Kapitel 56
Die schneeweißen Flocken, die langsam vom Himmel herabrieselten und sich gemächlich über das FeuerClan-Terriotirum legten, störten Glutherz bei seinem Plan. Sehr zu seinem Unmut schien der stete Erguss des kalten Flaums aber auch nicht abflachen zu wollen, weshalb er ihn hinnehmen musste. Das Wetter war einfach unkontrollierbar, darüber brauchte er sich gar nicht erst aufregen, schließlich führte das sowieso zu nichts.
Kopfschüttelnd wandte der rote Krieger seinen Blick also vom hellgrauen sonnenundurchlässigen Himmel ab und heftete ihn stattdessen wieder auf seine Clangefährten, die gerade ein paar Kampftechniken, die sich gegen die Ratten bisher bewährt hatten, übten, oder neue ausprobierten.
Polarlicht und Staubwolke, die zusammen mit ihm für den Racheplan zuständig waren, beaufsichtigten das Training ebenfalls und gaben immer wieder hilfreiche Ratschläge an die Katzen weiter. Diesbezüglich fühlte Glutherz sich etwas nutzlos – die anderen beiden hatten viel mehr Erfahrung als er, kannten sich deshalb auch besser aus und wussten, worauf geachtet werden musste. Er war nur der Kater mit dem Plan. Staubwolke und Polarlicht aber waren die Katzen, die wussten, was zu tun war, damit dieser auch gelang.
Davon wollte und konnte sich der junge Kater aber nicht abschrecken lassen. Er allein konnte die dunklen Monster besiegen, so hieß es, also musste auch er allein dafür sorgen, dass sein Plan aufging. Trotzdem waren der Stellvertreter und die erfahrene Polarlicht ihm eine große Hilfe.
Gerade berichtigte die Kriegerin, die aus der Entfernung gesehen mit dem herabfallenden Schnee zu verschmelzen schien, die Körperhaltung ihres Sohnes Kieselpelz, der zusammen mit Wasserwirbel eine Taktik testen wollte, bei der zwei Katzen Schweif an Schweif kämpften. Bisher war dieser Versuch jedoch kläglich gescheitert. Glutherz war gespannt, ob es Polarlicht gelang, die beiden voranzubringen.
Staubwolke erklärte unterdessen Morgenpfote, Dämmerpfote und Glanzpfote, wie sie es schafften, Ratten die kurzen Beine unter den Körpern wegzuziehen und sie dadurch zu Fall zu bringen. Glutherz bemerkte, wie sein ehemaliger Mentor dabei etwas vormachen wollte, es aber aufgrund seiner steifen Vorderpfote nicht konnte. Ihm war gar nicht bewusst gewesen, dass diese dem Schildpattkater noch immer zu schaffen machte.
Während seine Partner also Tipps gaben, behielt Glutherz das Geschehen im Überblick. Natürlich war dieses Training erst der Anfang, so etwas wie eine Aufwärmübung. Sein Plan bestand nicht nur aus Krallen und Zähnen und roher Gewalt, nein, es lang viel mehr dahinter. Es gab Strategien, ausgeklügelte Pläne, die sich zu einem ganzen vermischten. Nur die Umsetzung musste noch gelingen.
Dummerweise fand er sich hierbei ein paar Problemen gegenüber: Er wusste beispielsweise nicht, wer wessen Wiedergeburt war. Folglich wusste er nicht wirklich, wo die für die meisten noch ungekannten Stärken der Einzelnen lagen und wie er sie am besten einsetzen konnte. Außerdem musste das mit den Wiedergeburten geheim bleiben, das hatte er Flammenstern versprochen.
Bevor er sich aber überlegen konnte, wie er herausfand, wessen Wiedergeburten er tagtäglich begegnete, musste er zuallererst einmal wissen, wie er das Lager der Ratten auftreiben konnte. Sie mussten das Unkraut bei der Wurzel packen und vernichten – so brutal es auch klang, es war ihre einzige Chance.
Vielleicht war es Schicksal, dass Kekstatze und Seepelz genau in dem Augenblick, als er darüber nachdachte, seinen Weg kreuzten, vielleicht auch einfach Glück. Wenn im Clan jemand etwas über den Zweibeinerort wusste, dann waren es seines Wissens die beiden. Immerhin hatte Kekstatze einen Mond und Seepelz einen Großteil seines Lebens (und das dauerte bereits etwa so lange, wie das von Regenpelz gedauert hatte, an) dort verbracht.
„Kekstatze, Seepelz, wartet kurz!", miaute er den Zweien hinterher, die sich wohl Streifenfluss, Ahornblatt, Kämpferherz, Winterschweif und Fliederschatten, die damit beschäftigt waren, mögliche Lücken in den bewährten Kampfzügen zu suchen, anschließen wollten.
Der junge Hund und der hellbraune Kater blieben überrascht stehen, während Fliederschatten sich gerade darüber beschwerte, dass sie ständig so tun musste, als wäre sie die Ratte, nur weil sie schwarzes Fell hatte. Glutherz konnte sich ein amüsiertes Schnurren nicht verkneifen, während er die beiden mit einem Schwanzschnippen zu sich bat.
Kurz tauschten sie einen verwirrten Blick, bevor sie seiner Bitte folgten. „Ja?", bellte Kekstatze sichtlich irritiert, wahrscheinlich dachte er, er hätte irgendetwas falsch gemacht und der rote Kater hätte sie deshalb zu sich zitiert. Vielleicht lag es aber auch einfach daran, dass sie noch immer verwundert waren, dass jemand wie er – jung, etwas unerfahren, noch nie einen Schüler gehabt – hier so etwas wie das Sagen hatte.
„Folgt mir", murmelte er, vorerst ohne weitere Erklärungen und trottete vom Getümmel des Kampftrainings weg zur großen Eiche, am Rande der Trainingslichtung. Der mit Frostperlen überzogene Boden knisterte bei jeder Bewegung.
Neben jener Eiche, die von den Schülern manchmal auch als Sterneneiche bezeichnet wurde, weil es schien, als würden ihre verzweigten Äste nach den funkelnden Sternen am Nachthimmel greifen, setzte er sich. Der sandige Untergrund knirschte. Seepelz und Kekstatze ließen sich ihm gegenüber nieder.
„Was gibt es?", miaute Seepelz fast misstrauisch. Nachdenklich leckte der Kater seine Pfote und schielte dabei zu ihm herüber. Kekstatze kratzte sich währenddessen an seiner langen Schnauze.
Kurz blickte Glutherz zwischen den Zweien hin und her, dann miaute er: „Ihr kennt euch doch im Zweibeinerort aus, oder?"
Sofort setzte sich Seepelz gerader hin, er schien etwas erleichtert, dann erwiderte er: „Etwas, ja. Worum geht es? Hat es mit dem Plan zu tun?"
Die blauen Augen des ehemaligen Einzelläufers funkelten, als im klar zu werden schien, dass er möglicherweise behilflich sein konnte. Kekstatze hingegen schien sich etwas unwohl zu fühlen, seine Ohren zuckten.
Nickend fuhr Glutherz fort: „Wir wollen die Ratten in ihrem eigenen Lager angreifen, aber das wisst ihr ja schon." Flammenstern hatte am Morgen den Plan grob erklärt, bevor die Katzen zum Jagen aufgebrochen waren. „Dazu müssen wir aber erst einmal wissen, wo wir die Ratten finden können und die Umgebung auskundschaften."
„Und dafür braucht ihr uns... unsere Hilfe?", stellte Kekstatze nachdenklich fest. Irgendetwas daran, in den Zweibeinerort zu gehen, schien ihm nicht zu bekommen.
„Genau", stimmte der rote Krieger fest und blickte zuerst Seepelz und dann Kekstatze fest in die Augen. Würden sie ihm helfen können?
Bedauern schüttelte Seepelz als erster seinen Kopf. „Ich weiß nicht, wo die Ratten sich verstecken", murmelte er, wobei seiner Stirn angestrengt gerunzelt war. „Aber vielleicht kenne ich jemanden, der es weiß."
Das war ja schon mal etwas, stellte Glutherz erleichtert fest. Vielleicht konnten ihnen ja irgendwelche Hauskätzchen behilflich sein. Als er zu Kekstatze blickte, brummte dieser: „Ich kenne auch nur die ungefähre Richtung." Seit er wieder beim Clan war wurde sein Sprechen immer flüssiger.
„Das genügt schon. Es ist mehr als nichts", miaute Glutherz, auch wenn er sich ehrlich gesagt erhofft hatte, das zumindest einer der beiden genaueres wusste. „Beim nächsten Sonnenaufgang werden Polarlicht, ich und einige Krieger aufbrechen. Ich möchte euch beide bitten, uns zu begleiten. Wir wollen zuerst den WolkenClan um Hilfe bitten und danach den Zweibeinerort erkunden."
Einvernehmlich nickten die beiden. Damit wäre das wohl geklärt. Sich streckend erhob er sich wieder auf seine Pfoten, seine Gegenüber taten es ihm gleich.
Glutherz bedankte sich noch bei den beiden, dann trottete er wieder zurück zu seinem vorherigen Platz, wo er die Katzen beobachtet hatte.
Inzwischen waren wohl einige Fortschritte gemacht worden. Gerade als Glutherz nämlich zurückkehrte, konnte er beobachten, wie Lilienpfote und Laubsprenkel die Ratten imitierend daran scheiterten, gegen Kieselpelz und Wasserwirbel, die ihre Taktik weiter ausgefeilt hatten, zu gewinnen. Laubsprenkel fiel auf einmal mit einem dumpfen Schlag auf den Boden, was dazu führte, dass Kieselpelz und Wasserwirbel triumphierend aufjaulten. Glutherz war mal wieder froh, dass es hier auf der Lichtung keine Steine gab, die sich in das Fell der Katzen bohren konnten. Sonst würde es Laubsprenkel bestimmt nicht so leicht fallen, sich einfach wieder aufzurappeln und zu Lilienpfote zurück zu tappen. Zufrieden lief er sofort, nachdem er sicher sein konnte, dass es allen gut ging, zu den beiden Katzen und miaute wohlwollend: „Genau so habe ich mir das vorgestellt! Perfekt! Wir werden sie in die Flucht schlagen!" Dabei gab er sich zwar etwas enthusiastischer als er in Wahrheit war, wusste aber, dass die Krieger genau das hören mussten, um sich noch mehr ins Zeug zu legen.
„Das war doch noch gar nichts! Du hättest sehen sollen, wie Streifenfluss und Ahornblatt vorhin gegen Kämpferherz und Winterschweif gekämpft haben! Das war großartig!", antwortete Wasserwirbel etwas verlegen, woraufhin Kieselpelz ihr in die Seite knuffte. „Als gar nichts würde ich das aber nicht bezeichnen! Deine Pfoten sind so schnell durch die Luft gewirbelt, das war phänomenal!"
Glutherz konnte schon fast spüren, wie unangenehm seiner Schwester dieses Lob war, auch wenn sie versuchte sich das nicht anmerken zu lassen. Die silbern-weiß getigerte Kätzin war schon immer recht schüchtern gewesen, er wusste, dass sie bei so viel Aufmerksamkeit am liebsten in irgendeinem Loch verschwinden würde. Um ihr einen Gefallen zu tun, nickte er nur nochmal kurz, bevor er die Katzen wieder verließ um sich anzusehen, was Morgenpfote, Glanzpfote und Dämmerpfote unterdessen auf die Beine gestellt hatten.
Als er über den vom Frost harten Untergrund zu ihnen tappte, musste er jedoch feststellen, dass die drei Wurfgefährten gerade einfach nur am Rande der Trainingslichtung saßen, ohne Kampftechniken zu üben.
„Seid ihr schon so außer Puste?", miaute er und musste sich größte Mühe geben um die Missbilligung nicht allzu sehr in seiner Stimme mitschwingen zu lassen. Sofort hob Morgenpfote seinen Kopf, während Glanzpfote und Dämmerpfote weiterhin dicht beieinander kauerten und die dunkelbraune auf die zitternde gelbbraune Schülerin einredete.
„Ich könnte sofort weiter üben", erwiderte Morgenpfote und schien dabei schon fast etwas beleidigt. Bevor Glutherz dazu aber irgendetwas sagen konnte, fuhr der rotbraune Schüler fort. „Das Problem ist aber, dass es Glanzpfote nicht gut geht."
Wie um die Worte zu unterstreichen, hustete die junge Kätzin in diesem Herzschlag mehrfach, ihr ganzer Körper bebte. Sofort spitzte Glutherz seine Ohren. „Ist es weißer Husten?", murmelte er bestürzt, woraufhin Morgenpfote nur die Schulter zuckte. Seine Schwester hustete ein weiteres Mal. Es war ein tiefer Ton, der ganze Körper der Schülerin zog sich dabei zusammen, ihre Augen hatte sie geschlossen, ihr Körper wirkte ganz schlaff. Mehr Anzeichen brauchte Glutherz nicht.
„Dämmerpfote, tritt bitte beiseite, nicht dass du dich ansteckst", murmelte er, während er sich dunkel daran erinnerte, dass die gelbbraun getigerte Schülerin bereits vor kurzem weißen Husten gehabt hatte, sich aber relativ schnell wieder erholt hatte. Konnte es sein, dass sie einen Rückfall hatte?
Während die dunkelbraune Kätzin also widerwillig etwas abrückte, trat Glutherz näher an Glanzpfote heran. „Glaubst du, dass du zurück ins Lager laufen kannst?", miaute er besorgt. Sie reagierte nicht, blinzelte nur ganz kurz, gleich darauf wurde die kleine Kätzin wieder vom Husten geschüttelt.
„Morgenpfote, hol Staubwolke", befahl der rote Krieger. Bestimmt würde der Stellvertreter seine Tochter ins Lager begleiten wollen, oder eine andere Katze mitschicken wollen. Als Zweiter Anführer sollte er darüber entscheiden.
Es dauerte nicht lange, da kam Streifenfluss' Schüler bereits zusammen mit seinem Vater zurück. Glutherz überließ Glanzpfote also Staubwolke und trottete zusammen mit Dämmerpfote und Morgenpfote, die wohl Ablenkung gebrauchen konnten, zurück zu den anderen Katzen, damit die Schüler Kampftechniken wiederholen konnten.
Er blieb jedoch nicht lange bei der Gruppe, die nun aus Kekstatze, Wasserwirbel, Kieselpelz und den zwei Schülern bestand, sondern machte sich natürlich nicht ohne unter seinem Gewicht knirschendem Boden auf zu Streifenfluss und seinen anderen Freunden, die etwas abseits trainierten. Irgendwie machte das Training bei weitem mehr Spaß, als er noch zu den Katzen gehörte, die trainiert wurden und nicht zu denen, die Anweisungen gaben.
„Winterschweif, einfach ducken! Was ist daran so schwer zu verstehen?", regte sich Ahornblatt gerade über ihren Bruder, der eigentlich gar nicht ihr Bruder war, auf.
„Nichts, ich finde es nur lustig, wenn du mich anfauchst", meinte Winterschweif wie immer mit bester Laune und knuffte die orangene Kriegerin in die Seite, was diese aber überhaupt nicht lustig zu finden schien.
„Du bist so unmöglich!", knurrte sie und trottete hoch erhobenen Hauptes zu Streifenfluss, der seinem Wurfgefährten Kämpferherz und Fliederschatten gerade einen Kampfzug vorführte. Das Schneegestöber machte es Glutherz unmöglich genau zu erkennen, was sein Freund da vorhatte.
„Glutherz! Lässt du dich endlich auch mal bei uns blicken!", miaute Winterschweif plötzlich an seiner Seite, als der rote Kater gerade auf Ahornblatt zusteuern wollte. „Erzähl, wie ist es so, plötzlich auf Platz zwei zu sein?"
Irritiert blickte Glutherz zu seinem Wurfgefährten und blieb stehen. „Platz zwei?", miaute er verwirrt. Er hatte keine Ahnung, wovon der schneeweiße Krieger da sprach, konnte aber an dem amüsierten Funkeln in dessen hellblauen Augen erkennen, dass er es gar nicht wissen konnte.
„Das kommt davon, wenn man ständig entweder in der Kinderstube rumhängt, oder an irgendwelchen geheimen Plänen arbeitet. Wie kannst du das nicht mitbekommen haben?", war Winterschweifs gespielt entrüstete Antwort.
Ohne Vorwarnung lief der weiße Krieger zu Streifenfluss und den anderen, während Glutherz nur perplex an Ort und Stelle stehen blieb. Was sollte das denn nun?
„Kommst du, oder was?", erklang die tiefe Stimme seines Wurfgefährten aus einiger Entfernung und so setzte sich Glutherz noch immer verwirrt in Bewegung. Platz zwei. Was in SternenClans Namen wollte Winterschweif damit sagen?
Als er bei den anderen angekommen war, miaute er: „Würdest du es vielleicht erklären?"
Belustigtes Schnurren war die einzige Antwort, die er von dem schneeweißen Kater erhielt. Streifenfluss hingegen blickte sofort auf, seine grünen Augen funkelten freudig, als er Glutherz entdeckte. „Worum geht es?", wollte er wissen, nachdem er Ahornblatt, Kämpferherz und Fliederschatten mit ihren Kampfzügen allein gelassen hatte.
Glutherz sah natürlich sofort seine Chance, immerhin war Streifenfluss bestimmt bereit, ihm Winterschweifs seltsame Äußerung zu erklären, so lange dieser ihm noch nicht erzählt hatte, dass er es nicht erklären durfte, was er mit Sicherheit tun würde.
„Wovon bin ich Platz zwei?", erwiderte er also, was dazu führte, dass Streifenfluss' Ohren amüsiert zuckten. Bevor er aber irgendetwas begreiflich machte, warf er Winterschweif erst einmal einen schelmischen Blick zu. „Du hast ihm also deine überaus interessante Theorie unterbreitet?"
„Nein, hat er nicht. Erklärst du mir bitte, wovon ich Platz zwei bin?", seine Neugierde war kaum zu bändigen, als er seinen Freund fast flehend anblickte. Es kam ihm vor, als würde er beinahe vor Ungeduld platzen, obwohl ihm klar war, dass es wahrscheinlich nur einmal mehr irgendein Mäusedreck war, den Winterschweif sich ausgedacht hatte. Der viele Humor bekam ihm manchmal nicht gut.
Schließlich erbarmte sich jedoch Winterschweif selbst und miaute: „Vor ein paar Sonnenaufgängen haben wir darüber gesprochen, wer wohl Stellvertreter werden würde, wenn Staubwolke zurücktreten würde. Du weißt ja, dass sein Bein ihm sehr zu schaffen macht... es war ein ganz hypothetischer Gedanke. Jedenfalls hat sich die Reihenfolge heute Morgen, als Flammenstern dich als Verantwortlichen mit eingeteilt hat, geändert. Polarlicht besetzt zwar weiterhin Platz eins, aber du bist jetzt Platz zwei und hast damit Rabensturm, Kämpferherz, Streifenfluss, Blaumond und Gelbfang jeweils um einen Platz nach hinten versetzt."
Damit wäre wohl klar, dass er recht gehabt hatte. Winterschweifs Theorie war mal wieder nichts weiter als Unfug, wenn auch ziemlich interessant, darüber nachzudenken. Und wäre er wirklich auf Platz zwei, also würde ihm Flammenstern diese Verantwortung übertragen? Bis gerade eben hätte Glutherz nie im Leben damit gerechnet, einmal Stellvertreter zu werden... aber hatte er tatsächlich so gute Chancen?
Als er weiter darüber nachdachte, wurde ihm jedoch klar, war das bedeutete. Wenn er Stellvertreter wäre, müsste Staubwolke davor etwas zugestoßen sein und auch Polarlicht müsste nicht dazu in der Lage sein, den Posten zu übernehmen. Beides wäre schrecklich! Polarlicht war die geborene Anführerpersönlichkeit, nicht er. Selbst Staubwolke wirkte neben ihr manchmal etwas... schwach.
„Haben wir ihm mit der Vorstellung, möglicherweise eines Tages Zweiter Anführer zu werden, jetzt das Hirn vernebelt?", murmelte Streifenfluss Winterschweif zu. Verwundert blinzelte der rote Krieger und blickte zwischen seinen Freunden hin und her.
„Nein, ich glaube, er war nur mal wieder in Gedanken", stellte Winterschweif fest und schnippte Glutherz gegen sein Ohr. Als dieser zusammenzuckte, murmelte der weiße Krieger, dem Eiskristalle im Pelz hingen, die dort langsam schmolzen: „Siehst du? Ist schon wieder unter uns."
Da die zwei ihn nur verwirrten, verabschiedete Glutherz sich einfach mit einem Nicken und beschloss, wieder an seinem Plan zu arbeiten. Und er wusste genau, wie er nun fortfahren musste.
„Fliederschatten?", miaute er und unterbrach somit die schwarze Kriegerin, als diese sich gerade ein weiteres Mal eine Ratte imitierend an Kämpferherz und Ahornblatt anschlich. Wie zu erwarten antwortete Fliederschatten zwar nicht, blickte aber aufmerksam in seine Richtung.
„Hast du kurz Zeit?" Glutherz war klar, dass dieses Gespräch unangenehm werden konnte. Er hatte gesehen, wie Flammenstern sich mit der schwarzen Kriegerin über die Wiedergeburten unterhalten hatte und dabei war es ihr überhaupt nicht gut gegangen.
Stummes Nicken folgte, also bedeutete der rote Krieger ihr mit einem Schwanzschnippen ihm zu folgen, was sie auch tat.
Etwas abseits von den anderen blieb er stehen. Die Schneeflocken wurden nun langsam immer größer und es fielen auch immer mehr auf die Erde nieder. Das letzte Mal, dass er so viel Schnee gesehen hatte, war er noch ein winziges Junges gewesen. Er konnte sich nur schleierhaft daran erinnern, wie er zusammen mit seinen Eltern durch die Berge gewandert war, auf der Suche nach diesem Territorium. Nur aus Erzählungen wusste er, dass die Schneeverwehungen so tief gewesen waren, dass Katzen darin versanken! Er hoffte sehr, dass es hier nicht so weit kommen würde. Auch wenn er Wasser mochte, war er sich doch ziemlich sicher, dass er nicht im Schnee schwimmen wollte.
Plötzlich schoss ihm durch den Kopf, dass er diese Schneeverwehungen jedoch sehr wohl in Kauf nehmen würde... wenn das bedeuten würde, dass er sich zusammen mit Regenpelz durch sie hindurch kämpfen konnte. Denn das würde er nun nie wieder können, wo sein Vater doch Tod war. Nie wieder würden sie irgendetwas zusammen machen können, bis zu dem Tag, an dem auch er dieses Leben verließ und sich dem SternenClan anschloss. In Trauer schloss Glutherz seine Augen, er wollte nicht, dass ihn irgendwer nach dem Grund seiner Niedergeschlagenheit fragte. Denn es auszusprechen hätte alles noch viel realer gemacht.
„Also?", brummte Fliederschatten, die er schon fast wieder vergessen hatte. Kurz blickte er ihr in die durchdringenden grünen Augen. Ihre Ohren waren aufmerksam gespitzt, ihr Kopf leicht schief gelegt. Sie hatte ihren schwarzen Pelz aufgeplustert, um die Kälte von sich fern zu halten. Glutherz selbst war noch gar nicht kalt, wie ihm erst jetzt auffiel. Als er sich einen Moment umblickte, bemerkte er jedoch, dass die meisten seiner Clangefährten ihr Fell gegen die Kälte aufgestellt hatten. Konnte das damit zusammenhängen, dass Eichenherz aus dem FlussClan kam? Hatte das etwas mit Felldichte zu tun? Er glaubte sich daran zu erinnern, dass Regenpelz einmal etwas in die Richtung gesagt hatte, als er den anderen Katzen von den Clans erzählt hatte.
Die Erinnerungen vertreibend, wandte sich der dunkelrote Kater wieder Fliederschatten zu, die ihn abwartend anblickte und etwas ungeduldig wirkte. Wenn er jetzt nicht gleich mit ihr sprach, würde bestimmt noch irgendetwas dazwischen kommen, also überwand er sich: „Es geht um die Wiedergeburten. Sie haben mit meinem Plan zu tun."
Der Schock in Fliederschattens Gesicht sprach Bände. Damit hatte die junge Kriegerin keinesfalls gerechnet. In ihren sonst so unleserlichen Gesichtszügen, konnte er verschiedenste Emotionen erkennen. Diese reichten von Verblüffung, über Verwirrung bis sogar zu einer Spur von Angst, wobei der dies natürlich auch falsch deuten konnte. Gleich darauf aber schien es, als würde sie eine Maske überstreifen, denn sie blickte ihn einfach nur wieder erwartungsvoll an. Aber war Glutherz da gesehen hatte, war ganz sicher keine Einbildung. Fliederschatten wollte nicht über die Wiedergeburten reden. Das war sicher. Wobei sie eigentlich über so gut wie nichts reden wollte, wenn er genauer darüber nachdachte. Redseligkeit war zumindest keine ihrer hervorstechendsten Eigenschaften.
„Ich will die Katzen in verschiedene Gruppen einteilen, je nachdem, was sie in ihrem früheren und in ihrem jetzigen Leben gut konnten. Doch dazu muss ich wissen, wer sie früher waren", erklärte er also weiter und bemerkte dabei, wie Fliederschattens Miene während seinen Worten zunehmend finsterer wurde. Sie war wohl alles andere als begeistert.
Ein paar Herzschläge sagte sie kein Wort. Alles war zu hören war, war das verirrte Krähen eines Raben und eine Diskussion zwischen Ahornblatt und Kämpferherz. Wie immer redete die hell orangene Kätzin alle um sie herum in Grund und Boden.
„Ich werde dir nicht sagen, wer sie früher waren", miaute Fliederschatten mit altbekannter Ruppigkeit. Auch wenn er nicht erwartet hatte, dass sie hellauf begeistert sein würde, wunderte es Glutherz schon etwas, dass seine Clangefährtin so wenig Hilfsbereitschaft an den Tag legte.
„Aber...", begann er zu protestieren, wurde aber von ihrem vernichtenden Blick zurückgehalten.
„Du kannst mich nicht davon überzeugen, meine Meinung zu ändern. Von mir aus kann ich dir sagen, welchem Clan sie angehörten, aber mehr ganz sicher nicht", war ihre abweisende Antwort. Glutherz kam nicht umhin zu bemerken, dass sie gerade zwei ganze Sätze hintereinander gesprochen hatte. Möglicherweise war sie tatsächlich dabei aufzutauen. Gleichzeitig stellte er auch fest, dass es ihm eigentlich genügte, den Clan zu kennen. Mit vielen Namen hätte er wahrscheinlich sowieso nichts anfangen können.
„Gut, besser als nichts", miaute er, ließ dabei jedoch durchscheinen, dass er etwas genervt war. Fliederschatten störte das natürlich kein Stück.
Im Nachhinein scheint mir das Kapitel etwas unnötig. Naja, was soll's.
Jeder, der möchte, darf zweimal raten, wessen Wiedergeburt Eisjunges ist. Ich weiß, über den Kleinen ist noch so gut wie gar nichts bekannt, aber die meisten anderen sind viel schwerer zu erraten.
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