ღ feelings and emotions ღ

Kapitel 3

Der Schnee knirschte leise unter den Sohlen seiner Boots. Die Sonne schien und die frische, kühle Luft stach ein wenig in seiner Nase. Nachdem es mehrere Tage geschneit hatte, war das heutige Wetter eine willkommene Abwechslung. Allerdings konnte sich Seokjin nicht wirklich daran erfreuen. Missmutig sah er geradeaus und ließ seine Gedanken schweifen.
Das Treffen mit Jungkook lag einige Tage zurück, allerdings hatte das Gespräch nicht den gewünschten Erfolg gehabt. Noch immer wusste er nicht, was er jetzt machen sollte.

Ihm kamen die Worte seines besten Freundes in den Sinn: „Sprich Namjoon doch auf den Ring an." Die ganze Nacht hatte er wachgelegen, über den Vorschlag nachgedacht und war am Ende auf kein zufriedenstellendes Ergebnis gekommen. Wie sollte er es ertragen, wenn Namjoon ihm dann mit einem liebevollen Lächeln von seiner Frau erzählen würde?
Aus diesem Grund hatte er sich dazu entschieden, ein letztes Mal das Café zu besuchen und sich bei Namjoon für sein abweisendes und ganz besonders respektloses Verhalten zu entschuldigen. Er hatte eine Erklärung verdient.

Nervosität machte sich in Seokjin breit, als er schließlich mitten auf dem Bürgersteig vor dem kleinen Café stehen blieb. Durch die große Fensterfront sah er ins Innere, woraufhin sein Blick sofort auf Namjoon fiel. Er schien gut gelaunt zu sein, denn ein wunderschönes Lächeln zierte seine Lippen.

Tief ausatmend, so das kleine Wölkchen über ihm aufstiegen, riss Seokjin sich von dem Anblick los und ging die wenigen Schritte zur Tür. Lächelnd hielt er sie einer älteren Dame auf und trat ins warme Innere. Der bekannte Duft von Glühwein und frischgemahlenen Kaffeebohnen stieg ihm in die Nase. Ein Gefühl des Angekommenseins machte sich in ihm breit und vertrieb für den Moment die Nervosität. Im nächsten Moment drang Namjoons Lachen an sein Ohr und schickte eine Gänsehaut seine Wirbelsäule hoch. Schwer schluckend beobachtete er, wie dieser sich entspannt mit seiner Mitarbeiterin und den Gästen unterhielt. Immer wieder lachte er und machte einen gelassenen Eindruck. Enttäuscht von sich selbst ließ er die Schultern hängen.
„Junger Mann?" Verwirrt sah er nach rechts und blickte in das Gesicht eines älteren Mannes.
„Könnten Sie die Tür schließen?" Erst jetzt wurde Seokjin bewusst, dass er die Türklinke so fest umklammerte, dass seine Handknöchel weiß hervortraten.
„Äh, ja. Entschuldigen Sie bitte", murmelte er peinlich berührt und trat den Rückzug an. Dumpf hörte er das Klingeln der kleinen Glocke über der Tür, als diese hinter ihm ins Schloss fiel. Widerwillig kehrte er Namjoon den Rücken zu. Es war besser so. Ohne ihn war er eindeutig besser dran.
Mit jedem Schritt, den er sich von dem kleinen Café entfernte, zog es schmerzhaft in seiner Brust.

„Seokjin. Warte."
Verwirrt runzelte er die Stirn. Die Stimme klang eindeutig nach Namjoon, aber das konnte ja unmöglich sein. Kopfschüttelnd setzte er seinen Weg fort und stieß einen erschrockenen Laut aus, als sich warme Finger um sein Handgelenk schlangen und am Weiterlaufen hinderten.
„Seokjin."
Seine Nackenhaare stellten sich auf. Das konnte nicht sein. Nur zögernd drehte er sich um, erkannte sofort das bekannte Namensschild und hob langsam den Blick. Namjoons Augen blickten ihm fragend entgegen und Seokjin trat unwillkürlich einen Schritt zurück. Weit kam er natürlich nicht, denn sein Gegenüber umklammerte immer noch sein Handgelenk. Selbst diese kleine Berührung ließ seine Haut kribbeln und doch fühlte es sich falsch an.

„Geh bitte wieder rein. Du erkältest dich noch", sprach Seokjin aus, was ihm als erstes durch den Kopf schoss. Namjoon stand nur in seinem dünnem, schwarzen Hemd vor ihm. Selbst Seokjin fror, obwohl er einen dicken Wintermantel trug.
„Warum weichst du mir aus?", erwiderte sein Gegenüber und verringerte den Abstand zwischen ihnen. Seokjins Herz schlug rasend schnell in seiner Brust, während er kurz davor war durchzudrehen. Es fiel ihm schwer nichts Unüberlegtes zu tun, denn Namjoon war ihm viel zu nah.
„Ich weiche dir nicht aus", versuchte er sich herauszureden und errötete, als Namjoon fragend eine Augenbraue hochzog. Natürlich glaubte er ihm nicht.
„Vor über einer Woche bist du noch täglich vorbeigekommen. Und jetzt? Was hat sich geändert?" Der Vorwurf in seiner Stimme war nicht zu überhören und Seokjin konnte es ihm nicht verübeln. Es war nicht die feine Art, Namjoon so zu behandeln.
„Mir ist bewusst, dass wir keine Freunde sind", ergriff er wieder das Wort und lockerte den Griff um Seokjins Handgelenk. „Du bist mir sympathisch. Sehr sogar. Empfindest du das auch so?" Nervös kaute Seokjin auf seiner Unterlippe herum, bevor er unmerklich nickte.
„Schon, aber..." Er beendete den Satz nicht, doch Namjoon gab sich damit nicht zufrieden.
„Aber...?", hakte er nach.
„Ich bin das Problem", murmelte Seokjin und zog die Schultern an, als ihn eine kalte Windböe erfasste. Deutlich spürte er, wie Namjoon zitterte und verzog schuldbewusst das Gesicht.

„Geh bitte rein", appellierte er an Namjoon, was dieser sofort mit einem Kopfschütteln verneinte.
„Es geht schon. Warum bist du das Problem?" Seokjin wurde bewusst, dass sein Gegenüber nicht nachgeben würde und ergab sich somit seinem Schicksal. Er musste ihm die Wahrheit sagen.
„Ich besuche dein Café nur wegen dir", sagte Seokjin und errötete ungewollt, als er hinzufügte: „Ich habe... ich mag dich sehr."
„Äh... ich dich auch. Wo ist jetzt das Problem?" Wut braute sich in Seokjin Bauch zusammen und er entzog Namjoon sein Handgelenk, als hätte er sich verbrannt.
„Ich mag dich mehr, als ich überhaupt sollte", stieß er lauter als beabsichtigt hervor. Die wenigen Passanten, die an ihnen vorbeigingen, ignorierte er einfach.

Überrascht klappte Namjoon der Mund auf. Fieberhaft suchte er nach den passenden Worten und murmelte dann: „Damit habe ich nicht gerechnet."
„Jetzt ist es sowieso nicht mehr wichtig. Ich wollte mich noch bei dir entschuldigen." Flüchtig deutete Seokjin eine Verbeugung an. „Ab sofort werde ich dich nicht mehr belästigen."
„Tust du überhaupt nicht", beeilte sich Namjoon zu sagen und wollte nach Seokjins Hand greifen, als dieser hastig vor ihm zurückwich.
„Nicht. Mach es bitte nicht noch schlimmer." Ein verletzter Ausdruck stahl sich auf sein Gesicht, während er Namjoon flehend ansah.

„Du bist mich nur ein wenig überrumpelt. Seokjin, bitte. Ich mag dich doch auch." Im nächsten Moment geschah sehr viel auf einmal. Sein Gegenüber überbrückte mit zwei großen Schritten den Abstand zwischen ihnen, griff nach seiner Hand und funkelte ihn wütend an.
„Du bist glücklich vergeben", zischte Seokjin, während zwischen ihnen der goldenen Ehering aufblitzte. „Entschuldige, dass ich dir nicht glauben kann."
Erschrocken schnappte Namjoon nach Luft, zog seine Hand zurück und verdeckte den Ring mit seiner anderen Hand.
„Weißt du", begann Seokjin und lachte tonlos. „Es ist wirklich in Ordnung. Ich bin froh, dass ich es so erfahren habe. Dann verliebe ich mich nicht noch mehr in dich." Zu seiner Enttäuschung sagte Namjoon nichts dazu und konnte ihn auch nicht mehr ansehen, als Seokjin ihm den Rücken zudrehte.
„Geh rein und wärm dich auf", sagte er noch und ließ den Mann, in den er sich verliebt hatte, allein auf dem Bürgerstein zurück. Er zwang sich dazu, sich nicht umzudrehen und stopfte seine Hände in seine Manteltaschen. Der Schmerz betäubte die Gefühle, die in ihm tobten und nur mit Mühe konnte er seine Tränen zurückhalten.

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