Kapitel 11 - Das Clan-Treffen

»Jetzt kommt schon«, drängte die zierliche schwarze Kätzin, die Sturm ihre beste Freundin nannte. »Der restliche Clan ist bereits versammelt.«

Sturm und Frostpfote folgten Tinte eiligst, während Wellenflug es sich neben einem grauen Tigerkater bequem machte. Die Schüler hatten den beiden noch Plätze frei gehalten und so fand sich Sturm zwischen Hagel und Frostpfote wieder, wobei ihr Blick kurz darauf auf den Hang gezogen wurde, wo Kieselwächter und Tigerstich auf den Clan herab schauten.

»Nun, da wir vollzählig versammelt sind, freue ich mich heute eine ganz besondere Zeremonie durchführen zu können.«

Der Anführer ließ seinen Blick über die Menge schweifen.

»Vor einigen Sonnenaufgängen hat die Patrouille zum Kräuter austauschen neben den Kräutern auch noch drei Streuner mitgebracht.«

Schlagartig erwachte Sturms Nervosität von Neuem und sie zwang sich, still sitzen zu bleiben.

»Nach dem Beschluss, sie auf Bewährung in den FlutClan aufzunehmen, haben sie von den Schülern Schwimmtraining erhalten, von dessen guten Ergebnisse mir Tigerstich berichtet hat. Von daher freue ich mich jetzt ihre Schülerzeremonie zu leiten und sie als vollwertige Mitglieder in den FlutClan aufzunehmen!«

Wirklich? Sturm konnte es noch nicht ganz fassen. Wir werden wirklich Schüler des FlutClans? Für einen Moment blitzte das Bild des Moores vor ihrem inneren Auge auf und ihr war beinahe, als wäre sie wieder da und könnte den muffigen Geruch des Moores nach Erde, Kräuter und Gewächs erneut riechen.

Schnell schob sie den Gedanken wieder weg, als ihr klar wurde, dass sie gerade im Begriff waren, Schüler des FlutClans zu werden und das Moor gehörte zum MoorClan, nicht zum FlutClan. Die Grenze war der Fluss, eine nun nicht mehr ganz unüberwindbare Hürde, nachdem sie gelernt hatten, zu schwimmen.

»Hagel, Sturm, Tinte, tretet vor.«

Die drei taten wie ihnen aufgetragen wurde und stellten sich nebeneinander in die Mitte der versammelten Katzen vor den Hang. Der Anführer trat zu ihnen herab.

»Hagel, Sturm, Tinte.« Die dunkelgrünen Augen des Anführers schweiften über die drei Freunde. »Ihr seid noch nicht sehr lange bei uns, aber in dieser wenigen Zeit habt ihr eure Hingabe und eure Offenheit gegenüber den Traditionen der Clans bewiesen. Nach eurer bestandenen Schwimmprüfung steht nun nichts mehr im Wege, euch zu Schülern des FlutClans zu ernennen. Möge der WächterClan über euch wachen, bis ihr in euren Pfoten die Stärke und das Durchhaltevermögen eines Kriegers findet. Bis ihr euch euren Kriegernamen verdient habt, werdet ihr unter den Namen Hagelpfote, Sturmpfote und Tintenpfote bekannt sein.«

Sturmpfote, das klang gar nicht mal schlecht.

Kieselwächter ließ den Blick über die versammelten Katzen schweifen. Schließlich winkte er Heideschatten, die Mutter der Jungen und Forellenblatt, die beide bereits die Schwimmprüfung der Freunde abgenommen hatten, zu sich.

»Heideschatten, Forellenblatt. Ihr habt beide eure Hingabe zum Clan gezeigt und ihr seid bereit einen Schüler auszubilden.« Mit vor Stolz glänzenden Augen und hoch erhobenen Schwänzen stellten die beiden sich zu Kieselwächters Linken, während dieser sich an seine zweite Anführerin zu seiner anderen Seite wandte. »Tigerstich, du hast großartige Arbeit als zweite Anführerin geleistet und es wird Zeit, dass du nun deinen ersten Schüler ausbildest.«

Erstauntes Raunen ging durch die Menge. Die Freunde waren sich einen Blick zu. Das kam unerwartet. Und an den Gesichtern ihrer Freunde, konnte Sturm erkennen, dass diese ebenso nicht damit gerechnet hatten.

»Heideschatten, du wurdest von Rußteich hervorragend ausgebildet und du hast dein Talent und deine Loyalität bewiesen. Du wirst die Mentorin von Hagelpfote und ich bin davon überzeugt, dass du dein Wissen und dein Talent an ihn weitergeben wirst.«

Die sandfarben-schwarz gefleckte Kätzin trat an Hagelpfote heran. »Du musst mit deiner Nase meine berühren«, flüsterte sie dem neu ernannten Schüler zu, so leise, dass es selbst Sturmpfote kaum gehört hatte, obwohl sie direkt neben ihm stand.

Hagelpfote tat wie ihm geheißen. Stumm formte er ein Danke.

»Tigerstich, du wurdest von Rabenruf großartig ausgebildet und hast deine Führungskraft und dein Können bewiesen. Du wirst die Mentorin von Sturmpfote und ich bin davon überzeugt, dass du dein Wissen und deine Führungskraft an sie weitergeben wirst.«

Tigerstich trat vor und schaute zufrieden auf die neu ernannte Schülerin herunter. Sturmpfote tat es Hagelpfote nach und berührte die Nase ihrer Mentorin mit ihrer eigenen. Die zweite Anführerin ist also meine Mentorin. Sturmpfote war sich nicht ganz sicher, wie sie darüber denken sollte. Ob es Zufall war, dass wir alle drei dieselben Katzen als Mentoren bekommen, die auch unsere Prüfung abgenommen hatten?

»Forellenblatt, als dein ehemaliger Mentor bestätige ich, dass du dein Geschick im Jagen und deine Schnelligkeit bewiesen hast. Du wirst der Mentor von Tintenpfote und ich bin mehr als überzeugt, dass du ihr dein ganzes Wissen beibringen wirst.«

Der Anführer nimmt auch Schüler? Wie viele Überraschungen kommen denn noch?

Forellenblatt und Tintenpfote durchliefen die gleiche Prozedur wie Hagelpfote und Sturmpfote vor ihnen. Unsicher, was jetzt kommen würde, blieb Sturmpfote neben ihrer Mentorin stehen, als Kieselwächter auch schon wieder das Wort erhob.

»Und nun begrüßt die drei neuen Schüler des FlutClans!«

Überrascht drehten die Schüler sich um, als auf einmal der ganze Clan anfing ihre Namen laut auszurufen.

»Hagelpfote! Sturmpfote! Tintenpfote! Hagelpfote! Sturmpfote! Tintenpfote!«

Am lautesten riefen Frostpfote, Nebelpfote und Leopardenpfote, aber Sturmpfote erkannte auch die Stimme von Apfelschweif, die der silbernen Schülerin einen stolzen Blick zuwarf. Irgendwie rührte das Sturmpfote. Die rotbraune Kätzin kannte sie kaum und dennoch freute sie sich für sie.

Die Jungen waren die Ersten, die die neuen Schüler belagerten, kaum, dass Kieselwächter die Versammlung für beendet erklärt hatte.

»Ich war der Allererste, der euch mit euren Schülernamen angesprochen hat!«, triumphierte Maulwurfjunge und schaute sie aus großen, braunen Augen an.

Tatsächlich erinnerte Sturmpfote sich daran. Es war bei ihrer ersten Ankunft im FlutClan Lager gewesen als die Jungen sie stürmisch begrüßt hatten und mit Fragen bombardiert hatten.

»Aber ich war die Erste, die darauf gekommen ist, dass die dem Clan beitreten könnten!«, mischte sich die sandfarben-weiß gefleckte Kätzin, Orchideenjunges, ein.

»Und ich...!« Flussjunges, die Letze in der Runde der Jungen, suchte nach einer guten Erwiderung. »Und ich war die Erste, die sie begrüßt hat! Und außerdem habe ich gesagt, dass wir dann mehr Schüler hätten!«

In Sturmpfotes Kehle stieg ein Schnurren auf. Die Kleinen waren wirklich zuckersüß und dabei waren sie schon so groß, beinah so groß wie Tintenpfote, die die Kleinste der Schüler war.

»Bis zu eurer Schülerzeremonie kann es aber auch nicht mehr lange sein. Nicht mehr lange und ih seid größer als ich«, merkte Tintenpfote zu Sturmpfotes und Hagelpfotes Überraschung an, die einen Blick austauschten.

Die Jungen richteten sich stolz auf, das Brustfell gesträubt. »In einem halben Mond sind wir endlich auch fünf Monde alt und werden endlich Schüler!«, piepste die kleine Flussjunges aufgeregt.

Leopardenpfote, Nebelpfote und Frostpfote kamen auf die neu ernannten Schüler zu und ohne weitere Worte machten die Jungen sich aus dem Staub, leise miteinander tuschelnd.

»Glückwunsch!«, miaute Leopardenpfote. »Den Umzug von der Kinderstube in den Schülerbau können wir uns bei euch wohl sparen.«

Nebelpfote sprang aufgeregt um die Freunde herum und unterbrach so ihre Freundin. »Glückwunsch! Jetzt seid ihr auch endlich vollwertige Schüler des FlutClans«, miaute diese aufgeregt, was den Freunden ein Schnuren entlockte, besonders Tintenpfote, wie Sturmpfote aus den Augenwinkeln bemerkte.

»Wie du siehst, Sturmpfote«, meinte Frostpfote, der zu der silbernen Schülerin getrabt kam, »wäre deine Nervosität nicht nötig gewesen. Kieselwächter hat nicht so geklungen, als hätte er seit eurer ersten Versammlung daran gezweifelt, euch in den Clan aufzunehmen.«

»Wie ich gerade sagen wollte«, mischte sich Leopardenpfote ein und schob Frostpfote ein Stück zur Seite, »braucht ihr zwar keinen Umzug, aber wir werden trotzdem dafür sorgen, dass ihr bei Sonnenuntergang frische Nester im Schülerbau habt, damit ihr euch nach euerer ersten offiziellen Rundführung ums Territorium als Schüler des FlutClans, in ein bequemes Nest legen könnt.«

»Schön wie hier alle unsere Zugehörigkeit zum FlutClan betonen«, scherzte Sturmpfote, ihre Gedanken an das Moor blitzten für einen kurzen Moment wieder auf, ehe sie sie ärgerlich wegschob. Der FlutClan hat uns aufgenommen, nicht der MoorClan. Und als FlutClan Schüler sind wir jetzt dem FlutClan verpflichtet.

Ein Lachen ging durch die Runde. Leopardenpfote schielte über Sturmpfotes Schulter. »Wir gehen jetzt und lassen euch Zeit mit euren neuen Mentoren, aber das ihr uns ja alles erzählt später!« Ja, Mama.

»Aber natürlich doch.« Tintenpfote stupste die Schülerin freundlich an, die Schüler murmelten noch eine Verabschiedung und wünschten ihnen viel Spaß, ehe sie sich in Richtung Schülerbau verzogen.

In der sich noch auflösenden Menge begegnete Sturmpfote Teichwirbels Blick aus klaren, blauen Augen, der ihr freundlich zunickte. Auch Nachtschleier, die grau-schwarz gefleckte Tigerkätzin mit den stechend gelb-grünen Augen saß vor ihrem Bau und hatte der Zeremonie beigewohnt. Nun nicht mehr im schummrigen Licht des Ältestenbaus sah man ihr das Alter an den ausgemergelten Flanken und dem zunehmend dünneren Pelz deutlich an. Auch die markante Nabe an der Brust stach so besonders hervor.

Ich muss in den nächsten Tagen unbedingt bei ihr vorbeischauen und mir den Rest der Geschichte über Flügelwächter erzählen lassen.

Als Sturmpfote Tigerstich auf sich zukommen sah, riss sie sich wieder aus ihren Gedanken. Aus den Augenwinkeln bemerkte sie, dass ihre Freunde ebenfalls bei ihren neuen Mentoren standen und sich ein wenig austauschten.

»Glückwunsch zur Aufnahme in den FlutClan«, miaute Tigerstich. »Es wird mir eine Freude sein, dich auszubilden.«

Sturmpfote legte den Kopf schief bei den Worten der zweiten Anführerin und seit kurzem auch ihrer Mentorin. Ihre Worte klangen so sicher, als wäre ihr schon seit geraumer Zeit klar gewesen, dass die Freunde sicher einen Platz als Schüler im FlutClan finden würden.

»Du wusstest, dass wir im Clan bleiben würden«, stellte sie schließlich fest, ungläubig. »Ich war so nervös«, miaute die frisch ernannte silberne Schülerin. »Dabei wäre das gar nicht nötig gewesen!« Sturmpfote klang ein wenig anklagend.

»Aber es ist nicht passiert«, miaute Tigerstich auf eine merkwürdige Art zufrieden. »Und seht doch, wie ihr damit umgegangen seid.« Die zweite Anführerin deutete auf Sturmpfotes beste Freundin, die ein Stück abseits mit Forellenblatt stand. »Statt sich unterkriegen zu lassen, hat sie sich eine Alternative überlegt, einen Plan B.«

Ein wenig geschockt starrte Sturmpfote die sandfarben getigerte Kätzin an.

»Ihr habt eine wichtige Lektion gelernt«, fuhr diese fort. »Wenn der Idealfall nicht eintritt, ist es eine Notwendigkeit, sich Gedanken darüber gemacht zu haben, was dann zu tun ist. Einen Ausweichplan zu haben. Das Gleiche gilt unter anderem für Kämpfe und das Jagen. Wie handelst du, wenn dein Feind sich nicht an die Regeln hält? Wie handelst du, wenn das Beutetier einen anderen Weg sieht, dir zu entkommen, den du nicht bedacht hast?«

So hatte Sturmpfote noch nie darüber nachgedacht und allmählich dämmerte ihr, dass es Tigerstichs reine Absicht gewesen war, um zu sehen, wie gut sie mit so einer Situation umgehen konnten und wie gut sie dementsprechend geeignet waren, sich an das Clanleben anzupassen. Sie warf einen Blick auf ihre schwarzpelzige beste Freundin. Scheinbar war Tintenpfote ein Naturtalent in diesen Belangen.

»Wie ich sehe, verstehst du meine Logik, und auf dieser Basis bin ich mir sicher, werden wir auch in Zukunft eine gute Zusammenarbeit haben.«

Darauf wusste Sturmpfote nichts zu erwidern, aber ihr Respekt für die zweite Anführern stieg in diesem Moment noch ein wenig mehr. Sie hatte sich ihren Posten eindeutig rechtmäßig verdient.

»Aber eins verstehe ich nicht«, meinte die silbern getigerte Schülerin schließlich. »Warum bist du dann meine Mentorin und nicht Tintenpfotes geworden? Wo sie doch scheinbar solch ein Naturtalent ist.«

»Das«, miaute Tigerstich geheimnisvoll, »ist eine Frage für ein anderes Mal.« Die Schnurrhaare der zweiten Anführerin zuckten. »Vielleicht findest du es eines Tages sogar selbst heraus.«

Daraus wurde Sturmpfote noch weniger schlau, aber sie sah ein, dass sie nichts weiter aus ihrer Mentorin herausbekommen würde und ließ es bleiben.

»Seid ihr jetzt auch mal endlich soweit?« Tintenpfote war auf die beiden zugekommen, den Pelz vor Aufregung aufgeplustert. Verwirrt schaute Sturmpfote sie an.

»Unsere Mentoren«, erkläre Hagelpfote, der ebenfalls zu ihnen stieß, »haben zusammen entschieden, dass wir unseren ersten Rundgang gemeinsam machen werden.« Der junge Kater sah zufrieden mit dieser Nachricht aus.

»Ich war gerade dabei, meiner Schülerin davon zu erzählen.« Tigerstich setzte sich an die Spitze und winkte der Gruppe, ihr nachzugehen.

Als hätten die neuernannten Schüler sich abgesprochen, blieb ein jeder bei seinem jeweiligen Mentoren, anstatt wie sie es sonst gemacht hätten, gemeinsam nebenher zu laufen. Das Lager hatten sie schnell hinter sich gelassen und den Weg, den sie dann gingen, war Sturmpfote mehr als bekannt. Erst an diesem Morgen war sie ihn hin- und zurück gelaufen.

»Nach eurer Schülerzeremonie haben wir uns noch kurz austauschen können.« Heideschatten hatte das Wort ergriffen. »Das Territorium ist euch bereits nicht mehr fremd, da ihr nicht wie die Jungen das Lager nicht verlassen dürft. Daher schied die übliche Rundführung, die traditionell auf die Schülerzeremonie folgt, aus.«

»Die Jungen bleiben fünf Monde lang im Lager?«, hakte Tintenpfote ein wenig entsetzt nach.

»Ganz richtig«, erklärte Forellenblatt ihr. »Mit vier Monden fangen sie an, schwimmen zu lernen und ähnlich wie ihr müssen auch die Jungen erst beweisen, dass sie nun sicher schwimmen können, ehe sie zu Schülern werden. Dabei geht es vor allem um die Strecke zwischen unserem Lager und dem anderen Ufer.«

»Daher«, nahm Tigerstich wieder den Faden auf, »werden wir die Zeit nutzen, euch über eure Pflichten als vollwertige FlutClan-Katzen aufzuklären. Und um an eure Wissen anzusetzen, erzählt uns alles, was ihr seit ihr bei uns seid, über das Clanleben mitbekommen habt.«

Die Freunde tauschten einen ratlosen Blick aus. Was genau hatten sie denn gelernt? Aus ratlosen Mienen wurden nachdenkliche.

»Das mit der Schwimmprüfung für die Jungen hat Leopardenpfote schon einmal erwähnt«, miaute Tintenpfote schließlich. »Und auch, dass es üblicherweise sechs Monde dauert, bis ein Schüler bereit für die Kriegerprüfung ist, manchmal länger, aber kürzer ist unrealistisch.«

»Es gibt Grenzpatrouillen und Jagdrotten, die meistens von Tigerstich, manchmal aber von Kieselwächter eingeteilt werden«, ergänzte Hagelpfote.

»Wenn eine Grenzpatrouille auf eine Patrouille von einem anderen Clan trifft, gilt es, Konflikte zu vermeiden«, rezitierte Sturmpfote, was sie während Frostpfotes Training aufgeschnappt hatte. »Auseinandersetzungen lassen sich aber nicht immer vermeiden, deshalb werden Schüler neben dem Jagen auch im Kämpfen unterrichtet. Erst defensives Kämpfen, wenn man selbst in der unterlegeneren Position ist und dann erst offensives Kämpfen.«

Die Krieger warfen Sturmpfote einen erstaunten, aber anerkennenden Blick zu.

»Apfelschweif hat mir auch schon über die große Versammlung erzählt, die jeden zunehmenden Halbmond auf der Versammlungsebene sind. Neuigkeiten zwischen den Clans werden ausgetauscht und die Schüler ermahnt, keine Geheimnisse auszuplaudern. Außerdem ist es ein friedliches Treffen... und jeder Clan bringt eigene Frischbeute mit.« Mit letzterem hatte Sturmpfote bereits nichts anfangen können, als Apfelschweif es ihr erklärt hatte. Vielleicht bekam sie ja jetzt eine tiefgreifendere Erklärung.

»Über die Versammlung erfahrt ihr noch früh genug mehr, die Nächste ist bereits in wenigen Sonnenaufgängen«, miaute Tigerstich. »Ihr kennt also die Grundlagen. Was ihr in nächster Zeit noch lernen werdet sind die Verpflichtungen der Schüler, die neben dem Jagd und Kampftraining auch dafür zuständig sind, die Nester auszuwechseln oder Zecken aus den Pelzen der Ältesten zu entfernen. Dazu wird euch Apfelschweif mehr erzählen können.«

Zecken entfernen? Ein Blick zu ihren Freunden bestätigte Sturmpfote, dass sie ihre Missgunst darüber teilten, auch wenn Hagelpfote es sich nicht so sehr ansehen ließ wie die beiden Freundinnen.

»Was genau hat es mit dem WächterClan auf sich?«, lenkte Hagelpfote geschickt vom Thema weg. »Kieselwächter hat den Clan bei unserer Schülerzeremonie erwähnt. Dabei dachte ich, es gäbe neben den FlutClan nur den Luft-, Moor-, Sonnen- und MondClan.«

»Eine sehr gute Frage«, lobte Heideschatten ihren Schüler. »Unsere Ahnen, die verstorbenen Clankatzen, die vom Himmelsfirmament aus über uns wachen, werden auch der WächterClan genannt. Es ist sehr selten, dass sie mit uns Kontakt aufnehmen, aber wenn sie es tun, dann über die Heilerkatzen oder die Anführer.«

Na toll, sogar unter Katzen ist man vor Religion nicht sicher.

»Unsere Ahnen geben auch einem neu ernannten Anführer den neuen Namen und sieben Leben.« Die sandfarben-schwarze Kätzin schaute zum blauen Himmel empor, als könne sie dort oben ihre Ahnen sehen.

Und ich dachte das mit den sieben Leben wäre nur eine Redewendung, dachte Sturmpfote amüsiert bei sich, konnte aber nicht leugnen, dass sie das irgendwie faszinierte, aber auch gruselte. Wenn die Ahnen so mächtig waren... Sturmpfote hielt inne. Sind die Ahnen womöglich dafür verantwortlich, dass wir jetzt hier sind?

Der Gedanke setzte sich hartnäckig in ihrem Kopf fest und sie war froh, dass die Rundführung bald darauf schon zu Ende ging. Ihr schwirrte auch so schon der Kopf von all den neuen Informationen.

Kurz vor dem Lager stoppte die Truppe noch einmal. »Was aber am Wichtigsten ist, dass ihr das Gesetz der Krieger lernt, auf dem das Zusammenleben unserer Clans basiert«, miaute Tigerstich ernst. »Ohne die Grundlagen wäre es töricht von uns, euch auf die Versammlung mit zu lassen und wir brauchen euch dort, um einer Demütigung durch Windwächter entgehen zu können.«

Tigerstich schaute jeden der Schüler einmal an. »Wir hatten zwei Optionen und haben uns für die mühseligere entschieden. Deswegen hoffe ich, dass ihr die Belange unseres Clans jetzt ernst nehmt, denn ab heute seid ihr zweifellos ein Teil davon.«

Der Kloß in ihrem Hals machte es der silbernen Schülerin schwer zu nicken.

»Sehr schön.« Der Ernst aus Tigerstichs Gesicht verschwand so schnell wie er gekommen war. »Dann geht euch jetzt ausruhen, der Tag muss anstrengend gewesen sein für euch. Und morgen früh beginnt dann euer erstes richtiges Schülertraining.«

Später lag Sturmpfote in ihrem frischen Nest aus Moos und Schilf, neben ihr in einem Bündel Blätter eingeschlagen, einige Himbeeren, die Apfelschweif ihr gegeben hatte. Zur Feier des Tages, hatte sie gesagt, ihr zugezwinkert und ihnen eine erholsame Nachtruhe gewünscht.

Bald schon hörte Sturmpfote den ruhigen Atem ihrer beiden Freunde. Aber der Schlaf wollte einfach nicht kommen, sie war noch viel zu aufgewühlt dafür und in Gedanken an all die Dinge, die sie von nun an erwarten würde.

Es klang nach einer ganzen Menge, die sie da zu lernen hatten. Und hätte sie gewusst, mit wie vielen Pflichten das Leben im Clan kam, hätte sie es sich lieber zweimal überlegt, ob sie wirklich Teil des Ganzen sein wolle.

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