14. Kapitel
Ich sah auf, als dein Schrei durch das Lager hallte.
"Alle, kommt mit!"
Nicht ohne einen Blick auf Schaufel und Pischi erhob ich mich und trottete aus dem Bau. Was du wohl von uns wolltest? Du hattest doch vorhin gesagt, dass du eine Katze finden würdest, die die Jungen säugen konnte. Was war jetzt damit? Das war wichtig!
Draußen empfing mich die Kälte und ich plusterte mein Fell auf, um den eisigen Wind abzuhalten. Unwillig, aber neugierig tappte ich zu Fels, Kratzer und dir und sah dich abwartend an.
"Ich habe ein Lager etwas weiter weg gefunden, mit wenigen Katzen. Wir werden es heute angreifen und die Katzen in unser Lager bringen. Achtet darauf, dass sie nicht zu verletzt sind, aber ihr sie unter Kontrolle habt."
Mein Blick musste zum Totlachen gewesen sein, doch niemand schaute mich an. Wir sollten Gefangene nehmen? Ich wollte das nicht. Warum konnten wir diese Katzen nicht einfach in Ruhe lassen und weiter unser Leben leben?
"Es ist eine Kätzin mit ihrem frischgeborenen Jungen dabei. Sie soll möglichst unverletzt sein, damit sie Pischi und Schaufel auch mit Milch versorgen kann, das Junge wird ebenfalls unverletzt bleiben", wiest du uns mit einem Seitenblick auf mich an und meine Augen wurden vermutlich noch größer.
Deswegen wolltest du die Katzen angreifen? Weil du eine Kätzin wolltest, die noch Milch für die Jungen übrig hatte? Das kam mir genauso falsch vor, wie dass ich Himbeersturms Söhne bei den Reißern aufzog und ihnen nichts von ihrer wahren Mutter sagte.
"Woher weißt du denn das?", fragte Kratzer und er schien mehr neugierig als misstrauisch. Vermutlich kannte er dich gut genug, um zu wissen, dass er dir vertrauen konnte, mehr oder weniger.
"Ich habe sie ein wenig beobachtet", gabst du fast schon kühl zurück und winktest mit deinem langen, buschigen Schweif. "Kommt jetzt."
Du hast uns damals durch den Mischwald von den Clans weggeführt, oder jedenfalls kam es mir so vor. Die Sonne war immer über dem Ausgang untergegangen, das war mir aufgefallen, und ich wusste auch, dass ich von dort hierher gekommen war. Aber jetzt schienst du uns um das Lager herum in die andere Richtung zu führen.
Ich lief mal wieder ganz hinten. Du natürlich vorne, Fels hinter dir und Kratzer vor mir. War das nicht klar gewesen? Dass ich ganz hinten laufen musste? Was, wenn uns ein Dachs anfiel? Oder ein Fuchs? Dann war ich die erste, die starb. Hoffentlich würde ich, wenn wir neue Mitglieder hatten, nicht mehr ganz hinten gehen müssen.
Schon bald waren wir angekommen und versteckten uns hinter ein paar Büschen. Ich spähte hinter einigen Zweigen hervor und hatte Glück: Ich schien alle Katzen vor mir zu haben und einschätzen zu können, denn du flüstertest daraufhin: "Es sind insgesamt vier Katzen und ein Junges. Das schaffen wir locker."
Dann schlichst du los, den kleinen Abhang hinab und wir gingen dir lautlos hinterher. Alle Katzen standen von uns abgewandt und unterhielten sich, sie würden hoffentlich nichts merken.
Ich musterte die Fremden kurz.
Ein gelb-roter Kater, ein orangener, ein blaugrauer mit weißen Streifen und eine dunkelrote Kätzin, soweit ich das erkennen konnte. Vielleicht waren die zwei ersten Kater Brüder? Sie standen ziemlich nah aneinander.
Du hast dich damals genau hinter den Katzen befunden, als du dem blaugrauen Kater mit den weißen Streifen fest auf den Hinterkopf geschlagen hast, die Krallen ausgefahren. Ein wenig Blut tropfte aus der Wunde, als er nach vorne kippte und sich nicht mehr rührte. Hoffentlich war er nur bewusstlos!
Kratzer und Fels attackierten die übrigen Kater von hinten und schienen deutlich überlegen zu sein, denn die Brüder wirkten recht jung, beim Clan vermutlich junge Krieger oder ältere Schüler. Also lag es vermutlich an mir, sich um die Kätzin zu kümmern. Diese sah uns mit weitaufgerissenen Augen an und wich zurück, plötzlich war das Junge neben ihr zu sehen, das verängstigt zwischen ihre Beine kroch und sich dort verschanzte.
Sie tat mir leid. Einfach so überrascht und hinterrücks angegriffen zu werden, und das auch noch mit einem Jungen. Es sah so klein aus, vermutlich sogar noch jünger als Pischi und Schaufel.
Ich trat einen Schritt auf sie zu, warf einen kurzen Blick zu dir, Fels und Kratzer und senkte dann die Stimme.
"Leg dich einfach auf den Boden, tu so als hätte ich dich besiegt und gehorche ihm da drüben."
Ich zeigte auf dich und kam noch näher. "Dann wird dir nichts geschehen."
Ich wusste nicht, woher der plötzliche Mut kam, doch als ich diese Worte aussprach, fühlte ich, dass es so war. Du würdest der Kätzin nichts tun, und ich schon gar nicht.
Die Dunkelrote sah mich forschend an und als ihr Blick zu euch wanderte, schien sie zu wissen, wofür sie sich entscheiden musste. Also tat sie, wie geheißen und zog ihr Junges zu ihr heran.
Ich legte meine Pfote einfach auf ihren Kopf und achtete darauf, sie nicht zu verletzen. Pischi und Schaufel brauchten jemanden, der ihnen Milch geben konnte und die Kätzin schien genau die richtige dafür zu sein, immerhin hatte sie mehr als genug Nahrung für die Jungen, wo sie doch nur eins hatte.
Ich merkte, dass die zwei Kater zu uns geschleift wurden und der regungslose Körper des Blaugrauen wurde hergezogen.
"Kommt mit. Wenn ihr euch wehrt, werdet ihr das auch zu spüren kriegen", hast du befohlen und die jungen Kater durften aufstehen, ich zog meine Pfote ebenfalls zurück. Die Mutter blickte mich erleichtert an und nickte mir leicht zu, als wolle sie mir danken. Sie schien in meinem Alter zu sein.
Ich merkte, dass der blaugraue Kater immer noch bewusstlos war und ich musste zugeben, dass das ein kluger Schachzug von dir gewesen war. Ich schätzte ihn vielleicht auf dreißig Monde und daher war er wohl der beste Kämpfer von den vier, da war es ziemlich schlau gewesen, ihn als erstes auszuschalten, da er die meisten Probleme bereitet hätte.
Kratzer lud sich den Bewusstlosen nun auf den Rücken und stapfte los, Fels und du triebt die zwei Kater hinterher. Es wunderte mich nicht, dass sie mit Kratzern übersät waren, sie hatten sich vermutlich heftig gewehrt und hatten natürlich verloren, schließlich wart ihr in der Überzahl und erfahrener gewesen.
Du schienst darauf zu vertrauen, dass ich dafür sorgte, dass die Kätzin auch mitkam, doch sie wirkte nicht so, als stünde für sie fest, dass sie dies tun würde. Sie musterte mich mit ihren blauen Augen, als würde sie überlegen, ob sie mich ausschalten und fliehen konnte. Doch ich gab ihr mit einem sanften Stoß in die Rippen zu verstehen, dass sie losgehen sollte und so packte sie schicksalsergeben ihr Junges, das hellrotes Fell hatte und trottete los, ich hinter ihr her.
Wir hätten einfach zusammen fliehen und nie wieder zurückkehren sollen.
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Wen mögt ihr bislang am Liebsten? Habt ihr Theorien oder shippt ihr sogar jemanden?
Teilt es mir gerne mit, ich freue mich über Kommentare und Votes ^^
Euch noch ein schönes Wochenende!
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