2. Kapitel
Ahornjunges saß auf einer Lichtung mit frischem, grünem Gras. Die Wiese war von einen dichten Wald umrandet.
Wo bin ich?
Ahornjunges blickte sich nochmal um. Alles schimmerte zauberhaft.
Sie atmete die unglaublich frische Luft ein.
Wie schön es hier ist!
Die warme Sonne wärmte ihren Rücken.
Ich muss wohl träumen...
Plötzlich raschelte es, und eine Katze betrat die Lichtung. Sie war alt, sah jedoch sehr lebhaft und wohlgenährt aus. Ihr glänzendes, weißes Fell mit den roten Tupfen sah sehr gepflegt aus.
"Ich grüße dich, Ahornjunges. Ich bin Tüpfelfeuer."
Ahornjunges starrte sie an.
Woher weiß sie meinen Namen?
Dann stotterte das Junge:"Hallo..."
Die alte Kätzin beruhigte sie:
"Hab keine Angst! Lust auf ein Spiel?"
Tüpfelfeuer stieß eine Mooskugel mit der Pfote hoch. Ahornjunges war noch ziemlich unsicher, was sie von der Ältesten halten sollte.
Was kann mir in einem Traum, den ich mir wahrscheinlich selber einbilde, schon passieren?
Also preschte sie auf den Ball zu. Tüpfelfeuer war nicht so schlecht wie das Junge es erwartet hatte. Im Gegenteil: Sie war eine tolle Spielpartnerin!
Da wurde es Ahornjunges unerwartet heiß und etwas stieß sie in den Rücken. Suchend schaute sie nach hinten, sah aber keinen. Tüpfelfeuer rannte auf Ahornjunges zu, und berichtete ihr knapp:
"Du musst sofort aufwachen!"
Alles verschwomm vor den Augen des geschockten Junges, und es gleitete langsam nach hinten.
Ahornjunges schlug ruckartig die Augen auf. Jemand stöhnte fast lautlos auf. Ahornjunges setzte sich müde auf.
So ein schöner Traum...!
Wieder hörte sie ein Stöhnen. Diesmal lauter. Das benommene Junge schaute sich um. Moosjunges und seine Mutter schliefen tief und fest. Ihre Schwester Federjunges hat sich an den Bauch von Schneerose gekuschelt und döste ebenfalls. Neben Ahornjunges lag Eichenjunges der sich unruhig im Schlaf wälzte und um sich schlug.
Seine Schwester beschnupperte ihn und berührte ihn dabei mit der Nase.
Sofort schreckte Ahornjunges auf. Ihr Bruder war heiß! Und zitterte auch noch!
Das ist sicher nicht normal!
Sie vergaß im nu ihren Traum und
eilte zu Schneerose.
"Schneerose! Schneerose! Wach auf!"
Ahornjunges Mutter zuckte mit den Ohren, und setze sich auf.
"Was ist...", fing Schneerose an, doch Ahornjunges unterbrach sie.
"Eichenjunges!"
Ihre Mutter lief blitzartig hinüber zu ihrem Sohn und weckte dabei ausversehen Federjunges. Sie ruckte verschlafen auf. Schneerose berührte Eichenjunges Nase.
"Ich hole Mondlicht!", meinte die Königin entschlossen. Ahornjunges konnte ihren Angstgeruch riechen, als sie zu der jungen Heilerin rannte.
Federjunges rappelte sich auf und machte sich auf den Weg zu ihrer Schwester, die neben Eichenjunges saß. Ahornjunges sagte, ohne den Blick von ihrem Bruder abzuwenden: "Eichenjunges sieht nicht gesund aus"
Federjunges wollte antworten, aber da kamen schon Schneerose und Mondlicht angerannt. Die Heilerin ging schnell auf Eichenjunges zu, beschnupperte ihn gründlich und meinte streng:
"Haltet euch fern von ihm! Ihr könnt euch anstecken!" Alle machten ein Paar Schritte zurück.
"Was ist mit ihm?", stotterte Schneerose ängstlich.
"Fieber", sagte Mondlicht knapp und fügte grübelnd hinzu: "Besser nehme ich ihn in meinen Bau. Dort kann ich ihn ungestört behandeln"
Sie nahm Eichenjunges am Nackenfell, nickte Schneerose zu, und trottete aus dem Bau.
Bei dem ganzen Lärm wachte Goldblüte auf.
"Was ist den los?" Die Königin trottete zu ihrer Freundin.
Schneerose blickte Goldblüte tief in die Augen. "Eichenjunges hat Fieber. Mondlicht hat ihn mitgenommen."
Goldblüte sagte tröstend:"Er wird schon gesund" Die weiße Kätzin seufzte. "Hoffentlich hast du recht."
Ahornjunges lauschte weiter, aber die Kätzinnen wurden immer leiser und sie konnte nur bestimmte Wörter unterscheiden.
"....Flammenschweif....nein.......Gute Nacht...."
Schneerose trottete zu ihren zwei Tochtern und legte sich ins Nest. Mit dem Schwanz winkte sie sie zu sich. Ahornjunges und Federjunges legten sich zu ihrer Mutter und warteten auf ihre Wörter. Ahornjunges konnte sich schon vorstellen was sie sagen würde: Es wird schon wieder.
Zu ihrer Überraschung miaute Schneerose zärtlich: "Was auch immer passieren wird, ich werdet nie alleine sein." Mit diesen Worten fielen sie in einen unruhigen Schlaf.
Den Morgen darauf wachte Ahornjunges als letztes in der Kinderstube auf. Die kleine Kätzin blickte sich suchend um, konnte aber niemanden sehen. Also legte sie sich wieder hin und wartete geduldig. Jedoch nicht lange. Denn da kam Ahornjunges ihr Bruder wieder in den Sinn.
Wie er sich wohl fühlt?
Und sie beschloss im Heilerbau nach ihm zu sehen. Das Junge rappelte sich schon auf und machte ein paar Schritte zum Ausgang, als plötzlich eine verschlafenene Stimme hinter ihr ertönte.
"Ahornjunges?"
Ihr kam die Stimme bekannt vor. Ahornjunges überlegte kurz und schnüffelte...
Ein etwas älterer Geruch von Schneerose, Federjunges, Moosjunges und Goldblüte. Und ein ganz frischer von Flammenschweif. Ahornjunges schweifte über die Nester, und tatsächlich: Da war der lange, rote Schweif ihres Vaters!
"Papi!" quikte sie glücklich und stolperte zu ihm rüber. Unsicher fragte Ahornjunges: "Wo sind alle bloß hin?"
Ihr Vater erhob sich und gähnte ausgiebig. "Federjunges und Moosjunges sind im Ältestenbau und hören sich die Geschichte von den Bergkatzen an. Schneerose und Goldblüte jagen. Eigentlich wollte dich deine Schwester wecken, aber du hast tief und fest geschlafen. Also blieb ich bei dir, damit du nicht alleine bleibst."
Ahornjunges drückte sich liebevoll an Flammenschweif und stellte sich plötzlich Eichenjunges vor. Wie er ganz alleine im Heilerbau lag.
Ob Flammenschweif weiß, dass Eichenjunges krank ist?
Vorsichtig fragte sie: "Weißt du was mit Eichenjunges ist?"
Flammenschweif seufzte traurig.
"Mondlicht hat gesagt er hätte weißen Husten."
Seine Augen vertrübten sich und er flüsterte: "Sie lässt aber noch keinen zu ihm..."
"Mondlicht bitte!" Ahornjunges stand vor dem Heilerbau und bettelte die junge Heilerin an. "Ich muss Eichenjunges sehen!"
Doch die Kätzin schüttelte entschlossen den Kopf. "Er braucht Ruhe. Und was ist wenn du dich ansteckst?!" Ahornjunges sah flehend zu Mondlicht hoch.
Der Blick der Heilerin wurde weicher und sie beugte sich runter zum Jungen: "Ich weiß, dass du dir Sorgen um deinen Bruder machst. Aber weißer Husten kann leicht zu grünem Husten werden. Es ist viel zu gefährlich" Sie machte eine kurze Pause. "Wir können es so machen: Du spielst bis zum Abend und kommst dann nochmal. Vielleicht geht es Eichenjunges bist dahin schon besser."
Ahornjunges nickte halbwegs zufrieden und eilte in den Ältestenbau, wo Federjunges und Moosjunges schon auf sie warteten.
Kieselregen lag zusammengerollt im hinteren Teil des Baus und schlief. Rotschopf und Beerennase saßen in ihren Nestern und erzählten den Jungen ihre einzigartigen Geschichten. Federjunges und Moosjunges lauschten mit aufgerichteten Ohren. Gerade als Ahornjunges den Bau betrat, beendete Rotschopf ihren Satz, und wahrscheinlich auch die Geschichte:
"... der Rudel fand wieder zusammen und lebte wie zuvor."
Moosjunges atmete durch und staunte bewundert: "Ich würde auch gerne wie Blitzschweif sein!"
Tag zu Tag ging Ahornjunges in den Heilerbau um nach ihrem Bruder zu sehen. Das gelang ihr jedoch erst ein Mal, als Mondlicht den Geschwistern erlaubt hatte, kurz ihn zu besuchen. Aber damals lag Eichenjunges in seinem Nest und schlief unruhig. Dabei hustete er hin und wieder. Ahornjunges hat von ihren Eltern mitgekriegt, dass sein Weißer Husten zum Grünen geworden ist. Schneerose und Flammenschweif lenkten die beiden Schwestern relativ erfolgreich von diesem Thema ab.
Eines Morgens, als die Sonne erst aufging, endeckte Ahornjunges verwundert, dass Schneeroses' Platz kalt war. Als ob sie schon seit einer Weile weg wäre. Federjunges schlief jedoch tief und fest, was die Kätzin daran hinderte sie aufzuwecken. Raus konnte sie auch nicht, da die Heilerinen den Jungen verboten haben, ohne Eltern ins Freie zu gehen. Wahrscheinlich lag es an der Kälte, oder vielleicht auch an Eulen, die sie wegschleppen konnten. Allein der Gedanke daran ließ Ahornjunges zittern. Die Ältesten haben mehrere solche Vorfälle erlebt und erzählten sie natürlich weiter.
Ahornjunges wollte sich nicht wieder hinlegen, also ging sie in der Kinderstube hin und her. Sie wusste selber nicht, was das bringen sollte, aber was besseres fiel ihr nicht ein.
Da ertönten zwei sehr bekannten Stimmen vor der Kinderstube. Eine Hellere stotterte: "Wir konnten nichts mehr für ihn tun.... Er war einfach zu klein und schwach um das zu überstehen....Es tut mir..uns wirlich leid...." Ein lautes Schluchzten unterbrach sie. Eine ältere, aber sicherere Stimme setzte beruhigend ein: "Du musst stark bleiben! Du hast noch zwei wunderbare Jungen, die dich brauchen!" Das Schluchzten wurde eindeutig leiser und bevor Ahornjunges sich Gedanken machen konnte, wer das wohl war, erschienen zwei Gestalten am Eingang. Die Eine hob den Kopf und ihre blauen Augen blickten sie trübe und gleichzeitig verwundert an. In ihren Augen lag Trauer und Entsetzen. Ahornjunges blinzelte überrascht. Waren das ihre Eltern, oder irrte sie sich doch? Nein. Das waren sie.
Haben sie draußen geredet? Aber mit wem?
Ahornjunges errinerte sich and die Worte der helleren Stimme.
Wir konnten nichts mehr für ihn tun...
Aber wer war damit gemeint?
Ahornjunges wurde augenblicklich aus ihren Gedanken gerissen als Schneerose und Flammenschweif sich neben sie setzten. Ihr Vater machte die Augen zu und flüsterte:
"Hast du unser Gespräch mit Mondlicht und Blütenpfote gehört?"
Die rote Kätzin nickte nachdenklich und fragte daraufhin kleinlaut: "Aber wer war damit gemeint?"
Schneerose murmelte niedergeschlagen "Eichenjunges"
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