusste, dass Echoklang, Blattstern und Feuersonne wie geplant hier gewesen waren. Aus diesem Grund war er auch ziemlich erleichtert, als er das Lager betrat und Winterschweif entdeckte, der vor dem Kriegerbau saß, eine Maus verzerrte und sich mit Kämpferherz die Zungen gab. Dies musste nämlich bedeuten, dass es kein größeres Drama gegeben haben konnte... so redete es sich Glutherz zumindest ein.

„Die Patrouille ist zurück!", erschallte es plötzlich von Laubsprenkel, der Wache hielt, sie aber anscheinend erst jetzt bemerkt hatte. Der getigerte Krieger setzte sich gleich, nachdem er dies gejault hatte, wieder auf seinen Posten und blickte mit getrübtem Blick auf den Lagereingang. Er schien vollkommen neben der Rolle zu sein, irgendetwas musste ihn sehr schockiert haben.

Gleich nach dem Ruf des Katers kam Staubwolke aus irgendeiner verschneiten Ecke des Lagers auf sie zugelaufen, jedoch ohne die überschwängliche Begrüßung, die eigentlich zu erwarten gewesen wäre. Unterdessen waren auch die restlichen Katzen eingetreten, aus dem Augenwinkel sah Glutherz, dass Lilienpfote und Fliederschatten sich sofort erschöpft neben den Eingang des Baus fallen ließen. Auch seine Pfoten brannten qualvoll bei jedem seiner Schritte und er sehnte sich einfach nur nach einer anständigen Mütze Schlaf, doch die würde ihm vorerst noch nicht vergönnt sein. Er musste erst einmal zusammen mit Polarlicht Bericht erstatten.

„Habt ihr sie gefunden?", war das erste, was Staubwolke zu ihnen sagte, als er bei ihnen ankam. Überrascht runzelte Glutherz die Stirn, aber nicht wegen seiner Frage, sondern aufgrund der tiefen Sorge, die in dem glasig-blauen Blick des Stellvertreters lag. Als Polarlicht, die gleich neben dem roten Krieger stand, nickte, schien Staubwolke einen Herzschlag lang zufrieden zu sein, doch gleich darauf trübte sich sein Blick wieder und es kam Glutherz vor, als wäre sein Mentor mit seinen Gedanken ganz wo anders.

„Gut", murmelte der Schildpattkater abwesend und blickte über seine Schulter hinweg zum Heilerbau. „Ich schicke Flammenstern zu euch, ich selbst muss zurück in den Heilerbau, Herbstblatt braucht mich dort." Verwundert runzelte Glutherz die Stirn. Eigentlich hatte er gedacht, dass ihre Erfahrungen nun von äußerster Wichtigkeit waren. Genau deshalb merkte er dann auch sofort, dass irgendetwas ziemlich gravierendes im Heilerbau vorgefallen sein musste. Glutherz' Blick schoss sofort zu Kämpferherz, der noch immer ganz friedlich mit Winterschweif plauderte. Gelbfang ging es also gut, beziehungsweise zumindest nicht schlechter. Immerhin würde der gescheckte Krieger sonst krank vor Sorge irgendwo auf und ab tigern. Das konnte es also nicht sein... aber was dann?

Für Erklärungen hatte Staubwolke aber anscheinend keine Zeit, denn er trottete sofort weiter zu Morgenpfote, der müde neben Kekstatze kauerte und es wie Lilienpfote und Fliederschatten nicht mehr ausgehalten hatte, zu stehen. Der Schildpattkater flüsterte seinem Sohn etwas zu, woraufhin dieser betroffen die Augen aufriss und aufsprang. Zusammen liefen die beiden zum Heilerbau und hinterließen die verwirrt dreinschauende Patrouille.

Polarlicht war die erste, die nach einigem Schweigen das Wort ergriff. „Nehmt euch alle etwas zu fressen und legt euch dann schlafen. Es war ein langer Tag", murmelte sie und bedeutete Glutherz ihr zu den Wurzeln der Eiche zu folgen. Das tat er auch, nur blieb er kurz bei Winterschweif und Kämpferherz stehen, da er unbedingt wissen wollte, was vorgefallen war. Er musste noch nicht einmal fragen, da hob Winterschweif bereits den Kopf, blickte ihn durch seine hellen Augen hindurch an und murmelte: „Echoklang hat herausgefunden, was Glanzpfote hat. Es ist tragisch, sie hat solches Pech." Ausnahmsweise war jeder Schalk aus der Stimme des Kriegers, dessen Fell so weiß war wie der Schnee, in dem er lag, verschwunden. „Es ist Fallsucht", murmelte er dann. Glutherz runzelte nur verwirrt die Stirn. Fallsucht? Er hatte noch nie davon gehört.

Die Verwirrung musste ihm anzusehen sein, denn Kämpferherz wollte bereits zu einer Erklärung ansetzen, als plötzlich Flammensterns Stimme aus der Richtung ihres Baus erschallte.

„Glutherz? Kommst du?", miaute sie ungeduldig. Als der rote Kater über seine Schulter blickte entdeckte er seine Mutter, die mit Polarlicht vor dem Eingang ihres Baus, der in den vergangenen Tagen ungenutzt gewesen war, stand. Seufzend bedankte er sich bei Winterschweif und Kämpferherz für die Auskunft und trottete dann zu den Kätzinnen. Flammenstern würde es ihm wahrscheinlich sowieso besser erklären können.

Als er bei ihnen ankam, war er ziemlich froh, dass es vor einiger Zeit aufgehört hatte zu schneien, denn das Lager war wahrlich schon weiß genug und an manchen stellen versank er bereits bis zur Hälfte seiner Beine im Schnee. Bis zum nächsten Morgen würde die Oberfläche mit etwas Glück hart genug geworden sein, um darauf zu laufen. Ihr Heimweg war wegen dem Schnee nämlich noch viel beschwerlicher gewesen und beim morgigen Training wollte er sich nicht schon wieder so verausgaben.

Nacheinander betraten sie den leeren Bau, in dem es nur unwesentlich wärmer als draußen war. Wenigstens bildete Glutherz' Atem im Inneren keine Wölkchen mehr und der Boden war angenehm trocken. Zumindest würde er das vorerst sein, bis die Nässe aus den Pelzen der drei Katzen in das Moos eingesickert war.

Flammenstern trottete sofort zu ihrem verwaisten Nest und legte sich dort nieder, wobei ihr ein ruhebedürftiger Seufzer entwich. Ihre smaragdgrünen Augen blinzelten Polarlicht und Glutherz, die sich mit etwas Abstand nebeneinander hinsetzten, an. Auffordernd nickte sie, woraufhin Glutherz sofort das Wort ergriff. „Bevor wir berichten, Flammenstern, kannst du uns sagen, wie der Besuch des WolkenClans verlaufen ist?"

Seine Mutter wirkte keineswegs überrascht, als sie antwortete: „Es war sehr freundlich von Blattstern und Feuersonne, Echoklang zu begleiten." Die flammenrote Kätzin schluckte, es kam Glutherz vor, als würde sie etwas auslassen, als sie miaute: „Echoklang hat Rottupf erklären können, woran Glanzpfote erkrankt ist... die Arme! Sie hat Fallsucht, eine Krankheit, die Echoklang durch ihren Ahnen kennengelernt hat. Leider ist keine Methode, diese Krankheit zu heilen bekannt... und der Husten macht es nur noch schlimmer." Die Niedergeschlagenheit in Flammensterns Stimme ließ Glutherz zusammenzucken. Glanzpfote war unheilbar krank! Das war einfach grauenvoll! Was hatte die arme Kätzin nur getan um so etwas zu verdienen?

„Wird... wird sie sterben?", miaute Polarlicht bestürzt und atmete erleichtert auf, als Flammenstern den Kopf schüttelte. „Sie wird wohl nicht so lange leben wie andere Katzen, aber sie wird vorerst leben. Und vielleicht gelingt es Rottupf ja, ihr zu helfen."

Auch Glutherz ließ sich davon etwas beruhigen. Er hatte mit der gelbbraunen Schülerin nicht wirklich viel zu tun, trotzdem fühlte er mit der jungen Kätzin. Ihr ganzes Leben lag noch vor ihr und nun sollte es von dieser furchtbaren Krankheit gezeichnet sein.

„Ich hoffe, ihr habt erfreulichere Nachrichten. Ich kann mich jetzt nicht länger mit dieser Krankheit auseinandersetzen", miaute Flammenstern, wodurch Glutherz' Gedanken von Glanzpfote weg zu den Ergebnissen der Patrouille gelenkt wurden.

„Ja, so könnte man es ausdrücken. Wir haben das Lager der Ratten gefunden. Glücklicherweise haben sie uns nicht bemerkt und wir konnten uns ein ziemlich ausführliches Bild der Umgebung machen", erwiderte Polarlicht und der stolz über ihre erfolgreiche Mission schwang in ihrer Stimme mit.

Mit dieser Antwort schien die flammenfarbene Anführerin recht zufrieden zu sein. Ihre Augen funkelten erfreut. „Wann werden wir also angreifen?", miaute sie dann sehr zu Glutherz' Überraschung.

Verwundert tauschten der rote Krieger und Polarlicht einen Blick. Sie hatten noch keinen Herzschlag lang darüber nachgedacht, wann die Zeit gekommen sein würde, die toten Katzen zu rächen. Nun, als dies ganz plötzlich in greifbare Nähe zu rücken schien, fuhr Polarlicht ihre Krallen aus und begutachtete diese eingehend, als würde der Kampf sie bereits rufen. Auch Glutherz sehnte den Tag, an dem der Tod seines Vaters endlich vergolten werden würde.

„Am Tag vor dem nächsten Halbmond", miaute er deshalb, was zwar nicht mehr lange war, ihnen aber genug Zeit geben würde, um ihre Taktik zu trainieren und die Stärken der einzelnen Katzen mehr miteinzubinden.

Polarlicht neben ihm nickte zufrieden, während Flammenstern erst begeistert und dann ganz plötzlich traurig wirkte. Wahrscheinlich dachte sie wieder an Regenpelz. Es schmerzte Glutherz immer wieder, sie so zu sehen. Wenn diese elenden Ratten nicht wären, dann gäbe es für seine Mutter nun keinen Grund, trauern zu müssen! Irgendwie konnte er verstehen, dass sie mitkämpfen wollte. Sie brauchte das, um all den Gefühlen in ihrer Brust Luft zu machen.

„So, ich werde jetzt zu meinen Jungen gehen. Ich bin euch sehr dankbar, dass ihr diese schwierige Aufgabe so wundervoll meistert", miaute die Anführerin. Synchron erhoben die drei Katzen sich und Glutherz stellte einmal mehr fest, dass seine Pfoten unglaublich schmerzten. Wahrscheinlich sollte er sich noch etwas bei Rottupf holen, um den Schmerz zu lindern, doch dort würde er auf die Katzen, die wegen Glanzpfotes Diagnose ganz aufgebracht waren, treffen. Das wollte er wahrlich lieber vermeiden.

Gemeinsam verließen sie den Heilerbau und Glutherz wollte seiner Mutter bereits zur Kinderstube folgen, als diese abrupt stehen blieb und miaute: „Ich richte Blaumond und den Jungen deine Grüße aus. Geh jetzt schlafen, es war ein langer Tag." Die Fürsorglichkeit Flammensterns hielt den roten Kater davon ab, ihr zu widersprechen und so trottete er zusammen mit Polarlicht zum Kriegerbau. Beim nun ziemlich leeren Frischbeutehaufen blieben sie stehen. Argwöhnisch betrachtete Glutherz das magere Eichhörnchen und die bereits gefrorene Maus, die übrig geblieben waren, bis er bemerkte, dass sich unterhalb des Schnees auch noch etwas verbarg. Vorsichtig schob er den Schnee beiseite und förderte einen Fisch zu Tage, den ganz sicher Wasserwirbel gefangen hatte. Sie war außer Streifenfluss, Lilienpfote und ihm die einzige, die die Wiedergeburt einer FlussClan-Katze war, zumindest soweit Glutherz informiert war.

Erfreut über seinen Fund, bot er Polarlicht an, sich die Beute mit ihm zu teilen. Zwar zögerte die weiße Kriegerin kurz, doch dann nickte sie. Glutherz packte den Fisch, bei dem es sich um eine Forelle handelte, an der Schwanzflosse und trottete dicht gefolgt von ihr zu Winterschweif und Kämpferherz, die sich noch immer austauschten. Dort setzte er sich, schob die Forelle zwischen sich und Polarlicht und begann zu fressen.

„Und sie hat ihm wirklich vor allen anwesenden Katzen gesagt, dass sie ihn nicht mehr liebt? Das muss unglaublich bitter für ihn sein!", miaute Kämpferherz gerade ungläubig, woraufhin Glutherz die Ohren spitzte.

„Oh ja, das war es. Du hättest sein Gesicht sehen sollen! Beinahe hätte er mir schon leid getan... aber nach der Sache mit Bienenfell damals...", antwortete Winterschweif außergewöhnlich ernst. Dann fuhr er jedoch schnurrend fort: „Es freut mich aber für Streifenfluss. Die beiden passen gut zusammen, meine Schwester mit ihrem ungezügelten Temperament und ihrer spitzen Zunge und dein Wurfgefährte mit seinem Humor."

Glutherz schluckte ein weiteres Stück der Forelle hinunter, bevor er sich zu den Katern umdrehte.

„Was ist...", begann er, auch wenn er glaubte, es bereits richtig verstanden zu haben und wurde, noch bevor er seine Frage ganz ausgesprochen hatte, von Winterschweif auf den neusten Stand gebracht: „Ahornblatt hat Laubsprenkel in den Wind geschossen."


Bei Frostjunges ist es anders, als bei den bisherigen Jungen. Hier weiß ich nämlich selbst nicht, wessen Widergeburt er sein soll, weil ich ständig zwischen mehreren schwanke. Es soll ein SchattenClan-Kater sein, Kampf- bzw. Fetzenstern ist jedoch bereits vergeben. Ich bitte deshalb um Vorschläge. Ich werde dann entscheiden, welcher am besten zu dem jungen Kater passt.

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