❥ 67.

Langsam aber sicher kehrten meine Freunde und ich in den normalen Hogwarts Alltag zurück. Es war unser letztes gemeinsames Schuljahr und die Abschlussprüfungen standen unmittelbar bevor.

So zogen die Monate ins Land. Monate, in denen meine Eltern uns immer wieder mit Bildern und Neuigkeiten von Elle versorgten. Mit jedem Bild wurde sie größer und noch niedlicher als sie es ohnehin schon war. Ich freute mich schon sie endlich wieder in meine Arme schließen zu können.
Monate, in denen meine Freunde und ich versuchten so viel Zeit wie möglich mit einander verbringen, solange wir es noch konnten. Beispielsweise durch Schlittschuhlaufen auf dem gefrorenen See. Hogsmeade unsicher zu machen und Butterbier zu trinken. Oder einfach am schwarzen See zu sitzen und zu entspannen, als der Frühling hereinbrach und es wieder wärmer wurde. 
Monate, in denen es nun endlich ruhig war da mein Vater im Todestrakt saß und uns nichts mehr anhaben konnte. Uns war allen bewusst, dass außerhalb von Hogwarts Krieg herrschte und wir nach dem Jahr uns dem Orden des Phönix anschließen würden. Seit dem Kampf bei dem Jackson fast gestorben wäre, waren wir uns alle einig, das wir gegen das Böse, gegen Lord Voldemort ankämpfen würden. 
Monate, in denen uns die Leher mit Schulaufgaben überhäuften und ins in den Ohren lagen, wir sollen die Zeit bis zu den Prüfungen nicht unterschätzen. Dementsprechend war Endspurt angesagt. 

Es war kaum vorzustellen, dass das Leben nach der Schule erst richtig anfangen würde. Schließlich war Hogwarts jahrelang Normalität, somit war ein Leben außerhalb der Hogwartshäuser kaum vorstellbar. Doch es gab es tatsächlich und irgendwie freute ich mich schon total darauf, ein neues Kapitel in meinem Leben zu beginnen.

Sirius und ich hatten uns auf dem Astronomieturm verabredet, das war in der letzten Zeit unser Ding geworden. Gemeinsam die Sterne zu beobachten und einfach das Miteinander zu genießen. Zudem war da einfach noch dieser kleine Nervenkitzel dabei, die Regeln zu brechen. Das gehörte nur uns. Dachte ich zumindest.
Ich hatte die letzte Treppenstufe noch nicht einmal erklommen als ich meinen Bruder Jackson an der Brüstung stehen sah. Er war dabei ein blondhaariges Mädchen leidenschaftlich zu küssen. Ich wollte gerade umdrehen, um nicht zu stören, als ich in der Bewegung stockte und erkannte wer das Mädchen war. Niemand geringeres als meine Freundin Marlene. Ich ließ meine Hand vom Geländer sinken, was durch mein Armband ein ratschendes Geräusch verursachte. Die beiden fuhren wie vom Donner gerührt auseinander und blickten mich an. "Ähm ich wollte nicht stören", röte schoss mir ins Gesicht. War das unangenehm! Ich wollte so schnell wie möglich weg von hier. "Scarlett", fing mein Bruder an, doch ich hatte mich bereits wieder umgedreht. "Scarlett warte", rief mir nun Marlene hinterher, doch ich rauschte so schnell ich konnte die Treppen herunter. "Ich kann das erklären", hörte ich sie rufen. Doch ich wollte die Erklärung nicht hören. Ich war noch zu überrascht von dem was sich gerade vor meinen Augen abgespielt hatte. Ich hätte mit vielen gerechnet, aber nicht damit. 
"Wohin des Weges meine Liebe?", zwei Hände hielten mich fest, natürlich war ich direkt Sirius in die Arme gelaufen. "Du siehst aus als hättest du ein Gespenst gesehen... alles okay bei dir?", eine leichte Verunsicherung schwang in seiner Stimme mit. Ich löste mich von meiner Trance und blickte ihm direkt in seine Augen. Auch nach fast zwei Jahren verursachte er immer noch ein flatterndes Herz in mir. "Wir müssen uns für heute einen anderen Platz suchen", sagte ich nur. Er legte seinen Kopf schief und sah mich fragend an. Dann begann ich zu erzählen. 
Zu meiner Verwunderung wirkte Sirius wenig überrascht "Sag bloß du hast das nicht gewusst?", 
"Was meinst du damit?", ich spürte einen Stich in meinem Herzen. Hatte Jackson etwa Sirius etwas anvertraut, das ich nicht wusste? Das konnte fast nicht möglich sein. Jackson erzählte mir immer alles.
"Na das war ja wohl kaum zu übersehen. Wie sie sich angeschaut haben und immer nah beieinander saßen wenn wir alle zusammen waren. Man hat ihnen förmlich angesehen, dass zwischen denen was läuft." Mit einem Mal fühlte ich mich schlecht. Mir war das nicht aufgefallen, dabei war er mein Zwillingsbruder und sie eine meiner besten Freundinnen. Ich hätte es mitbekommen müssen. 

Ich saß vor Hagrids Haus als Jackson auf mich zu gelaufen kam. "Hast du einen Moment? Da gibt es etwas was ich dir sagen möchte", sagte er. Ich nickte und rutschte ein wenig zur Seite, damit er sich setzen konnte. "Du fragst dich sicher wie es dazu gekommen ist. Das mit Marlene und mir" Er blickte auf das Schloss, welches sich vor uns in den Himmel streckte.
"Marlene liegt mir schon seit gefühlten Ewigkeiten in den Ohren, dass es sowas wie einen unbrechbaren Kodex gäbe, dass man nichts mit den Geschwistern von Freundinnen anfängt. Aber ich habe mich einfach in sie verliebt Scarlett. Und das nicht erst seit kurzem sondern schon seit einer ganzen Weile. Sie gibt mir jeden Tag aufs Neue das Gefühl etwas Besonderes zu sein. Dieses Mädchen haut mich einfach um Scarlett", er strahlte über das ganze Gesicht. 
"Ich wusste gar nicht wie schön sich das anfühlen kann verliebt zu sein. Wie glücklich mich ein Mensch machen kann. Durch sie und auch durch dich lerne ich neue Seiten an mir kennen, die ich mir nie vorstellen konnte."
Während er sprach, konnte ich gar nicht anders als über das ganze Gesicht zu lächeln.
"Ich hoffe du verstehst das. Ich will schließlich das meine Schwester hinter mir steht."
Ich nahm seine Hand und legte meine Stirn gegen seine "Jackson ich stehe immer hinter dir egal was du tust.
Wenn sie dich glücklich macht, dann bin ich es auch. Allein schon zu sehen wie du strahlst, wie gut es dir momentan geht, zeigt das alles vollkommen richtig so ist. Mehr möchte ich als Schwester gar nicht."
Das meinte ich auch so, wobei es trotzdem ein kleiner Stich im Herzen war, dass er sich ausgerechnet in eine meiner Freundinnen verliebt hatte.
Aber das musste er ja nicht wissen.
"Ich fühle mich nur so unglaublich schlecht, dass ich euch irgendwie das Gefühl gegeben habe, ihr könntet mit mir nicht darüber sprechen."
Jackson strich mir über den Rücken "Mach dir deswegen keinen Kopf, das hatte nichts mit dir zu tun. Wir waren sowieso total unsicher was das alles angeht. Frag mich nicht warum, in der Hinsicht sind wir beide einfach total anstrengend."
Jackson lachte und ich stimmte grinsend mit ein.
"Aber eine Frage hätte ich noch. Seit wann läuft das zwischen euch?"
Jackson brauchte nicht lange um zu überlegen "Das hat noch im letzten Schuljahr angefangen nachdem du entführt wurdest."
Autsch das tat weh. Mehr weh als ich erwartet hatte. "An unserem Geburtstag waren wir schon so gut wie ein Paar."

Als ich danach den Gemeinschaftsraum betrat, konnte ich Marlene auf der Fensterbank ausmachen.
Als sie mich nach kurzer Zeit bemerkte stand sie sofort auf und kam auf mich zu gelaufen.
"Scarlett es tut mir so leid."
Sie war sichtlich nervös, wusste nicht so recht wohin mit ihren Händen.
Marlene, die sonst so selbstsichere und selbstbewusste wirkte nun unbeholfen.
Ich lächelte leicht, wollte etwas sagen aber sie kam mir zu vor "Du musst mich jetzt bestimmt hassen." Sie blickte auf ihre Füße, schaffte es nicht mir in die Augen zu sehen.
Es machte mich fast schon traurig wie groß ihre Schuldgefühle waren. Dabei hat das nichts mit Schuld oder Unschuld zu tun.
Meine Augen wurden größer "Warum sollte ich dich denn hassen, wie kommst du denn darauf?"
Immer noch blickte sie auf ihre Füße "Na das mit Jackson, er ist schließlich dein Bruder", sie ließ sich in einen Sessel sinken und vergrub ihren Kopf in ihren Händen "Das hätte niemals passieren dürfen"
"Sag doch sowas nicht!", ich ging vor ihr in die Hocke und legte ihr meine Hände auf die Knie.
"Man kann sich nicht aussuchen in wen man sich verliebt Lene", jetzt musste ich Grinsen "Meinst du etwa wenn dem so wäre, dass ich mich ausgerechnet in Sirius Black verliebt hätte? Wohl kaum. Aber sag ihm das ja nicht", zwinkerte ich ihr zu. Jetzt lächelte sie wieder "Und du liebst ihn doch oder nicht?"
Sie nickte heftig "Und wie ich ihn liebe."
"Und das ist das einzige was für mich zählt! Das ihr beide glücklich seid, hörst du?"
Wieder nickte sie und ich merkte wie sie sich zu entspannen schien.
"Und du bist gar nicht wütend auf uns?"
Ich schüttelte den Kopf "Nur wenig enttäuscht, das ihr es mir nicht früher gesagt habt. Ich wäre gerne dabei gewesen als sich sowohl meine beste Freundin als auch mein Bruder zum ersten mal verliebt haben." Ich seufzte "Aber viel mehr freue ich mich für euch."
Marlene und Jackson waren ein Paar, das war unglaublich.

Die Prüfungen waren geschrieben und die Koffer gepackt.
Seufzend schmiss ich mich auf mein Bett. Das war es nun. Die Schulzeit in Hogwarts war vorbei. Nervenaufreibende Jahre lagen hinter mir. Ich habe mich selber neu kennengelernt, hatte die unglaubliche Chance in einer Familie neu anzufangen. Habe verloren geglaubte Menschen wiedergefunden. Habe mit meinen Freunden gelacht, geweint und gekämpft.
Und nun stand ein neuer Lebensabschnitt vor der Tür. Es war verrückt.
Nach der heutigen Abschlussfeier würden wir Hogwarts verlassen und nicht mehr zurück kommen.

Ein letztes Mal in der Gryffindor Robe. Ein vorletztes Mal mit den Freunden am Haustisch sitzen und sich den Magen mit so vielerlei Essen vollschlagen, dass einem fast schlecht wurde.
Die Abschlussfeier war gigantisch. Exclusiv für die Schüler der siebten Klasse.
Wir feierten, tranken und tanzten bis spät in die Nacht hinein.
Es war der letzte Abend, jeder wollte ihn genießen.
Und es war einfach perfekt. Perfekt für den Einstieg in ein neues Kapitel in meinem Leben.

~♡~

Langsam geht es dem Ende zu, ich kanns irgendwie nicht glauben.
Aber noch ist es ja nicht vorbei ;)

Einen schönen Sonntag euch allen und bis bald!
Eure Jule

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