❥ 31.

~Scarlett~

"Ruuuuheeee!", schrie Professor McGonagall und schlug mit der flachen Hand auf den Lehrerpult. Die Gespräche verstummten allmählich.
"Dass Sie es immer noch nicht begriffen haben!", sagte sie mit zusammengebissenen Zähnen "Alles was wir im Unterricht machen, ist Prüfungsrelevant! Ich sehe also keinen Grund sich in Ihrem ZAG-Jahr entspannt zurück zu lehnen. Nur wer gründlich darauf hinarbeitet wird ein ZAG in Verwandlung bekommen", ihr grimmiger Blick flog durch den Klassenraum.
Als sie fertig war, schwang sie ihren Zauberstab und die Kreide schrieb von allein die Worte Evanesco auf die Tafel.
"Nun ... heute beginnen wir mit Verschwindezaubern. Diese sind leichter als Beschwörungszauber, die Sie für gewöhnlich erst auf UTZ-Niveau versuchen werden, und dennoch gehören sie zur schwierigsten Magie, die beim ZAG geprüft wird."

Mit den Worten behielt sie Recht, es war unglaublich schwer die Schnecke vor mir verschwinden zu lassen. Nach einer halben Haarsträubenden Stunde, verschwand meine Schnecke als eine der ersten. Professor McGonagall belohnte dies mit fünf Punkten für Gryffindor, was meinen Triumph noch steigerte. Lily schaffte es fast zeitgleich wie ich, den Verschwindezauber zu bewältigen.
Die restliche Zeit der Stunde verbrachte ich damit anderen Schülern zu helfen. Manchen halfen kleine Tipps wie "Du musst auf deine Betonung achten", oder "Halte deinen Zauberstab höher", und sie hatten den Dreh raus. Andere wiederum, wie beispielsweise Marlene, hatten auch am Ende der Stunde keinen Erfolg.
Die Schüler, die es nicht schafften ihre Schnecken verschwinden zu lassen, bekamen die Hausaufgabe es bis zum nächsten mal zu üben.

Der Berg an Hausaufgaben häufte sich mit jeder Stunde mehr und die Aussicht auf Freie Zeit nach dem Unterricht schwand immer mehr.
In der Mittagsstunde versuchten Lily und ich den Berg ein wenig zu bewältigen, während Alice und Marlene sich schlafen legten.
"Ich glaube ich kann nicht mehr", stöhnte ich niedergeschlagen in meine Hände. "Und das ist erst der Anfang", murmelte Lily und raufte sich die Haare.
Vor nicht einmal einem Jahr war ich noch die Hauselfe meiner Familie gewesen und nun sitze ich da und bereite mich auf meine Prüfungen vor, unvorstellbar.
"Wollen wir aufhören und uns stattdessen einen Kaffee holen?", gähnte Lily.
Ich sprang auf und fing an meine Sachen zu packen "Ich dachte schon du fragst nie", seufzte ich erleichtert.

Von dem morgendlichen Sonnenschein war nach der Mittagsstunde nichts mehr zu sehen.
Es war windig und kalt geworden als wir uns auf dem Weg zu Pflege magischer Geschöpfe machten, der heiße Kaffee im Magen hielt mich noch kurze Zeit warm.
Als wir liefen hörte ich jemanden meinen Namen rufen, ich drehte mich um und sah Hagrid winkend auf mich zu kommen. "Tag Scarlett wie geht es euch? Ich hab dich ja schon lang nicht mehr gesehen", sagte er und sein Lächeln schwand ein wenig.
Schlechtes Gewissen machte sich in mir breit, ich hatte unsere Freundschaft in letzter Zeit vernachlässigt, was mir nun schmerzlich bewusst wurde. Hagrid war mein erster Freund auf Hogwarts gewesen, bevor ich mich mit Lily angefreundet hatte.
"Das tut mir unendlich leid Hagrid, ich-"
"Das muss es nicht. Mögen du und Lily später auf eine Tasse Tee vorbei kommen? An einem Tag wie diesen kann man dass doch gut gebrauchen oder nicht?", er zuckte unschuldig mit den Schultern. "Liebend gerne. Wir sehen uns später", sagte ich lächelnd und winkte zum Abschied.

Während der Stunde schlenderten Lily und ich durch das Gemüsebeet um etwas essbares für die Tierwesen zu finden. Ich freute mich schon auf den Tee bei Hagrid.
"Ich glaube es fängt an zu regnen", meinte Lily und legte ihren Kopf in den Nacken. Ich tat es ihr gleich und genau in diesem Moment spürte ich einen großen Regentropfen auf meiner Stirn. Es dauerte nicht lange und es goss wie aus Kübeln.
Nach dem Professor Raue-Pritsche den Unterricht auf Grund des Wetters früher beendet hatte, kamen wir triefend von Nässe bei Hagrid an.
An Momenten wie diesen war es Goldwert zaubern zu können und innerhalb weniger Sekunden wieder trocken sein zu können.
"Herein, herein", sagte Hagrid glücklich und ließ uns eintreten.

Hagrids Hütte war mit überdeminsonalen Möbeln ausgestattet, auch wenn ich bereits hier gewesen war, überrascht es mich jedes Mal aufs Neue.
Der heiße Tee erwärmte den Körper von innen. Er schob uns einen Teller voller Kekse zu, jedoch waren sie steinhart und daher ungenießbar, was ihm keiner von uns in irgendeiner Weise sagen wollte. Wir sprachen viel und lachten. Hagrid erzählte uns von Tierwesen die ein Zuhause bei ihm gefunden haben.
"Ich wollt euch was zeigen, seht her", er stand auf und machte eine Handbewegung dass wir ihm folgen sollen. Lily und ich warfen uns fragende Blicke zu und folgten ihm.
Er blieb vor einem großen Korb mit Streu stehen. Erst auf den zweiten Blick erkannte ich drei kleine Igel darinnen liegen, die eng aneinander gekuschelt im Streu lagen und tief und fest schliefen.
Es ging einem dabei das Herz auf
"Niedlich nicht wahr?",
Ich nickte eifrig "Das ist echt toll von dir, dass du sie während des Winterschlafes beherbergst!", sagte Lily und sah strahlend zu ihm auf.
Es war schön mit Hagrid Zeit zu verbringen, besonders weil man ihm ansah wie sehr ihm unsere Gesellschaft Freude bereitete.

"Nun jetzt müsst ihr aber gleich gehen nicht dass es noch dunkel wird", sagte er. Ich seufzte, ich wollte ungern gehen, es war so gemütlich bei ihm. Also zögerte ich das Gehen so weit hinaus, bis Lily irgendwann genervt meinen Arm packte und mich mit den Worten "Wir kommen dich bald wieder besuchen", aus der Hütte zog.

Gegen Ende der Schulwoche stand eine weitere Unterrichtsstunde bei Dumbledore an. Nach zwei Wochen Pause, konnte ich es kaum noch erwarten, auch wenn ich wieder durch die Hölle gehen musste.
"Guten Abend Professor Dumbledore!", trällerte ich fröhlich als ich das Büro betrat.
Er betrachtete mich nachdenklich und lächelte dabei.
"Ich bin heute einfach nur glücklich", sagte ich seufzend Und beantwortete damit seine unausgesprochene Frage. "Nun wenn man Freude am Leben hat, dann kommen die Glücksmomente von selbst", er strich sich über seinen Bart, während ich mich setzte. "Also dann wollen wir beginnen, bist du bereit?", er schaute mich durch seine Halbmondbrille an.
Ich drehte das Amulett in meiner Hand "Ja!", rief ich auch bevor ich es mir anders überlegen konnte.

Er hob seinen Zauberstab und schon kamen die Erinnerungen wie Blitze und Donnergrollen über mich. Ich sah wie mein Vater mit einem Gürtel auf mich zu kam und anfing auf mich einzuschlagen. Mein Bruder in Hogwarts, der jeden Weg suchte um mich zu provozieren.
Mein Blut kochte und meine Hände zitterten, jedoch dachte ich an das Amulett das um meinen Hals hing. Ich dachte an die positiven Dinge meines Lebens. Endlich schaffte ich es meine Augen zu öffnen, mein Herz raste.
Ein silbern schimmernder Schleier flocht sich um meine Handgelenke. Ich versuchte tief ein und aus zu atmen. Das Amulett wurde schwerer. Dumbeldore betrachtete mich aufmerksam, ich konzentrierte mich jedoch nur auf den Schleier an meinen Händen.
Langsam sickerte der Schleier in meine Haut und hinterließ ein leichtes Glitzern. Mit einem Mal fiel mir das Atmen wieder leichter und ich sank erschöpft zurück in meinen Stuhl.

Dumbledore klatschte fröhlich in die Hände "Du hast es geschafft! Du kannst dich kontrollieren!"
Langsam kam der Erfolg auch bei mir an und ich lächelte. "Habe ich es wirklich geschafft?", ich wischte mir den Schweiß von der Stirn.
Dumbledore nickte "Du hast heute keine Sekunde an dir gezweifelt", er zeigte mit dem Finger auf mich "Und das ist es was uns Menschen dann so stark macht, wenn wir mit uns selbst im Reinen sind!",

Mein Lächeln wurde zu einem breiten Grinsen, ich habe es nach vielen Stunden des Horrors geschafft.
Ich bin zwar noch lange nicht mit mir im Reinen, aber ich beschreite laut ihm den Weg mit großen Schritten.

"Nun dann kann ich dich besten Gewissens ins Wochenende schicken. Schließlich ist morgen das erste Hogsmeade Wochenende!"
"Vielen Dank Professor", ich stand auf und strich meinen Rock glatt.

Mit schnellen Schritten von Glückseligkeit begleitet machte ich mich auf den Weg in den Gemeinschaftsraum. Ich konnte es nicht verhindern, in einem unbeobachtenden Moment vor Freude während des gehens zu hüpfen wie ein kleines Kind.

~♡~

Tut mir leid, dass das Kapitel heute so spät kommt. Aber besser spät als nie :)

Ich wünsche euch schon mal wunderschöne Feiertage
und Ferien ♡

Bis zum nächsten Mal,
Eure Jule ♡

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