❥ 26.

~Scarlett~

Als der nächste Morgen anbrach, weckten mich die warmen Strahlen der Sonne, welche sanft über mein Gesicht strichen. Ich schlug die Decke beiseite und stand etwas widerwillig auf. Die anderen schliefen noch und ich ließ ihnen die Ruhe. An der großen Fensterbank in unserem Schlafsaal setzte ich mich und genoss den Ausblick über Hogwarts Ländereien. Orange farbenes Licht erhellte die Hügel und Wiesen. Selbst der dunkle schwarze See leuchtete leicht in der warmen Farbe.
Die gestrige Gute Laune hielt immer noch an, war froh über das kleine Abenteuer das so unendlich viel bedeutete. Der Gedanke an das heutige Nachsitzen trübte diese Gute Laune jedoch ein wenig. Seufzend sank ich weiter in die weichen Kissen, die Marlene auf die Fensterbank gelegt hatte um es gemütlicher zu machen. Ich zog die Knie näher an meinen Körper und stütze mein Kinn darauf ab. Ich hätte nicht beschreiben können wie sehr ich diesen Moment genoss. Hier zu sitzen, in Hogwarts, in Gryffindor und mit meinen Freundinnen einen Schlafsaal zu teilen. Einfach eine ganz normale Schülerin zu sein. Zumindest halbwegs normal. Ich trug dieses warme Gefühl in mir das mein Leben nun immer mehr an Ordnung gewann und ich klammerte mich regelrecht daran, dass dies auch so bleiben würde. Ich konnte einfach nicht anders als zu lächeln, meine Fröhlichkeit zum Ausdruck zu bringen und das obwohl es so früh am Morgen war.

Die Mädchen begannen langsam wach zu werden, bevor das geschah flüchtete ich als erste ins Badezimmer. Ich entledigte mich meinem Schlafanzug und schlüpfte unter die Dusche. Das heiße Wasser füllte den Raum mit warmen Dampf, der einem das atmen etwas erschwerte. Ich fühlte mich befreit während das Wasser über meinen Kopf und Schultern prasselte. Würden nicht drei weitere Personen, draußen vor der Tür warten, hätte ich unter dem Wasserstrahl regelrecht die Welt vergessen können. Mit einem enttäuschten Seufzen drehte ich den Hahn zu und wrang meine Haare aus. Kaum hatte ich meinen Körper in ein weißes Handtuch gehüllt klopfte es erneut. Ich schlang das Handtuch enger um mich und öffnete die Tür. "Das hat ja gedauert", grummelte Marlene gähnend.
"'schuldigung", nuschelte ich mit meiner Zahnbürste im Mund und trat beiseite damit sie ins Badezimmer treten konnte.

Beim Frühstück fiel mein Blick immer wieder unweigerlich zum Slytherin-Tisch. Jackson saß genau in meinem Blickfeld. Er aß genüsslich sein Sandwich, schien mich nicht zu bemerken oder mich nicht bemerken wollen. Schließlich habe ich ihn so intensiv angestarrt, alle seine Bewegungen analysiert, dass selbst Alice neben mir, mich darauf aufmerksam machte. Ich stocherte in meinem Rührei herum, während Lily ihr Essen auf ihrem Teller eher hin und her schob als es zu essen. "Ist alles in Ordnung?", fragte ich nachdem mich das quietschende Metall auf dem Porzellan allmählich verrückt machte. Sie sah überrascht auf, als hätte sie ihre Abwesenheit gar nicht bemerkt. "Ja natürlich", murmelte sie und aß weiter. Marlene, Alice und ich warfen uns verwirrte Blicke zu. Ich trank einen Schluck Kürbissaft, während ich erneut zu Jacksons Tisch blickte, doch dieser war plötzlich verschwunden. "Können wir gehen?", fragte ich in die Runde. Alice und Lily nickten und standen auf. Marlene hingegen musste regelrecht hochgezogen werden, so verschlafen wie sie war. Alice hakte sich bei mir unter und wir liefen an den anderen sitzenden Gryffindors vorbei. Dabei streifte ich leicht Remus Schulter. Er drehte sich zu mir um und schenkte mir das erste mal seit langem wieder Aufmerksamkeit. Unsere Blicke trafen und ich spürte wie sehr ich die leuchtenden braunen Augen vermisste. Ich zog scharf die Luft ein, wollte gerade etwas sagen, allerdings hatte er sich bereits wieder umgedreht. Mit einem Blick über die Schulter beobachtete ihn, während Alice mich hinter sich her zog. Er war ein Punkt ganz weit oben auf der Liste mit Dingen die ich schleunigst klären musste. Ich vermisste die Gespräche mit ihm, seine Weisheiten, seinen schüchternen Humor und sein Wesen. Ich vermisste Remus vollkommen.

Wir machten uns auf den Weg zu Zauberkunst. "Wollen wir nach dem Unterricht etwas unternehmen? Ich muss den Kopf frei bekommen!", Alice sah uns abwechselnd an. Marlene und Lily stimmten direkt zu, während ich mir enttäuscht auf die Unterlippe biss. Zu gerne würde ich mitgehen aber nach dem Unterricht musste ich zum Nachsitzen. "Und du Scarlett?", fragte mich Alice mit großen Augen. "Ich muss doch nachsitzen, wegen dieser Sache ihr wisst schon", erinnerte ich sie schmerzhaft. Mir saß das Geschehene immer noch tief in den Knochen. "Das habe ich schon fast wieder vergessen", stöhnte Alice. "Dann kommst du einfach nach", meldete sich Marlene zu Wort. Ich willigte ein, freute mich an diesem Tag auf etwas hinarbeiten zu können. Zauberkunst ging erstaunlich schnell vorbei. Ich hatte mich kaum gesetzt und schon klingelte es zum Ende der Stunde. "Bevor ich Sie ins Wochenende schicke: Lesen Sie bitte Kapitel vier auf Seite achtzig durch und schreiben Sie einen dreiundzwanzig Zoll langen Aufsatz, über die Anwendung und Auswirkung des Zaubers den wir heute durchgesprochen haben." Genervtes stöhnen drang durch den Raum als Flitwick seinen Satz ausgesprochen hatte. Einige funkelten ihn böse. "Als hätten wir nicht genug zu tun", hörte ich Marlene ausrufen. Ich mochte Flitwick, selbst wenn er uns ständig Hausaufgaben aufgab. Er brachte einem viel bei und gestaltete seinen Unterricht interessant.

Der restliche Unterricht verging ebenfalls wie im Flug, das Nachsitzen rückte so immer näher. Es graute mir etwas davor. Ich musste noch nie nachsitzen, wie denn auch? Allerdings wusste ich wie es war für etwas bestraft zu werden. Wobei dies wohl zwei verschiedene Welten waren. "So lange du nichts für Filch tun musst, ist es halbwegs so schlimm", sprach mir Marlene Mut zu. Ich war unendlich dankbar das sie mich auf meinem Weg begleitete und mir Rückenstellung gab solange sie es konnte. "Musstest du denn schon so oft nachsitzen um so genau Bescheid zu wissen?", fragte ich grinsend. Sie lachte auf "Schon zu oft um es zählen zu können. Mich wundert es, dass ich es dieses Schuljahr noch nicht musste", stellte sie nachdenklich fest. "Das Schuljahr geht erst wenige Wochen", sagte ich mit gerunzelter Stirn. Sie sah mich mit hochgezogenen Augenbrauen an und stieß ihre Schulter leicht gegen meine "Hey ich bin nicht die, die heute nachsitzen muss." Meine Wangen liefen rot an und ich schaute beschämt auf meine Schuhe. Ich würde nicht in dieser Lage stecken, wenn ich nicht die Kontrolle über mich verloren hätte. Müsste das nicht durch stehen, wenn ich mich nicht gegen die Banshee in mir gewehrt und kampflos verloren hätte. "Warum musstest du so oft nachsitzen?", fragte ich um das Thema so schnell wie möglich zu wechseln. Sie schnaubte "Liegt das nicht auf der Hand?" Sie schaute mich forschend an. "Du weißt wie verschlafen ich bin. Ohne euch würde ich jeden Tag zu spät kommen", sagte sie bevor ich ihr eine Antwort geben konnte. Wir liefen eine Weile stumm nebeneinander her. Die Sonne ging neben uns langsam unter. Ich schämte mich dafür, jedoch wünschte ich mir beinahe sie müsste auch nachsitzen um das nicht allein durch stehen zu müssen. Als wir ankamen seufzte ich. Marlene streckte ihren Kopf in den Raum und drehte sich mit weit aufgerissenen Augen wieder zu mir um. Bevor ich etwas sagen konnte nahm sie meinen Arm und zog mich zur Seite, sodass ich keinen Blick in den Raum erhaschen konnte. Sie stellte sich vor mich und legte ihre Hände auf meine Schultern "Lene du machst mir Angst", flüsterte ich beinahe. "Du musst stark sein okay? Du schaffst das." Sie schaute mich eindringlich ein. "Lene." Die Besorgnis in ihren Augen verschwand und verwandelte sich in Wut. Sie lief vor mir auf und ab "Das kann doch nicht wahr sein!", schimpfte sie, ich wusste immer noch nicht so recht was sie so in Rage brachte. "Ich wünschte ich könnte bei dir bleiben", sagt sie. "Lene wovon redest du bitte?", allmählich rieb diese Situation an meinen Nerven. Sie ließ sich von mir nicht beirren und lief weiter auf und ab. "Verdammt. Wehe wenn er dir auch nur ein Haar krümmt." Eine dunkle Vorahnung türmte sich vor mir auf. Seit ich ihnen erzählt hatte wozu meine leibliche Familie fähig war und nachdem was Jackson mir angetan hatte, waren sie nicht gut auf diesen zu sprechen. Ich schloss angespannt meine Augen und ballte eine Faust "Marlene jetzt hör schon auf", herrschte ich sie an. Sie blieb auf der Stelle stehen und blickte verwundert zu mir "Ich werde es schon überleben, aber bitte hör auf mich so verrückt zu machen!" Sie presste ihre Lippen aufeinander und nickte. Ich kannte sie zumindest so gut um zu wissen, wann der Zeitpunkt da war um ihr Temperament zu zügeln. "Wenn Lily und Alice das erfahren-" "Werden sie auch nichts daran ändern können", unterbrach ich sie. Jetzt fiel es mir noch leicht meine Stärke zu bewahren, aber ich wusste nicht wie lange das noch anhalten würde.
Sie grübelte fieberhaft bis sie ihren Entschluss fasste "Wir werden dich danach wieder abholen, währenddessen wird er dir nichts tun können."
"Noch hat er mir nichts getan", erwähnte ich. Selbst wenn er mir etwas antun möchte, wird er Möglichkeiten und Wege finden eben dies tun. Das sprach ich jedoch nicht aus. Ich schmunzelte über ihre Fürsorglichkeit und genoss den Schutz den die drei mir gaben. Allerdings werden sie mich nicht immer vor ihm beschützen können.
"Du kannst gehen Lene, ich werde es überstehen. Es fängt ohnehin in wenigen Minuten an."
Meine Freundin sah nicht sonderlich überzeugt aus.
"Wir werden dich trotzdem abholen", sagte sie bestimmt und drückte mich zum Abschied.
"Na schön!", seufzte ich, dennoch dankbar für ihre Unterstützung.

Ich drehte mich um und betrat den Klassenraum. Da saß er. Jackson Avery. Die Verkörperung meines Unheils. Meines Schicksals.
Ich versuchte das gehässige Grinsen zu ignorieren, welches er auf seinen Lippen trug als er mich entdeckte.
"Hallo Schwesterherz." Diese Worte trieften nur so von Verachtung.
Obwohl es nur zwei Worte waren sagten sie soviel mehr aus.
Zum einem die pure Verachtung mir gegenüber. Zum anderen der Beweis, dass ich ihm nie für immer entfliehen kann. Ich bin durch ein unsichtbares Band an ihn gebunden. So sehr ich auch versuchte es zu zerreißen, er wird immer mindestens einen kleinen Finger an der anderen Seite zum festhalten haben.

Ich versuchte ihm keine Beachtung zu schenken. Das schien ihn nicht zu überraschen und setzte an etwas zu sagen, als eine weitere Person den Raum betrat.

Sirius Black betrat den Raum und fuhr sich genervt durch seinen dunklen lockigen Haarschopf.
"Tag Scarlett", sagte er mit einem breitem Grinsen und setzte sich ausgerechnet direkt neben mich. Mir wurde sofort klar wer dafür verantwortlich war. Marlene. Sie konnte es wohl nicht lassen, ihn dazu anzustacheln auf mich aufzupassen.
Das hatte mir gerade noch gefehlt.
Jackson, mein verfluchter Bruder und Sirius Black, der Junge dessen Opfer seiner Schikanen ich war und der jenige der mich nach einem langen Gespräch noch mehr wie Luft behandelt hatte als zuvor.

Vor mir stand wohl eine der unangenehmsten Stunden seit langem.

~♡~

Hello my Friends :)
Einige von euch haben sich als Special Kapitel gewünscht, dass ich Fragen beantworte.
Also tut euch keinen Zwang an, stellt so viele Fragen wie ihr möchtet und ich werde sie in dem Special Kapitel beantworten ♡

Bis bald, eure Jule

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