Kapitel 17
Als Flammenstern ihre Augen aufschlug, wurde sie von gleißendem Sonnenlicht überrascht. Verwirrt blinzelte sie, bevor sie ausgiebig gähnte. Wie konnte das Licht in ihren Bau fallen? Und außerdem... so spät konnte es doch noch gar nicht sein! Sie hatte doch Wasserwirbel extra gebeten, sie zu wecken, sobald Polarlichts Patrouille zurückgekehrt war. Hieß das also, dass die Katzen noch immer nicht von ihrer Suche nach Kekspfote zurück waren? Das konnte doch gar nicht sein!
Zögernd öffnete die flammenfarbene Kätzin ein weiteres Mal die Augen. Blauer Himmel, der von keinem einzigen Wolkenfetzen unterbrochen wurde, war das erste, was sie sah. Verdutzt setzte sie sich auf, ihre Glieder wirkten steif und sofort hatte sie das Bedürfnis sich zu strecken. Benommen blickte sie sich um und stutzte. Das sie sich nicht in ihrem Bau befand, hatte sie schon erwartet, doch was sie nun sah, verschlug ihr die Sprache.
Sie befand sich auf einer riesigen Lichtung, ihre Pfoten standen auf weichem Moos, aus dem man die besten Nester hätte bauen können. Vögel zwitscherten in den umliegenden Bäumen, die dicht mit grünem Laub behangen waren. Die Sonne wärmte ihren Pelz. Und um sie herum saßen, standen und lagen SternenClan-Krieger, die sich vergnügt unterhielten. Flammenstern entdeckte Rehfarn, Klingenpelz und Steinpfote, die gleich neben ihr saßen und amüsiert über etwas diskutierten. Direkt neben den dreien lagen Löwenherz, Tüpfelblatt, Blaustern, Weißpelz und ein ihr unbekannter gescheckter Kater. Hinter ihr hüpften drei junge Katzen durch das Moos und jaulten sich aufgeregt etwas zu, während sie einem Moosball hinterherjagten. Es dauerte einen Moment, bevor die Anführerin Tulpenjunges, Traumjunges und ihre Tochter Tüpfeljunges erkannte. Die drei wurden von Federschweif und Schlammfell beaufsichtigt, die ein paar Schwanzlängen entfernt saßen.
Flammenstern musste schwer schlucken, als sie die Jungen beobachtete. Sie wirkten glücklich, friedlich, als würden sie gerade in ihrem Lager spielen und nicht hier im SternenClan. Doch sie waren tot, alle drei. Der Sternenstaub hing in ihren Pelzen, wie als Zeichen um sie daran zu erinnern. Diese jungen Katzen würden niemals heranwachsen und Krieger werden.
„Flammenstern! Was machst du denn hier? Hast du ein Leben verloren?“, miaute plötzlich Tulpenjunges, die etwas hinter den beiden größeren Jungen hinterhergelaufen war, bevor sie sich ins Moos hatte fallen lassen.
Bevor die Anführerin dem schildpattfarbenen Kätzchen antworten konnte, antwortete Schlammfell, dessen bernsteinfarbene Augen überrascht aufblitzten, als er seine ehemalige Gefährtin entdeckte: „Nein, Flammenstern geht es gut. Aber wieso genau sie hier ist, weiß ich auch nicht.“ Inzwischen hatten auch die anderen beiden Jungen ihr Spiel beendet und blickten aufmerksam zu der Anführerin. Nachdem sich die Katzen einen Moment angeschwiegen hatten, in dem Federschweif und der hellgraue Kater einen kurzen Blick getauscht hatten, kam Tüpfeljunges zu ihrer Mutter getappt und schmiegte sich an sie.
Die flammenrote Anführerin berührte ihre Tochter liebevoll mit der Schnauze am Kopf. Ihr war gar nicht aufgefallen, wie sehr sie die kleine graue Kätzin mit den roten Tupfen vermisst hatte. Diese blickte in diesem Moment auf und betrachtete ihre Mutter schief von der Seite.
„Ich habe dafür gesorgt, dass du heute zu uns kommst“, begann sie zu miauen, ihre blauen Augen beobachteten sie genau.
„Hast du mich etwa vermisst, meine Kleine?“, erwiderte Flammenstern und berührte ihre tote Tochter am Ohr. Diese nickte und schmiegte sich ein weiteres Mal an sie.
„Außerdem muss ich dir unbedingt etwas erzählen!“, verkündete das Kätzchen nach einer Weile. Ihre Freude hatten bereits begonnen wieder einem Moosball hinterherzujagen. Die restlichen Katzen unterhielten sich wieder, als wäre sie überhaupt nicht anwesend. Erwartungsvoll blickte sie ihr Junges an.
„Ich weiß, dass du dir Sorgen wegen der Prophezeiungen machst. Und naja, ich kann dich was das angeht etwas beruhigen“, erklärte das Junge, das viel mehr wie eine junge Kriegerin oder erfahrene Schülerin redete. Ohne sich zu fragen, woher Tüpfeljunges darüber Bescheid wusste, setzte sich die flammenfarbene Anführerin in das federnde Moos und blickte sich eingehend auf der Lichtung um. Weiter entfernt glaubte sie Streifenstern, Eichenherz und eine kleine, silbergraue Kätzin zu erkennen, war sich bei den bei den beiden Katern jedoch nicht sicher, ob es sich wirklich um die ehemaligen FlussClan-Kater handelte.
„Die Prophezeiung, die Rottupf kurz bevor er bei den Territorien angekommen seit, erhalten hat, wird sich erfüllen, da gibt es keinen Ausweg. Und es tut mir schon jetzt schrecklich leid“, begann Tüpfeljunges unsicher. Flammenstern zuckte zusammen. Das war kein gutes Zeichen. Die dunklen Monster kehren zurück, fünf weitere Leben sie zerreisen in Stück, erinnerte sie sich. Es war wohl offensichtlich, dass die Ratten angreifen würden und fünf Katzen töten würden. Bisher hatte die flammenrote Kätzin noch die Hoffnung gehegt, dass die Prophezeiung sich möglicherweise nicht erfüllen würde, doch damit war es nun vorbei. Bald würde sie fünf Clangefährten verlieren. Sie musste schwer schlucken.
Ihre Tochter ließ ihr wenig Zeit diese Nachricht zu verarbeiten und fuhr fort: „Die neue Prophezeiung entgegen wird sich erst in vielen Monden erfüllen, auch wenn die betreffenden Katzen nicht mehr weit sind. Ich schätze, du hast schon erkannt, um wen es sich handelt?“ Stumm nickte sie, woraufhin Tüpfeljunges miaute: „Gut. Diese Prophezeiung mag dir jetzt gerade vielleicht gruselig erscheinen, aber sie hat auch einen Vorteil. Betreffende Katzen müssen leben.“ Flammenstern riss überrascht die Augen auf. Am liebsten wäre sie sofort aufgesprungen und wäre zu Blaumond gerannt. Doch dann hielt sie inne. Konnte es sein, das sie das gerade falsch verstanden hatte? Möglicherweise bedeuteten die Worte der getüpfelten Kätzin gar nicht, dass ihre Jungen leben würden, sondern dass sich die Prophezeiung nicht erfüllen würde!
Gerade als Flammenstern ihre Tochter mit Fragen überhäufen wollte, erhob sich Klingenpelz, der etwas entfernt lag und kam direkt auf sie zu. „Ich muss euch zwei jetzt leider unterbrechen, aber ich habe dir noch etwas wichtiges zu sagen, Flammenstern. Und da du gleich aufgeweckt werden wirst...“, brummte der silbergraue Kater.
„Aber...“, wollte sie protestieren, doch Tüpfeljunges war bereits verschwunden. Genauso wie all die anderen SternenClan-Krieger außer Klingenpelz. Die beiden Katzen befanden sich nun beide an einem ganz anderen Ort, mitten in einem mit wundervoll grünem Laub behangenen Wald. Etwas entfernt musste sich ein Bach befinden, denn das Plätschern und Rauschen war kaum zu überhören.
„Das was ich dir nun sagen werde, ist von größter Wichtigkeit. Du darfst es auf gar keinen Fall unterschätzen, verstanden?“, miaute Klingenpelz. Flammenstern betrachtete den Kater, dessen Name ihr noch immer überhaupt nicht gefiel, eingehend. Wenn er nun eine weitere Prophezeiung für sie hätte, würde sie langsam wirklich sauer werden. Konnte der SternenClan es nicht bei einer belassen, wie es seit jeher gewesen war?
„Du musst dich schonen, Flammenstern. In der vergangenen Nacht ist dein Rücken wieder aufgerissen, er wird sich wohlmöglich entzünden. Ich bin zwar kein Heiler, aber ich weiß, dass du deine Jungen nicht bekommen kannst, wenn dein Rücken nicht verheilt ist, weil du sonst sterben wirst. Und der SternenClan weiß nicht, ob er dich dann ins Leben zurückschicken kann... davon, dass deine Jungen sterben könnten, mal ganz abgesehen“, erklärte er eindringlich, woraufhin Flammenstern vorsichtig ihren Rücken betrachtete. Hier im SternenClan schmerzte er nicht, doch sie war sich nicht sicher, ob das, wenn sie aufwachen würde, ebenfalls der Fall wäre. Zerknirscht biss sie die Zähne zusammen. Wie hatte sie auch so leichtsinnig sein können?
„Da hast du wohl recht“, murmelte sie, woraufhin der Kater zufrieden schnurrte.
„Sehr gut. Eine Sache noch. Traumjunges hat Dämmerjunges das Leben gerettet. Sag das Staubwolke und Herbstblatt, dann werden sie sich etwas besser fühlen. Und... nun ja... einer deiner Clangefährten wird den Clan hintergehen. Diese Katze denkt, sie wäre im Recht. Sie mag die Wahrheit sprechen, doch ihre Handlung ist mehr als falsch“, flüsterte Klingenpelz, als sich die Umrisse ihres Blickfeldes bereits auflösten.
„Flammenstern! Aufwachen!“, erschallte es neben ihrem Ohr, obwohl dort niemand stand. Sie schauderte. Bäume um sie herum lösten sich auf, Klingenpelz nickte ihr aufmunternd zu, bevor auch er im Nichts verschwand. Flammenstern fiel in die Leere.
Schwer atmend schlug die flammenfarbene Anführerin ihre smaragdgrünen Augen auf. Die angenehme Wärme der Blattgrüne, die sie noch vor wenigen Augenblicken umgeben hatte, war von der beißenden Kälte des Blattfalls abgelöst worden. Auch wenn es in ihrem Bau recht warm war, begann sie sofort zu frieren.
Wasserwirbel, deren blaue Augen ihre Mutter verwirrt musterten, miaute: „Endlich bist du wach! Ich wusste gar nicht, das eine Katze so tief schlafen kann.“ Flammenstern rollte mit den Augen und setzte sich gähnend auf. Schmerz durchzuckte sie und, auch wenn sie nicht wirklich überrascht war, sie stöhnte. Sonnenlicht fiel durch die Efeuranken, die den Eingang verdeckten, hindurch in ihren Bau unter der großen Eiche. Tau glitzerte an den immergrünen Blättern.
„Sie sind also zurück“, murmelte sie, während sie einen Blick auf ihren mit angetrocknetem Blut verkrusteten Rücken warf. Es sah wirklich ekelerregend aus, wie sie mit einem niedergeschlagenen Seufzer feststellte. Klingenpelz würde mit der Entzündung wohl recht behalten.
„Hast du ihnen erklärt, wieso ich die Totenwache etwas früher verlassen habe?“, fragte sie und leckte vorsichtig zwischen ihren Schultern. Sofort zuckte sie zusammen, als der Schmerz wie ein Blitz durch sie hindurchfuhr.
„Regenpelz hast du es ja gesagt und der Rest war sowieso viel zu müde um deine Abwesenheit zu bemerken“, erwiderte die silberweiß getigerte Kriegerin. Flammenstern nickte nur.
„Wie spät ist es?“, fuhr die Flammenfarbene fort, während sie ihr Brustfell glättete. „Die Sonne ist erst aufgegangen“, kam es sofort als Antwort.
Gähnend erhob sich Flammenstern nun und streckte sich ausgiebig. Sie spürte, wie ihr Rücken bei jeder Bewegung verkrampfte und Schmerzeswellen durch ihren Körper sannte. Sie würde, gleich nachdem sie zu ihrem Clan gesprochen hatte, Rottupf aufsuchen. Es war wohl wirklich zu früh gewesen, um den Heilerbau zu verlassen.
„Danke, Wasserwirbel“, miaute sie und berührte ihre Adoptivtochter mit der Schnauze am Ohr. Für nichts auf der Welt hätte sie die Entscheidung diese Kätzin und ihren Bruder aufzunehmen rückgängig gemacht.
„Ich helfe doch gerne“, gähnte die Kriegerin zur Antwort. Flammenstern runzelte die Stirn. Ihr fiel auf, dass ihre Tochter wie viele andere die ganze Nacht nicht geschlafen hatte. Doch sie konnte die silberweiße Kätzin nun nicht in den Kriegerbau schicken. Den meisten anderen war es genauso ergangen. Sie durfte niemanden bevorzugen.
Ein letztes Mal gähnte sie, bevor sie ihren Bau durch die Efeuranken hindurch verließ. Sie umrundete gefolgt von Wasserwirbel eine der heimtückischen Wurzeln, die ihren Bau zusätzlich versteckten und sprang über die restlichen hinweg. Dies war ein Fehler, denn sie spürte, wie auf ihrem Rücken ein Teil der Verkrustung brach. Prickelnder Schmerz durchzuckte sie. Sie bemerkte sofort, dass Blut ihren Rücken hinablief. Wasserwirbel hinter ihr schnappte nach Luft.
„Flammenstern... dein Rücken“, flüsterte sie, doch die Anführerin schüttelte nur den Kopf. Dafür war jetzt nicht der richtige Zeitpunkt.
Als sie den Blick hob, entdeckte sie Forellenpelz, Düstersturm und Staubwolke. Alle drei waren mit Schlamm bedeckt. Sie betraten gerade die Senke durch den Eingang, Weidenzweige strichen durch ihre dreckigen Pelze. Sie mussten gerade Traumjunges begraben haben. Gleich hinter ihnen betraten Bienenfell und Lilienpfote, die sie vorher mit auf die Patrouille, die nach Polarlicht und deren Suchtrupp suchen sollte, geschickt hatte, das Lager. Auch diese beiden waren über und über mit Dreck bedeckt. Es schien fast, als hätte es außerhalb des Lagers diesen geregnet.
Gar nicht weit von Flammenstern entfernt saßen Glutherz, Polarlicht, Felspfote, Kämpferherz und Apfelteich vor dem Kriegerbau, wo Rottupf und Mondjunges aufgeregt um sie herumwuselten. Verwirrt stellte die flammenrote Kätzin fest, dass die fünf Katzen tropfnass waren.
Mit schnellen Schritten lief sie zu der Patrouille, die sie bereits entdeckt hatte und ihr abwartend entgegen blickte. Der Boden unter ihren Pfoten war feucht, als hätte es schon wieder geregnet. Das Rinnsal, das auf der anderen Lagerseite entlang floss, war zu einem kleinen Bach angeschwollen, was die Kätzin mit Schrecken bemerkte. Wenn das so weiterging, würde noch das ganze Lager überschwemmt werden! Sie seufzte. Schon wieder eine Sorge mehr.
„Ihr habt ihn nicht gefunden?“, miaute sie, als sie die Patrouille erreichte. Alle fünf senkten gleichermaßen die Blicke. Rottupf, die gerade Polarlicht ein paar Mohnsamen geben wollte, blickte auf.
„Nun ja... wir haben ihn gefunden. Aber er wollte nicht mehr mit uns zurückkehren“, miaute Kämpferherz nach einer Weile. Der gescheckte Kater wirkte noch zerzauster als normalerweise, sein langsam trocknendes langes Fell lag ihm am Körper.
Flammenstern runzelte überrascht die Stirn. Staubwolke hatte ihr erzählt, dass Kekspfote aufgewühlt davongestürzt war. Sie hätte nie erwartet, dass der Hund nicht mehr zurückkehren wollte. „Hat er einen Grund genannt?“, wunderte sie sich und beobachtete Apfelteich, die blicklos auf ihre Pfoten starrte. Die Kriegerin wirkte mitgenommen, als wäre für sie eine Welt zusammengebrochen. Überrascht stellte die Anführerin fest, dass sich der Bauch der getigerten Kriegerin unter dem nassen, anliegenden Fell, leicht wölbte. Erwartete Herbstblatts Schwester etwa ebenfalls Junge?
„Er ist der Meinung bei uns kein zuhause zu haben und dass ihn hier niemand haben will. Außerdem... er denkt, Kämpferherz wäre froh ihn loszuwerden. Und er sagt, er hätte keine Familie. Dabei hat er die doch! Er hat mich! Er ist mir ans Herz gewachsen wie ein Sohn... und jetzt ist er weg!“, wimmerte Apfelteich, stand auf, kehrte den restlichen Katzen den Rücken zu und trottete in den Kriegerbau. Düstersturm etwas entfernt jaulte ihren Namen, doch sie schien es gar nicht zu bemerken.
Wie vom Donner gerührt stand Flammenstern neben den Katzen. Sie konnte sich sowohl Kekspfotes, als auch Apfelteichs Verhalten nicht erklären. Nach einem Seufzen blickte sie die restlichen vier Katzen der Reihe nach an. Es schien nichts zu geben, was sie ihr noch zu sagen hatten.
Niedergeschlagen drehte die Kätzin sich um zu ihrer Eiche. Wasserwirbel hatte sich zu Lahmpelz, Laubsprenkel und Ahornblatt gesellt, die vor dem Ältesten Bau saßen. Fischschweif und Gelbfang beaufsichtigten Morgenjunges, Glanzjunges, Dämmerjunges, Diamantenjunges und Bussardjunges, die, genauso wie die SternenClan-Jungen aus ihrem Traum, einem Moosball hinterherjagten. Herbstblatt war zwar nirgends zu sehen, trotzdem miaute die Anführerin: „Macht Herbstblatts Junge bereit. Ich werde sie jetzt ernennen.“
Die beiden Königinnen starrten sie erst perplex an, doch dann lief Gelbfang in die Kinderstube um Herbstblatt zu suchen. Fischschweif begann sofort die Pelze der drei Jungen zu glätten.
Ohne sich noch einmal nach den Königinnen umzusehen, trottete Flammenstern zu der Eiche, die sich in der Mitte des Lages befand. Sie achtete nicht auf die Schmerzen die sie durchzuckten, als sie auf eine der höchsten Wurzeln sprang und dann den Baum hinaufkletterte, bis sie den Ast erreichte, von dem aus sie immer zu ihrem Clan sprach. Dann jaulte sie: „Alle Katzen, die alt genug sind, um ihre eigene Beute zu machen, versammeln sich nun unter der Eiche!“
Es dauerte einen Moment, bis die ersten Katzen sich auf den Weg machten. Flammenstern machte es sich währenddessen gemütlich und ließ ihren Schweif herunterbaumeln. Eine Kalte Brise ließ den Baum erzittern.
Immer mehr Katzen strömten aus den Bauen auf die Lichtung, wo sie sich zwischen den Wurzeln der Eiche niederließen. Lahmpelz zog sich zu seiner ehemaligen Gefährtin Fischschweif, die ihren Sohn Diamantenjunges im Maul hielt. Zusammen mit Seepelz hatten sich Wasserwirbel, Laubsprenkel und Ahornblatt gleich neben dem Eingang zu Flammensterns Bau niedergelassen. Blaumond humpelte aus dem Heilerbau heraus und blickte sich sofort suchend nach Glutherz, der neben seinen Freunden Streifenfluss und Winterschweif saß, um, bevor sie zu ihm lief. Die andere Patientin Fliederpfote, die sich bereits auf der Lichtung aufgehalten hatte, kam zusammen mit ihren Schwestern und den anderen beiden Schülern angetappt. Rabensturm, dessen schwarzes Fell im Morgendlicht glänzte, hatte sich zu Polarlicht gesellt, die seltsam verstört wirkte. Regenpelz saß neben den beiden, Forellenpelz erklärte ihm gerade irgendetwas. Auch Staubwolke hatte sich zu der Versammlung gesellt, er war gerade dabei, sich auf seine Wurzel unter Flammensterns Ast zu setzen. Gähnend hatte sich Rottupf Gelbfang und Kämpferherz angeschlossen, die weiter hinten in der Menge saßen und Bussardjunges beobachteten. Herbstblatt schien noch mit ihren Jungen in der Kinderstube zu sein, sie konnte sie nirgendwo entdecken. Auch Apfelteich fehlte, was Flammenstern Sorge bereitete. Die hellbraun getigerte Kriegerin schien sich überhaupt nicht gut zu fühlen.
„Katzen des FeuerClans! Ich habe heute Morgen mehrere Ankündigungen zu machen“, begann die flammenrote Anführerin, da nun wohl alle Katzen versammelt waren. „Zu aller erst möchte ich eine junge Katze ehren, die viel zu früh von uns gegangen ist. Traumjunges hat sein Leben gegeben, um das seiner Schwester Dämmerjunges zu retten. Dafür sind wir dankbar. Er hat sich seinen Platz im SternenClan wirklich verdient.“
Es folgte einen Moment lang ergriffenes Schweigen. Jeder hing seinen eigenen Gedanken nach. Traumjunges war als Held gestorben, das war klar.
„Traumjunges!“, jaulte plötzlich Gelbfang aus dem Hintergrund. „Traumjunges!“, „Traumjunges!“, stimmten ihre Clangefährten mit ein. Sie jaulten den Namen eines jungen Katers, der es wirklich verdient hätte, heute unter ihnen zu stehen. Für einen Moment dachte Flammenstern ein glitzern unter ihr zu entdecken. Verwirrt blickte sie zu Staubwolke hinab. Da! Direkt neben seinem Vater saß er kleine Kater mit stolz erhobenem Kopf. Die blauen Augen glänzten, bevor sich der SternenClan-Kater wieder in Luft auflöste.
„Als nächstes möchte ich euch darauf hinweisen, dass es ab sofort wieder regellmäßige Grenzpatrouillen geben wird. Das heißt, das eine Gruppe von Katzen, mindestens bestehend aus drei Kriegern, die Grenzen abgehen werden und unsere Makierungen setzen. Und dies zweimal täglich. Alle Auffälligkeiten werden umgehend Staubwolke oder mir gemeldet“, erklärte Flammenstern, woraufhin die Katzen zu tuscheln begannen, was die Anführerin aber ignorierte. „Außerdem werden jede Nacht zwei Katzen im Lager Wache halten. So etwas wie diese Nacht darf nie wieder vorkommen.“ Mehrere der Krieger stöhnten auf.
„Rabensturm. Du wirst dich darum kümmern, dass nicht mehr so viel von dem Regenwasser in das Lager gelangen kann. Leite es um. Bespreche dich dabei bitte mit Staubwolke, er wird dir so viele Krieger zuteilen, wie du als Hilfe brauchst“, miaute die flammenrote Kätzin gleich darauf. Sie zuckte amüsiert mit den Schnurrhaaren, als sie sah, wie der kleine, schwarze Kater verwundert aufblickte, als sie seinen Namen nannte.
„Regenpelz, Laubsprenkel. Ich bitte euch, eure Schüler am morgigen Tag zu prüfen und mir dann mitzuteilen, ob sie bereit sind, Krieger zu werden“, fuhr sie fort. Felspfote und Kieselpfote begannen sofort aufgeregt zu miauen, was von Fischschweif, die vor ihnen saß, mit einem genervten Knurren quittiert wurde.
Flammenstern blickte sich suchend um. Wo blieb nur Herbstblatt mit ihren Jungen? Als ihr Blick zum Eingang der Kinderstube wanderte, tauchten wie auf Kommando nacheinander fünf Katzen auf. Zufrieden nickte sie.
„Als letztes darf ich heute eine Zeremonie vornehmen. Meiner Meinung nach gibt es kaum eine schönere im Leben einer Katze und auch eines ganzen Clans. Mondjunges, Morgenjunges, Glanzjunges und Dämmerjunges sind nun bereit Schüler zu werden!“
Ich weiß, die Spannung ist mal wieder so gut wie nicht vorhanden, aber es muss nunmal auch solche Teile im Buch geben (auch wenn sie in meinem Buch wohl überwiegen) ;)
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