Mein erster Pokémonkampf!
Ich bewundere weiter den Pokéball meines ersten Pokémon und kann es immer noch kaum glauben.
Ditto ist vor ein paar Minuten in seinen Ball zurückgekehrt, nachdem er sich den Bauch mit Beeren vollgeschlagen hat und zwischen Pachirisu und Zubat hin und her gewechselt ist, was ihn sichtlich angestrengt hat. Wahrscheinlich wollte er seinem neuen Trainer - das Wort auszusprechen, war für mich immer noch unglaublich - zeigen, wie stark er ist und hat sich übermannt. Über meinen neuen Partner kann ich nur schmunzeln, weil wir uns verdammt ähnlich sind.
Als ich auf meine Armbanduhr schaue, bemerke ich, dass ich bereits eine volle Stunde weg bin und ich kann es nicht verhindern, dass ich mich wundere, was ich in dieser Stunde eigentlich getan habe. Doch ich schiebe den Gedanken von mir und beschließe, nach Hause zurückzukehren, um Ditto seine neue Heimat zu zeigen. Nachdem ich den Ball zurück in meine Tasche gelegt habe, trete ich auch schon hinaus aus dem Wald und kann es nicht verhindern, dass ich gut gelaunt etwas umher hüpfe. Ich weiß, dass ich mich wie ein kleines Kind benehme, obwohl ich schon 15 bin, aber man begegnet nicht jeden Tag ein Ditto, das sich in ein Arceus verwandelt hat und dein erstes Pokémon wird.
Dabei fällt mir ein, dass ich erst gestern Nachmittag von diesem Legendären Pokémon erfahren habe. Was wäre wohl passiert, wenn ich es für ein normales Pokémon gehalten hätte? Wäre ich dann wohl wieder hier hin zurückgekehrt? Vielleicht, vielleicht aber auch nicht. Leicht lachend muss ich zugeben, dass mir eine Serie wahrscheinlich gerade mein ganzes Leben versüßt hat. So als wäre es gar kein Zufall gewesen, dass genau an diesem Tag diese Folge laufen würde. Komisch ist auch, dass das Ditto sofort mein Pokémon werden wollte, ohne Kampf oder ähnliches.
Ehe ich mich's versehe, bin ich auch schon Zuhause angekommen und gerade als ich die Tür aufschließen möchte, öffnet meine Mutter plötzlich die Tür und völlig perplex schaue ich in ihr wütendes Gesicht. Reflexartig verstecke ich den Pokéball hinter meinem Rücken, doch zu meinem Leid bemerkt meine Mutter dies. "Ins Haus. Sofort, mein junge Dame."
Immer wenn sie mich mit "junge Dame" anspricht, weiß ich, dass ich gleich Ärger bekomme, doch nichtsdestotrotz verstecke ich den Ball hinter meinem Rücken. Der Blick meiner Mutter schnellt zu meiner Hand, die hinter meinem Rücken verborgen ist, und ihr Gesicht verfinstert sich. "Was versteckst du vor mir, Emeritea?" Ihre Stimme trieft vor Enttäuschung und Wut, weshalb ich mir dringend etwas ausdenken muss, damit sie die Wut auf mich vergisst.
"Äh...das ist ein Geschenk für dich. Du hast ja bald Geburtstag und ich habe dein Geburtstagsgeschenk eingekauft, weil ich das nicht machen kann, wenn du bei mir bist, verstehst du? Ich habe auch darauf geachtet, mit niemanden zu sprechen und mein Fahrrad oder den Pokal siehst du ja auch nicht, stimmt's? Das beweist, dass ich auch nicht bei Lino war, denn du weißt, wie wichtig mir mein Fahrrad ist." Desto länger ich ihr die Lüge auftische, desto zuversichtlicher werde ich und meine Angst ist schnell verflogen.
Die Wut und die Enttäuschung weichen schnell aus dem Gesicht meiner Mutter und mit einem "Achso, sag das doch gleich, Liebes" ist die Sache anscheinend beendet. Doch plötzlich tretet ein Mann mit dunkelbraunem Haar aus unserer Küche und flüstert meiner Mutter etwas ins Ohr: "Ich weiß nicht, ob du ihr trauen kannst. Sie soll zeigen, was sie hinter ihrem Rücken verbirgt."
"Aber was wenn es wirklich mein Geburtstagsgeschenk ist? Ich möchte mir ungern die Überraschung verderben. Außerdem ist meine Emeritea ein gutes Mädchen, sie würde ihre eigene Mutter niemals anlügen", erwidert sie ungerührt und lächelt mich sogar freundlich an. "Bring das ruhig nach oben", sagt sie gut gelaunt, was mich ungemein beruhigt. Ich nicke und gehe schnell an Mama und diesem zwielichten Typen vorbei.
Gerade als ich die Tür zu meinem Zimmer öffnen möchte, ertönt wieder die Stimme meiner Mutter und versteinert bleibe ich stehen. Hat sie vielleicht doch etwas mitbekommen? Hat der Typ sie umgestimmt? "In einer Stunde gibt es Essen." Erleichtert rufe ich ein "Ja!" zurück und gehe sofort in mein Zimmer und lasse mich auf das Bett fallen.
Das war ganz schön knapp gewesen. Fast hätte Mama mein erstes Pokémon entdeckt und dann wär's das. Weil sie gut gelaunt ist, hätte sie ihn wahrscheinlich an einen der Nachbarn verschenkt oder der Polizei als vermisstes Pokémon gemeldet und niemand hätte ihn dann abgeholt. Aber zum Glück konnte ich das abwenden.
Auf einmal fällt mir der Brief von Lino wieder ein und mir kommt da eine Idee. Vielleicht kann ich Ditto fragen, ob er sich in ein Wingull verwandelt und einen Brief von mir an ihn sendet, schließlich hatte ich davor noch kein Wingull.
Oder ähnliches, denke ich und muss leise kichern. Die Idee, Lino einen Brief zu schreiben, gefällt mir wirklich gut, aber ich möchte ihm Ditto lieber Morgen zeigen, wenn ich zur Arena gehe, um meine Sachen abzuholen und um den Herausforderern Kämpfen zuzusehen.
Plötzlich kratzt etwas an der Tür und ich blicke von meinem weichen Kissen auf. Was war das? "Mama?" Ich stehe von meinem Bett auf und gehe zur Tür, von der weitere Kratzgeräusche zu hören sind. Ich schlucke kurz und drücke dann ganz langsam die Klinke meiner Tür runter, bis sie nicht mehr weiter runter geht. Diesmal etwas schneller öffne ich die Tür und ein schwarzer Schatten sprintet in mein Zimmer. Bevor ich überhaupt reagieren kann, hat sich der Schatten, der sich als ein Hundemon entpuppt, schon den Pokéball von Ditto geschnappt und flüchtet wieder aus dem Zimmer. So schnell ich kann reiße ich die Tür auf und rase dem Hundemon hinterher, bis ich ihm im Wohnzimmer den Weg abschneiden und den Pokéball aus den Pfoten nehmen kann, da es sich nicht wehrt.
Plötzlich bemerke ich eigentlich, was genau gerade passiert ist und drehe mich langsam zu meiner Mutter um, die mich geschockt ansieht. Der Mann neben ihr, der wahrscheinlich der "freundliche" Kunde aus ihrem Laden ist, grinst nur schadenfreudig.
"Was hat das alles zu bedeuten? Warum hast du einen Pokéball? Hat dieser Lino dir den etwa geschenkt?!" Mittlerweile ist ihre Wut nicht mehr zu übersehen und aufgebracht stampft sie mit dem Fuß auf dem Boden herum. Der Mann neben ihr kommt direkt auf mich zu und entreißt mir den Pokéball, wogegen ich mich so gut es geht wehre, doch plötzlich knurrt das Hundemon und kommt mir mit seinen Bissen gefährlich nah. Aber das kann nicht sein!
"Lassen Sie meinen Pokéball! Ich habe ihn von einem guten Freund bekommen!" Der Fremde blickt mich kalt an und lacht freudlos. "Du brauchst nicht so tun, als wäre das nur ein normaler Pokéball", er wendet sich zurück zu meiner Mutter, "in dem Ball befindet sich ein Pokémon!"
Der nächste Moment verläuft wie in Zeitlupe und ich bin komplett sicher, dass ich dieses Ereignis niemals wieder vergessen werde. Der Mann wirft meinen wertvollen Ball auf den Boden und mit einem kräftigen Stampfer zerschellt der Pokéball in seine Einzelteile. Da Ditto nun frei ist, ist er gezwungen aus dem Ball herauszukommen und genau diesen Moment macht sich das Hundemon des Mannes zunutze und greift Ditto mit einer Biss-Attacke an.
Der Moment kommt völlig unerwartet für mich und auch für Ditto, sodass ich spüre wie Tränen der Trauer und Wut emporsteigen. Sofort stürze ich mich auf das Hundemon und drücke es von Ditto weg, der hell aufleuchtet. Er wird größer, sehniger und kräftiger und statt dem pinken Pokémon bellt ein Hundemon mit gebleckten Zähnen seine neuen Feinde an. "Wie kannst du es wagen, einfach in dieses Haus zu kommen und meinem Pokémon das anzutun!", brülle ich den fremden Mann an, obwohl ich weiß, dass meine Wut auch nichts ändern wird. Mein Blick schnellt zu meiner Mutter, die mich immer noch völlig aus der Fassung gebracht und entsetzt ansieht und dann weiß ich, dass ich hier nicht bleiben kann.
Ich nehme Ditto auf den Arm, obwohl er wild umher zappelt, und stürme aus dem Haus. Ich habe keine Ahnung, was ich tun soll oder wohin ich gehen soll, doch ich muss auf jeden Fall eine Weile Abstand von meiner Mutter bekommen. Mitten im Laufen bemerke ich, dass mir schließlich doch die Tränen gekommen sind und Ditto als normaler Ditto in meinen Armen liegt. Auch er sieht aufgebracht und traurig aus.
Wie konnte die Situation in so kurzer Zeit so ausarten? Eben habe ich mich doch noch so sehr gefreut, dass ich ein eigenes Pokémon habe, ein echter Trainer geworden bin und im nächsten Moment laufe ich von Zuhause weg.
Als ich keine Puste mehr habe, da ich so schnell gerannt bin, merke ich, dass ich vor der Relievera Arena stehe und gehe ohne zu zögern hinein. Ich bin mir sicher, dass Lino uns aufnehmen wird, bis es Ditto und mir wieder besser geht.
Als ich in die große Arena eintrete, macht Flavius, einer von Lino's besten Schülern, große Augen und sucht sofort nach Lino. Er bleibt nicht lange weg, als der Arenaleiter auch schon angelaufen kommt und mich erstmal umarmt. "Keine Sorge, ich helfe dir, Emeritea."
Inzwischen ist eine ganze Woche vergangen und weil Lino sich rührend um mich gekümmert hat, geht es mir wieder besser. Doch da der Gestein-Trainer seine ganze Zeit nur für mich benutzt hat, konnten die beiden Trainer nicht gegen ihn antreten, weshalb der Kampf auf heute verschoben worden ist.
Den ganzen Tag über bin ich schon hibbelig und aufgeregt gewesen, weil das mein erster richtiger Trainer-Kampf sein würde, den ich hautnah miterleben würde. Auf die beiden Trainer bin ich sowieso gespannt, welche Pokémon sie haben, welche Strategien sie verwenden, wie sie mit ihren Pokémon umgehen und noch vieles mehr. Lino hat sogar gesagt, dass ich vielleicht mit den Trainern trainieren darf, nachdem Ditto einen neuen Ball und viele Beeren zum Essen bekommen hat.
"Lino, wann kommen sie denn endlich?", frage ich ihn bestimmt schon zum hundersten Mal, doch er zuckt nur erneut mit den Schultern. Ditto auf meiner Schulter streckt sich in die Höhe, um besser sehen zu können, als man Stimmen von draußen hört und ich tappe etwas weiter an den Rand der Kletterwand, um alles genauer beobachten zu können. Lino steht sowieso wie ein Fels in der Brandung am Rand und mustert die beiden Neuankömmlinge.
Es sind ein Mädchen und ein Junge und sie haben beide sehr schöne Haarfarben. Es ist eine Mischung aus dunkelblau und wasserblau, obwohl das Mädchen hellere Haare hat als der Junge. Nachdem ich meine Augen zusammen kneife, kann ich auch erkennen, dass das Mädchen grüne und der Junge blaue Augen hat. Insgesamt sehen sie für mich sehr stark aus und anscheinend müssen sie auch Geschwister sein, weil sie sich so ähneln.
"Willkommen, meine lieben Herausforderer. In meiner Arena muss man viele Hürden überwinden, geistige wie auch körperliche. Ihr habt gedacht, dass ihr einfach so gegen mich kämpfen könnt? Falsch! Ich will erst sehen, ob es euch ernst dabei ist, mich zu besiegen, weshalb eure erste Aufgabe darin besteht, diese Kletterwand zu erklimmen! Viel Glück." Er hält seine Rede, die er immer bei neuen Herausforderern stellt, was man gleich an seiner Redensart und Betonung merkt, doch die Geschwister scheinen nicht im Geringsten vor der steilen Wand zurückzuweichen und das Mädchen tippt auf einen ihrer Pokébälle, bevor die beiden flink an der Mauer hochklettern.
"Komm mit, Emeritea, sie scheinen schon darauf vorbereitet zu sein, die Wand hochzuklettern und werden gleich ankommen." Ich folge Lino zu dem Arenaleiterplatz auf dem Kampffeld und warte gespannt darauf, dass die Köpfe der beiden Herausforderer auftauchen. Lange muss ich darauf nicht warten und ohne weitere Abschweifungen stellen sich auch die beiden Geschwister auf ihre jeweiligen Plätze, bevor sie mich kurz mustern und auch auf mein Amarino achten, das den Hals langstreckt um alles mit zu kriegen. Warte, Amarino? Wann hat sich Ditto denn verwandelt? Ich kann mich nicht daran erinnern, aber vielleicht liegt das auch nur daran, dass ich zu aufgeregt bin. "Wollt ihr sofort anfangen?", fragt Lino sie grinsend und nachdem beide nicken, zückt er sein erstes Pokémon.
Anscheinend fängt der Junge an, denn auch er nimmt einen Pokéball in die Hand und tretet einen Schritt vor. Jetzt beginnt also der Kampf. "Wingull, ich wähle dich", ruft er etwas zu lässig für meinen Geschmack und nachdem das Pokémon aus dem Ball in dem Kampffeld landet, kann ich meinen Augen nicht trauen. Irre ich mich da oder hat das Wingull wirklich grüne Streifen, anstatt blaue? Das Wingull funkelt auch kurz auf und Lino stößt einen beeindruckten Pfiff aus. "Ein Shiny-Wingull. Aber das sagt nichts über die Stärke des Pokémon aus." Auch er wirft nun seinen Pokéball und es erscheint ein Amarino, das freudig seinen Hals in die Höhe streckt. "Amarino!" Also so konnte Ditto sich verwandeln, es wusste, dass Lino zuerst Amarino wählen würde.
"Amarino, wir fangen mit Aurorastrahl an!", befiehlt Lino und ein leuchtender Strahl aus vielen verschiedenen Farben schießt direkt auf Wingull zu, was es aber leicht ausweichen kann und, nach dem Befehl des Jungen, mit einer Flügelschlag-Attacke kontert. Es fliegt mit einer unglaublichen Geschwindigkeit für so einen kleinen Vogel direkt auf Amarino zu. "Amarino, duck dich!" Gerade noch im letzten Moment zieht das Amarino den Hals ein, doch da das Wingull zu viel Schwung hat, kann es nicht bremsen und fliegt direkt auf den sigessicheren Lino zu. Um den Trainer nicht zu treffen, beschreibt es eine scharfe Kurve vor Lino und in dem Moment ruft der Arenaleiter einen weiteren Befehl zu seinem Pokémon: "Amarino, Los! Aurorastrahl!" Das Pokémon reagiert fast sofort, so als hätte es den selben Gedanken gehabt, und verschießt erneut einen Nordlichterstrahl, der das Wingull direkt trifft, da es wegen dem Schwung kaum stoppen kann.
Die Attacke hat die Flügel des Möwen-Pokémon vereist, weshalb es hilflos zu Boden schwebt und verzweifelt an dem Eis pickt. "Ich muss sagen, das war ein guter Schachzug", gibt der Junge zu, doch ich kann in seinen Augen erkennen, dass er sich so leicht aber nicht geschlagen gibt. "Wingull, versuch das Eis mit Schnabel wegzuschlagen!"
Doch Lino lässt diesen Moment nicht ungenutzt und befiehlt seinem Amarino die nächste Attacke: "Jetzt setz Felsgrab ein!" Amarino hebt seinen Kopf in die Luft und plötzlich fallen eine Menge großer Steine vom Himmel. Jetzt kommt es nur darauf an, wer von den beiden schneller ist: Wingull mit seinem Schnabel oder Amarino mit Felsgrab?
Gerade als ich denke, dass Amarino diesen Kampf gewonnen hat, schießt Wingull pfeilschnell in die Höhe und weicht geschickt den fallenden Felsen aus.
"Amarino, Aurorastrahl!"
"Wingull, Aquaknarre!"
Die Trainer rufen ihren Pokémon fast zeitgleich einen Befehl zu und unisono setzen sie diesen auch ein. Wingull nutzt die Kraft des Wassers, um einen Brocken in die Richtung von Amarino zu drücken und als der Aurorastrahl von Lino's Pokémon ihn trifft, verliert er erneut das Gleichgewicht und fällt in die Tiefe hinab, direkt zwischen zwei Felsen.
Erstmal ist alles ruhig und nichts und niemand bewegt sich. Alle schauen gebannt auf das Kampffeld, um den Sieger ermitteln zu können, und ich halte voller Aufregung den Atem an.
Plötzlich wackelt ein Stein und wird von Amarino weggestoßen, die unter diesem eingequetscht war und auch verletzt scheint. Wingull aber bewegt sich nicht mehr und Flavius ruft, dass diese Runde von Amarino entschieden wurde.
"Tze, du hast nur Glück gehabt, Arenaleiter", meint der Typ und holt einen weiteren Pokéball hervor, "dann wähle ich nun dich, Kirlia." Das Mädchen schaut erstaunt zu dem Jungen, so als habe er gerade gesagt, dass er den Champ besiegt habe.
"Wingull, mein lieber Freund, du hast genug getan." Er ruft ihn zurück in den Ball und schickt stattdessen das Kirlia in den Kampf, das uns mit kaltem, rationalem Blick mustert, sich verbeugt und dann in Kampfposition geht. "Kirlia, Konfusion." Die Augen des Pokémon leuchten bläulich auf und plötzlich wird Amarino von einer unsichtbaren Macht hin und her geschleudert, bis es kampfunfähig zu Boden sinkt.
"Das war...schnell", bringe ich gerade noch so hervor und auch Lino scheint aus der Fassung gebracht worden zu sein. Ich bin zwar kein Pokémon-Experte und habe auch noch keinen Kampf bestritten, aber an der Stärke der Attacke und wie schnell Amarino K.O. gegangen ist, kann man sehen, dass dies wirklich eine kraftvolle Konfusion-Attacke ist. Nun etwas vorsichtiger holt Lino sein letztes Pokémon heraus und eröffnet damit den letzten Kampf zwischen Herausforderer und Arenaleiter, doch Balgoras scheint kein bisschen Angst vor dem Kirlia zu haben und brüllt es vergnügt an. Das Kirlia bewegt sich kein Stück, doch behält Balgoras die ganze Zeit im Auge.
"Los, Felsgrab-Attacke!", ruft Lino schließlich und nachdem Balgoras ordentlich auf den Boden rumstampft, fallen die Felsen auch schon vom Himmel. Die Augen des Kirlia leuchten erneut auf und so als würde es Federn wegpusten, stößt es die Brocken zu Balgoras, der erschrocken knurrt und so gut ausweicht wie es kann. "Zerstöre die Felsen mit Stampfer!", empfiehlt Lino seinem Pokémon, doch es ist zu stolz und weicht weiter aus, um wahrscheinlich zu zeigen, dass es keine Attacke braucht, um das zu überstehen. Es weicht den Steinen sogar sehr gut aus, bis hinter einem Stein noch ein anderer Brocken verborgen ist und es den Felsen gerade noch mit Stampfer zerstören kann.
Doch das macht Balgoras nur noch rasender und es brüllt das Kirlia aufgebracht an, welches aber keine Reaktion zeigt. Balgoras wird deswegen sogar noch wütender und jetzt scheint es sogar mit Kirlia zu streiten.
"Balgoras, spring auf das Kirlia und halte es fest, um es mit Biss anzugreifen!", ruft der Gestein-Arenaleiter nach ein paar Minuten und Lino's Pokémon zuckt förmlich zusammen, so als habe es seinen Trainer schon vergessen.
Doch nichtsdestotrotz hört es auf seinen Trainer und springt mithilfe seiner kräftigen Beine direkt auf das Kirlia zu, überspringt dabei sogar ein paar Felsen und scheint auch noch sichtlich Spaß daran zu haben. Das Kirlia macht eine tanzähnliche Bewegung, um der Attacke auszuweichen, doch das Balgoras ist schneller und nagelt es am Boden fest, wo es sofort eine Biss-Attacke einsetzt. Das Kirlia scheint das aber überhaupt nicht zu gefallen und es versucht sich frei zu kämpfen, doch gegen den Titankiefer des Balgoras kann es nichts machen.
"Wir beenden es jetzt", meint der Trainer von Kirlia, "schleudere Balgoras weg und greife dann mit Zauberblatt an."
Das Kirlia reagiert nicht sofort, doch dann schleudert es Balgoras mithilfe von Konfusion von sich und hebt dann die Pfote, aus der bunte Blätter geschossen kommen und obwohl das dinosaurierähnliche Pokémon davon getroffen wird, rappelt es sich kurzerhand wieder auf, so als wäre gar nichts gewesen. Es geht sogar gleich zum Angriff über und greift wieder mit Biss an, was das Kirlia und der Junge nicht erwartet haben und auf einmal lacht Lino. "Tut mir leid, manchmal macht es einfach das was es möchte. Aber du hast Recht, beenden wir den Kampf endlich! Balgoras, wirf das Kirlia von dir und greif dann wieder mit Felsgrab an!"
Das Pokémon tut wie befohlen und diesmal schafft es Kirlia nicht, alle Felsen wegzuschleudern und wird unter ihnen begraben, bis man nichts mehr von ihm sieht. Ist das Kirlia besiegt?
Auch der Junge schaut sich leicht hektisch um, doch plötzlich lächelt er leicht und spricht seinen nächsten Befehl aus: "Kirlia, zieh Balgoras zu dir und setz dann Säuselstimme ein!" Erstmal passiert gar nichts und das Balgoras schaut sich verwirrt um, bis es unerwarteterweise die Augen aufreißt und in den Felsenhaufen gezogen wird, unter dem Kirlia vergraben liegt. Man hört eine schöne Stimme und ein gequältes Brüllen.
Dann passiert wieder nichts, bis auf einmal das Kirlia aus dem Haufen herauskommt, bis nach oben springt und eine Tanzpose ausführt, die wahrscheinlich "Gewonnen!" bedeuten soll. Der Junge atmet erleichtert aus und lächelt leicht zu seiner Schwester, die ihn freudig umarmt.
"Balgoras, du warst wundervoll. Vielen Dank für alles, ruh dich erstmal aus, mein Freund." Mit einem Lichtblitz wird das Kronprinz-Pokémon in den Ball gesogen und auch Lino lächelt seinem Gegner zu. "Du warst wirklich gut, das muss ich dir lassen, und deine Pokémon sind außergewöhnlich gut trainiert. Du hast dir den Wallorden auf jeden Fall verdient", er blickt zu dem Mädchen, "nach der Pause bist dann du dran, Kathalea."
Er streckt sich und zeigt dann nach hinten. "Kommst du mit, Emeritea? Wir machen jetzt eine 15-minütige Pause, damit die Pokémon und die Trainer sich ausruhen können."
Ich nicke bestätigend, doch etwas stört mich an dem Kampf. "Wieso wurde Balgoras denn so schnell von nur einer Attacke besiegt?", frage ich Lino gerade heraus und streichle Ditto/Amarino am Kopf. "Balgoras scheint ja ein robustes Pokémon zu sein, weshalb ich das nicht so ganz verstehe."
"Keine Sorge, später wirst du, wenn du mehr Erfahrung hast, viel mehr verstehen. Es war wegen den Steinen um Kirlia herum. Wie du ja gesehen und gehört hast, hat Kirlia mein Balgoras mithilfe von Konfusion zu sich gezogen und dann Säuselstimme eingesetzt. Säuselstimme ist eine Sing-Attacke und wurde deshalb von den Steinen mehrfach zurück geworfen, was die Attacke nochmal verstärkt hat. In Pokémon-Kämpfen musst du oft auf die Umgebung achten und jeden Vorteil nutzen, den es dir bietet. Wenn du die Pokémon-Attacken und die Umgebung in perfekten Einklang zusammen einsetzen kannst, werden die Pokémon-Kämpfe viel leichter für dich", erklärt der Arenaleiter mir und ich muss Mal wieder darüber staunen, wie viel er von Pokémon und den dazugehörigen Kämpfen weiß. Hoffentlich werde ich auch Mal ein so guter Trainer wie er.
"Achso, jetzt verstehe ich es. Danke schön, Lino", erwidere ich und mit den Worten, dass er jetzt aber unbedingt seine Pokémon heilen muss, geht er davon. In der Pause allein zu sein finde ich aber nicht schlimm, da Ditto ja noch bei mir ist. Flavius ist sogar so nett, uns jedem eine Flasche Wasser hin zu stellen und mit einem Zug trinke ich fast die Hälfte der Flasche aus, da ich vor Aufregung völlig ausgedörrt bin.
Plötzlich kommt das Mädchen von davor, das Lino Kathalea genannt hat, direkt auf mich zu und setzt sich neben mich. Ich bin mir fast schon sicher, dass sie mich sofort mit Fragen bombardieren wird, doch sie bleibt still und schaut sich einfach nur die Umgebung an.
"Ist irgendetwas?", frage ich sie schließlich und das Mädchen blickt auf. "Nein, wieso? Ich wollte mich nur hinsetzen und habe über etwas nachgedacht. Tut mir leid, falls das komisch aussah", meint sie und lehnt sich ein wenig zurück. Ich blicke sie schief an, doch weil sie anscheinend nicht sprechen möchte, hänge ich auch meinen Gedanken hinter, wie es nun mit meiner Zukunft weiter gehen soll. Immerhin kann ich nicht ewig bei Lino bleiben und den Streit mit meiner Mutter muss ich auch noch klären.
"Ist das dein Pokémon?", fragt Kathalea mich plötzlich und zeigt dann auf mein Ditto/Amarino, das sich mittlerweile zusammen gerollt hat und leise schnarcht. "Nein, das Pokémon gehört Lino. Ich habe ein anderes Partnerpokémon", erwidere ich grinsend und der Gesichtsausdruck meiner neuen Freundin wird nachdenklich. "Bist du schon lange Trainerin?"
"Nein, noch nicht. Was mich daran erinnert, dass ich dich und deinem Bruder noch etwas fragen wollte. Nämlich ob ihr beide mit mir trainieren könnt, falls ihr noch etwas länger in Relievera City bleiben wollt. Denn im Grunde genommen habe ich noch kein bisschen Training gehabt und bin deswegen ziemlich unerfahren", verkünde ich etwas unsicher, doch die Augen von Kathalea leuchten auf und sie steht auf.
"Dann werde ich als aller Erstes gegen dich kämpfen, um zu gucken, ob du gut genug bist, um unsere Schülerin zu werden und besiege danach Lino!"
Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top