Kapitel 21

Die Schnauze auf ihre Pfote gestützt lag Flammenstern in ihrem weichen mit Federn ausgepolsterten Nest. In der schützenden Wärme ihres Baus döste sie vor sich hin, doch es war ihr nicht möglich einzuschlafen. Die Drossel, die Mondpfote ihr mitgebracht hatte, als er nach den so gut wie verheilten Wunden an ihrem Rücken geschaut hatte, lag noch immer unangetastet neben dem mit Efeu verhangenen Eingang ihres Baus. Die Sorge um die Katzen, die kämpften oder bereits gekämpft hatten, während sie hier so unnütz lag, untersagten ihr jegliches Hungergefühl. Viel zu einnehmend war das ungute Gefühl in ihrer Magengegend, das ganz sicher nicht von ihren Jungen herrührte, die in einem Halbmond geboren werden sollten.

Immer wieder musste die flammenfarbene Königin an die Worte der Ratte denken, der sie so viele Schmerzen in ihrem Rücken verdankt hatte. Ihr werdet alle sterben! Sie wusste zwar, dass dies nur eine Drohung gewesen war, um sie einzuschüchtern, trotzdem wurde ihr übel, wenn sie nur an diese schaurigen Worte dachte. Sie durften sich nicht erfüllen, das konnte sie nicht zulassen. Doch was sollte sie dagegen tun? In ihrem derzeitigen Zustand war sie ihrem Clan so nützlich wie ein Stück Lehm, dass an den Pfoten ihrer Clangefährten hing. Sie konnte nichts tun um ihnen zu helfen. Sie mussten diesen Kampf alleine schlagen und auch die, die in nächster Zeit kommen würden.

„Flammenstern?“, miaute eine vertraute Stimme vor dem Eingang zu ihrem Bau. Gleich darauf schob sich ein grauer Kopf durch die Efeuranken, Sonnenlicht fiel herein und eine kalte Brise fand ihren Weg in das Innere des Anführerbaus. Seufzend blickte die flammenfarbene Anführerin zu ihrem Gefährten, der sie seinerseits musterte. Sein dunkelgrau getigerter Pelz war zerzaust, der Wind musste zugenommen haben, seit sie beim Lager angekommen war. Die gesprenkelten Augen blickten besorgt auf sie herab, langsam trat Regenpelz in den Bau.

„Ist bei dir alles in Ordnung?“, miaute er, während die Efeuranken hinter ihm an ihren Platz zurückfielen und noch kurz hin und her pendelten. Flammenstern blinzelte, regte sich ansonsten aber nicht. Regenpelz trottete zu ihr und als er ihr gegenüberstand, senkte er den Kopf, so dass sie sich direkt in die Augen sahen. Die Sorge trübte das Blau und irgendwie fühlte sich die Anführerin stark daran erinnert, wie der Kater vor vielen Monden genauso zu ihr geblickt hatte. Damals hatte dies einen ganz anderen Grund gehabt, sie waren noch beim DonnerClan gewesen und es hatte nicht die Verantwortung über einen ganzen Clan auf ihren Schultern geruht. Es war der Morgen, nachdem Schlammfell im Kampf gegen die Dachse gestorben war.

Seufzend vertrieb Flammenstern die Erinnerung aus ihren Gedanken. Regenpelz blickte sie erwartungsvoll an, seine Ohren waren aufmerksam gespitzt, er schien auf ihre Antwort zu warten. Sie schluckte hörbar.

„Sie kämpfen, während ich hier liege. Blut wird vergossen und ich kann nichts tun, um zu helfen“, flüsterte sie niedergeschlagen. Regenpelz wirkte über ihre Antwort nicht sonderlich überrascht. Als würde er ein längeres Gespräch erwarten, ließ er sich fallen, so dass er ihr gegenüber lag. Ihre Nasen waren kaum mehr als eine Schnurrhaareslänge von einander entfernt.

„Du erwartest Junge. Als Königin kannst du nicht kämpfen, das ist zu gefährlich. Die Krieger schaffen das ohne dich, sie sind alle gut ausgebildet. Sollte einer sein Leben lassen, so hättest du es nicht verhindern können“, erwiderte der dunkelgraue Krieger mit herzlicher Ehrlichkeit. Flammenstern schnaubte.

„Als Anführerin sollte ich bei ihnen sein und sie unterstützen! Aber ich kann mich kaum bewegen, weil mein Bauch so angeschwollen ist“, murrte sie und löste ihren Blick von dem seinen um stur auf den Eingang ihres Baus zu starren. Sie wusste, dass ihr Gefährte Recht hatte, doch das machte es nicht besser.

„Das klingt fast, als würdest du unsere Jungen nicht haben wollen“, murmelte Regenpelz mit einem verletzten Unterton in der Stimme. Die Kätzin zuckte zusammen, konnte aber nicht abstreiten, dass er irgendwo Recht hatte. Würde sie keine  ungeborenen Jungen im Leib tragen, so könnte sie nun bei der Schlacht dabei sein. Nun war es an ihm zu schnauben.

„Weißt du, ich habe vier … nein drei... ähm fünf wundervolle Junge. Es war eine tolle Erfahrung sie großzuziehen, doch ich hatte fast nie Zeit für sie. Ständig musste ich sie an Herbstblatt, Rehfarn oder auch dich abgeben. Und jetzt, wo die Ratten eine solche Bedrohung für unseren Clan sind, wird es mir wohl genauso ergehen“, versuchte sie sich zu rechtfertigen. Und da sind noch zwei Prophezeiungen, von denen ich dir nicht erzählen kann, dachte sie niedergeschlagen.

„Du bist die Anführerin des Clans, Flammenstern. Es hätte nie einen Zeitpunkt für dich gegeben, in dem du dir wirklich Zeit hättest nehmen können, um deine Jungen großzuziehen. Aber ich bin für dich da, ich werde dir helfen, wo ich nur kann. Und die anderen Königinnen werden auch alles in ihrer Macht stehende tun, um dich zu unterstützen“, antwortete Regenpelz, woraufhin sie wieder zu ihm schaute. Seine Aufrichtigkeit tat ihr gut, auch wenn er sie nicht vergessen lassen konnte, dass gerade einige ihrer Clangefährten gegen die dunklen Monster kämpften, die ihren Clan bedrohten.

Unsicher nickend, erwiderte sie Regenpelz' durchdringenden Blick. Ihr Gefährte meinte seine Worte mehr als ernst, er würde ihren baldigen Jungen ein guter Vater sein, genauso wie er es auch für Glutherz, Ahornblatt, Wasserwirbel und Winterschweif war. Der getigerte Kater beugte sich zu ihr vor und leckte ihr liebevoll über die Wange. „Wir schaffen das. Dein Clan steht hinter dir“, murmelte er und berührte ihre Nase mit der seinen. Dann stand er auf, streckte sich und trottete zu der unangerührten Drossel. „Wollen wir uns die teilen?“, fragte er, packte die Frischbeute ohne ihre Antwort abzuwarten und kehrte zu ihr zurück. Flammenstern schnurrte und setzte sich auf. Ihr runder Bauch hinderte sie, wie sie es nun schon gewohnt war, daran sich schnell zu bewegen, weshalb sie einen ziemlich erbärmlichen Anblick bieten musste, als sie versuchte sich zu setzen. Regenpelz zuckte nur belustigt mit den Schnurrhaaren.

Sich ihr gegenübersetzend ließ er die Drossel fallen, bevor er sie ihr auffordernd zuschob. Auch wenn Flammenstern noch immer keinen großen Hunger hatte, nahm sie einen Bissen. Während sie ihren Gefährten beobachtete, wie dieser seinerseits fraß, kaute sie auf dem etwas zähen Stück Fleisch.

„Werden wir es ihnen eines Tages sagen?“, miaute Regenpelz plötzlich. Flammenstern runzelte verwirrt die Stirn, sie wusste nicht, worüber er redete. Kurz ging sie ihr bisheriges Gespräch durch, als sie begann zu verstehen. „Meinst du Winterschweif und Wasserwirbel?“, murmelte sie mit schiefgelegtem Kopf ohne eine Antwort zu benötigen. Worüber sollte er denn sonst reden?

„Mhm“, brummte der graue Kater und biss noch einmal in die Drossel. Flammenstern schluckte, ihre Kehle war plötzlich ganz trocken.

„Was bringt es ihnen, es zu wissen?“, antwortete sie deshalb und hoffte stark darauf, dass es sich bei der Frage ihres Gefährten nicht um einen Vorschlag gehalten hatte, es den beiden zu erklären. Sie wusste, dass der Glauben in alles, was sie ihnen je erzählt hatten über den Köpfen der beiden einstürzen würde, wenn sie wüssten, dass sie gar nicht ihre Jungen waren.

„Wenn wir es ihnen nicht sagen, wird es eines Tages jemand anderes tun, das ist dir doch klar, oder?“ Flammenstern verstand nicht, wie Regenpelz gerade jetzt auf diesen Gedanken kam. Hatte sie nicht schon genug um die Ohren? Wollte er, dass sie noch mehr hatte, worüber sie sich Sorgen machen musste? Ihr war klar, dass Regenpelz es wohl für das Beste hielt, darüber zu sprechen, bevor es eines Tages wohlmöglich plötzlich ans Licht käme, doch ihr war gerade wirklich überhaupt nicht danach zumute, sich auch noch mit diesem Problem herumzuschlagen.

„Oder irgendwann werden sie vielleicht auf die Idee kommen, dass eine rote und eine graue Katze normalerweise keine weißen Jungen haben“, fuhr der getigerte Krieger unbeeindruckt von ihrem Schweigen fort. Die flammenrote Anführerin schüttelte abwehrend den Kopf.

„Eine Welt würde für sie zerbrechen, wenn sie wüssten, dass sie als Hauskätzchen geboren wurden“, wisperte Flammenstern monoton. Sie würde es nicht ertragen, wenn die beiden nicht mehr mit ihr sprechen würden. Oder viel schlimmer, wenn sie anfangen würden daran zu zweifeln, ob sie wirklich zum FeuerClan gehörten.

„Irgendwann müssen wir es ihnen sagen“, erwiderte er, gerade, als außerhalb des Baus hektische Stimmen laut wurden. Eine tiefe Stimme jaulte nach Rottupf, gleich darauf raschelten die Zweige im Lagereingang unnatürlich laut, als würden mehrere Katzen nebeneinander laufen... weil sie sich stützen mussten oder gar jemand getragen werden musste.

Regenpelz und Flammenstern rissen gleichermaßen die Augen auf. Die Kätzin war sich sicher, dass die Katzen vom Kampf zurückgekehrt waren. Und wenn sofort nach Rottupf gerufen wurde, dann war das mit Sicherheit kein gutes Zeichen.

Mühsam erhob sich die flammenrote Königin auf ihre Pfoten, leicht wankend wollte sie zum Eingang ihres Baus trotten. Regenpelz eilte ihr zur Hilfe, doch sie winkte ab. „Geht schon“, brummte sie. Kurz bevor sie die Efeuranken erreichte, schob sich bereits ein hellorangener Kopf in den Bau und Ahornblatt miaute schwer atmend: „Flammenstern, komm schnell. Es ist Bienenfell, sie...“ Die Stimme der sonst so vorlauten Kriegerin versagte.

So schnell sie konnte verließ die rotorangene Anführerin ihren Bau, Regenpelz war ihr dicht auf den Fersen. Nachdem sie sich durch die Wurzeln, die ihren Bau schützend verbargen, hindurch gewandt hatte, blickte sie sich suchend in der Senke um, ein kalter Wind schlug ihr entgegen. Ahornblatt und Regenpelz standen jeweils auf einer ihrer Seiten. Ihre schwer atmende Tochter, wollte zu sprechen beginnen, bekam aber keinen Ton heraus, während Flammenstern zu den vielen Katzen starrte, die sich vor dem Kriegerbau gescharrt hatten. Einige tuschelten bestürzt, während andere nur sprachlos einen leblosen Körper betrachteten. Rottupf, die neben der gelbbraunen Toten stand, schüttelte den Kopf, was Flammensterns Befürchtungen bestätigte. Eine Katze hatte ihr Leben im Kampf gegen die Ratten verloren. Die erste von fünf, wenn die Prophezeiung richtig lag. Bienenfell hatte ihr Leben im Kampf gelassen.

„Ich war mit Rabensturm, Dämmerpfote, Wasserwirbel und Kämpferherz auf Patrouille, als wir die Kampfgeräusche hörten. Wir kamen zu spät, haben nur noch ein paar Ratten davonlaufen sehen. Seepelz hat uns erklärt, was passiert ist und... gleich darauf sind Polarlicht, Streifenfluss und Glutherz mit ihr zurückgekommen. Sie war schon tot, auch wenn es einige nicht wahr haben wollten“, berichtete die junge Kätzin, die mit ihren Gedanken weit entfernt schien, mit einem ungewohnten Unterton. Flammenstern folgte dem Blick ihrer Tochter, der auf Laubsprenkel geheftet war. Der hellbraune Kater kauerte neben Bienenfell, sein grüner Blick war glasig. War das Eifersucht, was in Ahornblatts Augen lag? Flammenstern war sich nicht sicher.

„Beim SternenClan“, hauchte Regenpelz auf der anderen Seite. Langsam näherten sich die drei der Ansammlung an Katzen. Flammenstern entdeckte Gelbfang, die Bussardjunges und Diamantenjunges davon abhielt, Fischschweif zu stören, die fassungslos auf ihre getötete Freundin starrte. Polarlicht saß direkt neben dem Leichnam ihrer Schwester, ihre Flanken bebten. Rabensturm hatte ihr den Schweif über die Schulter gelegt, doch das schien sie gar nicht zu bemerken. Unweit von ihnen entfernt murmelte Forellenpelz immer wieder etwas vor sich hin, Flammenstern glaubte zu verstehen, dass die schildpattfarbene Kätzin irgendein Versprechen gebrochen hätte.

Als ihre Clangefährten bemerkten, dass die Anführerin aufgetaucht war, hoben sie fast alle ihre Blicke in der Hoffnung aufmunternder Worte oder auch Befehle, die sie von ihrer Trauer ablenken konnten.

Missbilligend bemerkte Flammenstern, dass Staubwolke, Felsbart und Winterschweif noch immer nicht von ihrer Jagdpatrouille zurück waren, zu der sie schon aufgebrochen waren, bevor Flammenstern vom Training zurückgekehrt war. Aufgrund seiner Abwesenheit hatte sie keine weitere Patrouille als Hilfe für ihre Clangefährten losschicken können. Wahrscheinlich hätte es jedoch nichts geändert, wenn der Stellvertreter mit einigen Kriegern zur Hilfe geeilt wäre. Die Prophezeiung musste sich erfüllen, das hätte sie nicht verhindern können, selbst wenn sie selbst dort gewesen wäre. Wenn sie so darüber nachdachte, dann waren ihre Sorgen von vorhin wohl noch viel begründeter gewesen, als sie gedacht hatte.

„Flammenstern?“, flüsterte Regenpelz neben ihr, woraufhin die Anführerin überraschend aus ihren Gedanken gerissen wurde. Verwirrt stellte sie fest, dass ihre Clangefährten sie noch immer erwartungsvoll anstarrten. Nachdenklich schluckte sie, ihr Blick fiel auf Bienenfells Leiche. Ihre Freundin war gestorben, ihre Clangefährten brauchten sie nun. Nachdenklich betrachtete sie die umstehenden Katzen nacheinander eingehend, sie ließ keinen Gedanken an Trauer zu. Dafür würde später noch Zeit sein.

Rottupf schien mit ihren Gedanken weit entfernt zu sein, immer wieder blickte sie auf Bienenfell herab, bevor sie wieder zu der Anführerin schaute. Polarlicht und Rabensturm schienen beide ebenfalls auf ein paar aufbauende Worte ihrerseits zu warten und Düstersturm, Lahmpelz und Forellenpelz dachten wohl dasselbe, denn sie wirkten schon fast verzweifelt, als sie die Kätzin, die sie schon seit ihrer Geburt kannten, betrachteten. Glutherz, Streifenfluss, Lilienpfote und Blaumond sahen so aus, als würden sie jeden Moment davonrennen, die Verwirrung und gleichzeitige Hoffnungslosigkeit war kaum zu übersehen. Apfelteich, die ganz am Rand stand und unsicher auf ihre Pfoten starrte, wirkte ebenfalls traurig und fast panisch. Kurz schloss die flammenrote Königin die Augen, dann begann sie mit lauter, klarer Stimme zu sprechen:

„Viel zu früh ist es heute wieder so weit, dass sich eine Clangefährtin unseren Ahnen anschließt. Bienenfell ist als eine wahre Kriegerin gestorben, lange bevor ihre Zeit gekommen ist. Heute Nacht werden wir Wache an ihrer Seite halten und ihrer Gedenken, doch davor müssen wir Rottupf ihre Aufgaben erledigen lassen. Bienenfell würde nicht wollen, dass ihr nun hier sitzt und vor euch hin starrt! Alle, die verletzt sind, gehen jetzt in den Heilerbau, der Rest bildet eine, oder auch zwei, Jagdpatrouillen. Apfelteich, du gehst in die Kinderstube – und da bleibst du, bis deine Jungen sechs Monde alt sind. Du hast dich und deine Jungen heute großer Gefahr ausgesetzt, so etwas darf nicht mehr geschehen. Bienenfell ist gestorben, um uns andere einen Schritt näher an die Befreiung aus der Bedrohung der Ratten zu bringen.“ Einige der Katzen nickten bereits, als Apfelteich mit gerunzelter Stirn einen Schritt nach vorne trat und ihr Maul öffnete um zu widersprechen. Überraschenderweise wurde sie jedoch von einer vertrauten Stimme, die etwas entfernt erschallte, unterbrochen.

„Wenn Apfelteich in die Kinderstube geht, wirst du sie begleiten. Deine Jungen werden nämlich früher kommen als ihre und das weißt du auch. Du bist genauso in Gefahr wie sie, sei nicht so stur“, verkündete Staubwolke, der zusammen mit Felsbart im Eingang des Lagers erschienen war. „Du kannst darauf vertrauen, dass deine Krieger den Clan ohne deine direkte Hilfe führen können. Ich will dich hiermit nicht bitten dich für die nächsten sechseinhalb Monde in der Kinderstube zu verkriechen, nein, ich bitte dich an deine Jungen und dich selbst zu denken, bevor du dich in einen Kampf stürzt.“

Vollkommen überrumpelt starrte die Anführerin ihren schildpattroten Wurfgefähten an. Seine blauen Augen erwiderten ihren Blick eindringlich, er schien seine Worte mehr als ernst zu nehmen. In ihrem Augenwinkel sah sie, dass Regenpelz zustimmend nickte und gleich darauf auch Blaumond, Fischschweif, Herbstblatt und Gelbfang etwas murmelten, was sich stark nach Zustimmung anhörte. Kurze Zeit schwieg Flammenstern, ließ ihren Blick über das Lager ihres Clans und ihre Clangefährten schweifen. An Bienenfells totem Körper blieb er hängen. Diese junge Kriegerin war gestorben, lange bevor es für sie an der Zeit gewesen wäre. Sie hatte keine Jungen, soweit sie wusste auch keinen Gefährten. Bienenfells Opfer sollte in Ehren gehalten werden. Wodurch konnte das besser geschehen, wie wenn sie sich daraus belehren lies? Ein Kampf konnte immer tödlich enden, man wusste es vorher nie. Und wenn es für Flammenstern so sein sollte, wäre sie zwar nicht Tod, ihre Jungen jedoch schon.

„Du hast Recht“, miaute sie seufzend. Staubwolke selbst schien von ihrer Antwort verblüfft zu sein, als hätte er lautstarken Protest erwartet. Mit erhobener Stimme fuhr die Anführerin fort: „Ich werde für die nächsten zwei Monde kürzer treten, Staubwolke wird so lange einen Großteil meiner Aufgaben übernehmen. Polarlicht, du wirst ihn dabei unterstützen und die Patrouillen für ihn einteilen, damit er sich nicht überarbeitet.“ Verwundert blickte die schneeweiße Kriegerin vom Leichnam ihrer Schwester auf. Flammenstern wusste, dass dies genau die Ablenkung war, die Polarlicht nun brauchte und gleichzeitig auch die Richtige Entscheidung war, schließlich war die Kätzin eine tolle Führerin, was sie schon bewiesen hatte, lange bevor sie sich dem Clan angeschlossen hatte.

„Fliederpfote und Lilienpfote brauchen folglich neue Mentoren. Staubwolke, Kämpferherz tretet vor“, miaute die flammenrote Kätzin, was sowohl die Schülerinnen als auch die Kater sehr zu überraschen schien. Zögernd traten beide Krieger vor und Flammenstern verkündete: „Kämpferherz, du wurdest von Rabensturm gut ausgebildet. Versprichst du, all deine Fähigkeiten an deine neue Schülerin Lilienpfote weiterzugeben?“ Der gescheckte Kater nickte, sein blaues Auge funkelte. „Dann wird sie deine neue Schülerin sein, auch wenn sie Bienenfells Ausbildung niemals vergessen wird.“ Die weiße Kätzin mit den schwarzen Beinen trat zu ihrem neuen Mentor und die beiden tauschten den Nasengruß.

„Fliederpfote, du wirst von nun an Staubwolkes Schülerin sein, bis meine Jungen etwa zwei Monde alt sind. Dann werde ich deine Ausbildung wieder übernehmen“, fuhr Flammenstern fort. Regenpelz schien protestieren zu wollen, doch sie fuhr ihm mit dem Schweif über die Schnauze. Die Augen zu Schlitzen verengt blieb er leise.

„Und jetzt machen alle, was ich vorher befohlen habe“, bestimmte sie. Ohne sich noch einmal nach den Katzen umzublicken, stolzierte sie zu ihrem Bau davon. Sechs Kätzinnen in der Kinderstube würden zu viel werden, also konnte sie genauso gut in ihrem eigenen Bau bleiben. Vielleicht würden ihr auch Herbstblatt oder eine der anderen Gesellschaft leisten... Plötzlich viel ihr auf, dass Apfelteichs Einzug in die Kinderstube Probleme mit sich bringen würde. Herbstblatt konnte die hellbraune Kätzin nicht leiden, es schien fast, als würden sie sich hassen. Und das, obwohl sie Schwestern waren. Staubwolkes Gefährtin würde nicht zusammen mit ihrer Schwester in einem Bau schlafen wollen, so viel war klar.

Und an manchen Tagen fragte sich Flammenstern, ob die Geschichte, die Herbstblatt über Apfelteichs Verbannung aus dem Stamm des eilenden Wassers erzählt hatte, nicht doch wahr war. Konnte es sein, dass Apfelteich eine Mörderin war? Das Klingenpelz' Worte, die er vor einem Halbmond in einem Traum so besorgt gesprochen hatte, sich auf die Kätzin bezogen?

Konnte Flammenstern es verantworten, die hellbraun getigerte Königin zusammen mit anderen Kätzinnen in einem Bau schlafen zu lassen? Wütend schüttelte sie ihren Kopf. Sie hatte Apfelteich im Clan aufgenommen, weil sie der Kätzin eine Chance geben wollte sich zu beweisen. Bisher hatte sie niemandem geschadet. Und so würde es auch bleiben.

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