Kapitel 59
„Ich... nun ja", stotterte Ahornblatt, vollkommen untypisch für ihr sonst so aufbrausendes Gemüt. Flammenstern runzelte daraufhin ihre Stirn und musterte ihre Tochter eingehend. War es zu früh für diese Frage? Wusste sie die Antwort noch gar nicht? Oder wollte sie es ihr einfach nicht sagen?
Nachdenklich legte die flammenrote Anführerin ihren Kopf schief, wobei dieser einen der vielen Weidenzweige der Weide, die neben dem Lagereingang wuchs, streifte. Eine zusätzliche Ladung Schnee fiel daraufhin zu Boden, wie wenn die Massen, die der Himmel gerade über ihnen ausschüttete, nicht schon genügen würde. Seit sie am Morgen aufgestanden war, hatte der Schneefell stetig zugenommen. Das war auch der Grund, aus dem die Jungen nun in der Kinderstube bleiben mussten, damit sie sich nicht erkälteten oder in irgendeiner Schneewehe versanken.
„Du musst mir nicht antworten, wenn du das nicht willst", murmelte Flammenstern ohne jeden Vorwurf. Sie konnte verstehen, dass es Ahornblatt schwer fiel, sich zwischen Laubsprenkel und Streifenfluss zu entscheiden. Laubsprenkel, der ihre erste Liebe gewesen war, aber eine andere geliebt hatte und Streifenfluss, den sie eigentlich nur als Möglichkeit gesehen hatte, jenen eifersüchtig zu machen.
„Das... das ist es nicht", murmelte Ahornblatt, sie wirkte beschämt. Ahornblatt, die beschämt wirkte! Irgendetwas lief hier gewaltig schief.
„Eigentlich habe ich alles, was ich haben wollte. Laubsprenkel will mein Gefährte sein, er hat mir alles über Bienenfell und sich erzählt... beim SternenClan, er hat mir sogar das Leben gerettet! Aber jetzt ist da Streifenfluss...", miaute Ahornblatt und wirkte dabei vollkommen überfordert.
Irgendwie war Flammenstern erleichtert, dass Laubsprenkel nicht mehr der Kater war, für den Ahornblatts Herz schlug. Er hatte ihr Schmerzen zugefügt, hatte sie fast gebrochen, sodass sie von ihren Clangefährten wieder hatte zusammengeflickt werden müssen. Hätte die orangene Kriegerin sich für den Kater entschieden, hätte Flammenstern wahrscheinlich nie jegliche Kritik daran geäußert, schließlich wollte sie, dass ihre Tochter glücklich war.
„Also hast du dich für Streifenfluss entschieden? Wissen die beiden das?", miaute die flammenfarbene Königin. Sie war froh, dass sie dieses Gespräch mit ihrer Tochter führen konnte und sie dabei ungestört waren. Die wenigen Katzen die im Lager waren, hatten sich sowieso in ihren Bauen versteckt. Der Rest war mit Staubwolke beim Training.
Als Ahornblatt kurz zögerte, wusste Flammenstern bereits, wie ihre Antwort ausfallen würde. „Streifenfluss habe ich es gesagt... Laubsprenkel hingegen denkt, dass ich noch immer einfach nur Zeit brauche", erklärte sie zurückhaltend.
„Du musst es ihm sagen, damit er nicht länger auf dich wartet. Das ist nur fair ihm gegenüber", murmelte Flammenstern und wusste, sobald die Worte ihr Maul verlassen hatten, dass sie damit die Ahornblatt, die sie kannte und liebte, wieder erweckt hatte.
„Das ist mir sehr wohl bewusst! Aber soll ich zu ihm hingehen, ihm sagen, dass ich mich für Streifenfluss entschieden habe und dann wieder gehen, oder wie stellst du dir das vor?", maulte Ahornblatt sie an und schnaubte verärgert.
„Ja. Denn genau so hättest du dich verhalten, bis Bienenfell gestorben ist", antwortete Flammenstern leichthin, was dazu führte, dass Ahornblatt sie verdutzt anblickte. Dann nickte sie kurz, wobei ihr ein paar Schneeflocken vom Kopf vielen.
„Stimmt. Er hat sowieso nichts anderes verdient, denn auch wenn wir das eigentlich geklärt haben, hat er mir das Herz gebrochen. Und auf so jemanden werde ich mit Sicherheit keine Rücksicht nehmen."
Eigentlich hatte Flammenstern ihr noch sagen wollen, dass Ahornblatt es ihm jetzt nicht verletzender unter die Nase reiben sollte, als es nötig war, doch da raschelte es im Eingang des Lagers und ihr Gespräch wurde unterbrochen.
Sofort sprangen sie beide auf, bereit, sich in den Kampf zu stürzen, wenn es nötig wäre. Ihre Krallen waren ausgefahren und bohrten sich in den kalten Schnee, ihre feuchten Pelze waren gesträubt. Der Schnee machte es unmöglich, zu erschnuppern, wer auf sie zukam und vernebelte ihnen gleichzeitig die Sicht, weshalb sie Wasserwirbel, die dank ihres silbern-weißen Fells fast unsichtbar war, beinahe nicht bemerkt hätten.
Überrascht blieb Wasserwirbel, in deren Maul ein Fisch und zwei graue Mäuse baumelten, vor ihnen stehen, bis ihr wohl klar wurde, dass sie sie für einen Angreifer gehalten hatten. Daraufhin schnurrte sie amüsiert und miaute: „Keine Sorge, wir sind's nur." Ihre Worte wurden dabei durch die Beute gedämpft, sodass Flammenstern nur schwer verstehen konnte, was sie sagte.
Unterdessen traten Ahornblatt und Flammenstern bereits zur Seite und fuhren ihre Krallen wieder ein. Es war zum Glück nur eine heimkehrende Patrouille.
Hinter Wasserwirbel trotteten nun auch Kieselpelz und Winterschweif, beide mit etwas Beute im Maul, ins Lager. Nickend grüßten sie ihre Clangefährten, bevor die drei Krieger ihre Beute beim verschneiten Frischbeutehaufen ablegten.
Als Flammenstern zu ihrer hellorangenen Tochter blickte, stellte sie fest, dass diese etwas enttäuscht wirkte. Wahrscheinlich hatte sie gehofft, dass Laubsprenkel zusammen mit den Katzen heimkehren würde und sie ihm gleich die Wahrheit sagen konnte.
„Ich werde dich vorerst alleine lassen", miaute die Anführerin an Ahornblatt gewandt, die abwesend nickte und ihren Blick bereits wieder auf den Eingang gerichtet hatte. Zielstrebig tappte sie nun zu Winterschweif, der vor dem Kriegerbau mit Wasserwirbel und Kieselpelz herumalberte. In letzter Zeit hatte sie ihre älteren Jungen etwas vernachlässigt, so kam es Flammenstern vor, auch wenn diese bereits aufgewachsen waren. Heute hatte sie jedoch Zeit, das nachzuholen.
„Winterschweif!", miaute sie, woraufhin der weiße Krieger sich zu ihr umblickte. Zögernd verabschiedete er sich von seiner Schwester und Kieselpelz und kam zu ihr gelaufen. „Was gibt es?"
Bevor Flammenstern antwortete, setzte sie sich erst einmal, was der Kater ihr nach einigen Herzschlägen gleichtat. Sie bettete ihren Schweif auf ihren etwas kalten Vorderpfoten, bevor sie miaute: „Ich wollte mich erkundigen, wann deine Gefährtin, Annabell, sich dem Clan anschließen möchte, oder ob du deine Meinung geändert hast."
Etwas überrumpelt von der für ihn wohl unerwarteten Frage, blinzelte er erst einmal perplex, bevor er traurig zugab: „Sie will nicht. Zumindest nicht, so lange Gefahr von den Ratten droht."
Verwundert legte sie ihre Stirn in Falten. Die Kätzin, die ihr Sohn liebte, wollte sich dem Clan nicht anschließen? Erwiderte sie seine Gefühle etwa nicht? Oder konnte es sein, dass es anders herum war? Dass er Annabell nicht wirklich liebte, sondern noch immer der WolkenClan-Kätzin hinterher trauerte und das Hauskätzchen das wusste?
„Wenn du beide haben könntest, Feuersonne und Annabell, wen würdest du wählen?", brach es aus Flammenstern heraus, bevor sie sich zurückhalten konnte. Sie bereute, das gesagt zu haben, doch die Antwort ihres Sohnes interessierte sie trotzdem brennend.
Sie bemerkte, dass Winterschweif sich ziemlich zusammennehmen musste, um keine scherzhafte Erwiderung von sich zu geben, so wie er es in den meisten für ihn unangenehmen Situationen normalerweise tat.
„Feuersonne liebt mich nicht wirklich, also ist es doch egal, ob ich sie wählen würde. Sie wird nie wieder meine Gefährtin sein", miaute er und seufzte dabei theatralisch.
Wie es der Zufall wollte, war genau das der Moment, als es im Lagereingang ein weiteres Mal raschelte und Ahornblatt in Erwartung eines Kampfes aufsprang.
„WolkenClan!", jaulte sie, noch bevor eine Katze zwischen den Holunder- und Heidelbeersträuchern zu sehen sein konnte. Augenblicklich sprangen auch Flammenstern und Winterschweif auf und rannten zum Lagereingang. Wurden sie angegriffen? Plötzlich, als sie Echoklang erblickte, kam ihr jedoch wieder in den Sinn, dass die Heilerin an diesem Tag kommen sollte um Rottupf zu besuchen.
„Echoklang! Es freut mich, dich beim FeuerClan begrüßen zu dürfen", miaute sie, nachdem sie jede Abwehrhaltung aufgegeben hatte. Die Heilerin des WolkenClans nickte ihr freundlich zu und musterte gleich darauf Winterschweif und Ahornblatt, die die Anführerin noch immer kampfbereit flankierten, irritiert. Erst da schienen die zwei zu realisieren, dass es sich um keinen Angriff handelte, und sie fuhren ihre Krallen wieder ein und begannen, ihre Pelze zu glätten.
Zu Flammensterns Überraschung, war Echoklang jedoch nicht alleine gekommen, denn ihr folgten gleich darauf Blattstern und eine rote Kriegerin, die Flammenstern als Feuersonne identifizierte, woraufhin ihr das Maul offen stehen blieb. Sie warf einen Blick zu Winterschweif, der wie angewurzelt neben ihr stand und Feuersonne anstarrte. Die Spannung zwischen den beiden schien in der Luft zu knistern und keiner der beiden war bereit, den Blickkontakt als erster abzubrechen. Flammenstern schluckte schwer. Das würde sehr unangenehm enden, da war sie sich sicher. Fürs erste blieb ihr aber nichts anderes übrig, als den fröhlichen Schein zu waren. Zumindest, bis Echoklang sich mit Rottupf hatte unterhalten können.
„Blattstern, Feuersonne! Schön, dass ihr mitgekommen seid", miaute die Anführerin und bedeutete den Kätzinnen mit einem Schwanzschnippen, dass sie gerne zu ihr treten konnten, wenn sie das wollten. Wobei sie sich natürlich fragte, was die beiden Kätzinnen hier wollten.
„Winterschweif zeigst du Echoklang bitte den Weg zu Rottupfs Bau?" Inständig hoffte sie, dass der weiße Krieger verstehen würde, dass es das Beste war, wenn er nun ziemlich weit von Feuersonne entfernt war. Vielleicht konnte die Situation dann noch entschärft werden, bevor irgendwer zu Schaden kam.
Beruhingender Weise nickte Winterschweif und bedeutete der silbernen Heilerin, ihm zu folgen. Den Blickkontakt zu Feuersonne, die nun betreten auf ihre Pfoten starrte, hatte er abgebrochen.
Als die beiden also zwischen dem zugefrorenen Rinnsal und der kahlen Birke hindurch auf die Heilerlichtung verschwunden waren, herrschte erst kurzes Schweigen, das schließlich von Blattstern gebrochen wurde. „Flammenstern, wie geht es dir? Und den Jungen? Seit diesem schrecklichen letzten Vollmond, habe ich nichts mehr von dir gehört, deswegen habe ich heute die Möglichkeit wahrgenommen, Echoklang hier her zu begleiten!"
Verblüfft hielt Flammenstern Inne. Blattstern war gekommen, um sie zu besuchen? Einfach aus Freundlichkeit? Für die rote Anführerin konnte es im ersten Moment gar nicht glauben. Nie, in all der Zeit beim DonnerClan, wo sie aufgewachsen war, hatten sich Katzen unterschiedlicher Clans aus reiner Freundlichkeit besucht. Doch sie war ehrlich erfreut, dass Blattstern das tat.
„Mir ging es schon wesentlich schlechter, ich bin wohl auf dem Weg der Besserung... auch wenn ich R...regenpelz unglaublich vermisse", antwortete sie vollkommen ehrlich. Blattstern trat daraufhin näher zu ihr, ihr Blick war voll Mitleid. Und auch wenn Flammenstern niemandes Mitleid wollte, war sie doch erleichtert, das die Anführerin des WolkenClans so viel Mitgefühl zeigte.
„Das verstehe ich. Wenn es Ziegensturm gewesen wäre... ich weiß nicht, was ich getan hätte. Du gehst damit unglaublich stark um, wie eine wahre Anführerin. Ich glaube nicht, dass viele das geschafft hätten", murmelte Blattstern aufrichtig. Flammenstern war klar, dass sie das nicht gesagt hätte, wenn sie sie vor einigen Sonnenaufgängen angetroffen hätte. Trotzdem war sie froh, diesen Eindruck zu hinterlassen.
„Wie geht es den Jungen?", fügte Feuersonne, die bislang noch nichts gesagt hatte, hinzu. Auch sie war näher getreten. Noch immer war es Flammenstern ein Rätsel, was sie hier wollte, doch sie besaß den Anstand, sie nicht danach zu fragen. Es würde schon rechtzeitig herauskommen.
„Wunderbar! Wollt ihr sie sehen? Sie freuen sich mit Sicherheit über euren Besuch!", miaute Flammenstern aus einer Eingebung heraus. Begeistertes Nicken der Kätzinnen folgte, während Ahornblatt, die unterdessen Schweigend unter der Weide gesessen hatte und Wache gehalten hatte, ihrer Mutter einen ungläubigen Blick zuwarf. Doch die flammenrote Königin hatte dabei keine Bedenken. Nichts könnte die Stärke des FeuerClans mehr zeigen, als die aufgeregte Meute kräftiger und verspielter Jungen. Sie hoffte nur, dass Diamantenjunges und Fischschweif noch nicht von ihrem Besuch bei Rottupf zurückwaren. So traurig es klang, doch der schmächtige Kater, der sich dazu noch seltsam verhielt, würde Blattstern und Feuersonne Fragen stellen lassen, auf die sie keine Antwort wusste und auf die sie auch nicht antworten wollte. Fischschweif wäre außerdem ziemlich verletzt, schließlich wollte sie nicht einmal zugeben, dass mit ihrem Jungen etwas nicht stimmte.
„Kommt", miaute sie und trottete Pfotenabdrücke im Schnee hinterlassend voran zur Kinderstube, aus der bereits die lauten Stimmen spielender Jungen erschallten. Vorsichtig, da es sehr wohl sein konnte, dass einige Junge gleich vor dem Eingang spielten, trat sie ein, wobei ihr Kopf die Brombeerzweige streiften und etwas Schnee auf sie niederrieselte.
„Flammenstern!", rief Gewitterjunges erfreut, als er sie entdeckte und kam als erster auf sie zugeschossen, dicht gefolgt von den restlichen Jungen. Blaumond schnurrte amüsiert, als die Anführerin von den Jungen fast umgeworfen wurde. „Dürfen wir jetzt raus? Bitte! Blaumond erlaubt es uns nicht", quengelte Hageljunges und Flammenstern hatte gar keine Zeit ihm zu antworten, da im selben Atemzug Eisjunges maunzte: „Kannst du uns noch eine Geschichte über die Reise erzählen?"
Alles, was die Jungen noch loswerden wollten, erzählten sie ihr jedoch nicht mehr, da in diesem Moment Blattstern und Feuersonne eintraten. Erstaunt, über den Besuch, starrten sie alle die Neuankömmlinge mit großen Augen an. Diese schienen über die Anzahl der Jungen mehr als erstaunt zu sein. Wobei Donnerjunges und Taujunges dabei sogar noch fehlten. Und Diamantenjunges war auch nirgends zu sehen, stellte sie etwas erleichtert fest.
„Feuersonne, Blattstern! Es freut mich, euch zu sehen", miaute Blaumond und sofort tappte Feuersonne an Schneejunges und Frostjunges vorbei zu der blaugrauen Königin um sie überschwänglich zu begrüßen.
Darüber war Flammenstern etwas überrascht, bis ihr aufging, das dies wohl der Grund für Feuersonnes Besuch war. Sie war mit Blaumond befreundet.
„Welche von ihnen sind deine?", miaute Blattstern, während die FeuerClan-Anführerin noch versuchte, einen Streit, der zwischen Frostjunges und Gewitterjunges aufzukommen schien, zu unterbinden, indem sie ihren Sohn mit dem Schweif zu sich zog.
„Das hier ist Gewitterjunges", murmelte Flammenstern. Ihr war klar, dass Blattstern hier drinnen genauso schwer etwas sehen konnte, wie sie selbst, trotzdem deutete sie auf den dunkelgrauen Kater. Dieser blickte überrascht zu Blattstern und blinzelte dabei mehrfach. „Bist du wirklich die Anführerin des WolkenClans?", wollte er mit großen Augen wissen. Blattstern bestätigte dies freundlich, woraufhin Gewitterjunges blau gesprenkelte Augen, falls möglich, noch großer wurden.
Flammenstern ließ den kleinen Kater wieder los und deutete dann zu Blitzjunges, der wie so oft zusammen mit Frostjunges in einer Ecke stand und mit Sicherheit irgendeinen Plan schmiedete, wie sie möglichst vielen Katzen auf die Nerven gehen konnten. „Dort ist Blitzjunges, er ist der älteste von ihnen." Blattsterns Augen funkelten belustigt, als der gesprenkelte Kater herumwirbelte, als er seinen Namen hörte. „Er ist außerdem ziemlich frech, eine Ausgeburt an Lebendigkeit", fügte sie hinzu, wobei dies ungewollt einer Warnung gleich kam. Sie war sich sicher, dass ihr Sohn in einigen Monden, wenn er Schüler war, so einigen Unsinn anstellen würde. Vielleicht war somit zumindest schon der WolkenClan gewarnt, was mit dem Kleinen auf die Clans zukam. Ein amüsiertes Schnurren stieg in Blattsterns Kehle auf.
Zuletzt nickte Flammenstern in die Richtung von Regenjunges, die sich zu Schneejunges gesellt hatte. „Dort ist noch Regenjunges", murmelte sie, wobei Blattstern wie erwartet nach Luft schnappte.
„Du... du hast deine Tochter nach ihrem Vater benannt?", miaute die gestreifte Anführerin ungläubig. Flammenstern nickte nur.
„Donnerjunges ist nicht hier, weil sie krank war. Rottupf konnte ihr aber zum Glück helfen und genauso wie Herbstblatts Tochter Taujunges wird sie in zwei Sonnenaufgängen wieder in die Kinderstube umziehen", miaute sie dann. Ihr war klar, dass Blattstern so oder so von Donnerjunges Krankheit erfahren würde, also konnte sie es ihr auch gleich so erzählen. Bedauern glänzte in Blattsterns Augen, als sie fragte: „Sie sind aber wieder vollkommen gesund?" Flammenstern war unglaublich froh, dies bejahen zu können.
Eine Zeitlang schwiegen sie, während die Jungen sich wieder ihren Spielen zuwandten und Blaumond und Feuersonne sich angeregt unterhielten.
Dann miaute Blattstern ganz plötzlich: „Ich hoffe, Feuersonnes Jungen werden genauso aufgeweckt, wie es deine und Blaumonds sind."
Wie erstarrt blickte Flammenstern ihre Freundin an, die glücklicherweise aber zu ihrer Tochter schaute. Feuersonnes Junge? Das..., nein, bestimmt meinte Blattstern nur die zukünfigen Jungen, die irgendwann in einigen Blattwechseln geboren werden würden. Dummerweise ließen ihre nächsten Worte jedoch keinen Zweifel mehr: „Bei dieser Jahreszeit mache ich mir nur wirklich Sorgen. Junge in der Blattleere großzuziehen ist eine sehr heikle Aufgabe, besonders wenn es der erste Wurf ist. Hast du vielleicht irgendwelche hilfreichen Ratschläge? Die Jungen scheinen trotz der kalten Jahreszeit wohl genährt zu sein."
Flammenstern schluckte erst einmal schwer, bevor sie überhaupt dazu in der Lage war, irgendein Wort herauszubekommen. Feuersonne erwartete Junge! Diese Botschaft konnte nur eines bedeuten...
„Die Königinnen bekommen am meisten zu fressen, Rottupf schaut so gut wie täglich nach uns. Nichts besonderes, also", miaute sie und musste sich dabei sehr zusammenreißen, um nicht sofort zu fragen, wer der Vater von Feuersonnes Jungen war. Sie musste den Anschein erwecken, dass ihr die Antwort nicht viel bedeutete. Nachdem Blattstern also nachdenklich genickt hatte, wiegte sie sich auf sicherem Terrain und miaute: „Darf ich fragen, wer der glückliche Kater ist?"
Auf diese Frage war die Anführerin des WolkenClans wohl nicht vorbereitet, denn sofort blickte sie zu ihr und tappte dabei unbehaglich von einer Pfote auf die andere. Bussardjunges, der mit Eisjunges Fangen spielte, rannte beinahe in die beiden Anführerinnen hinein, konnte gerade noch ausweichen. Doch diese bemerkten das kaum.
„Sie hat es mir nicht gesagt und ich respektiere das. Wahrscheinlich will sie es noch etwas geheim halten, oder dergleichen", miaute Blattstern leichthin und es kam Flammenstern so vor, als würde die Kätzin das auf die leichte Schulter nehmen. Wobei das natürlich auch gespielt sein könnte.
Das Problem hierbei war nun aber, dass, wenn Feuersonne es nicht erzählen wollte, klar war, wer der Vater ihrer Jungen war. Winterschweif. Und Flammenstern hatte so das Gefühl, dass dieser selbst noch gar nichts von seinem Glück wusste... und wenn es nach Feuersonne ging möglicherweise auch nie etwas davon erfahren sollte. Nur, sollte Flammenstern es ihrem Sohn erzählen? Oder war es zu seinem eigenen besten, nichts davon zu erfahren?
Wessen Wiedergeburt, glaubt ihr, ist Hageljunges?
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