Kapitel 7 - Nächtliche Gespräche
Der starke Geruch von Fisch und Heide umfing Sturm je näher sie dem Lager kamen. Es war noch ziemlich ungewohnt alles so intensiv zu riechen und die junge Kätzin fing unwillkürlich damit an, den typischen Geruch von Moor- und FlutClan zu vergleichen.
Ein Ergebnis bekam sie allerdings nicht, zu unterschiedlich waren die Gerüche. Sie konzentrierte sich lieber darauf, ihren Pelz von der Nässe zu befreien, möglichst ohne die Heilerin neben sich zu treffen.
„Wann kommt Sturm denn endlich?", beschwerte sich eine weiche Stimme innerhalb des Lagers, die Sturm geradewegs zum einen Ohr rein und zum anderen wieder rausging. Ihr Fokus lag darauf, auf dem unebenen Terrain, dem Anstieg zum Lager hin, nicht zu stolpern.
„Hab etwas Geduld", schaltete sich die belustigte Stimme von Nebelpfote ein. „Ihr beide seid ja heute morgen auch mit Leopardenpfote mitgegangen ohne Sturm Bescheid zu sagen, da könnt ihr ruhig etwas geduldiger mit ihr sein."
Apfelschweif, die das Gespräch sehr wohl gehört hatte, stupste die silbern Getigerte sanft an, ein leises Schnurren hing in ihrer Kehle. „Kommst du? Tinte scheint dich sehr vermisst zu haben", miaute sie etwas undeutlich durch das Kräuterbündel in ihrem Maul. Den Hauch von Belustigung konnte die fuchsbraune Kätzin sich nicht verkneifen.
Aus ihren Gedanken gerissen, schaute die junge Kätzin auf, die Augen aufgerissen, ehe der Schalk in ihnen funkelte. „Das ist typisch", murmelte sie vor sich her und trat hinter Apfelschweif durch die Farne durch, die an ihrem halbtrockenen Fell etwas ziepten.
„Da bist du ja endlich!" Die kleine, schwarze Kätzin kam auf sie zugestürmt und schnitt ihr so den Weg ab. „Ich habe dir so viel zu erzählen, aber du warst ja auf einmal nicht mehr da, als wir zurück ins Lager gekommen sind und dann mussten wir warten!" Begeisterung klang anders, stellte Sturm belustigt fest.
„Wir waren mit Leopardenpfote und ihrer Mentorin, Schwalbentau, das ist die sandfarbene mit den wenigen schwarzen Flecken, unterwegs. Leopardenpfote hat uns angeboten gehabt bei ihrem Training mitzukommen, weil wir auch schon so früh wach waren und da wir nichts besseres zu tun gehabt haben und du noch geschlafen hast, haben wir zugestimmt."
Die Worte sprudelten nur so aus ihrer besten Freundin heraus, sodass sie Mühe hatte hinterherzukommen. „Wusstest du, dass die drei auch erst zu Schülern ernannt wurden?" Rachel ließ ihr keine Zeit zu antworten.
„Deswegen fand Schwalbentau es am vernünftigsten die Grenzen abzugehen, also die zum MondClan und die zum SonnenClan, weil zum LuftClan gibt es eigentlich keine direkte Grenze, sondern nur die Ebene dazwischen, die aber größtenteils neutrales Gebiet ist, allerdings dennoch vom LuftClan genutzt wird."
„Tinte?" Apfelschweif hatte die Kräuter auf den Boden gelegt und war neben die schwarze Kätzin getreten, ihre Schwanzspitze ruhte auf ihrer Schulter. „Wenn du uns noch einige Momente gibst, sind die Kräuter auch ordentlich verstaut und du kannst deiner Freundin alles von euerem Ausflug erzählen." Ihr Tonfall war sanft und freundlich und dennoch ließ er keinen Raum zum Widerspruch.
„Bin gleich wieder da", nuschelte Sturm durch die Kräuter und wandte sich ab, um der Heilerin zu folgen. Ihr Blick fiel auf Quinn, der still neben Nebelpfote stand und ihr ein Lächeln schenkte. Sie wussten beide wie stürmisch ihre Freundin manchmal sein konnte, wenn sie nicht gerade damit beschäftigt war, schlechte Laune zu verbreiten.
Die Kühle der Heiler-Höhle umfing die beiden Kätzinnen und Sturm konnte endlich das Kräuterbündel in ihrem Maul loswerden. Eine Vielzahl an Gerüchen der unterschiedlich aussehenden Kräutern schlug ihr entgegen. Die rotbraune Kätzin fing sofort an, die Kräuter einzeln zu nehmen und in die Regale zu sortieren.
Sturm konnte nur daneben sitzen, wobei es ihr in den Pfoten juckte, dass sie nichts zu tun hatte. „Kann ich irgendwie helfen?", fragte sie also und besah sich das Kräuter-Regal näher. In jedem Fach lag ein bestimmtes Kraut, doch teils ähnelten sie sich zum verwechseln und sie war sich nicht mehr sicher, ob sie überhaupt eine Hilfe sein könnte.
Belustigt hielt die rotbraune Heilerin inne und beobachtete die silbern getigerte Kätzin. „Du könntest die Beeren in die Felsspalte links des Tunnels einordnen. Die sind einfacher auseinanderzuhalten als die Kräuter", bot sie ihr an. „Oder du unterhältst dich mit mir. Bestimmt hast du viele Fragen, der Rest hält es ja scheinbar nicht für nötig euch allzu viel über unsere Traditionen und Lebensweise zu berichten."
Apfelschweifs Schnurrhaare zuckten amüsiert und sie machte sich weiter daran die Kräuter zu sortieren. Froh, etwas zu tun zu haben, rollte Sturm die Beeren von den Blättern erst einmal auf einen großen Haufen. „Was sind Patrouillen? Frostpfote hat heute morgen etwas von einer Jagdpatrouille erzählt", stellte sie ihre erste Frage. Vielleicht würden ihr ein paar Antworten helfen sich nicht mehr so schrecklich fremd zu fühlen.
„Es gibt zwei Arten von Patrouillen; die Jagdpatrouille und die Grenzpatrouille. Eine Gruppe von vielleicht fünf oder sechs Katzen, die von der zweiten Anführerin bestimmt werden, gehen entweder jagen, um den Frischbeutehaufen zu füllen oder sie gehen und markieren und kontrollieren die Grenzen unseres Territoriums", erklärte die Heilerin und schob ihr das erste leere Blatt zu, in dem sie die Kräuter transportiert hatten.
„Wenn du die Beeren da drauf legst, musst du sie nicht durch den ganzen Bau rollen", schmunzelte sie bei der Beobachtung, wie die silbern getigerte Kätzin die verschiedenen Beeren voneinander trennte.
Dankbar nahm Sturm das Blatt an und schob die ersten Himbeeren darauf. „Was ist eine Versammlung? Wolfsbiss hat diese erwähnt als er meinte, er könne es kaum abwarten bis zu dieser." Die junge Kätzin hielt inne und schaute neugierig zu der Heilerin in der Hoffnung anhand ihrer Körpersprache irgendetwas herausfinden zu können.
Auch die fuchsbraune Kätzin hielt inne, ihre Ohren zuckten zu Sturm bevor sie ihre grünen Augen zu ihr wandte. „Es war eine Provokation, weshalb ich nicht weiter darauf eingegangen bin", antwortete sie schließlich. Für einen Moment ließ sie die Kräuter links liegen und setzte sich vor die silberne Kätzin.
Sie holte einmal tief Luft und stieß sie wieder aus während Sturm ihre Ohren spitze. „Jeden zunehmenden Halbmond treffen sich alle fünf Clans auf der Versammlungsebene zu einem friedlichen Treffen. Während dieser Nacht ist der Austausch mit den anderen Clans erwünscht, so erzählen die Anführer auch Neuigkeiten. Meist nur das, was ihnen nicht schaden kann, wer neu zum Schüler ernannt wurde, ob Junge geboren wurden oder ähnlich harmlose Neuigkeiten." Ihr Blick zuckte ins Nichts, als würden all die Versammlungen auf denen sie schon war, vor ihrem inneren Auge im Schnelldurchlauf erneut ablaufen.
„Jeder Clan bringt seine eigene Frischbeute mit und manchmal kommt es zu Rangeleien unter den Schülern, aber die sind meist schnell beendet. Es ist keine Pflicht Informationen auszutauschen und die Schüler werden immer ermahnt, keine Geheimnisse auszuplaudern." Die Heilerin schaute wieder zu Sturm, ihre Gedanken waren wieder in der Gegenwart angekommen.
„Wolfsbiss ist der zweite Anführer des MoorClans und er erwartet auf der Versammlung zu erfahren, ob du meine Schülerin bist. Auf keiner der letzten Versammlungen haben wir verkündet, dass eine Königin geworfen hätte, also werdet ihr Fragen aufwerfen. Vor allem bin ich mir sicher, dass Windwächter sich nach euch erkundigen wird, andere Clans bloßzustellen scheint ihr Freude zu bereiten", erläuterte sie die Bedeutung hinter Wolfsbiss Worten.
„Mitunter auch ein Grund euch aufzunehmen", fügte sie hinzu während Sturm allmählich der Kopf schwirrte. Wie automatisch fing sie an die Beeren auf das große Blatt zu legen und zu der Felsspalte zu bringen.
„Danke", meinte sie. „Ich glaube mehr muss ich für den Moment nicht wissen. Das ist alles noch ziemlich neu für mich und meine Freunde."
Die Heilerin schnurrte amüsiert über die Verwirrung der jungen Kätzin. „Solltet ihr bleiben, werdet ihr noch früh genug alles, was es zu wissen gibt, lernen." Sturms Schnurrhaare zuckten unsicher während sie die letzten Beeren verstaute. Es dauerte nicht lange bis Apfelschweif auch die Kräuter verstaut hatte und die silberne Kätzin aus ihrem Bau begleitete.
„Das hat ja ewig gedauert", murrte eine Stimme neben Sturm und ließ sie zusammenzucken. „Ich wollte dir doch von unserem Ausflug erzählen und nicht eine Ewigkeit auf dich warten müssen, zumal Nebelpfote uns später noch zum schwimmen holen wollte."
Die silbern getigerte Kätzin drehte sich zu ihrer besten Freundin um, die jetzt munter drauf los plapperte. Wie aufregend das alles doch war und wie viel Spaß sie mit Leopardenpfote und Hagel auf dem Weg doch hatte und wie viel Schwalbentau ihnen über den Clan erzählt hatte.
War ihr eigentlich bewusst, wie überrumpelnd sie gerade war?, dachte Sturm sich leise und versuchte schon gar nicht mehr ihren Erzählungen über irgendwelche Ränge und komische Gesetze und Ahnen zu folgen. Anscheinend war sie doch die einzige, für die das alles noch immer neu war. Rachel und Quinn hatten offensichtlich schon viel mehr über die Clan-Strukturen erfahren als sie selbst aufnehmen konnte.
„Tinte! Hagel!" Die große, hellgraue Gestalt von Nebelpfote kam auf sie zu, während sie hinter sich eine Spur aus Wasser hinterließ. „Da Sturm jetzt auch wieder da ist, können wir gleich mit dem Schwimmen weitermachen", meinte sie freundlich. Sturm war einfach nur dankbar, dass sie Rachels Redeschwall unterbrochen hatte, auch wenn diese nicht so glücklich darüber aussah.
Statt aber zu protestieren, wofür sie schon den Mund geöffnet hatte, überlegte sie es sich anders und nickte, wenn auch etwas widerwillig. An die silberne Kätzin gewandt meinte Rachel: „Den Großteil habe ich dir ohnehin schon erzählt, der Rest kann wohl noch warten."
Damit wandte die schwarze Kätzin sich ab. Sturm wollte ihr schon folgen, doch Apfelschweifs vielsagendes Räuspern erinnerte sie wieder an ihre Abmachung. Sie hatte mit auf Himbeersuche gedurft und jetzt musste sie notgedrungen etwas anderes zu sich nehmen als lediglich Beeren.
„Ich komme gleich", meinte sie daher mit einem vielsagenden Blick auf den Haufen toter Tiere. Ihre beste Freundin folgte ihrem Blick, schaute sie wieder wissend an und nickte.
„Ich sage den anderen Bescheid", erwiderte sie und sprang auf die Wurzeln, drehte sich allerdings noch ein letztes Mal um. „Beeile dich", forderte sie und sprang aus dem offiziellen Teil des Lagers.
Widerwillig folgte Sturm der fuchsbraunen Kätzin zu dem Tote-Tiere-Haufen. Nach einigem Abwägen entschied sie sich schließlich für einen kleinen Fisch, der ihr am wenigsten eklig vorkam. Apfelschweif nickte ihr aufmunternd zu. Sturm überwand sich und nahm einen kleinen Bissen.
Der aromatische Geschmack des Fisches bereitete sich in ihrem Mund aus und die Intensität überrumpelte sie etwas. Schnell kaute und schluckte sie den Bissen hinunter. Es schmeckte nicht unbedingt herausragend, aber auch nicht so schlimm, wie sie es erwartet hätte.
Also beeilte sie sich den Fisch komplett herunterzuwürgen, damit sie schnell zu ihren Freunden konnte. „Ich bin fertig, kann ich dann endlich gehen?", wandte sie sich an die Heilerin. Diese schnurrte amüsiert und schob ihr auf einem Blatt ein paar Himbeeren zu.
„Für den Nachgeschmack", kommentierte sie.
Die silberne Kätzin rührte diese Geste und während sie genüßlich die Beeren verspeiste, überlegte sie sich wie sie die Freundlichkeit der Heilerin zurück geben könnte. Doch sie hatte keine Ahnung, wie sie das anstellen sollte. Vielleicht fiel ihr etwas ein wenn sie noch ein wenig mehr über das ganze System hier wusste.
„Jetzt ab mit dir zu den anderen Schülern. Ich will mir ja nicht später vorwerfen lassen, ich hätte dich vom Training abgehalten", meinte Apfelschweif amüsiert und schnippte mit dem Schweif dort hin, wo vorhin schon Rachel verschwunden war.
Sturm rollte mit den Augen, trottete aber gehorsam am Frischbeutehaufen vorbei zu den Wurzeln. Bevor sie darüber sprang, drehte sie sich noch einmal zur Heilerin um. „Danke." Sie wusste nicht, ob ein einfaches »Danke« dem gerecht wurde, wie freundlich die fuchsbraune Kätzin zu ihr war, aber sie hoffte, dass es das zumindest für den Anfang tat.
Für einen Moment hielten die beiden Kätzinnen Blickkontakt, ehe die Heilerin antwortete: „Dafür nicht." Die silbern Getigerte ließ es dabei und sprang über die Wurzel Richtung See, wo ihre Freunde und die anderen Schüler bestimmt schon auf sie warteten.
Unruhig wälzte Sturm sich in ihrem Moos-Nest. Trotz ihrer Erschöpfung nach dem anstrengenden Schwimmen am Nachmittag, gelang es ihr einfach nicht, einzuschlafen. Ihre Gedanken waren einfach noch zu aktiv und schwirrten in ihrem Gehirn umher.
Bilder von wabernden, durchsichtigen Katzengestalten mischten sich mit Fischen, Beeren und dem Gefühl eines durchnässten Pelzes. Und wenn sie die Augen schloss, sah sie einen stechenden Blick aus hellgrünen Augen und die Stimme von Apfelschweif erklang in ihrem Kopf. „Der zweite Anführer des MoorClan. Er erwartet zu erfahren, ob du meine Schülerin bist."
Ihr Blick wanderte zu dem friedlich aussehenden Körper von Rachel, die tief zu schlafen schien. Hin und wieder zuckte ihr Schwanz, aber das war bei Katzen wohl so, dachte sie bei sich.
Im dämmrigen Licht des Mondes erkannte sie nur die Konturen der anderen Schüler im Bau, wobei besonders Frostpfotes helles Fell herausstach, das im Dunkeln Ähnlichkeiten zu dem grauen seiner Schwester hatte.
Kühle Nachtluft umtanzte Sturms Schnauze und schließlich hielt sie es nicht mehr im Bau aus. So leise es ihr möglich war, erhob sie sich und bahnte sich einen Weg durch die schlafenden Schüler zum Ausgang. Der Schilf streifte ihren Pelz und ihre Augen passten sich an die Dunkelheit an, als sie aus dem Bau trat.
Der Wind trug den Geruch des nahenden Sommeranfanges mit sich, doch noch war der Wind nachts erfrischend und wehte zuverlässig alle Gedanken fort.
Das Licht des zunehmenden Mondes warf leichte Schatten in die Dunkelheit, vor denen es Sturm ein wenig gruselte. Es war ohnehin noch sehr erstaunlich, wie gut die Augen von Katzen im Gegensatz zu menschlichen Augen waren.
Ein Knacksen von irgendwoher brachte die silberne Kätzin dazu, sich unruhig umzuschauen. Ob sie nicht doch wieder in den Bau gehen sollte? Andererseits wusste sie, dort würden sie ihre Gedanken weiterhin wachhalten. Es war alles einfach noch viel zu ungewohnt.
So schwer war es gar nicht den Weg zum Tote-Tiere-Haufen zu finden, allerdings verhedderte Sturm sich mehrfach in den Wurzeln mit ihren großen Pfoten, als sie versuchte zum Rand der Insel zu kommen.
Das stetige Gluckern und der süßliche Geruch vom See zogen sie an. Als wäre die spiegelnde Oberfläche eine Ruhestätte inmitten von Chaos, Gedanken und unbeantworteten Fragen. Und für einen Moment genoß sie die Stille und bewunderte die Sterne am Himmel. Hier waren sie weit entfernt von der vergasten Luft der Großstadt. Die Milchstraße zog sich als langer Streifen deutlich sichtbar am Himmel entlang.
Ein warmer Körper setzte sich dicht neben sie, doch ihr Blick hing weiterhin am Nachthimmel und die Stille zwischen ihnen war friedlich.
„Es ist wunderschön, nicht wahr?" Ihr Blick streifte den von Quinns. Er nickte, ein Lächeln auf dem Katzengesicht. „Du warst ungewöhnlich still heute", stellte Verena fest. „Und Rachel ungewöhnlich mitteilungsfreudig."
„Klingt ganz nach ihr, nicht?", erwiderte er. „Sie wird es auch noch bemerken und wenn nicht, dann sind wir da, um sie daran zu erinnern."
Sie gab einen zustimmenden Laut von sich. „Die Ablenkung kommt ihr vermutlich gelegen." Sie spielte auf den Moment an, als sie Rachel völlig durcheinander am Flussufer, abseits des Trubels gefunden hatten. Sie war nicht beim Tanzunterricht gewesen und wo sie wohnte wussten die beiden selbst nach Jahren der Freundschaft nicht. Also hatten sie alle ihre Lieblingsorte abgeklappert und sie schließlich dort gefunden.
„Reden wir nicht darüber. Das haben wir schon durchgekaut. Wenn sie uns etwas dazu mitteilen möchte, wird sie das tun, auch wenn es dauern wird", unterbrach Quinn sie, bevor sie noch etwas hätte hinzufügen können. Sein Blick sprach das aus, was er nicht aussprechen konnte. Dass er ihr am liebsten damit geholfen hätte, es aber nicht konnte, solange sie sich ihnen nicht anvertraute. Er wandte den Blick ab.
Verena stupste ihn an. „Und wen vermisst du am Meisten?" Erstaunt blickte er sie an. „Ich weiß doch, was in dir vorgeht", erklärte sie sich schmunzelnd. „Und vielleicht hilft es uns, über das, was in unserem Kopf abgeht, zu reden."
Stille breitete sich aus, die sie nutzte, um ihre Dunkelsicht auszutesten. Obwohl alles dämmriger war, gelang es ihr beinahe mühelos die einzelnen Konturen auszumachen und je länger sie im Dunkeln am Ufer saß, desto leichter fiel es ihr.
„Am Meisten vermisse ich Isa." Ein sehnsüchtiger Ausdruck trat in seine Augen. Er stupste Verena an. „Und was beschäftigt dich? Du hast gar nichts von deinem Ausflug erzählt." Keinerlei Vorwurf lag in seiner Stimme, nur ehrliche Neugierde. Und die Bitte, das Thema zu wechseln.
„Das Moor. Hier gibt es ein riesiges Moorgebiet direkt hinter der Grenze zum MoorClan." Verena hatte gar nicht nachgedacht, die Worte waren nur so aus ihr heraus gepurzelt.
Quinn schnurrte amüsiert. „Wenn du mal einen heimlichen Ausflug machst, nimm mich mit." Als ihre beiden besten Freunde waren die beiden bestens im Bilde über ihre gescheiterten Versuche, mit ihren Eltern in das Naturreservat ihrer Stadt zu gehen.
„Du und heimlich?", miaute sie belustigt. „Da könnte ich ja genauso gut einen Elefanten mit in einen Porzellanladen nehmen."
„Ach, wer stolpert hier denn über seine großen Pfoten?", konterte er.
Ohne große Vorwarnung stürzte sie sich auf ihn und die beiden wälzten sich am Boden und teilten spielerische Schläge aus. Es war eine willkommene Ablenkung von all den neuen und fremden Dingen um sie herum und für den Moment konnten sie ihrer neuen Realität entfleuchen. Ihre kleine Rangelei hielt nicht lange an und schließlich genoßen sie noch gemeinsam die stille Nacht.
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