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"Nicht... Deine Schuld..." Schaffte ich es hervor zu bringen, wobei meine Stimme nicht mal mehr einem Hauch glich.
"Basti hat recht Kevin, alles ist gut. Wir brauchen Wasser für Stegi. Warmes Wasser. Und Tücher, ebenfalls nass, um die Hände zu wärmen, ohne Schaden zu verursachen." Heiko war ein so schlauer Mensch, genau deswegen liebte ich ihn als mein Berater.
Kevin stolperte sofort auf die Beine, er sprang auf und rannte zum Wasserbecken.
Ich hob meine Hand und wollte gerade den Orb mit dem Quellwasser aus dem Void ziehen, als Stegi mich stoppte. "Nein! Junge, Basti. Wenn du dich noch irgendwie bewegst, irgendwie dein Void nutzt- Ich schwöre ich hau dich Grün und Blau."
Hätte ich noch genug Kraft gehabt, hätte ich gerne was dazu gesagt. Mit einem Witz gekonnter, oder etwas herausfordernes gefragt.
Doch mir blieb ein jedes Wort im Hals stecken, als das Toxin weiter durch meinen Körper zog und mir förmlich die Welt des Schmerzes neu zeigte.
Was war das nur für ein Gift? Zu wissen dass Phobos mit solchen Mitteln arbeitete... Es ließ mich schaudern daran zu denken, was noch alles auf uns zu kam.
Ich biss die Zähne zusammen, mein Kiefer spannte sich stark an, damit nicht noch irgendwelche Schmerzenslaute meinem Mund entflohen.
Gleichzeitig machte sich Angst und Wut in meinem Kopf breit, hätte ich diese Maske nicht gehabt, würde Kevin jetzt an meiner Stelle hier liegen...
Nein! Nein... Ihm durfte nichts passieren! Kein Leid sollte ihm jemals widerfahren! Niemals. Niemals...
"Basti, ruhig atmen, ja? Je schneller dein Herz pumpt, umso schneller breitet sich das Gift aus." Sprach Heiko besorgt, er stand noch immer etwas weiter weg, an der Wand.
Anders konnte er sich nicht fortbewegen ohne Hilfe, er musste sich mit seinen Händen an der Wand stützen, um seine Wunde nicht zu belasten.
Ich schluckte stark, mein Mund war wie ausgetrocknet, meine ganze Kehle ebenso. Gerade in dieser überaus schlechten Situation sollte ich meine Ruhe bewahren.
Heiko hatte recht, wenigstens ruhig atmen. Tot brachte ich niemanden was, daher zwang ich meine Atmung ruhiger zu werden.
"Hier! Hier... Wasser. Ist das genug? Brauchst du noch mehr?" Kevins hektische Stimme drang zu mir durch, er stellte ein großes Schüssel und einen Eimer voller Wasser neben Stegi.
"Kannst du es erwärmen? Schnell?" Meine Sicht verschwam immer stärker, doch ich konnte spüren wie Stegi meine Finger und Hände in den nassen Tücher wikelte.
Die Tücher waren nicht wirklich warm, das war mir bewusst. Doch so schlimm wie das Void travelling mir die Wärme genommen hat, empfand ich sogar kaltes Wasser als wärmend.
Das Entflammen von Feuer ertönte neben mir, ein leichtes Zischen, was ich von Kevin schon so häufig kannte.
Ich zog meine linke Hand von Stegi weg und presste sie mir auf den Mund, als das Toxin nun mit jeder Bewegung meines Blutes eine Welle an Schmerzen durch meinen Körper schickte.
"Ngh!-" "Scheiße... Wie schlimm kann es nur sein?" Flüsterte Heiko schockiert, wobei Kevin ihn wahrscheinlich fragend ansah, da er zu einer Erklärung ansetzen.
"Bastis Körper hat eine ganz gute Giftresistenz und er ist an Schmerzen bis zu einem gewissen Grad gewöhnt. Wenn du ihm diese Schmerzen also ansiehst... sind sie in Realität nur noch viel schlimmer."
Es war etwas, dass ich ungern tat, etwas was mir von vornherein als Prinz beigebracht wurde. Keine Schwäche zu zeigen, keine Schmerzen zu zeigen.
Kurz schoss mir die Frage durch den Kopf, was ich wohl tun würde, wäre ich jetzt völlig allein.
Würde ich weinen? Hörbar auf den Schmerz reagieren? Mich verzweifelt zusammen rollen?
Vielleicht... Sehr wahrscheinlich.
Aber hier, auch wenn sie meine Freunde waren, hier war ich noch immer ein König. Einer, der sich zusammenreißen musste. Auch in einer solchen Lage.
"Basti, ich fang an. Das wird weh tun... Bitte wehr dich nicht gegen meine Magie, ja?" Flüsterte Stegi mir zu, bevor er sich an Kevin richtete. "Halt ihn bitte fest... Nur für den Fall..."
Kevin schluckte stark, er rutschte herum und kniete nun links von meinem Kopf, sein Gesicht blickte in meins.
Ein paar Tropfen rollten an seiner Wange herab und fielen auf mein eigene herunter.
Ich konnte es nicht richtig sehen, aber ich wusste, dass er am weinen war.
"Basti... Bitte, halt durch... Ich kann dich nicht verlieren... Nicht jetzt..." Weinte Kevin leise, als er meinen Kopf anhob und auf seine Beine legte.
Diese Tränen... Auch wenn ich ihn nur ungern traurig sah, so war es, als würde mit jedem Tropfen der fiel, er für mich mit weinen, meinen Schmerz heraus lassen.
Ein schwaches Lächeln fand den Weg zu meinen Lippen, ich nahm meine Hand von meinem Mund weg und legte sie gegen seine Wange.
"Alles wird gut... Mein süßer Feuermagier..." Auch wenn es viel Kraft kostete dies zu sagen, so musste ich Kevin einfach trösten.
"Ja, ich... bekomme das schon hin, Kevin." Murmelte Stegi, der sich räusperte und mein Hemd an der Brust auf knöpfte. "Entschuldige..."
Er brauchte wohl direkten Hautkontakt, was mir ziemlich egal war. Oft wurde ich beim Schneider eingekleidet, da war es nicht schlimm für mich, wenn man etwas mehr Haut sah.
"Halt ihn fest." Stegi klang stark angespannt, genau so stark, wie Kevins Hände zitterten, als er an meine Schultern griff.
Ich wusste was jetzt folgen würde, Stegi würde eine Kugel an Wasser formen und diese Mithilfe seiner Magie in mein Körper drücken, das Gift darin sammeln und es heraus filtern.
Was... extrem weh tat. Da es fremde Magie war, die Änderung an meinem Körper vornehmen wollte, was vorallem bei Halbgöttern den Selbschutz der eigenen Magie aktivierte.
Ich atmete einmal tief ein, schloss die Augen und presste meine Hand zurück auf meinen Mund.
"Ah-" Als Stegi anfing, versuchte ich so still wie möglich zu bleiben, sowohl von den Lauten her, als auch von den Bewegungen.
Doch das Toxin wehrte sich. Es wehrte sich gegen Stegis Magie, was meine eigene nur noch weiter überforderte.
Am liebsten hätte ich geschrien, so weh tat es.
Stattdessen wählte ich einen anderen Weg, den in die Leere. Es war schwer hier zu bleiben, da mein Körper gerade litt und mein Bewusstsein unbedingt zurück an die Oberfläche ziehen wollte.
Doch so war es besser, so konnte Stegi ohne große Probleme das Gift entziehen und ich... musste momentan den Schmerz nicht spüren.
Natürlich war es da, natürlich merkte ich es, aber... so unterschwellig, dass es mir egal sein konnte.
Ich konzentrierte mich darauf mich zu materialisieren und stand langsam auf, wobei mein Blick auf meinen Körper in der realen Welt fiel.
"Was zum...?" Hauchte ich verwirrt, mein Denken noch immer benebelt von dem Schmerz zuvor.
Ich konnte die blaue Magie von Stegi sehen, Kevins Rot und auch mein Violett. Wie das Violett am Boden lag, ein Teil auf dem Roten geschützt und das Blau sich durch das Lila bahnte.
Aber auch das Grün, das dunkle Grün, welches meinen ganzen Körper sprenkelte und sich förmlich durch meine Magie zu fressen schien.
Prüfend ließ ich mein Blick umher gleiten, um zu schauen, ob Phobos hier irgendwo war. Als ich nichts fand, hockte ich mich neben meinem reellen Körper hin.
"Schuppen..." Murmelte ich, wissend dass ich die Worte auch aussprach, sodass mich die anderen hören konnten.
"Die Schlange... ist selbst ein Toxin... Ein Giftmagier vielleicht?" Irgendeine Person hatte also die Magie Gifte herzustellen, diese in die verschiedensten Formen zu schmieden und dessen Auswirkungen zu kontrollieren.
Wenn ich es mir genau anschaute, so wollte dieses Gift mich nicht töten, es ließ mein Herz und mein Hirn völlig in Ruhe, ging dafür aber auf mein Blut und die kleineren Organe.
"Nicht am Herz... sondern Lunge und Leber." Stegis Magie bewegte sich von meiner Brust fort, sie schwebte für ein paar Sekunden in der Luft, während das Rot sich bewegte.
Wahrscheinlich, um das Korsett zu öffnen, damit Stegi besser an meine Leber kam.
Sobald sich das Blau wieder mit meinem Körper mischte, spürte ich das Ziehen wieder. Wie mein Körper versuchte mein Bewusstsein zurück zu holen, damit ich von der Quelle des Schmerzes fliehen konnte.
Doch ich weigerte mich, ich wollte diesen Schmerz noch nicht spüren, er würde noch lange genug in meinen Muskeln verweilen.
Da! Stegi hatte es tatsächlich geschafft etwas Gift zu entziehen und ließ es nun bei Seite fallen. Dort wo der Eimer stehen müsste.
Er setzte erneut an meiner Brust an, versuchte sich jetzt am Toxin in meiner Lunge.
Während der ganzen Prozedur blickte ich zu, es war fürchterlich zu wissen, dass es eine solche Person gab, die selbst mir mit einfachem Gift, so schlimm schaden konnte.
Zu wissen, dass es Kevin hätte sein können, der so leiden würde, ohne die Chance sich in die Leere zurück zu ziehen...
"Ah!" Ich schnappte nach Luft, als ich die Leere verließ und plötzlich dieser Schmerzen aufeinmal auf mich ein schlugen.
Meine Konzentration hatte kurz nachgelassen, da wurde mein Bewusstsein zurück gezogen.
"Sorry! Sorry... Fast fertig..." "Oh Gott..." Kevins Stimme klang noch immer so besorgt, als mich seine Hände etwas fester hielten.
"Du wirst... nicht alles... kriegen..." Dass das Reden wieder so viel schwerer war, hielt mich nicht davor auf, zu sprechen.
Diese Schuppen weigerten sich meinen Körper zu verlassen, meine eigene Magie würde sich darum kümmern müssen, Stegi könnte nur die größeren Mengen entziehen.
"Ich weiß... Es tut mir leid, Basti..." Flüsterte er und lehnte sich zurück, wobei er endlich seine Magie weg nahm und den Rest des, vom Gift verdreckten, Wassers in die Schüssel fielen ließ.
Schwer atmend hob ich einen Arm und starrte auf das Zittern. Mein Körper war völlig am Ende, geschwächt und trotzdem noch immer am kämpfen.
Ich schluckte stark, versuchte meinen trockenen Hals etwas zu mildern, bevor ich mich langsam aufrichtete.
"H-hey! Was soll das den jetzt werden... Bleib liegen!" Protestierte Kevin hektisch, seine Arme legten sich um meine Schultern und er zog mich gegen sich, wodurch ich an ihn lehnte und nicht weiter aufstehen konnte.
"Basti, Stegi ist gerade erst fertig geworden. Du wirst jetzt nicht aufstehen und so tun, als wäre nichts." Tadelte Heiko, der ebenso so schockiert klang.
"Spark... er muss aber in Kenntnis gesetzt werden. Sein Kutscher..." Mir blieb der Atem weg um zu Ende zu sprechen, doch Heiko schien es zu verstehen.
"Ich regel das, Spark wird gewarnt, Edgaria zur Sicherheit auch. Mit der Entschlüsselung des Briefes sind wir fast fertig. Alles ist geregelt Basti, du wirst dich jetzt schlafen legen." Heiko sprach so, als hätte er das Sagen über mich, was fast schon belustigend war.
"Sonst was, Papa?" Scherzte ich und ließ ein atemloses Lachen raus, wobei ich es sofort bereute und eine Hand gegen meine Brust presste, als die Schmerzen intensiver wurden.
"Kevin, trägst du unseren König ins Bett und legst dich danach auch schlafen? Ich kümmere mich um Stegi und den ganzen Rest." "Danke..." Murmelte Stegi und wischte sich über die Stirn.
"Ja... Du wirst dich jetzt ausruhen gehen, na los-" Kevin wartete nicht mal auf eine Antwort von mir, er legte seine Arme unter meine Knie und den Rücken und stand einfach auf.
"Hey..." Murmelte ich, noch immer zu schwach um mich irgendwie dagegen zu wehren, was wohl auch nur dumm von mir wäre.
Laufen stand gerade nicht zur Debatte, dass ich getragen wurde, war wohl der beste Weg.
"Dankeschön... An euch alle..." Brachte ich noch hervor, während Kevin mit mir in den Armen in die Richtung meines Zimmers lief.
"Du hast mir das Leben gerettet Basti... Und deins dabei völlig riskiert... Ich hab zu danken." Er öffnete etwas unbeholfen die Tür und trat ein, wobei er mich sanft auf das Bett ablegte.
"Bitte... mach das nie wieder...." Seine Stimme bekam wieder diesen weinerlichen Ton, während er ein Hemd aus meinem Schrank zog und es neben mich legte.
Stimmt ja, gerade war ich oberkörper frei... Wobei mich diese Realisation frösteln ließ. Mein Finger waren noch immer nicht aufgewärmt... Ich selbst auch noch nicht.
"Ich kann dich nicht verlieren, okay? Basti?" Murmelte Kevin, seine Wangen waren rot, doch der Blick so traurig, als er die Decke über mich zog. "Ich mag dich dafür zu sehr..."
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