❥ 24.

~Scarlett~

Ich hielt inne bevor mein Knöchel auf die schwere Tür traf. Alles in mir sträubte sich dagegen anzuklopfen. Ich wollte dem Gespräch entfliehen, allerdings war eine Flucht aussichtslos. An meinen drei Freunden würde ich nicht vorbei kommen.
Also blieb mir nichts anderes übrig als zu klopfen.
Die Tür öffnete sich und ermöglichte einen Blick in das Büro des Schulleiters. "Nur herein die Damen", erklang Dumbledores Stimme. Mein Atem zitterte beim ausatmen. Alice legte ihre Hände auf meinem Rücken und schob mich in das Büro. Ich presste angespannt meine Lippen aufeinander, konnte Professor Dumbledore nicht in die Augen sehen. Ich schämte mich. Ich hatte nicht nur sämtliche Schulregeln gebrochen, sondern mich auch noch gegen alles gewehrt was ich hätte zulassen müssen und das nur weil ich normal sein wollte. "Ich hab mich schon gefragt, wann Sie hier auftauchen würden." Ich hob meinen Blick und traute es mich endlich ihm in die Augen zu schauen. Er lächelte leicht und betrachtete uns durch seine Halbmondbrille. "Entschuldigen Sie Professor Dumbledore, wir hätten sofort zu Ihnen kommen sollen." Meine Freunde die mir Rückhalt gaben, begannen zu erzählen und nahmen mir damit eine große Last, auch wenn sie nur einen Teil der Geschichte kannten. Ich ärgerte mich über mich selbst. Es fühlte sich so an, als würde alles was ich machen würde, falsch sein. Dumbledore seufzte "In der Tat das hätten Sie." Er sah nun genau mich an "Ich würde nun gerne noch mit Scarlett allein sprechen", sagte er und sah die drei abwechselnd an. Ich drehte mich zu ihnen um und bedeutete ihnen das ich sie mich allein lassen konnten. "Wir warten in der großen Halle auf dich", sagte Lily ehe sie hinter der Tür verschwanden.

"Sie haben sehr gute Freunde", sprach Dumbledore mich an. Ich nickte lächelnd "Ja das habe ich." "Bitte setzen Sie sich doch" Seufzend nahm ich auf einen der Sessel Platz. Ich erzählte ihm den restlichen Teil der Geschichte, den Teil den die anderen nicht wussten. Ich konnte mich an alles erinnern, aber es war zu beängstigend um es auszusprechen. "Es tut mir leid Professor", sagte ich am Schluss mit gesenktem Blick. "Sie haben sich in große Gefahr gebracht und töricht war es noch dazu." Ich ließ meine Schultern hängen, wusste nicht was ich hätte darauf antworten können. Wäre ich nicht besessen von Angst und Zorn gewesen, hätte ich es verhindern können und wäre nicht in Gefahr gewesen. Ich fühlte mich wie ein Trümmerhaufen aus Scherben und sobald welche zusammen gefunden hatten, zerbrachen sie wieder. "Die Wahrheit ist etwas Schreckliches und Schönes zu gleich und sollte daher mit großer Umsicht behandelt werden, Scarlett. Genau so wenig sollte man sich vor der Wahrheit verstecken die zu einem gehört." "Ich dachte, wenn ich mich dagegen wehre und es vergesse, verschwindet Es vielleicht vollkommen", flüsterte ich beinahe. "So lassen sich Probleme aber nicht lösen Scarlett. Eine Macht lässt sich nicht unterdrücken und wenn man es dennoch tut, zieht es schreckliche Konsequenzen mit sich. Es war also nur eine Frage der Zeit bis so etwas passiert." Ich verstand ihn nicht, alles war für mich verständnislos und dennoch wusste ich das er Recht haben musste. Während meines Unwohlseins kaute ich auf meiner Lippe herum. Warum fiel es mir so schwer zu lernen, zu akzeptieren dass der Todesschrei ein Teil von mir ist? Ohne mich gibt es keine Banshee und ohne Banshee gibt es mich nicht.

"Ich will mich niemals wieder so machtlos fühlen, was kann ich dagegen tun?", fragte ich als ich meinen ganzen Mut zusammengekratzt hatte. "Erst einmal müssen sie lernen, dass dies keinesfalls ein Fluch sondern eine Gabe ist, die sie besitzen. Ich erwarte Sie daher in zwei Tagen in meinem Büro", Dumbledore lächelte zuversichtlich und schöpfte in mir neue Kraft. Nun wusste ich an was ich arbeiten musste. Motivation an mir zu wachsen, drang zu mir hervor. "Vielen Dank Professor." "Nun gehen Sie, damit sie noch etwas zum Essen abbekommen. Das Frühstück ist bekanntlich die wichtigste Mahlzeit des Tages." Ich bedankte mich nochmals und stand auf "Bevor Sie gehen. Sie sollten Professor McGonagall aufsuchen, sie war nicht so begeistert von Ihrem nächtlichen Ausflug." Ich nickte und dann schloss sich auch schon die Tür hinter mir.

*

"Wir dachten schon du kommst nicht mehr!", sagte Marlene als ich mich an den Gryffindor-Tisch setzte. "Und?", erwartungsvoll blickten sie mich an. "Mir wurden 50 Punkte abgezogen und ich muss nachsitzen", erzählte ich seufzend und lud meinen Teller mit köstlichen Speisen voll. Wir wechselten zum Glück schnell das Thema und ich konnte das Geschehene wenigstens ein bisschen vergessen. Im Augenwinkel sah ich die Rumtreiber in die große Halle treten. Ich drehte mich ihnen zu und winkte Remus zu, jedoch senkte er seinen Blick und setzte sich so weit wie möglich von mir weg. Ich verharrte verwirrt in meiner Bewegung, schaute zu ihm doch er schenkte mir keine Beachtung. Mit leichter Enttäuschung wand ich mich meinem Teller wieder zu.

Es war schön mit klaren Gedanken im Unterricht zu sitzen, nicht in einer surrealen Welt zu leben. So ungewohnt es war freute ich mich mit einem mal auf die Stunden bei Dumbledore. Ich wollte den Todesschrei kontrollieren, ich wollte es wirklich. Es könnte mir einiges erleichtern, nur war mir das lange nicht bewusst. So wie die meisten lernen mussten ihre Magie zu kontrollieren musste ich zusätzlich lernen den Todesschrei zu kontrollieren und gezielt einsetzen zu können.

So verging ein sehr entspannter Tag, den wir mit einer Runde Zauberschach ausklingen ließen. Alice half mir dabei, denn ich war ziemlich eingerostet. Es war schon Jahre her als man der Schachkünste gelehrt hatte. Ich wusste noch einige Strategien doch diese waren sehr hinterlistig, weshalb ich sie auch nicht anwendete. Nach einem verlorenen Spiel und einer überglücklichen Lily, verabschiedete ich mich und machte mich auf dem Weg zum Schlafsaal. Ich drehte mich noch einmal um. Remus saß nachdenklich in einem der Ohrensessel sein Blick auf die Flammen fixiert. Am liebsten würde ich zu ihm gehen, aber da er mir den ganzen Tag aus dem Weg gegangen ist, war das wohl eine schlechte Idee.

Langsam machte ich mich Bettfertig, duschte ausgiebig und cremte meinen Körper mit Kokosnussduft ein. Mein Bett empfing mich mit offenen Armen und ich ließ mich darin versinken. Als die anderen eintrudelten lag ich bereits schläfrig da und starrte gedankenverloren an die Decke. Nachdem alles still war, sank auch ich in einen von Hoffnung und neu geschöpfter Kraft getränkten Schlaf und wünschte mir das diese nicht sobald zerstört werden.

~♡~

Das 24. Kapitel kommt passend zum 24. Dezember und hiermit wünsche ich schon einmal frohe Weihnachten und wunderschöne Feiertage.

Eure Jule :)♡

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