❥ 12.

~Scarlett~

An diesem Tag, war ich schon vor dem klingeln meines Weckers wach. Ich riss die dicken Vorhänge auf und ließ die Sonnenstrahlen mein Zimmer mit Licht durchfluten. Die Aufregung verursachte ein sanftes Kribbeln in meinem Magen. Etwas unschlüssig stand in dem kleinen Zimmer herum, versuchte die übrige Zeit totzuschlagen. Je mehr Zeit jedoch verging, desto stärker wurde das Gefühl in meinem Magen und wurde zunehmend unangenehmer. Verschiedene Szenarien spielten sich vor meinem inneren Auge ab, und ließen die Nervosität in mir frei. Ich versuchte mich abzulenken, schließlich sollte dieser Tag ein schöner werden. Ich hatte genug davon, immer zu mit meinen tiefsten und düstersten Emotionen meinen Alltag zu bewältigen.

Ich stellte mich vor meinen Spiegel, meine Hände klammerten sich um das Waschbecken, als könnte es ihnen Stärke verleihen. Zwei hellblaue Augen blickten mir glitzernd entgegen, die dunklen Schatten unter den Augen verblassten mit der Zeit, zu sehen waren sie dennoch. Ich lächelte, aber an meinem Spiegelbild zeigte sich keine Regung, so schwach war mein Lächeln. Ich legte den Kopf in den Nacken. Seufzend sah wieder zu dem Mädchen, in dessen Gesicht ich immer noch mein jüngeres zerbrechliches Ich sah, nicht etwa die Stärke die ich in den letzten Monaten dazu gewonnen hatte. Ich lehnte mich nach vorn, schaute mir tief in die Augen hinein, ich konnte den Schmerz in ihnen sehen. "Scarlett, du bist viel stärker als das", flüsterte ich. Die Dunkelheit verschwand in meinem Gesicht, und meine Freude kehrte zurück. Zumindest vorerst. Ich drehte mich lächelnd um und nahm mir vor in Zukunft öfters in den Spiegel zu schauen.

"Scarlett bist du fertig?", rief Alena hinter der verschlossenen Tür. Ich schnappte mir die Tasche, welche Lily mir ausgeliehen hatte und öffnete die Tür. "Professor Sprout war so frei und gab mir deinen Stundenplan, damit ich dir zeigen kann in welchem Raum du deine erste Unterrichtsstunde hast", erklärte sie mir während wir durch den Gemeinschaftsraum liefen. Das erste Fach war Geschichte der Zauberei, welches ich mit den Ravenclaws haben würde, wie ich erfuhr. Das bedeutete ich musste mich den anderen Schülern ohne Lily an meiner Seite stellen.

Nach dem Frühstück begleitete mich Alena zu dem Unterrichtsraum. Sie ließ mich jedoch viel zu schnell allein, sodass ich allein gelassen vor dem Raum stand. Als immer mehr Schüler um mich herum stehen blieben, spannten sich meine Muskeln an und ich starrte schüchtern auf meine Schuhe. Ich war so konzentriert nicht hochzuschauen, dass mir erst nicht auffiel das die Schüler bereits ins Klassenzimmer gingen. Die Schüler bemerkten mich nicht als ich eintrat, vielleicht lag das aber auch daran das ich eine Hufflepuff Robe trug. Das Haus der langweiligen und unscheinbaren, wie ich von einigen zu hören bekam. Unter anderem mein Vater redete nur spöttisch über das Haus. Allerdings mochte ich Hufflepuff und fühlte mich darin wohl, wahrscheinlich auch gerade weil es einen gewissen Schutz über mich legte.

Am Ende des Raumes saß ein Mädchen mit blonden Haaren, ich lief zu ihr "Entschuldigung, ist hier noch frei?", das Mädchen blickte mit ihren silberblauen Augen zu mir hoch, wand den Blick von ihrer Zeitschrift ab. Sie nickte, konzentrierte sich schließlich wieder auf ihre Zeitschrift, auch wenn sie nur drauf zu starren schien.
Ich setzte mich vorsichtig, als könnte jede noch so kleine Bewegung sie aus der Ruhe bringen.
Ich spürte wie sie mich über den Rand ihrer Zeitschrift anschaute. Ich kratze mich nervös am Hinterkopf.
"Ich bin übrigens Scarlett Cale", stellte ich mich vorsichtig vor. Sie legte ihre Zeitschrift aus der Hand und streckte mir die Hand hin "Ich bin Pandora Fawley. Du bist wohl die Neue." Nervös nickend ergriff ich die Hand.
"Professor Binns fliegt gerade her", meinte einer der Hufflepuffs und alle verstummten.
Ich blieb mit Verwirrung zurück bis ich den Professor sah und Verstand. Er war kein richtiger Mensch sondern eher ein Geist. Zu meinem Glück schien er das Neue Gesicht gar nicht zu bemerken und begann ganz normal mit dem Unterricht.

Während alle Schüler einschlafen zu schienen und Pandora lieber in ihrer Zeitschrift las, lauschte ich gespannt dem Unterricht. Ich genoss es nahe zu auf einem der Stühle zu sitzen und unterrichtet zu werden. Die Stunde verging schnell und merkte wie stolz ich war das alleine überstanden zu haben. Zügig packte ich meine Sachen zusammen und wollte gerade gehen als ich sah wie Pandora ihr Buch liegen gelassen hatte. Ich schnappte es mir und versuchte sie einzuholen. "Pandora", rief ich und war gleichsam verwundert das ich nicht zu schüchtern war um meine Stimme zu erheben. Sie hüpfte im Gehen und ihre langen Haare schwangen im Takt mit. Es wirkte zu gleich komisch wie auch süß. "Pandora!", rief ich noch einmal und sie blieb stehen. "Du hast dein Buch liegen gelassen", meinte ich und drückte es ihr in die Hand. "Oh vielen Dank Scarlett, das war sehr nett von dir", lächelte sie mich an, ich erwiderte es. "Sitzt du nächste Stunde wieder bei mir? Ich würde mich freuen", sagte sie "Gerne", erwiderte ich und musste breit grinsen. Ich freute mich unglaublich darüber, um mein Herz fühlte sich alles ein bisschen leichter an.

"Hey Scarlett, da bist du ja", Lily winkte mir zu als ich den Gewächshäusern näher kam. Sie begrüßte mich mit einer liebevollen Umarmung, während ich sie lächelnd an mich drückte bemerkte die anderen zwei Mädchen neben ihr. Wie als wenn sie es gespürt hätte, löste sie sich von mir und stellte sich neben mich. "Achja ich wollte dir übrigens meine anderen Freundinnen vorstellen." Sie deutete auf das Mädchen mit den brustlangen dunkelblonden Haaren und den großen hellbraunen Augen. Mit ihrem rundlichen, freundlichen Gesicht wirkte sie sehr sympatisch "Das ist Alice Fortescue und das ist Marlene McKinnon." Marlenes Haut war so weiß wie Schnee, kam es mir vor. Sie war einiges kleiner als wir, trug jedoch ein freches Lächeln auf ihren Lippen. Mit ihren Grübchen wenn sie lächelte, wirkte sie nahezu niedlich. Ihre Haare waren hellblond, gewellt und ungefähr so kurz wie die meinen. "Hi ich bin Scarlett Cale", stellte ich mich vor und streckte ihnen die Hand hin. Anstatt mir die Hand zu reichen, zogen mich beide in eine kurze Umarmung. So überrascht wie ich davon war, zog ich scharf die Luft ein. "Alles okay?", fragten sie und betrachteten mich besorgt. Ich nickte schüchtern und flüchtete ins Gewächshaus. Die anderen gingen mir hinterher, ich musste mich erst einmal daran gewöhnen ständig neue Gesichter kennenzulernen. Es machte mir Angst, denn ich wusste nicht wie ich damit umgehen sollte. Während des Unterrichts versuchte ich immer wieder etwas zu sagen, jedoch verließ kein Wort meine Lippen. Sich an alles zu gewöhnen und gleichzeitig versuchen der Schüchternheit den Rücken zu kehren, gestaltete sich als zu schwierig für diesen Moment. Schließlich begann ich mich zu fragen, ob ich es jemals schaffen würde mich selbst kennzulernen und zu entfalten. Gleichzeitig trug ich die Angst in mir das sich Lilys Freunde von mir abwenden wenn ich kein Wort rausbrachte, dies setzte mich unterbewusst zusätzlich unter Druck.

Meine Hände vergruben sich tief in der Erde und versuchte mit aller Kraft die Pflanze aus dem Topf zu holen. Sie klammerte sich regelrecht am Topf fest. Am Ende war dennoch ich stärker und konnte nicht nur die Pflanze herausziehen sondern auch meinen Frust zurücklassen. Lily stupste mich an und zog mich aus den Gedanken, sie zeigte zu Professor Sprout und erst jetzt bemerkte ich das alle Blicke auf mir ruhten. Röte schoss mir ins Gesicht "Das machen Sie sehr gut, meine Liebe", bemerkte Sprout anerkennend. Ein stolzes Lächeln schlich sich auf meine Lippen, während Lily, Marlene und Alice mich angrinsten und die Daumen in die Luft streckten.

*

"Da wir jetzt ungestört sind, sag wie war dein Tag wirklich?", fragte Lily mich auf dem Weg zur Bibliothek. Ich erzählte ihr alles. Meine Eindrücke, meine Bedenken und schlussendlich auch von den Personen die ich kennengelernt hatte. Wir unterhielten uns und Lily gab mir den Zuspruch den ich so dringend brauchte. Als wir alle Bücher die man für das vierte Schuljahr brauchte zusammen gesucht hatten, gingen wir vor zur Theke. Die Bibliothekarin schrieb sich auf welche Bücher ich ausleihen wollte und sah mich streng an. "Wir werden aufpassen, sie werden makellos zurückgebracht", sagte Lily mit genervten Unterton.

In der großen Halle, blieben wir kurz stehen, denn Lily war noch dabei ihre Erzählung zu beenden. "Scarlett, setz dich doch zu uns", riefen ein paar Hufflepuffs aus unsere Stufe. Lily lächelte "Nun geh schon und fange an Hogwarts zu genießen", sie schob mich liebevoll in die Richtung des Haustisches. Das sagte sie so einfach. Es gab noch soviele Dinge die mir Sorgen bereiteten. Heute konnte ich mich verstecken, kaum jemand hatte mich bemerkt. Allerdings wird das nicht immer so bleiben. Heute hatte ich Glück, doch wie sieht es morgen aus?

~♡~

schönen Sonntag noch ❤️

Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top