8-@Nebelschwinge

Worte im Schnee

Eistropfen-schneeweiße Kätzin mit silbergrauen Streifen, zierlicher Statur, silbernen Pfoten, sowie Ohrspitzen, eisblauen Augen und eher kürzerem, aber flauschigem Fell .

Schneeschilf-weißer Kater mit dichtem Fell, einer kleinen Narbe am Hinterbein und grünen Augen.

Der riesige Laubwald lag tief im Schnee versunken Seelenverlassen da. Die Flocken tanzten aus den Wolken, bedeckten den gefrorenen Boden, die Äste und Zweige der vielen Laubbäume und die Blätter, die im Blattfall noch nicht verrottet waren. Kein einziges Tier streunte noch herum, keine Mäuse, Eichhörnchen oder Vögel. Nicht einmal die abenteuerlustigsten Katzen wagten es in die eisige Kälte heraus.

Außer zwei - eine Kätzin und ein Kater, stets Seite an Seite, sich gegenseitig wärmend trabten sie Schnurrend, die Pelze eng zusammengepresst durch die weiße Pracht.

Ihre Pfotenspuren versiegten nach einer Weile durch den dichten Schnee, der unaufhörlich aus dem Himmel fiel. Der Sturm tobte und fegte wie ein riesiges Ungetüm über den einsamen Wald, doch die beiden Katzen scheuten vor nichts zurück. Jetzt, da niemand ihre Abwesenheit bemerken würde, und ihr Geruch zwischen der Kälte vollkommen verloren ging, mussten sie die erleichternde Zweisamkeit auch ausnutzen.

"Schneeschilf?" die weiße Kätzin, die mit silbergrauen Streifen gezeichnet war, erhob das Wort und sah zu dem Kater, der sie mit weichem Blick musterte.

"Ja, Eistropfen?" seine Stimme bebte leicht unter seinem zittern, jedoch ließ er sich das nach außen kaum anmerken.

"Müssten wir nicht schon längst angekommen sein? Du meintest, es dauert nicht einen Herzschlag, und wir wären im null Komma nix da." Die dünne Kriegerin wurde durch das zittern regelrecht durchgeschüttet. Als Antwort warf Schneeschilf einen verlegenen Blick in ihre Richtung. Sein eingeschneiter Pelz machte ihm so gut wie nichts aus, und ihm wurde ganz heiß unter seinem Fell. "Nun ja ... ich bin mir sicher, das wir uns nicht verlaufen haben! Mein Orientierungssinn ist ausgeprägter als der aller anderen Katzen im gesamten Wald!" Prahlend streckte er die Brust raus, auch wenn er innerlich vor Scham brannte, da er sich nun wirklich in den weißen Fluten verirrt hatte.

Eistropfen lachte leise auf. "Nun gib es doch endlich zu! Du hast keine Ahnung wo wir sind, auch wenn wir im Territorium deines Clans sind!" Schnurrend schüttelte sie sich die Flocken aus dem Fell, während sie weiter durch den frostig kalten Schnee stapften. "Wenn du es sagst ... ja, ich gestehe ein, das ich mich auf meinem eigenen Gebiet verlaufen habe! Zufrieden, Prinzessin?" schnaubte er gespielt beleidigt und reckte die Nase hoch in die Luft.

"Oh, ist da wohl jemand eingeschnappt?" Belustigtes Schnurren Eistropfens drang gegen sein Ohr. Trotz der mörderischen Kälte die sie umgab, schien ihre sanfte Wärme wie ein magisches Schutzschild um die beiden aufgebaut zu sein.

Schneeschilf konnte sich sein hohes Lachen kaum unterdrücken und kicherte leise. Dieses Kichern verwandelte sich aber schlagartig in einen schrillen Schreien das durch Mark und Bein ging.

Der Boden unter Schneeschilfs weißen Pfoten brach urplötzlich mit einem lauten krachen weg und der schneefarbene Kater wurde wie vom Boden verschluckt. Angst überkam Eistropfen schlagartig und ihr wurde eiskalt, als wäre der Schild in tausend Teile zersprungen.

"Schneeschilf!" rief sie in ihrer Verzweiflung und blickte in das Loch, das sich unter der Schneedecke heimtückisch verborgen hatte.

"Mir geht es gut, Eistropfen! Komm runter, das musst du dir ansehen!" Überrascht blickte die Kätzin durch den Angstschleier hindurch, der ihr davor die Sicht genommen hatte. Der weiße Kater stand unverletzt auf einem Boden aus hellblauem, harten Eis.

Schneeschilf hatte den Sturz nur heil überstanden, weil die Wand stark gekrümmt war, sodass er hinuntergerutscht war und sanft unten ankam. Eistropfen brauchte zwar ihren ganzen Mut, um sich zu Überwinden um auf wackeligen Pfoten hinunter zu schlittern.

Unten angekommen sah sie sich staunend um. Ihre Ballen waren zwar etwas wund, bluteten aber nicht, und außerdem blendete Eistropfen den Schmerz durch die große Überraschung, die sich in ihren eisblauen Augen widerspiegelte sowieso aus.

Eine gesamte Höhle, nur aus Eis? Das musste ein Traum sein!

"Schneeschilf? Träume ich, oder-"

Der Kater nickte mit einem strahlen im Gesicht. "Es ist keineswegs ein Traum! Das hier ist die reale Welt, auch wenn es nahezu Magisch aussieht." Schneeschilfs Stimme überschlug sich beinahe. Der weiße Kater schlitterte schnell über den Boden - er hatte einen wirklich guten Gleichgewichtssinn!

Eistropfen wagte nun auch endlich einen Schritt und schaffte es sogar, nicht zu stolpern oder auf ihre empfindliche Nase zu fallen. Langsam und vorsichtig machte sie einen weiteren, und immer mehr, aber auch immer schneller. "Ich ... kann es!" Erfreut und auch erstaunt über ihr Talent stieß sie einen Freudenschrei aus, der an den Wänden der Eishöhle wiederhalte.

Schneeschilfs schnurren schallte durch das Gebilde aus Eis. Der Kater kam zu Eistropfen geschlittert und schmiegte sich an sie. Ihre Nähe ließ sein Herz schneller schlagen. "Wieso können wir nicht in einem Clan zusammen Leben? Musste das Schicksal uns diese Hürde wirklich mitschicken?" er seufzte und senkte den Kopf.

Die weiß-silber gestreifte Kriegerin leckte ihm beruhigend über den Nacken. "Man kann es eben nicht immer allen recht machen. Nicht einmal dem Schicksal. Aber wir können uns ja regelmäßig treffen - wenn auch nur heimlich, aber das ist nicht die Hauptsache, nein, das wichtigste ist, das wir uns haben, und wir immer in unseren Herzen verbunden sein werden." schnurrte sie die Worte leise.

Der Kater hob den Kopf an. Neuer Mut funkelte in seinen grünen, geheimnisvollen Augen. "Ich werde immer bei dir sein, wenn auch nicht Körperlich anwesend. Aber ein Teil meiner Seele wird stets an deiner Seite sein, dich begleiten und beschützen. Das kann ich dir hoch und heilig versprechen!"

Schnurrend lehnten sie ihre Köpfe aneinander und genossen diesen Moment. Den Moment, in dem jeder mit Gedanken nur bei dem anderen war. Den Moment, in dem es sich anfühlte, als wären sie nie in verschiedenen Clans gewesen. Den Moment, in den sie keine Lasten auf ihren Schultern spürten. Und den Moment, in dem sie wussten, das sie zusammenpassten wie Schnee und Eis.

Ein seufzen von Eistropfens Seite durchbrach die mystische Stille. Nur das pfeifen des kalten Windes, das durch das Loch in der Decke hineingekrochen kam, mischte sich darunter.

"Ich wünschte, es könnte immer so sein. Ich wünschte, ich wäre nie wieder mehr als einen Tag von dir getrennt."

Schneeschilfs sanftes lächeln heiterten die Kriegerin schon wieder ein Stückchen auf. "Und ich, ich wünschte, das ich deine Nähe immer spüren könnte, das ich mich nie wieder einsam fühle. Und ich wünschte, das dieser Moment für immer bleibt."

Nichts außer das rauschen des Windes war zu hören.

Am Boden unter der einbruchsstelle hatte sich schon eine dickere Schneeschicht gebildet, was bedeutete das der Schneesturm an der Oberfläche noch heftiger wütete.

"Langsam beginne ich mir sorgen zu machen..." Schneeschilf warf einen verunsicherten Blick zu dem Loch in der Decke. "Das sieht gar nicht gut aus..." meldete sich Eistropfen nun auch wieder zu Wort. "Und wie kommen wir da überhaupt wieder raus?" Langsam begann die zierliche Kätzin Zweifel zu hegen.

"Was glaubst du, wofür wir Katzen unsere Krallen haben? Um Zecken aus dem Fell zu piksen ohne das Fell zu berühren?" feixte der schneeweiße Kater mit einem schelmischem Grinsen im Gesicht. "Aber wegen dem Sturm da draußen mache ich mir wirklich größere Sorgen, Eistropfen."

Mit einem Mal war die romantische Stimmung wie vom Winde verweht. Jetzt war das Nachdenken an der Reihe. Warten bis sich das wütende Ungewetter gelegt hat, aber das Risiko eingehen, das die anderen ihre Abwesenheit bemerkten?

Oder lieber alles Riskieren und jetzt schon nach draußen gehen und vielleicht in eine tödliche Schneewehe geraten?

Schneeschilf war fraglos. Sein Gesicht war vom Nachdenken schon ganz verkrampft, doch seine grünen Augen funkelten entschlossen.

Eistropfens Blick bohrte sich in sein Fell. "Was sollen wir machen? Ich bin dafür, das wir hier warten. Hier unten ist die Wärme der Sonne gespeichert, die gestern so hell geschienen hat. Also ist es angenehm warm. Selbst wen die Kälte des Eises auch in die Luft übergeht...

Der Kater nickte gedankenversunken. "Ich habe mich auch entschieden. Wir bleiben vorerst hier, um nichts gefährliches zu riskieren...zwar könnte unseren Clangefährten auffallen, das wir nicht in unseren Bauen sind, aber die schlafen doch sowieso alle." Das hoffte er zumindest. Bestätigen konnte er davon nichts, was ihn leicht nervös machte.

Er schüttelte seinen schneefarbenen Pelz kurz und setzte sich dann wieder neben Eistropfen. "Es wäre schön, wenn es keine Grenzen zwischen unseren Clans gäbe...wer hat dieses Gesetz überhaupt erfunden, das wir uns nicht lieben dürfen?" Der Krieger fauchte leise, da er es nicht nachvollziehen konnte und somit Hass auf das Gesetz der Krieger hegte. "Vielleicht bist du die einzige Katze, die hundert Prozent zu mir passt. Vielleicht bist du die einzige, die ich lieben will!"

Seine Augen wurden glasig und feucht. Hass brodelte in ihm auf, was er als angsteinflößendes Knurren herausließ. "Ich hasse es! Ich will das nicht! Ich will dich doch nur so lieben, wie meine Clangefährten untereinander! Wieso ist die Welt so ungerecht?"

Er senkte den Kopf, seine Beine zitterten stark und er sackte in sich zusammen.

"Alles wird gut, Schneeschilf. Wir werden das regeln. Wir werden es in den Griff bekommen, egal wie. Und ich glaube, sich dieser Aufgabe zu stellen, ist unser Schicksal, unsere Bestimmung. Und ich werde nie aufgeben, an die Hoffnung zu glauben, Schneeschilf."

Stille erfüllte die eisige Höhle. Schöne Stille. Die Stille der Zweisamkeit. Er schmiegte sich an sie. Eistropfen überkam ein leises Glücksgefühl. Ein Lächeln zeichnete sich auf ihr Gesicht.

"Danke, Eistropfen. Danke für alles." Er seufzte glücklich.

"Ich liebe dich." hauchte er in ihr flauschiges Fell hinein.

"Ich dich auch. Und das werde ich auch immer tun. Immer."

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Diese Geschichte ist von NebeIschwinge ❤️Die hier zwei/drei Sachen beisteuert.❤️

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