Kapitel 28

„Was in SternenClans Namen soll das? Wir sind auf einer Grenzpatrouille und nicht dabei Bäume hoch zu klettern!“, schimpfte Streifenfluss seinen Schüler Morgenpfote, der in der Krone eines Ahornbaums baumelte. Die Sonne war seit ihrem Aufbruch vom Lager aufgegangen und stand nun schon etwas höher am Himmel, sodass sie die Pelze der jungen Katzen erwärmte.

Glutherz seufzte nur, brachte eine neue Markierung an einem kahlen Brombeerstrauch an, bevor er zu Streifenfluss und Fliederpfote trottete, die zu Morgenpfote hinauf starrten. „Ich komme aber nicht mehr runter!“, antwortete der rotbraune Schüler unsicher. Immerhin war es ein relativ junger Baum und er würde im unwahrscheinlichen Fall, dass er herunterfallen würde, nicht sonderlich tief fallen. Außerdem war der Boden mit Moos und Laub gepolstert, gefährlich wäre es also nicht wirklich.

„Jetzt siehst du, was du dir eingebrockt hast“, seufzte Streifenfluss und rollte die Augen. Glutherz schnurrte amüsiert und stupste seinen Freund an der Schulter an. „Na los, hol ihn da runter. Ich habe keine Lust den restlichen Tag hier zu stehen.“ Der getigerte Krieger schnaubte, aber statt Morgenpfote zur Hilfe zu eilen, setzte er sich, gähnte gedehnt und betrachtete eingehend seine Pfote.

„Ich glaube, das ist ein gutes Training“, miaute Streifenfluss an Glutherz gewandt, worauf sein Schüler, der etwa zwei Fuchslängen über ihnen festhing, empört nach Luft schnappte. „Ich wollte doch nur die rote WolkenClan-Kriegerin nachmachen“, murmelte er kleinlaut. Glutherz hielt bei den Worten des jungen Katers Inne und spitzte aufmerksam die Ohren. Rote WolkenClan-Kriegerin? Hatte sich Feuersonne schon wieder in ihr Territorium verirrt?

Winterschweif, der in diesem Moment zwischen ein paar Brombeersträuchern hervorkam, da er zuvor einer Fuchsspur gefolgt war, die sich anscheinend aber weit außerhalb ihres Territoriums verlor, blinzelte überrascht. Er musste die Worte des rötlich braunen Schülers gehört haben und blickte nun fast ängstlich zu diesem hinauf. Streifenfluss runzelte nur die Stirn und verengte seine Augen zu Schlitzen, während sein Blick zwischen seinen beiden besten Freunden hin und her wanderte. „Eine WolkenClan-Kriegerin? Wo? Wann?“, miaute er misstrauisch, stand auf und lief auf den Ahornbaum zu. Mit einem eleganten Sprung erreichte er einen tiefen Ast nahe am Stamm des Baumes und zog sich hoch. Er schwankte etwas und hatte größte Mühe seinen Unterkörper auf den Ast zu schieben. Doch es gelang ihm. Keuchend grub er seine Krallen tief in die harte Rinde des Baumes und begann auf seinen Schüler zuzuklettern.

Glutherz warf seinem Wurfgefährten, der noch immer zwischen den Brombeersträuchern stand, einen genervten Blick zu. Ihnen war beiden klar, dass es nur Feuersonne gewesen sein konnte. Die Frage war jedoch: Wieso hatte Morgenpfote bisher zu niemandem etwas gesagt. Und wie hatte die Kätzin so unvorsichtig sein können? Die ganze Affäre zwischen Winterschweif und ihr würde wohl nicht mehr lange andauern, wenn die Clans davon erfahren würden.

„Da haben die Brüder wohl Rollen getauscht“, nuschelte Fliederpfote, die bisher, schweigsam wie sie war, nur teilnahmslos neben dem Baum gestanden war. Glutherz verstand ihren Kommentar nicht, warf ihr nur einen verwirrten Blick zu, bevor er Winterschweif mit einem Zucken der Schnurrhaare bedeutete, sich so schnell wie möglich einen Notfallplan zu überlegen. Wenn Morgenpfote reden würde, hätte der weiße Kater ein echtes Problem. Winterschweif atmete tief ein, seine Ohren zuckten, während er angestrengt nachdachte. Er schien Glutherz' Zeichen richtig gedeutet zu haben.

„So, gut, pass auf. Ich zeige dir jetzt immer, auf welchen Ast du dein Bein setzen sollst, in Ordnung?“, miaute Streifenfluss über ihren Köpfen. Es erklang keine Antwort, weshalb Glutherz davon ausging, dass er genickt hatte. Sein Blick war noch immer auf Winterschweif fixiert. Seine Gedanken rasten. Rote Kätzin... die einzigen Katzen im DonnerClan, auf die diese Bezeichnung zutraf, waren Flammenstern und Ahornblatt. Flammenstern brauchte er in seiner Ausrede gar nicht verwenden, mit ihrem runden Bauch wäre es ihr unmöglich gewesen zu klettern. Blieb also nur Ahornblatt. Doch wie brachte er Morgenpfote und Fliederpfote dazu, ihm zu glauben, dass es seine Schwester gewesen war, die in den Bäumen geklettert war? Streifenfluss würden sie sowieso nicht überzeugen können, das war klar. Der hellbraun getigerte Krieger war gut darin eins und eins zusammen zu zählen. Winterschweifs häufige Abwesenheit war ihm sicherlich nicht entgangen.

„Gut so, fast hast du es geschafft!“, die beruhigende Stimme des Kriegers erschallte nun gar nicht mehr weit von ihnen entfernt. Glutherz hob seinen Kopf und beobachtete seinen Freund und dessen Schüler zwischen den kahlen Zweigen. Morgenpfotes Augen waren ängstlich geweitet. Währenddessen trottete Winterschweif zu ihm herüber, Glutherz verstand nicht, wieso er überhaupt so lange zwischen den Sträuchern verharrt hatte.

„Die Kätzin war Ahornblatt“, raunte Glutherz seinem Bruder ins Ohr und hoffte inständig, dass Fliederpfote ihn nicht verstanden hatte. Und dass Winterschweif kapiert hatte, was er damit meinte.

„Und wie komme ich jetzt da runter?“, miaute Morgenpfote unsicher. Sie befanden sich nun kaum mehr als zwei Schwanzlängen über ihnen auf dem tiefsten Ast des Baumes. Streifenfluss kauerte neben seinem Schüler, beide Kater hatten ihre Krallen tief in die Rinde gebohrt. Der Wind, der in den letzten Tagen immer stärker geworden war, ließ die Zweige knarzen, der ganze Baum bog sich etwas. Die Katzen schienen größte Mühe zu haben, nicht herunterzufallen. Wobei ein Fall aus dieser Höhe nicht sonderlich schlimm gewesen wäre. Der weiche Untergrund würde sie abfedern.

„Springen“, miaute Winterschweif, bevor der Mentor zu Wort kam. Morgenpfote riss seine Augen noch weiter auf, sein Maul stand offen. Ungläubig blickte er zu dem mit Laub bedeckten Boden. Er erschauderte. Glutherz konnte es ihm nicht verdenken, er selbst war auch kein begnadeter Kletterer und die Höhe machte ihm Angst, trotzdem wusste er, dass ein Sprung kein Problem wäre. Zumindest nicht aus dieser geringen Höhe.

„Jetzt mach schon!“, knurrte plötzlich Fliederpfote, ihre grünen Augen funkelten genervt. Da Gefühlsäußerungen ihrerseits recht selten waren, waren die restlichen Teilnehmer ziemlich überrascht. Wobei es Morgenpfote anscheinend am überraschendsten traf, denn der junge Schüler vergaß für einen Moment wohl, dass er auf sein Gleichgewicht achten musste. Er gab einen quietschenden Ton von sich, aber da war es schon zu spät. Seine Pfoten rutschten ab, für einen Augenblick baumelte er mit nur zwei Pfoten um den Ast geschlungen in der Luft. Streifenfluss war von der plötzlichen Bewegung des Astes viel zu überrumpelt, um zu reagieren.

Winterschweif, Glutherz und Fliederpfote sprangen alle zurück, als Morgenpfote auf die Erde plumpste. Streifenfluss sprang seinem Schüler sofort hinterher. Der rötlich braune Kater lag regungslos auf dem moosigen Boden. Sofort eilten die Krieger zu ihm. „Morgenpfote? Alles in Ordnung?“, miaute Glutherz besorgt und kauerte sich neben den jungen Schüler. Dieser bewegte sich noch immer nicht, seine Flanke hob und senkte sich sehr schnell. Er hatte die blauen Augen geschlossen. „Beim SternenClan, sag doch was!“, fauchte Streifenfluss verzweifelt und stupste seinen Schüler mit der Nase an. Noch immer folgte keine Reaktion.

„Fliederpfote! Schnell, hol Rottupf!“, miaute Winterschweif und beugte sich über das Gesicht des gefallenden Katers. Glutherz beschnüffelte ihn währenddessen, konnte aber keine Verletzung entdecken. Der rote Kater betastete vorsichtig den Rücken und den Nacken, er wusste, dass eine Verletzung nicht unbedingt sichtbar sein musste. Dabei war der Sturz so ungefährlich gewesen!

Fliederpfote, die Winterschweifs Befehl ignorierte, trat nun ebenfalls zu den Kriegern, betrachtete ihren Baugefährten kurz und brummte dann „Der simuliert nur“, bevor sie kurz eingehend ihre Pfote beobachtete, während sie ihre Krallen ausfuhr. Winterschweif, Streifenfluss und Glutherz tauschten einen verständnislosen Blick. Was meinte die schwarze Schülerin damit? Glutherz war der erste, der realisierte, was sie vorhatte. „Warte!“, miaute er, doch es war bereits zu spät. Ohne jede Rücksicht schlug Fliederpfote mit der Pfote auf die Flanke des regungslosen Schülers. Als er sich nicht rührte, grub sie ihre Krallen in sein dichtes Fell. Überrascht zuckte Morgenpfote zusammen und öffnete seine Augen. „Au!“, fauchte er und sprang auf die Pfoten. Vollkommen überrascht traten die Krieger mehrere Pfotenschritte zurück. Morgenpfote war gar nicht verletzt?

Verwirrt blickte Glutherz zu Streifenfluss, dessen grüne Augen wütend funkelten. Ein Knurren entwich der Kehle des getigerten Katers.

Morgenpfote und Fliederpfote ignorierten das vollkommen. Der rötliche Schüler stand der schwarzen gegenüber und fauchte: „Du bist so eine Spielverderberin! Was soll das?“ Die grünen Augen funkelten nur kühl und Fliederpfote wandte dem Kater den Rücken zu.

„Du hast das nur vorgetäuscht? Hast du Fuchsdung im Kopf oder was?“, miaute Winterschweif außer sich. Alle drei Krieger waren fassungslos. Sie hatten sich ehrliche Sorgen um den Schüler gemacht. Das was er ihnen vorgespielt hatte war mehr als dumm und respektlos gewesen. Glutherz wusste gar nicht, was er dazu sagen sollte. Bisher hatte er Morgenpfote eigentlich für einen recht anständigen jungen Kater gehalten. Aber da lag er wohl falsch. Schnaubend wandte er sich ab.

„Können wir weitergehen? Streifenfluss, du kümmerst dich hoffentlich darum, dass er seine Strafe bekommt“, miaute er und bedeutete seiner Patrouille mit einem Schwanzschnippen ihm zu folgen. Er war mehr als nur etwas genervt.

Immerhin war Morgenpfotes Kommentar bezüglich der roten WolkenClan-Kriegerin vergessen.

Glutherz trottete an der Grenze des FeuerClan-Terriotriums entlang. Die Katzen, die ihm folgten, sprachen kaum. Morgenpfote hatte von Streifenfluss die Aufgabe bekommen, für den nächsten Halbmond die Zecken der Ältesten zu entfernen, was wohl eine gerechte Strafe war. Wie konnte eine Katze denn auch so mäusehirnig sein? So tun, als wäre man schwer verletzt... unglaublich!

Langsam näherten sie sich dem Zweibeinernest am Rande ihres Territoriums, wo Annabell lebte. Es würde nicht mehr allzu lang dauern, bis sie auch die Stelle erreichen würden, wo sie am Vortag gegen die Ratten gekämpft hatten. Für Glutherz war es unglaublich, dass es erst ein Sonnenaufgang seither vergangen war. Durch die Entdeckung, dass Winterschweif sich heimlich mit Feuersonne – Feuersonne, was war das eigentlich für ein Name? - traf, war der Kampf sehr in den Hintergrund gerückt. Auch wenn Bienenfell dort ihr Leben gelassen hatte.

Die Pfoten der fünf Katzen donnerten über den mit totem Laub gepolsterten Waldboden. Die Bäume knarrten und bogen sich im Wind, wie so oft in den letzten Tagen. Die wenigen Vögel, die nicht gen Süden gezogen waren, zwitscherten in den Baumkronen. Vereinzelt erklang ein Rascheln unter etwas Laub, wo sich ein Beutetier versteckte. Da die Katzen aber nicht auf der Jagd waren, ignorierten sie diese Geräusche, auch wenn sie hungrig waren. Ihre Sinne konzentrierten sich viel mehr auf den möglichen Geruch nach Ratten, Streunern oder anderen Feinden. Andere Clankatzen würden sie mit Sicherheit nicht angreifen, schließlich war das Territorium, das später einmal dem DonnerClan gehören sollte, bisher unbewohnt. Als die Bäume sich schließlich lichteten und das Zweibeinernest erschien, waren sie noch immer nicht auf die geringste Spur feindlicher Aktivitäten gestoßen. Glutherz war zufrieden, ausnahmsweise war alles ruhig. Die Ratten hatten wohl manchmal auch keine Lust auf Konflikte. Als er an die Ratten des vergangenen Kampfes dachte, jagte es ihm einen Schauer über den Rücken. Noch immer konnte er einfach nicht fassen, dass das Tier mit ihm gesprochen hatte.

„Glutherz! Streifenfluss! Da seit ihr ja wieder!“, miaute plötzlich eine fröhliche, helle Stimme etwas von ihnen entfernt. Glutherz blieb stehen, Fliederpfote, die direkt hinter ihm gelaufen war, bemerkte dies nicht rechtzeitig und lief in ihn hinein. Sie murmelte eine Entschuldigung, während der rote Krieger sich umblickte. Der Zaun des Zweibeinergartens ragte nur eine Fuchslänge von ihm entfernt zwischen einigen Haselsträuchern, die ihn halb verdeckten, hervor. Mehrere Bäume standen in und um den Garten herum. Glutherz blickte sich verwirrt um, er konnte nirgendwo den Ursprung der Stimme finden. Streifenfluss, Winterschweif und die beiden Schüler trotteten neben ihn und blickten sich ebenso planlos um. „Und Winterschweif habt ihr mir auch mitgebracht?“, miaute Annabell, die plötzlich aus einem Haselstrauch heraussprang. Ihr weißes Fell mit den dunkleren Stellen in Gesicht, Schweif, Pfoten und Ohren erschien nur eine Schwanzlänge von Glutherz entfernt.

„Annabell! Schön dich zu sehen“, schnurrte Glutherz, Streifenfluss neben ihm nickte dem Hauskätzchen zu. Die langhaarige Kätzin schnurrte ebenfalls, ihre blauen Augen funkelten schelmisch

„Nachdem ihr gestern so überstürzt aufgebrochen seit, habe ich eigentlich damit gerechnet, dass euer Blut irgendwo hier in der Nähe den Boden tränkt!“, miaute sie und stolzierte zu Winterschweif, den sie mit einem Blinzeln begrüßte. Sie wirkte ehrlich erfreut die Krieger zu sehen, auch wenn sie die Schüler kaum beachtete „Hätte mich Chester nicht besucht, hätte ich mich am Ende wohl selbst aufgemacht, um mich davon zu vergewissern, ob ihr noch lebt. Wobei mich Forellen-was-weiß-ich wohl zerfetzt hätte, wenn sie mich entdeckt hätte“, fuhr sie fort. Anscheinend war die Hauskatze noch immer etwas beleidigt, da sich die Älteste nicht sonderlich freundlich ihr gegenüber verhalten hatte.

„Chester? Meinst du Kekspfote?“, miaute Fliederpfote verwirrt. Die schweigsame Schülerin war heute anscheinend redseliger als normalerweise, das war bereits der dritte oder vierte Kommentar ihrerseits an diesem Morgen. Glutherz und Streifenfluss wechselten einen hoffnungsvollen Blick. Vielleicht war die mürrische Schülerin dabei aufzutauen. Sie konnten sich Rabensturms Freude vorstellen, wenn seine Tochter sich endlich nicht mehr verhalten würde, als wäre sie auf alles und jeden wütend.

Annabell zuckte verwirrt mit den Schnurrhaaren, nickte aber dann. „Er besucht mich hin und wieder, seit meine Hausleute Mandy bei uns aufgenommen haben“, erklärte sie. Wer Mandy war wusste Glutherz nicht, es interessierte ihn aber auch nicht weiter. Dafür war ein anderer Teil ihrer Worte wirklich verwunderlich: Chester trieb sich im Wald herum! Dabei hatte er doch dem FeuerClan und seinem Leben als ClanHund den Rücken gekehrt.

„Wer ist Mandy?“, fragte Streifenfluss recht gelangweilt. Sein Schüler Morgenpfote stand mit hängendem Kopf neben ihm und wagte es nicht einen Ton von sich zu geben. Eine Krähe krächzte, als sie über ihnen hinweg flog. Annabell legte den Kopf schief, sie schien angestrengt nachzudenken. „Mandy!“, jaulte sie schließlich. Anscheinend war sie selbst nicht sonderlich begeistert davon besagte... Katze? Hündin?... zu rufen.

Die Haselsträucher hinter ihr erzitterten, starker Zweibeinergeruch wehte den Katzen entgegen. Sofort sprangen sie zurück und blickten sich suchend nach einem Versteck um. „Das ist nur Mandy, bleibt ruhig“, brummte Annabell und rollte ihre hübschen, himmelblauen Augen.

„Fliederpfote, Morgenpfote, geht bitte in den Wald und versteckt euch, wir rufen euch, wenn ihr wieder kommen dürft“, miaute Streifenfluss und Annabell warf ihm einen überraschten Blick zu. Auch Glutherz verstand den Sinn dieser Aktion nicht so ganz, beschwerte sich aber nicht. Wahrscheinlich hatte dies etwas mit dem Gesetz der Krieger zu tun, schließlich sollte das verweichlichte Leben von Hauskätzchen verachtet werden. Ihr Gespräch war wohl nicht sonderlich vorbildlich.

Gerade als die verwirrt wirkenden Schüler verschwunden waren, tauchte eine rundliche, grau getigerte Kätzin mit weißem Bauch- und Brustfell auf. Sie schien jedoch keine Jungen zu erwarten, sondern einfach nur an sich etwas pummelig zu sein. „Hallo!“, miaute die Kätzin, die so stark nach Zweibeinern stank, dass es wirklich unangenehm war. Bei Annabell war dies nicht der Fall, sie roch trotz ihres Umfelds angenehm nach Blumen und Erde.

Die drei Krieger murmelten eine Begrüßung. Sie wussten nicht wirklich, was sie nun sagen oder tun sollten. Mandy war also eine Freundin von Kekspfote... ähm Chester. Also hatte sich der junge Hund wohl einigermaßen auf das Leben als Streuner eingestellt. Wenn er Freunde gefunden hatte, dann konnte es ihm nicht allzu schlecht gehen. Auch wenn er anscheinend noch immer nicht mit seinesgleichen zu tun haben schien. Ob er überhaupt die Sprache der Hunde sprechen konnte? Es hatte ihm ja keiner beigebracht.

„Ihr seid die Waldkatzen von denen Annabell immer so schwärmt?“, miaute das pummelige Hauskätzchen, das wohl ungefähr so alt wie Glutherz' Eltern war, interessiert und unterbrach dadurch seinen Gedankengang. Glutherz schnurrte bei dem Gedanken daran, dass die reinrassige Hauskatze Annabell wohl gefallen an ihnen gefunden hatte. Ob sie etwa darüber nachdachte sich ihnen eines Tages anzuschließen? Flammenstern würde es bestimmt erlauben, schließlich war ihr Vater Feuerstern auf dieselbe Art zu seinem Clan gekommen. Und auch einigen anderen Katzen aus Feuer- und WolkenClan war es so ergangen. Manche Hauskatzen waren für die Freiheit geboren.

„Kennt ihr meinen Bruder Klumpen? Es heißt im Zweibeinerort, dass er sich den Clans angeschlossen hat“, wollte Mandy wissen, als sich bereits unangenehme Stille zwischen ihnen ausbreitete. Die drei Clankatzen hatten sich inzwischen hingesetzt, ihre Patrouille war an dieser Stelle sowieso beendet. Weshalb die Schüler nicht wieder zu ihnen gerufen wurden, wusste Glutherz nicht, er wollte Streifenfluss aber nicht in sein Konzept, wofür auch immer, pfuschen. Wahrscheinlich lag er mit seiner Vermutung richtig, dass sie gerade sehr unvorbildlich handelten.

„Klumpen? Ist das nicht Seepelz früherer Name?“, miaute Winterschweif in Glutherz' Ohr. Der dunkelrote Kater nickte nachdenklich. Er hatte gewusst, dass Seepelz einmal ein Hauskätzchen gewesen war, trotzdem überraschte es ihn, dass er mit einem solch... verwöhnt wirkenden Kätzchen verwandt sein sollte. Seepelz war ein treuer Krieger und ein ausgezeichneter Jäger. Mandy schien das direkte Gegenteil zu sein. Auch wenn angeblich Feuersterns Schwester Prinzessin genauso gewesen sein sollte.

„Streifenfluss! Winterschweif! Glutherz!“, jaulte plötzlich eine unglaublich bekannte Stimme und unterbrach das Gespräch er Katzen. Einen Augenblick lang tauschten die drei Freunde einen verwirrten Blick. Wasserwirbel hatte sie gerufen. Was machte sie hier?

„Wir müssen gehen, schnell, verschwindet“, murmelte Streifenfluss und sprang auf. Die beiden Brüder taten es ihm gleich und nickten den Kätzinnen kurz entschuldigend zu. Wo Wasserwirbel war, war wohl auch der Rest der anderen Grenzpatrouille. Und Glutherz hatte keine große Lust, dass er Fragen bezüglich der Hauskätzchen beantworten musste. Es würde kompliziert genug werden, die Schüler davon abzuhalten, sie als 'Hauskätzchenfreunde' oder ähnliches zu bezeichnen. Wobei... Fliederpfote redete sowieso nicht viel und Morgenpfote hätte wohl zu viel Angst für den Rest seines Lebens Zecken suchen zu dürfen. Glutherz schüttelte seinen Kopf, seine Gedanken verschwammen heute ununterbrochen zu einem sinnfreien Wirrwar.

Schnell rannten die Krieger auf die silbern-weiße Kätzin zu, die gerade um das Zweibeinernest herum trottete. Ihre Patrouille schien gerade noch nicht bei ihr zu sein, wahrscheinlich war sie voraus gelaufen. Wobei es in den Zeiten der Bedrohung durch die Ratten wirklich nicht ratsam war irgendwo alleine hinzugehen, besonders am Rande des Territoriums. Nun ja, Winterschweif war vorhin auch alleine der Fuchsspur gefolgt, trotzdem gefiel es Glutherz nicht, seine Schwester alleine durch den Wald streunen zu sehen.

Die drei Krieger blieben noch einmal kurz stehen, als Streifenfluss raunte: „Im Clan wird es nicht gern gesehen sein, dass wir uns mit Hauskätzchen anfreunden. Auch wenn viele von uns mit Hauskätzchen befreundet waren, sollten wir vorsichtig sein.“ Die zwei Kater nickten, Glutherz' Vermutunghatte sich bestätigt. Winterschweif nuschelte: „Aber Annabell ist bei weitem zu normal, um als normale Hauskatze zu gelten, findet ihr nicht? Sie könnte zu den Katzen gehören, die für ein anderes Leben bestimmt sind als das, in das sie hineingeboren sind. Außerdem ist sie echt hübsch.“ Streifenfluss schüttelte nur genervt den Kopf. „Wehe, du verguckst dich in sie. Das bringt nur Schwierigkeiten.“ Wenn der nur wüsste. „Was das angeht muss dir mein Bruder sowieso noch was erzählen“, miaute er mit einem Seitenblick auf den weißen Kater. Wenn sie zu lange ein Geheimnis vor ihrem besten Freund behalten würden, würde sie das entzweien, also war es wohl nicht falsch, es gleich einmal zur Sprache zu bringen, hoffte Glutherz. Streifenfluss runzelte die Stirn, von Winterschweif kam keine Antwort. Sie setzten sich wieder in Bewegung, auch wenn der hellbraun getigerte Krieger ziemlich neugierig aussah.

„Fliederpfote! Morgenpfote!“, jaulte Winterschweif, kurz bevor sie ihre Schwester erreichten. Der Wind hatte zugenommen und so wurden ihnen beim Rennen der Pelz zerzaust. Glutherz gähnte, während er sich so vor seine Wurfgefährtin stellte, dass ihr unauffällig der Blick auf das Zweibeinernest versperrt wurde. Die silbern-weiße Kriegerin miaute: „Wir sind gerade erst fertig geworden, weil Lavendelpfote unfreiwillig baden gegangen ist. Wieso habt ihr so lange gebraucht? Es ist gar nicht mehr lang bis Sonnenhoch!“

„Ich habe ein Eichhörnchen imitiert“, erklärte Morgenpfote kleinlaut, als er direkt hinter der getigerten Kätzin auftauchte. Streifenfluss nickte grimmig.

„Gut... oder eher seltsam, aber egal, lasst uns ins Lager zurückkehren. Vielleicht können wir unterwegs ja jagen. Ich habe Hunger wie ein Wolf und ich schätze mal, dass Polarlicht keine Jagdpatrouillen eingeteilt hat.“

Hab vergessen was ich ursprünglich schreiben wollte, während ich geschrieben habe. Naja, das kommt hoffentlich einigermaßen hin. Da plant man das ne Woche und dann vergisst man es... echt bitter :/

Sorry, aber es wird noch etwa 5 bis 10 Kapitel dauern, bis der Tag kommt, an dem die Jungen geboren werden. Aber einen Namen wisst ihr ja schon ;)

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