Der Beinahe-Kuss

Blaise saß lächelnd an einem Tisch in der Bibliothek und wartete auf Hermine.
Er wusste nicht, wie lange er schon grinsend dasaß, doch das Lächeln wollte einfach nicht aus seinem Gesicht verschwinden. Er kam sich langsam schon richtig albern vor.

Sein Blick durchsuchte die Bibliothek und er sah das Gryffindor-Mädchen am Eingang stehen.
Als sie in seine Richtung blickte, winkte er ihr freundlich zu.
Schüchtern winkte sie zurück und kam auf ihn zu.

„Wartest du schon lange?", fragte sie verlegen und ließ sich auf den gegenüberliegenden Stuhl sinken.
„Ich hab mich ein bisschen verspätet, tut mir leid", fügte sie kleinlaut hinzu.
„Macht doch nichts. Geht's dir gut? Du bist ein bisschen... bleich im Gesicht", fragte Blaise besorgt.
Hermine fasste sich sofort an die Wangen.
„Sieht es arg schlimm aus?", fragte sie verunsichert.
Ein Lächeln huschte über die Lippen des Slytherins.
„Hermine, also eins muss ich dir jetzt schonmal sagen: Du siehst immer gut aus!"
Hermine lief sofort etwas rosa an.
„Ach Blaise...", lächelte sie verlegen.

Blaise lächelte ebenfalls
- oder besser gesagt: mal wieder.

„Also erzähl mal. Hast du nen Geist gesehen, oder was hat dich so erbleichen lassen?", fragte Blaise neugierig.
Hermine rutschte näher an den Tisch heran und beugte sich zu ihm vor.
„Ich hab Draco und Pansy gesehen und naja...", flüsterte sie kaum hörbar.
Blaise zog die Augenbrauen hoch.
„Heißt das... die treiben es jetzt schon in den Gängen vom Schloss?"
Hermine runzelte die Stirn.
„Naja, also du musst wissen, dass man seit ein paar Wochen den Gemeinschaftsraum bei uns nicht mehr betreten kann, weil man  die zwei... hört.
Ich mag die beiden wirklich, aber man muss es ja nicht gleich übertreiben"
Hermine riss zuerst entsetzt die Augen auf, dann schüttelte sie verständnislos den Kopf.
„Weißt du, es ist nicht das erste Mal, dass ich die beiden sehe. Erst gestern hab ich sie im Unterricht erwischt- im Unterricht von Professor Snape!"
Nun riss Blaise entsetzt die Augen auf.
Dann stützte er seinen Kopf in seine Hände. „Darf ich Draco bitte eine reinhauen?", fragte er verzweifelt.
Hermine lachte.
„Gerne. Ich würde meine Ohrfeige an ihn  auch gern mal wieder wiederholen..."
„Deine was?!"
„Ich hab Malfoy im dritten Schuljahr eine Ohrfeige verpasst"
„Hast du nicht! Oh man, du bist genial!"

•••

Die beiden lachten und redeten noch eine ganze Weile, bis Blaise plötzlich ernst wurde. Er erstarrte, doch dann griff er nach Hermines Hand und zog sie hinter ein Bücherregal.
Hermine wollte fragen, was los sei, doch Blaise flüsterte ihr ins Ohr, dass Draco und Pansy soeben die Bibliothek betreten haben.

Hermine stockte der Atem.
Nicht, weil ihr Erzfeind den Raum betreten hatte, sondern weil Blaise immer noch ihre Hand hielt und weil sie zwischen dem Regal und dem Körper des Slytherins gefangen war.
Eine ungewohnte Hitze stieg in ihr auf und sie traute sich nicht zu atmen.

Doch Blaise hatte begonnen, zwei Bücher aus dem Regal zu räumen um Draco und Pansy beobachten zu können.

Hermine hatte plötzlich den gewaltigen Drang, den Schwarzhaarigen zu berühren oder irgendetwas in der Art zu tun. Sie spürte seinen Atem auf ihrer Haut und seine weiche Hand in ihrer.
Blaise berichtete ihr leise, was die beiden taten, doch Hermine hörte gar nicht wirklich zu.
Sie starrte wie hypnotisiert auf seine Krawatte. Sie wollte diese packen, ihn zu sich hinunterziehen und ihn hemmungslos küssen.

Und dann blickte Blaise wirklich zu ihr hinunter. Und Hermines Herz vergaß zu schlagen.

„Sie sind weg...", flüsterte Blaise leise.
Hermine sah in seine Augen und legte vorsichtig die freie Hand auf seine Schulter.
Blaise hob ebenfalls seine Hand und strich ihr sanft über die Wange.
Hermine glaubte gleich zu explodieren.

Und dann wurde der wundervolle Moment zerstört.
Vom Gong, der zum Abendessen aufrief.

Die beiden schreckten auseinander und Blaise kratzte sich verlegen am Kopf.
„Tschuldigung...", murmelte er.
Doch Hermine nahm seine Hände in ihre und lächelte ihn zaghaft an.
„Treffen wir uns morgen wieder?"
„Gerne!"

•••

Völlig perplex ging Blaise zum Essen in die Große Halle. Das ihr Treffen so ablaufen würde, hätte er wirklich nicht gedacht. Er war überrascht- aber positiv überrascht.
Und das Funkeln in Hermines Augen wollte ihm nicht mehr aus dem Kopf gehen.

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