Arceus=pink und frech
Ich drifte im perfekten Moment durch die letzte Kurve und sehe aus dem Augenwinkel gerade noch, wie ein anderer Fahrradfahrer mit zu viel Schwung in die Kurve übergeht und noch im letzten Moment bremsen kann, bevor er die Klippe hinunterfällt. Währenddessen sind wir bei dem steilen, abwärtslaufenden Berg angekommen und obwohl ich viel Bremsen muss, um nicht den Berg runter zu purzeln, hole ich den Erstplatzierten langsam ein, da er siegessicher nicht mehr alles gibt.
Rasend schnell kommt die Ziellinie in Sicht und mit meinen letzten Reserven fange ich meinen Endspurt an. Desto härter und schneller ich in die Pedale trete, desto näher komme ich meinem Rivalen und...
...zweiter Platz! Vorsichtig lege ich mein Fahrrad auf den Boden ab und umarme meine Mutter, die freudig auf mich zugerannt kommt.
»Du hast es geschafft, meine Liebe! Du hast deinen persönlichen Rekord gebrochen!", feiert meine Mutter meinen Sieg und automatisch muss ich schmunzeln. Sie interessiert sich eigentlich nicht sehr für meine sportlichen Aktivitäten und die dazugehörigen Wettbewerbe, die ich oft ausfechte. Doch wenn es darum geht, den Arenaleiter zu schlagen, ist sie ein ganz anderer Mensch. "Du musst dich noch mehr anstrengen, damit du Lino beim nächsten Fahrradrennen besiegst!"
Wenn man vom Darkrai spricht. Lino, der Arenaleiter von Relievera City, kam direkt zu meiner Mutter und mir stolziert und wurde dabei von einer Horde Fans und Reportern umringt.
"Deine Mutter hat Recht, Emeritea, wenn du so weiter trainierst, kannst du mich bestimmt irgendwann schlagen. Deine Kondition ist wirklich herausragend und dein Timing, wann du wie stark treten musst, ist so gut wie perfekt. Ich bin mir ziemlich sicher, dass du Mal ein Fahrradstar wirst", lobt Lino mich und lächelt leicht, bevor meine Mutter sich ebenfalls in das Gespräch einklinkt: "Also ich wusste ja schon immer, dass meine Tochter etwas Herausragendes ist und dass Emeritea Sie um jeden Preis besiegen wird. Wirklich schön, Lino, dass Sie das jetzt auch endlich mitgekriegt haben."
Ihre Stimme ist wie immer eisig kalt, wenn sie mit dem Gestein-Arenaleiter spricht, was aber nicht nur wegen dem Fakt so ist, dass er besser ist als ich, sondern eher daran, was er außer dem Fahrradfahren noch in seiner Freizeit macht. Er ist der Arenaleiter der Stadt.
Meine Mutter hatte als kleines Kind ein traumatisches Erlebnis mit einem Pokémon gehabt, das sie angegriffen hatte, und seitdem hat sie eine Phobie gegenüber jeglicher Art von Pokémon, was sie auch an mir auslässt. Sie kann kein einziges Pokémon leiden und will auch nicht, dass ich mit diesen in Berührung komme, weshalb ich schon fünfzehn Jahre alt bin und immer noch kein einziges Pokémon als Freund oder Partner bezeichnen kann. Was ganz schön an den Nerven zehrt, wenn deine Freunde einer nach dem anderen auf Reisen gehen und dein Traum immer ein Traum bleiben wird. Aber, großer Arceus, egal wie oft ich schon mit ihr geredet habe, sie bleibt jedesmal stur und verbietet mir jegliche Interaktion mit Pokémon.
"Oh nein, Frau Charim, ich habe schon früh gemerkt, dass Ihre Tochter etwas besonderes ist, aber ich wollte sie durch zu viel Lob nicht verhätscheln und habe daher nur aus dem Hintergrund ihre Laufbahn beobachtet", antwortet Lino lässig meiner Mutter, wofür ich ihm mehr als dankbar bin. Ich bin meiner Mutter für ihre ganzen Mühen und Anstrengungen bei meiner Erziehung wirklich eine Menge schuldig, vor allem da mein Vater ständig auf Reisen ist, doch sie hat einen etwas schwierigen Charakter. In vielerlei Hinsicht bin ich nicht einer Meinung mit ihr, weshalb wir uns oft in die Haare kriegen.
Meine Mutter schnaubt nur empört, fasst mich an der Hand und mit strammen Tempo entfernt sie sich von der Menschenmenge. "Aber was ist mit der Preisverleihung und meinem Fahrrad, Mama?", frage ich sie leicht zweifelnd, doch sie achtet schon kaum mehr auf mich, sondern lästert nur über Lino. Eine weitere Sache an meiner Mutter, die ich nicht besonders an ihr mag: sie lästert oft und gerne über den Arenaleiter, was ich als wirklich schlimme Sache empfinde. Denn Lino ist ein wirklich guter Freund für mich und wir verstehen uns blendend gut. An manchen Fahrradrennen haben wir noch Zeit, um uns etwas zu entspannen oder zu essen und die meiste Zeit rede ich mit Lino über verschiedene Dinge, wie den neusten Klatsch und Tratsch oder wie wir uns beim Fahrradfahren noch verbessern können. Aber da ich selbst sehr abgeschottet zu der Pokémonwelt lebe, erzählt er mir auch öfters etwas dazu. Er beschreibt Pokémon für mich, die in der Gegend zu finden sind oder welche Attacken er am effektivsten findet und wir haben immer sehr viel Spaß dabei, da dies für mich auch der einzige Strohhalm ist, an dem ich mich noch klammern kann. Mein Traum war es schon immer ein Pokémon-Trainer oder vielleicht sogar einmal ein Arenaleiter zu werden, vielleicht aus Trotz wegen der vielen Anti-Pokémon-Regeln oder weil ich einfach jedes Detail dieser Welt kennenlernen möchte, ich weiß es nicht. In mir regt sich trotz allem immer noch der Wunsch, die Hoffnung, Pokémon zu trainieren und mich mit ihnen anzufreunden. Diesen kleinen Funken kann nicht Mal meine Mutter wegsperren.
Ich schüttle schnell den Kopf, um diese Gedanken aus meinem Kopf zu bekommen, da man eigentlich nicht so über seine eigenen Eltern redet oder denkt und konzentriere mich wieder auf den Heimweg.
Die meisten Leute, die in der Küstenstadt leben, wohnen eher am Rande der Stadt und gehen dem regen Treiben aus dem Weg, wegen der vielen Rennen hier und weil man von außerhalb der Stadt viel schneller zum Strand kommt, welcher ein beliebter Urlaubsziel von Touristen ist. Meine Mutter aber interessiert solche Freizeitaktivitäten nicht, da sie ein wahrer Workaholic ist und sich lieber in Arbeit verschanzt, als etwas mit der Familie zutun.
Als ich so über die Arbeit meiner Mutter nachdenke, fällt mir ein, dass unser Nachhauseweg daran vorbei geht. Gerade als ich nach links schaue, steht die große Boutique von Relievera City direkt vor meinen Augen und ich spüre, wie meine Mutter mich langsam dorthin zieht.
"Emeritea, geh schon Mal alleine nach Hause. Ich sehe kurz nach, ob Bellajane und die anderen auch ohne meine Hilfe klar kommen." Ohne noch ein weiteres Wort zu verlieren, steuert sie geradewegs auf die Boutique zu und da ich es bereits gewohnt bin, dass meine Mutter jede freie Minute im Laden verbringt, gehe ich einfach weiter, so als wäre ich schon die ganze Zeit alleine gewesen.
Da unser Haus nicht weit von der Boutique meiner Mutter entfernt ist, komme ich auch schon nach kurzer Zeit an, schließe die Tür auf und lasse mich auf unsere gemütliche Couch fallen. Wegen der vielen Anstrengungen beim Rennen bin ich völlig erledigt und schalte etwas lustlos den Fernseher ein, wo meine Lieblingssendung, die erst vor kurzem gestartet hat, läuft.
"Herzlich Willkommen bei 'Logan's alltägliche Frage'. Und die heutige Frage lautet: 'Welche ist meine Lieblingslegende?'. Das, meine lieben Damen und Herren, ist sogar eine wirklich leichte Frage! Ich habe mich schon immer für die Legende des Pokémon Arceus interessiert. Man munkelt, dass es das wahrscheinlich seltenste Pokémon sein soll und sogar als 'Gott der Pokémon' bekannt sein soll! Na, was für ein geheimnisvolles Pokémon, findet ihr nicht auch? Wenn ich dem Mal begegnen sollte, würde ich sofort meinen Meisterball schwingen und vor Professor Platan damit herum prahlen, haha! Schaltet auch nächstes Mal wieder ein, wenn es heißt: 'Welche Frage stelle ich mir denn heute?'"
Es war wieder eine spannende Folge, doch trotzdem habe ich keine Ahnung, was ich jetzt machen soll. Vielleicht weiterschauen? Oder etwas zu essen machen? Doch meine Gedanken werden unterbrochen, als ein Wingull an unserem Fenster erscheint und die Scheibe anpiekt. Ich muss leicht lachen und öffne das Fenster schnell, sodass das Wingull in das Haus hüpfen kann. Es hat einen Brief im Schnabel und auch ohne nach dem Absender zu schauen, weiß ich, dass es Lino ist, da nur er weiß, dass ich im Moment alleine bin. Ich habe ihm nämlich schon vor langer Zeit von unseren Verhältnissen Zuhause erzählt, weshalb er mir Post immer durch sein Wingull schickt.
Ich nehme dem Pokémon den Brief aus dem Schnabel und hole aus meinem Zimmer eine versteckte Packung von Wingull's Lieblingsbeeren, Pirsifbeeren, hervor und stelle ihm eine Schüssel davon hin. Während ich dem fressenden Möwen-Pokémon über die glatten Federn streichle, entfalte ich den Brief und fange an zu lesen:
Liebe Emeritea,
dein Fahrrad und deinen Pokal habe ich mit in die Arena genommen. Komm doch in drei Tagen vorbei, wenn du Zeit hast. Zwei Trainer wollen mich herausfordern, du kannst gerne zuschauen. Sie wollen ungefähr um drei kommen.
Der beste Arenaleiter, Lino
P.S: Warum sie so genaue Angaben gemacht haben, weiß ich nicht.
Schmunzelnd streichele ich Wingull weiter und betrachte den Brief erneut, vor allem der Absender bringt mich zum Lächeln. Schnell packe ich den Brief in mein Zimmer und gehe in das Wohnzimmer zurück, doch als ich zurückkehre ist das Wingull verschwunden und die Packung mit den Beeren fast leer. Über die Hinterlist dieses kleinen Vogels kann ich nur den Kopf schütteln und lachen, da man solche Sachen gar nicht von ihm erwartet.
Schnell packe ich auch die Beeren weg und mache den Fernsehen wieder an. Ich switche von einem Sender zum anderen, doch es läuft nichts anständiges und schließlich beschließe ich, etwas hinaus zu gehen.
Nachdem ich mich für den späten Frühling angezogen habe, trete ich hinaus aus dem Haus und genieße die frische Abendluft. Ich bin nicht sehr oft draußen, weil meine Mutter nicht möchte, dass ich mich mit Pokémon-Trainern anfreunde und gehe meistens nur für den Einkauf oder für's Fahrradfahren hinaus.
Um nicht von meiner Mutter gesehen zu werden, gehe ich geradeaus und nicht nach links, obwohl das ein viel längerer Weg zu meinem Ziel ist, doch das ist mir im Moment egal.
Als ich meinen Blick in meiner Heimatstadt umher schweifen lasse, erblicke ich vieles, was mir sonst nicht so auffällt, da ich wegen meiner Mutter oft in Eile bin. Ein kleiner Junge mit einem Fahrrad und einem Plaudagei auf der Schulter fährt an mir vorbei und plötzlich sehne ich mich noch mehr als sonst danach, ein eigenes Pokémon zu besitzen. Ich würde jeden Tag mit ihm Fahrrad fahren, ihm immer Beeren spenden und zusammen würden wir so stark werden, dass wir den Champ von Kalos besiegen können.
Plötzlich knalle ich gegen einen Baum und lande unsanft auf dem Boden. Perplex blicke ich auf den Baum hinauf und muss leicht lachen. Ich habe so sehr getagträumt, dass ich nicht gemerkt habe, dass ich schon an meinem Zielort angekommen bin. Als ich nach rechts schaue, steht da ein Wegweiser mit der Aufschrift "Route 10- Menhir-Weg". Ich rapple mich kurzerhand wieder auf und gehe den Weg weiter entlang, bis nur ein schmaler Weg in ein Waldgebiet voller Steine führt, welches mit kleineren Steinen umringt ist. Die Steine stehen für die Pokémon, die vor langer Zeit in einem Krieg gestorben waren und um sie zu ehren, dass sie ihr Leben gelassen hatten, hatte man diese Steine aufgestellt.
So wie immer, wenn ich diesen Wald betrete, wo früher nur Gräser und ein paar Büsche standen, spüre ich förmlich die Anwesenheit der toten Pokémon und obwohl ich eigentlich gar kein Angsthaspiror bin, läuft es mir kalt den Rücken hinunter, was aber auch nur daran liegen kann, dass es Abend ist und die Blätter die Sonne verdecken. Vielleicht aber auch an allem Drei.
Der Weg ist steinig mit hohen Gräsern und die Bäume sind zu dicht, um mehr als drei Meter weit zu sehen, doch trotz allem gefällt mir die Atmosphäre hier. Ich höre Getrippel auf den Ästen, raschelnde Blätter und nirgendwo eine Mutter, die dir sagt, was du zutun und zu lassen hast. Da die meisten Bäume auch nicht so alt sind, sind noch keine störenden Wurzeln im Weg und die Luft ist viel angenehmer als mitten in der Stadt.
Ich setze mich auf einen der Steine und genieße den Moment einfach nur. Eine Weile lang mache ich gar nichts und bin einfach nur die Ruhe selbst, als mir plötzlich auffällt, dass die Waldgeräusche verstummt sind. Alarmiert schaue ich mich um, ob irgendetwas nicht stimmt, doch ich kann nichts entdecken und schiebe es einfach darauf, dass ich sie gestört habe.
Als ich mich das nächste Mal umsehe, ist es bereits dunkel und wahrscheinlich bin ich wohl eingeschlafen, da der Mond hoch am Himmel steht.
Hektisch stehe ich auf, da meine Mutter bestimmt schon längst da ist, und will zurück nach Hause laufen, doch etwas hält mich auf. Obwohl es Nacht ist, kann ich von weiter hinten, Richtung Herz des Waldes, ein goldenes Licht erkennen, welches mich misstrauisch stimmt. Was kann dieses Licht auslösen? Vielleicht ein Pokémon-Trainer mit einer Taschenlampe?
Auf einmal kommt mir auch in den Sinn, dass mich gar kein Pokémon angegriffen hat, obwohl ich mehrere Stunden im Wald gewesen bin. Vielleicht hat das Licht ja irgendetwas damit zutun. Vorsichtig nähere ich mich dem goldenen Licht, um dem auf die Schliche zu kommen, und als ich aus einem Busch herauslinse, fällt mir die Kinnlade hinunter.
Das...das kann doch nicht wahr sein. Das goldene Licht..strahlt ein bestimmtes Pokémon aus. Ein wahrhaftiges Arceus steht mitten auf einer kleinen Lichtung!
Es hält seinen anmutigen Kopf gesenkt, doch wie aus dem Nichts hebt es seinen Kopf und blickt direkt in meine Lichtung. Ich zucke leicht zusammen, doch bewege mich nicht vom Fleck, um es nicht zu verschrecken. Hat der Typ von "Logan's alltägliche Frage" nicht gesagt, dass es das wahrscheinlich seltenste Pokémon sei? Wie kann ich es dann einfach so in einem kleinen Wald finden?
Doch auf einmal schaut das Arceus in den Himmel und mit einem mächtigen Sprung in die entgegengesetzte Richtung von mir aus verschwindet es. Mein Körper will dem Legendären Pokémon instinktiv hinterher, doch ich weiß, dass ich es lieber alleine lassen soll und warte erst darauf, dass alle Geräusche verstummt sind, bevor ich mich wieder bewege.
Ein letztes Mal schaue ich mich noch auf der Lichtung um, doch jede Spur des prachtvollen Pokémon ist verschwunden und da ich dringend nach Hause muss, gehe ich mehr als widerwillig den Weg zurück. Weil meine Mutter sowieso Zuhause ist, nehme ich den kurzen Weg, aber auch weil ich in meinem Bett, wenn mich nichts mehr stört, das Gesehene richtig verarbeiten kann.
Als ich dann Zuhause ankomme, hängt ein Zettel mit den Sätzen "Übernachte im Laden. Zu viel zutun. Gute Nacht" an der Tür und ich kann mir ein tiefes, erleichtertes Seufzen nicht verkneifen. Zum Glück muss sie heute länger arbeiten, sonst hätte ich jetzt wirklich Ärger bekommen.
Ich öffne die Tür und mache mich so schnell ich kann für das Bett fertig. Als ich schließlich in meinem weichen Bett liege, fallen mir tausende von Gedanken ein, wie zum Beispiel, warum das Arceus dort war, wem ich davon erzählen soll und was das Gesehene für mein restliches Leben bedeutet. Lange hänge ich meinen Gedanken noch hinterher, bis ich nach einer gefühlten Ewigkeit in einen tiefen, traumlosen Schlaf falle.
Da ich gestern mitten in der Nacht schlafen gegangen bin, wache ich heute mehr als spät auf. Ich habe gehofft, dass meine Mutter vielleicht immer noch viel Arbeit hat, damit ich erneut in den Wald gehen kann, um nach Arceus zu suchen, doch meine Mutter hat andere Pläne. Sie liebt es mit mir in ihre Boutique zu gehen und alle Kleider anzuprobieren, die sie neu produziert hat und das kann sich über Stunden hinweg ziehen.
Meine Mutter achtet immer sehr auf ihr Aussehen und auf ihre Höflichkeit, weshalb sie mir das auch aufdrängen möchte. Ständig kauft sie mir neue Kleidung und meint, dass sie "bei diesem Kleid nur an mich gedacht habe". Da ich ihre Tochter bin und sie jeden Tag für mich sorgt, passe ich jedes Kleidungsstück an, das sie mir vorschlägt, egal wie kurz, kratzig oder komisch geschnitten es ist.
Nachdem wir gefrühstückt haben und uns fertig vorbereitet haben, gehen wir direkt zur Boutique von nebenan und passen verschiedene Kleidung, hauptsächlich nur Kleider, an. Nach zwei Stunden habe ich immer noch nichts gefunden, das mir gefällt, doch plötzlich fällt mein Blick auf ein grünes Oberteil. Es sieht wirklich schön aus und es passt auch sehr gut zu meinen grünen Augen. Schließlich erzähle ich meiner Mutter davon und es wird sofort mitgenommen.
Da meine Mutter eine große, neue Collection hat, sind wir erst im späten Nachmittag fertig und erschöpft gehen wir zurück; auf jeden Fall bin ich mehr als müde, meine Mutter scheint eher gut gelaunt zu sein.
"Ich habe heute ein Date mit einem freundlichen Kunden von uns", antwortet sie mir auf die Frage hin, warum sie denn so fröhlich sei, und lächelt fast schon verträumt.
Meine Mutter macht sich schnell fertig und geht mit beschwingtem Gang aus dem Haus. Ich beobachte sie aus dem Fenster heraus, bis ich sie nicht mehr sehen kann und stürme dann auch aus dem Haus. Ich weiß zwar nicht wo sie ihr Date hat, aber wahrscheinlich in dem neu errichteten Restaurant, was bedeutet, dass ich den schnelleren Weg gehen kann.
Beim Wald angekommen, muss ich mich erstmal sammeln. Das Arceus ist sehr wahrscheinlich schlau genug, um nicht zweimal in nur zwei Tagen am selben Ort zu erscheinen, aber ein Versuch ist es wert. Da es viel heller ist als gestern Abend, kann ich auch viel mehr erkennen. Zum Beispiel dass ein Pachirisu mich von rechts beobachtet oder dass ein Zubat von einem Baum abhängt.
Suchend schaue ich mich um, aber gehe diesmal einen anderen Weg als gestern, einen Weg, der sofort ins Innere führt. Leider kann ich nichts goldenes erkennen, doch mir fallen leicht ein paar Blätter auf, die leicht schimmern. Kann es sein...?
Vorsichtig schleiche ich mich an und als ich an einem Baum vorbei spähe, kann ich einen weiß-goldenen Körper erkennen. Er ist zwar weit weg, doch ich bin mir ganz sicher, dass es das Arceus von gestern ist.
Ungewollt halte ich die Luft an, als ich mich dem Legendären Pokémon nähere und wie auch gestern hebt es fast sofort den Kopf, als es mich spürt oder hört. Es sieht wirklich prachtvoll aus und ich frage mich, was es wohl hier in diesem kleinen Wäldchen macht.
Doch irgendetwas stimmt nicht. Das Arceus fängt plötzlich an zu leuchten und es sieht wie versteinert in meine Richtung. Auf einmal fängt es auch an, zu schrumpfen. Es wird immer kleiner und kleiner, wird unförmig und ändert seine Farbe. Und plötzlich...
"Ditto!"
Wie vom Blitz getroffen laufe ich plötzlich los und bin völlig verstört, bis ich mitten in der Bewegung anhalte und realisiere, dass es doch eigentlich ein normales Pokémon, ein normales Ditto ist. Das einzige was ich noch tun kann, ist über mich selbst zu lachen. Habe ich nicht erst gestern selbst gesagt, dass ich kein Angsthaspiror bin? Und wieso habe ich mich überhaupt so sehr erschrocken? Okay, ich habe wirklich nicht erwartet, dass sich das Legendäre Pokémon Arceus als ein Ditto entpuppt und bin deswegen wahrscheinlich weggelaufen. Hoffentlich.
Ich sammle mich erneut, atme ein paar Mal tief ein und aus und gehe den Weg dann wieder zurück zu dem Ditto, das momentan an einer Amrenabeere knabbert. Ich nähere mich ihm langsam und pflücke zwischendurch ein paar Beeren, die ich ihm möglichst vertrauenswürdig hinhalte. Es schnuppert erstmal daran und frisst mit einem Mal alle drei Beeren auf. Okay...
Das Pokémon scheint jetzt mehr gefallen an mir gefunden zu haben, denn es streckt sich zu mir nach oben. Doch als ich es hochnehmen möchte, schlägt es meine Hand weg und streckt sich noch länger, bis es meine Tasche berührt. Wie weiß es das...?
Doch ich tue dem Kleinen den Gefallen und hole einen Pokéball aus meiner Tasche. Lino hat ihn mir vor langer Zeit geschenkt und gesagt, dass ich damit mein erstes Pokémon fangen soll, was jetzt wohl gerade der Fall ist. Nachdem Ditto sich ein wenig von mir entfernt hat, werfe ich den Ball auf das pinke Pokémon. Es trifft Ditto am Kopf und als ein blauer Lichtblitz wird es in den Ball gesogen. Ich weiß nicht genau, wann ich das Pokémon jetzt genau gefangen habe, also warte ich bis sich der Ball nicht mehr bewegt.
Es wackelt unablässig weiter, bis es plötzlich stoppt und ich kaum fassen kann, was gerade passiert ist. Ich habe ein Arceus gesehen, das eigentlich ein Ditto war und nun habe ich es sogar gefangen! Überglücklich nehme ich mein eigenes Pokémon in die Hand. Ich bin jetzt ein echter Pokémon-Trainer!
"Ditto, du bist dran!", rufe ich in den Wald hinaus und werfe den Ball. Doch plötzlich erscheint kein Ditto mehr, sondern ein Pachirisu, das mich mit seinen runden Kulleraugen vertrauensselig anschaut. Ich muss lachen und streichle dem Pachirisu das Schweiffell. "Du bist wohl ein ganz verspielter, hm? Keine Sorge, das bin ich auch und ich kann dir versprechen, das wir in Zukunft ganz viel Spaßiges zusammen erleben werden!" Ich streichele es weiter, was es sichtlich genießt, doch meine Gedanken verdunkeln sich.
Wenn meine Mutter bloß mit dem Pokémon einverstanden wäre...
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