Prolog
Fahles, blaues Mondlicht fiel auf den großen, schimmernden Kristall, brach sich an seiner Oberfläche und erleuchtete die Wiese mit den fünf Felsbrocken und den leise plätschernden See. Hinter dem Kristall, mittig vor den Felsbrocken in einer kleinen, abgetretenen Kuhle, stand eine braun-fuchsfarbene Kätzin mit halblangem Fell. Ihre großen grünen Augen beobachteten aufmerksam ihre Umgebung.
»Hallo? Wo bin ich hier?« Stille. Eine Antwort blieb aus. Unruhig peitschte ihr Schweif hin- und her und sie drehte sich suchend um die eigene Achse.
»Hazel, wie schön, dass du doch noch den Weg hierher gefunden hast.« Hazel stieß ein leises, verärgertes Fauchen aus und drehte sich stolz aufgerichtet zu dem Kater, der auf dem mittleren Felsen aufgetaucht war, um.
»Häherflug.« Kritisch betrachtete sie den bläulich schimmernden, pechschwarzen Kater mit den strahlend gold-gelben Augen. »Ich dachte ich habe mich letztes Mal deutlich ausgedrückt als ich meinte, dass ich kein Interesse an deinem Angebot habe.«
Häherflug überging ihre unhöfliche Antwort einfach und machte es sich auf dem Felsen gemütlich. Aus dem Wald hinter ihm tauchten zwei weitere Katzen auf, eine zierliche Kätzin mit braunen Augen und ein großer Kater mit gelb-grünen Augen, der durch seine Größe stark im Kontrast zu der kleinen Kätzin neben ihm stand. Die beiden Katzen setzten sich auf die beiden Felsen zu Hazels Linken. Bis auf ihre Augenfarben glichen sie Häherflug aufs Haar genau. Trotzig setzte Hazel sich ebenfalls hin und legte ihren Schweif sittsam um ihre Pfoten, als etwas zu ihrer Rechten ihre Aufmerksamkeit weckte.
Der Schatten einer Katze huschte aus dem düsteren Wald und hielt auf die Felsen zu, jedoch war keine Katze zu sehen, die diesen Schatten hätte werfen können. Der Schatten hielt neben Häherflug auf dem Felsen an, der sich nun diesem zuwandte.
»Lichtschweif, du hast es gerade noch rechtzeitig geschafft.« Der Schatten verblasste und eine Katze mit sandfarben getigertem Fell und strahlend grünen Augen erschien neben Häherflug.
Lichtschweif knuffte ihn belustig schnurrend in die Seite. »Ohne mich hättest du doch nicht angefangen und warum so förmlich heute?« Sie musterte ihn und die beiden anderen Katzen kritisch. »Hazel kennen wir doch schon.«
Die sandfarbene Tigerkätzin machte Anstalten zu Hazel herunter zu springen, doch Häherflug hielt sie mit einem Schwanzschnippen auf und gab ihr einen mahnenden Blick. Lichtschweif rollte mit den Augen, setzte sich jedoch zurück auf den Felsen.
Häherflug erhob sich und schaute auf die fuchsfarbene Kätzin herunter. »Wir haben uns heute hier versammelt, um...«
«...um dich zu begrüßen,« beendete die sandfarbene Kätzin entschieden den Satz und gesellte sich nun doch zu Hazel. »Sie gehört nicht zu uns Schattenjägern.« Lichtschweif warf Hazel einen freundlichen Blick zu, ehe sie sich wieder an Häherflug wandte. »Ihr einziger Fehler war ihre Unwissenheit den Traditionen der Clans gegenüber und das können wir ihr nun wirklich nicht vorwerfen.«
Hazel erhob sich empört. »Wer sagt, dass ich überhaupt zu den Ahnen der Clans gehören möchte? Das Einzige, was ich möchte, ist, meinen noch lebenden Jungen nahe zu sein.« Sie holte Luft, um noch etwas zu sagen, wurde allerdings von einem freudigen Ruf unterbrochen.
»Hazel!« Eine schwarz-weiß gefleckte Kätzin rannte auf Hazel zu, deren Augen erkennend aufleuchteten.
»Glanzlilie! Was machst du denn hier?« Die fuchsfarbene Kätzin begrüßte die schwarz-gefleckte freudig, die sich schnurrend an ihre Freundin schmiegte und dann mit aufgeregt leuchtenden Augen vor Hazel auf und ab hüpfe.
»Jetzt wo du hier bist, muss ich dir unbedingt meine Familie vorstellen. Oh und ich kann dir meine Lieblingsorte hier zeigen!« Hazel lächelte über die Freude der jungen Kätzin und nach einem letzten skeptischen Blick zu Häherflug folgte sie Glanzlilie, die begeistert miauend voraus lief.
»War das nicht...?«, fing die Kätzin mit den braunen Augen überrascht an.
Lichtschweif nickte und wandte sich ebenso überrascht Häherflug zu. »Wusstest du das?«
Kaum hatte die sandfarbene Tigerkätzin ihren Satz beendet, tauchte dort, wo Hazel und Glanzlilie verschwunden waren, eine dunkel schildpattfarbene Katzen auf, die direkt auf den Wächter Platz zuhielt.
Die Kätzin mit den braunen Augen war die Erste die vom Felsen herunter zu Lichtschweif sprang. Ihr nachtblauer-schwarz schimmernder Pelz verschwand und wich ihrem struppigen, in verschiedenen Grautönen gestreiften Fell. Der Kater tat es der Kätzin gleich und stand nur kurz darauf mit grau-braunem Pelz neben den beiden Kätzinnen.
Die Wächter erreichten die Katzen und Häherflug, dessen Tarn-Pelz seinem natürlichen, grau-blauen Fell gewichen war, begrüßte die beiden als erstes indem er eine Verbeugung andeutete. »Wächterin. Was verschafft uns die Ehre deines Besuches?«
»Seid gegrüßt.« Die Stimme von der dunkel schildpattfarbenen Kätzin schien weder laut noch leise und doch lag sie wie ein Schleier auf der Lichtung. »Ich möchte nicht allzu lange stören und auch meine Verpflichtung lässt keine allzu lange Abwesenheit zu. Deshalb fasse ich mich kurz.«
Die Wächterin schaute eindringlich von Katze zu Katze. »Es muss etwas geschehen, um die Clans auf den rechten Pfad zurückzuführen. Es war schon schlimm genug, dass der WildClan sich damals spaltete. Die Clans sollten sich nicht auch noch weiter vom ursprünglichen Ziel des WildClans entfernen.«
Ihr Blick glitt in die Ferne, ihre Augen spiegelten Erinnerungen vergangener Zeit wieder. »Eine Vereinigung an Katzen mit dem Ziel gemeinsam in der Wildnis zu überleben. Der WildClan. Wir dürfen sein Erbe nicht einfach so untergehen lassen, sondern müssen es mit all unserer Macht bewahren.«
Die Wächterin schüttelte die Erinnerungen fort und wandte sich bestimmt an die versammelten Katzen. »Mein Gefährte hat mich schließlich auf die Idee gebracht, Hilfe von zukünftigen Katzen zu suchen. In vielen Jahren werden die Clans noch immer hier leben und wenn wir eine dieser Katzen in diese Zeit holen, kann sie uns ihr Wissen mitgeben,« miaute die Kätzin freudig. »Dann wäre das Erbe des WildClans gerettet!«
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