❥ 02.
~ Scarlett ~
Erschrocken starrte ich auf den Regungslosen Körper meines Vaters.
Was habe ich getan?
Habe ich ihn getötet?
Was soll ich tun?
Was bin ich?
Zu viele Fragen schwirrten in meinem Kopf herum.
Nun stand ich hier, hin und her gerissen zwischen der Überlegung abzuhauen oder hier zu bleiben und zu warten.
Ich stand eine Weile so da, ängstlich an die Wand gepresst. Meine Augen ruhten immer noch auf seinem Körper. Noch immer regte er sich nicht.
Plötzlich fiel es mir wie Schuppen von den Augen.
Das war meine Gelegenheit.
Meine womöglich einzige Chance, hier zu verschwinden.
Weg von hier und nie wieder kommen.
Ich sah mich in meinem Zimmer um, als mir auf einmal ein Besen ins Auge stach.
Der Besen meines Bruders.
Erst heute Morgen sollte ich ihn säubern.
Ich überlegte nicht lange, schnappte mir den Besen, stieß das Fenster auf und flog hinaus.
Hinaus in die Freiheit.
Weg von meiner Familie.
Weg von meinem Gefängnis.
Ich spürte Erleichterung in mir aufkommen als ich die Frühlingsluft einatmete.
Während ich floh, spielten sich die heutigen Ereignisse immer wieder in meinem Kopf ab.
Hatte mein Vater Recht? War ich tatsächlich undankbar, so wie er es gesagt hatte?
Sie ließen mich am Leben, gaben mir ein Dach über dem Kopf und ab und zu etwas zu Essen.
Mein Vater. Ich habe ihn angegriffen und ihn einfach liegen lassen, ich bin abgehauen.
Was habe ich nur getan?
Vielleicht hatte ich es tatsächlich verdient zu sterben. Er sagte es mir ständig, ich hätte das Leben nicht verdient. Hat er Recht?
Tränen stiegen mir in die Augen.
Ich bin ein Monster.
Was wenn er wirklich tot ist, was wenn ich hin getötet habe?
Ja ein Monster, das würde mich am ehesten beschreiben.
Kein Mensch kann jemanden mit seinem Schrei außer Gefecht setzten.
Keine Squib kann das oder doch?
Mein eigener Schrei besiegte ihn.
Wie war das möglich?
Ich erinnerte mich an die Macht die ich spürte, das wohltuende Gefühl, ich genoss die Überlegenheit.
Meine Tränen konnte ich nicht mehr zurück halten, sie rannen mir über die Wangen.
Ich bekam Angst.
Angst vor mir selbst.
Es wurde dunkler, ich landete in einer verlassenen Gosse.
Ich lehnte mich an eine Steinwand und ließ mich daran hinunter sinken. Sie gab mir den schützenden Halt den ich im Moment brauchte.
Die Umgebung verschwamm nur so vor meinen Augen.
Mein Körper zitterte unter Schluchzern.
Ich saß lange so da und weinte. Hatte keine Ahnung was ich hier tat und wie es weiter gehen sollte.
Es musste mitten in der Nacht sein, als ich mich beruhigt hatte und mich aufraffte.
Jegliches Zeit-Gefühl hatte ich verloren.
Mein Körper sehnte sich nach einem Bett, dennoch ich zog weiter.
Ich konnte mir keine weitere Pause gönnen.
Hier kannte ich mich nicht aus, ich könnte weit weg von zu Hause sein, genauso könnte ich noch ganz nah zu Hause sein. Je nachdem in welche Richtung ich flog, was ich bereits wieder vergessen hatte. Selbst wenn ich wollte, ich würde den Weg zurück nicht mehr finden.
Also musste ich weiter.
Nun geht es für mich immer weiter.
Es gibt kein Zurück mehr.
Hinter mir wartete nur der Tod.
Und dem versuchte ich so gut ich konnte zu entkommen.
Irgendwann würden sie mich finden, da war ich mir sicher.
Früher oder später wird es vorbei sein.
Man würde mich schnappen, mich für das büßen lassen was ich angerichtet hatte.
Deswegen kann ich hier nicht mehr so untätig herum stehen.
~♡~
Ab dem nächsten Kapitel kommt wieder mein aktueller Schreibstil (die ersten drei Kapitel sind schon ein paar Monate alt :D)
Ich hoffe es hat euch gefallen,
eure Jule
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