❥ 23.
~Scarlett~
Seine Worte hallten in meinem Kopf nach, noch Momente nach dem er bereits gegangen war. Mein Kopf brummte und alles begann sich zu drehen. Die Umgebung schien vor meinen Augen zu wanken, Wut brauste in mir auf. Ich ballte meine Fäuste so fest, dass meine Knöchel weiß wurden. Obwohl ich solch eine Wut in mir hatte, solch einen unbändigen Zorn, warfen mich diese Worte vollkommen aus der Bahn. Ich hörte meinen eigenen Atem der laut in meinen Ohren dröhnte. Ich spürte wie mein eigenes Blut durch meine Venen floss. So fern war ich der reellen Welt. Das ich es nun nicht mehr länger unterdrücken konnte, drang immer weiter in mein Bewusstsein. Meine Beine fingen an zu rennen, als könnten sie fliehen. Als ich einen Blick auf meine Füße warf schienen sie rückwärts zu laufen. Sinnestäuschung. Alles reine Sinnestäuschung. Ich war gefangen in meinem Körper. Sklavin meiner paranormalen Macht. Ich wollte entfliehen, zurück, doch ich wusste nicht wie. Meine Beine wurden immer schneller. Ich hatte vollkommen die Kontrolle verloren. Sie trugen mich weit in den verbotenen Wald. Irgendwann sank ich auf die Knie. Mein Atem ging schnell und mir wurde allmählich schlecht. Die Kälte der Nacht umhüllte mich. Tränen der Verzweiflung stiegen mir in die Augen. Was war nur mit mir? War ich wirklich so verloren? Meine Seele so verwahrlost?
Ich hörte ein Knacken in naher Ferne. Langsam hob ich meinen Kopf. Der Wald verschwamm vor meinen Augen. Ein merkwürdiges Geschöpf rannte auf mich zu. Um meinen Verstand zu erreichen war ich der Realität noch zu fern. Anstatt zu verschwinden stellte ich mich eisern, wie ich diesem Moment war, hin. Das Geschöpf war nicht genau definierbar, es war weder Mensch noch Tier und doch ein bisschen von beidem. Es sah mich mit seinen wilden Augen an, schien hypnotisiert von meinem Blick. Erst als es jaulte wurde mir allmählich klar, dass ein Werwolf vor mir stand. Panik breitete sich in mir aus, doch ich bewegte mich nicht. Der Schrei wollte raus und zerrte an meinen Kräften es zu unterdrücken. Er war stark, hatte sich von all den negativen Ereignissen der letzten Monate ernährt. Der Werwolf fletschte seine Zähne und knurrte, bereit für den Angriff. Ich streckte meine Hände nach vorn und ließ den Schrei nach monatelanger Unterdrückung heraus. Der Schrei war so mächtig und laut, dass sich eine silberfarbene Schallwelle ausbreitete und der ganze Wald zu zittern begann.
~Lily~
Als ein markerschüttender Schrei durch die Hallen des Schlosses drang, sah ich blitzschnell von meinem Buch auf.
Marlene blickte verwundert zu mir "Ist irgendwas?", fragte Alice und lief näher auf mich zu. Ich saß nur da, ich hatte überall Gänsehaut . "Wo ist eigentlich Scarlett?", warf Alice ein.
Lene sah sich sofort um "Verdammt dieses Mädchen kann man aber auch keine fünf Minuten alleine lassen."
Ich schreckte von meiner Starre auf "Habt ihr den Schrei auch gehört?", fragte ich nun nicht mehr geistesabwesend. Die zwei zuckten mit den Schultern "Ich...Ich glaube das war Scarlett."
Meine Freundinnen sahen mich abwechselnd an "Wir sollten sie so oder so suchen gehen. In ihrem verwirrten Zustand sollte sie nicht allein da draußen herum laufen", sagte Alice bestimmt. Ich stand eilig auf so dass mein Bein gegen die Kante des Bibliothekstisches stieß. Mit schmerzverzerrtem Gesicht ging ich den anderen hinter her.
"Lily, wenn du sagst das du ihren Schrei gehört hast, aus welcher Richtung kam er?"
Ich zuckte mit den Schultern "Ich weiß es nicht."
Lene schnaltzte mit der Zunge "Das fängt ja schon mal gut an."
Wir suchten eine Weile vergeblich rum. Mit der Zeit machten wir uns Sorgen um sie. Ihr konnte schreckliches passiert sein, ohne dass wir es mitbekommen haben. So wie sie in letzter Zeit war schien sie rechts von links nicht mehr unterscheiden zu können. "Wir sollten uns aufteilen, so kommen wir nicht weiter", sagte ich nach einer Weile und zückte meinen Zauberstab. Kaum hatte ich mich abgewandt, rief Marlene "Wartet mal ich glaube ich habe sie gerade gesehen." Sie zeigte mit ihrem Finger in den Innenhof. "Da ist sie!", rief sie und rannte in die Dunkelheit. Nun konnte ich sie auch endlich entdecken. Sie lief langsam, schwankte mit ihrem Gleichgewicht. Marlene packte Scarlett, konnte sie gerade noch vor dem Fallen bewahren. Alice kam Marlene zur Hilfe, gemeinsam stützten sie unsere Freundin. Als Scarlett immer weiter in Sichtweite und in das Helle rückte, blieb mein Herz für einen kurzen Moment stehen. Ihr Haar war vollkommen zerzaust und Blätter klebten darin, ihr Umhang war zerrissen und an manchen stellen von rotem Blut getränkt. Ihr Gesicht war mit Dreck bedeckt und sie wirkte erschöpfter als jemals zuvor. Sie weinte und ihr Blick schien jedes Herz zu brechen. Ich umarmte sie, merkte jedoch schnell wie weh ihr die Berührung tat. "Mir müssen sie sofort zu Dumbledore bringen!", sagte ich besorgt. "Ich denke sie braucht erst einmal ihre Freunde bevor sie schwierige Fragen beantworten muss", sagte Alice und Marlene stimmte ihr nickend zu. Ich wusste das es falsch war, doch ich wollte einfach nur das es Scarlett bald wieder besser geht.
~Scarlett~
Meine Haare trieften von Nässe, meine Wunden brannten durch die Säuberung. Die Decken die meine Freundinnen um mich gelegt hatten wärmten mich. Mit jedem Atemzug kam ich der Realität näher. Je mehr ich wieder zu mir kam desto mehr vergaß ich. Ich erzählte alles was ich wusste meinen Freundinnen, kaum hatte ich es ausgesprochen konnte ich mich auch schon nicht mehr daran erinnern. Vielleicht war das aber auch nur ein Schutzmechanismus meines Gehirns. "Wenn ich das gewusst hätte..." Marlene lief in unserem Schlafsaal auf und ab. "Was dann?", hauchte ich, das Reden schmerzte in meinem Hals. "Du hättest es nicht verhindern können, irgendwann egal wie hätte er das gesagt. Es war doch nur eine Frage der Zeit.", sagte ich und klang dabei unheimlich deprimiert. "Trotzdem er wird dir ganz sicher nicht noch einmal drohen", sagte Lene bestimmt. "Wir lassen dich auf jeden Fall nicht mehr aus den Augen", sagte Alice, ich schaute mit meinen müden Augen zu ihr. "Wenn schon eine Drohung, dich so aus der Bahn wirft solltest du nicht noch einmal mit ihm allein sein." Ich nickte, zu kraftlos war ich um mich zu wehren. Außerdem wusste ich es zu schätzen, wie sehr sie sich um mich sorgten. "Und du weißt wirklich nicht mehr was passiert ist als der Werwolf auf dich zu kam?", fragte Alice noch einmal, ich schüttelte den Kopf "Ich hab einen kompletten Filmriss", sagte ich.
Lily saß neben mir auf dem Bett und strich mir beruhigend über den Rücken. Ich konnte ihr ansehen wie schlecht sie sich fühlte, auch wenn sie keinen Grund dazu hatte. Ich nahm ihre warme Hand "Lily das ist nicht deine Schuld." Ich sah zu ihr, ihre Augen glitzerten von Tränen "Ich hätte besser auf dich aufpassen sollen." Ich lächelte Schief "Lily Evans, du bist nicht meine Mutter und du hast für mich mehr getan als jeder andere Mensch für seine Freunde es jemals tun würde." Lily wusste das viel mehr zu der Geschichte gehörte als ich erzählt hatte. Den nur sie wusste von meinem Geheimnis. Sie wischte sich ihre Tränen weg und ließ sich von mir in eine Umarmung ziehen. Es tat mir weh sie so zu sehen, sie sollte nicht wegen mir so traurig sein. Alice und Marlene setzten sich dazu und schlossen sich der Umarmung an. Die Nähe der drei gab mir neue Kraft und ich war so unendlich froh nicht allein zu sein, auch wenn oft das Gefühl hatte.
~♡~
Endlich habe ich es geschafft dieses Kapitel zu beenden. Einen wunderschönen Sonntag Abend euch.
Eure Jule♡
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