Kapitel 2
(Dämmerjunges, drei Monde nach Kapitel 1)
Dämmerjunges wurde von der Hektik im Lager geweckt. Überall liefen Krieger hin und her, bekamen Anweisungen und unterhielten sich miteinander. In letzter Zeit hatte Brombeersterns Tochter ein deutlich empfindlicheres Gehör entwickelt, was, wie sie vermutete, daran lag, dass sie eine Zeit lag auf Informationen über diese komische Prophezeiung gelauscht hatte, doch letztendlich hatte sie es aufgegeben. Niemand, wirklich absolut niemand hatte mehr darüber gesprochen, seit sie ihren Eltern zugehört hatte.
Manchmal hatte sie sogar nachts im Halbdunkeln vor dem Anführerbau gehockt, in der Hoffnung, dass Eichhornschweif die Weissagung erneut ansprechen würde, doch die beiden hatten nur über Pattroulien und Grenzen gesprochen und nach den ersten drei Malen, an denen sie erwischt worden war, schauten ihre Eltern sorgfältig in jede Felsritzte, um zu schauen ob ihre Tochter darin hockte, bevor sie wichtige Dinge besprachen. Die schwarze Kätzin gähnte und streckte sich. Auch sie war nun deutlich gewachsen und beanspruchte viel mehr Platz als noch vor drei Monden, aber das war kein Vergleich zu Blattjunges und Kupferjunges. Bei den Beiden schien es als hätten sie sich einen Wettkampf im größer werden geleifert und das, obwohl Blattjunges der Jüngere war.
Sie waren nun fast so groß wie Schneewunschs Wurf, der 2 Monde zuvor zu Schülern ernannte wurde. Dämmerjunges freute sich sehr für ihre Freundin Eibenpfote, die ihren Traum erfüllt bekommen hatte und nun von Erlenherz und Häherfeder zur Heilerin ausgebildet wurde, auch wenn niemand wusste wie sie erblindete, schienen die meisten akzeptiert zu haben, dass sie inzwischen nur noch verschommen Farben sah. Vielleicht war das ja sogar ganz gut, denn viele der Krieger warfen den Jungen von Tod und manchmal sogar Schneewunsch, misstrauische Blicke zu. Mit noch vor Müdigkeit verquollenen Augen stolperte sie hinaus.
„Guten Morgen, Waldkauz!", rief jemand. Es war Blattjunges und mit Waldkauz, war seine Schwester gemeint. Eichhornschweifs Söhne gaben ihrer kleinen Schwester öfter liebevoll, diesen Spitznamen, weil sie immer lange wach blieb und am nächsten Tag lange schlief. Obwohl sie immer sagte sie sollen sie nicht so nennen, verursachte der Klang der Worte in der Nähe ihres Herzens ein warmes Gefühl.
„Morgen...", nuschelte sie und gesellte sich zu ihren großen Brüdern. Kupferjunges leckte sich gerade die Schnurrhaare, offensichtlich hatte er gerade gegessen. „Warum die Hektik?" „Na warum wohl?", die Beiden schauten sie halb empört, halb belustigt an. „Wir werden heute zu Schülern!" Promt war Dämmerjunges hell wach. Das hatte sie total vergessen! „Sag mir nicht, dass du es nicht auf dem Schrim hattest.", neckte Kupferjunges. Die Schwarze machte gerade den Mund auf, als das vertraute Jaulen ihres Vaters erklang. „Alle Katzen, die alt genug sind Beute zu machen, fordere ich auf sich unter der Hochnase zu versammeln!"
Da ihr die Antwort nun erspart blieb, lief Eichhornschweifs Jüngste zu den versammelten Katzen und setzte sich zwischen Eibenpfote und Funkenpelz. Ihr große Schwester schaute stolz auf sie herab, wurde aber sogleich von ihrer Mutter zur Seite geschoben, die ihrer Tochter einer schnelle Wäsche verpasste und sich dann auf ihre Söhne sürzte um deren zerzaustes Fell zu glätten. „Wir haben uns heute hier vesammelt...", fing Brombeerstern an: „Um drei junge Katzen zu Schülern zu ernennen. Kupferjunges, Blattjunges und Dämmerjunges, tretet vor." Dämmerjunges, die nicht gemerkt hatte, dass ihre Beine zitterten stolperte etwas und ihr war plötzlich mulmig zu Mute. Hätte sie doch nur was gegessen. Aus dem Augenwinkel sah sie Sichelpfotes grauen Pelz, Nebelpfotes weiße Ohren, Sandpfotes rote Augen und Rinden- und Preiseljunges, die ihr strahlend zu sahen. Das mulmige in ihrer Magengegend besserte sich etwas und sie hob das Kinn. Die Katzen hier hatten schon gegen Tod gekämpft, eine Schülerzeremonie würde für sie, die sie fast eine Kriegerin war, doch ein Kinderspiel werden...
(Blattjunges)
Der kleine Schildpattkater Blattjunges stand nun knapp unter der Hochnase, flankiert von seinen Geschwistern. Kupferjunges versuchte die ganze Zeit sich groß zu machen um mehr wie ein Krieger zu wirken und Dämmerjunges sah so stolz und edel aus, wie sie dort kerzengerade hockte und ihr Kinn erhoben hatte.
So konnte man jedenfalls denken, aber Blattjunges, der seine anderen Hälften besser kannte als alle Anderen, sah wahrscheinlich als einziger, dass sie genau so fühlten wie er. Sie waren nervös und aufgeregt. Auch wenn seine Schwester es durch ihre zuckenden Ohren und sein großer Bruder es durch seine zitternde Schwanzspitze verriet, so fand Blattjunges, dass er es noch deutlich toppte. Er stand etwas gebeugt, seine Nackenhaare waren gesträubt und der Schildpattfarbene Kopf war eingezogen. Komm schon!, sagte seine innere Stimme, die ihn diesamal seltsamer Weise an Eichhornschweif erinnerte. Stell dich gerade hin, wie ein Krieger!
Doch er hatte das Gefühl, wenn er seinen Kopf auch nur etwas bewegte, würde er sich übergeben müssen. Brombeerstern stand jetzt vor ihnen und stolz blitze in den Augen auf, die Blattjunges von ihm geerbt hatte. „Kupferjunges, du bist 6 Monde alt und bereit ein Schüler zu werden.", begann er die Zeremonie.
„Von nun an, wirst du Kupferpfote heißen und dein Mentor wird Löwenglut sein. Löwenglut, wirst du diesem jungen Schüler alles lehren was du weißt?" „Ich verspreche es.", antwortete der neue Mentor, dann trotete er nach vorne und berührte die Nase des Rotpelzes mit seiner. Nachdem die Beiden zurück in die Reihen der versammelten Katzen gekehrt waren, wobei Kupferpfote etwas hoppste, wannte sich der Anführer an Blattjunges, der nach dem kurzen Moment der Freude für seinen Bruder, wieder zu zittern begonnen hatte, doch als er seinen Vater anschaute, sah er genau so viel Wärme und Stolz, wie bei Kupferpfotes Ernennung und sein Fell glätete sich etwas.
„Blattjunges, auch du bist nun bereit deine Ausbildung zum Krieger zu beginnen. Ampferstreif wird eine gute Mentorin für dich sein und von heute bis zu deiner Ernennung zum vollwertigen Kreiger wirst du Blattpfote heißen." Blattpfote wirbelte herum und sah wie Ampferstreif auf in zu kam. Sie schnurrte kurz, als ihre Nasen sich berührten und die Aufregung verließ den jungen Schildpattkater schlagartig und machte der Freude Platz. Er war ein Schüler! Er und seine Geschwister wurden nun endlich zu Kriegern ausgebildet!
Und er hatte Ampferstreif als Mentorin bekommen, die wirklich nett war! Besser konnte der Tag nicht mehr werden. Mit deutlich leichterem Herzen, stezte sich Blattpfote neben seine Mentorin und blickte zu seiner Schwester. Sie hatte die Augen, denen ihrer Mutter so ähnlich, weit aufgerissen. Eichhornschweifs Gefährte fuhr fort. „Dämmerjunges, dein neue Name wird Dämmerpfote sein und auf dem Weg zur Kriegerin, wirst du von Birkenfall ausgebildet." Dämmerpfote quiekte kurz vor Freude und legte dann peinlich berührt die Ohren an, während sie und Brikenfall sich Nase an Nase begrüßten. Blattjunges hörte wie Schneewunschs Wurf anfing zu jubeln und nach und nach stimmte der restliche Clan mit ein. „Kupferpfote! Blattpfote! Dämmerpfote!" Brombeerstern wartete bis die Rufe etwas verklungen waren, dann bat er um Ruhe.
„Ich habe noch ein Anliegen. Wie ihr wisst ist Schneewunsch jetzt schon seit einiger Zeit Mitglied unseres Clans und jetzt, da ihre Jungen Schüler wurde, hatte sie die Wahl ob sie sich zur Kriegerin ausbilden lässt." Sein Blick glitt hinüber zu der Blauäugigen. „Schneewunsch, teile uns bitte deine Entscheidung mit." Unsicher sah Schneewunsch hin und her. „Nun...", fing sie schließlich an.
„Wie ihr wisst ist Minka nicht mehr die Jüngste. Und nach einer langen Unterhaltung mit ihr habe ich beschlossen, ihr unter die Pfoten zu greifen und wenn es ihr Wunsch ist sich den Ältesten anzuschließen, mich statt ihrer um die Mütter und ihre Jungen zu kümmern. Wenn das okay ist.", fügte sie rasch hinzu. Brombeerstern nickte. „So sei es.", miaute er. Erneut brach der Clan in Jubel aus. Erst leise, dann immer lauter. „Schneewunsch! Schneewunsch!" Blattjunges rannte zu seinen Geschwistern. Sie waren Schüler, Schneewunsch hatte ihren Platz gefunden und die Beute lief gut. Alles war perfekt!
Wie sehr er sich doch täuschte, denn eine kleine Gestalt schlich sich hinter den feiernden und gratulierenden Katzen entlang und zu den Kräutervorräten. Und es war keiner Heilerkatze...
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Here we are again! :D Wie gefällt euch das Kapitel? Ich versuche das nächste möglichst schnell zu schreiben, aber ich kann nichts versprechen. Trotdem freue ich mich schon auf eure Spekulationen wer denn, die „kleine Gestalt" ist ;-)
Blitzsee
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