☁ | ⊱『ONE』⊰ | ☁
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{ 1/5 }
- Montag -
{ ☁ } 11. Oktober { ☁ }
┋17┋25┋Uhr
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[ Point of view: Kenma ]
Ich war unfassbar müde.
Nicht, weil es abends, nachts oder morgens war, oder weil ich besonders viel Sport gemacht hatte. Ich war einfach zu jeder Tageszeit körperlich erschöpft, die kleinste Bewegung kostete mich schon achtzig Prozent meiner Energie. Manchmal fühlte es sich an, als entsprach die Metapher eines schweren Herzens der Wahrheit. Ich spürte mein Herz. Ich wusste, wo es war, aber nicht, weil ich im Biologieunterricht aufgepasst hatte, sondern weil ich es spürte. Wie es klopfte, manchmal raste es, mal schlug es gefühlt zu langsam, jeden Herzschlag spürte ich. Und an manchen Tagen, wie es wie ein Loch in meiner Brust lag. Es fühlte sich wortwörtlich wie ein Klotz im tiefen Inneren an. Aber ich war nicht nur körperlich am Ende. So langsam wurde auch alles für meinen Kopf zu viel. Zu viele Gedanken, die ich mal für Stunden abschalten konnte, sodass ich wie eine versteinerte Leiche einfach an die Decke starrte und an nichts dachte, ich eine leere, bedeutungslose, fleischliche Hülle war, oder Gedanken, die ich in Massen hatte, sodass ich gar nicht wusste, wo ich anfangen sollte zu denken und darunter zusammenbrach.
An manchen Tagen wurde mir einfach alles zu viel, Dinge, die für Andere noch zu wenig waren, waren für mich so anstrengend, dass ich wortwörtlich einfach nur noch zusammenbrach. Heute war wieder einer dieser Tage. Einer der Tage, an denen nichts Sinn ergab, wie man es auch drehte, einer dieser Tage, an denen ich nur spürte, dass ich wirklich noch lebte, weil ich dieses klaffende Loch in meiner Brust spürte. Mein restlicher Körper war so müde und schlaff, dass ich ihn sogar als taub, vielleicht sogar fast als tot bezeichnet hätte.
Ich saß, beziehungsweise lag eher, in meinem Bett und vergrub meinen Kopf tief in ein herumliegendes Kissen, zog mir die Bettdecke fast bis zum Kopf. Seitdem ich mich an diesem Tiefpunkt befand, war mir komischerweise immer kalt, sodass meine pure Existenz für mich allein nur noch die pure Last war. Hätte man mir zwei Minuten gegeben, wäre ich ohne Probleme einfach so eingeschlafen. Oder zumindest hätte ich mich zwei Stunden lang, wie in einer schrecklichen Starre, nicht bewegen können.
Wieder begann die Phase, in der die Gedanken in meinem Kopf Krieg führten und ich keinen der Krieger, in dem Fall meiner Gedanken, noch wirklich wahr nahm. Sie waren zwar da, aber ich konnte keinen dieser Gedanken auswählen und analysieren, ihn zu Ende denken. Ich war einfach zu geschafft. Irgendwann wurde diese Schlacht zu einem einzigen Blutbad und es gab nur noch einen Krieger, der stand. Einen letzten Gedanken, für den noch Platz in meinem Kopf war.
Wo lag eigentlich der Sinn in meinem Leben? Es war das erste Mal, dass ich das hinterfragte. Es gab nichts, für dass es sich zu leben lohnte. Ich war kein besonderer Mensch, im Gegensatz zu einigen Anderen, die ich kannte. Zu introvertiert und zu stumpf, um Freunde zu finden. Mein Vater war fremd gegangen und hatte uns vor ein paar Tagen verlassen, meine Mutter nahm das gar nicht gut auf und versteckte sich hinter einer Fassade aus Alkohol. Sonst gab es nur noch Kuroo. Aber ihn hatte ich schon, seit ich in meinen dritten Jahr war, nicht mehr gesehen, sprich, sechs Monate Funkstille. Es gab also auch niemanden, für den ich lebte. Ich hatte auch kein besonderes Talent, für das mich irgendjemand bewunderte und hübsch war ich auch nicht. Also konnte mich nicht einmal im Geheimen jemand mögen. Aber stimmt, sollte es die geben, dann hätten sie mir geholfen, wenn ich in der Schule wieder deskriminiert wurde, wenn sie mich wieder auslachten oder mich in Situationen brachten, in denen man mir deutlich ansehen konnte, dass ich keinen Ausweg sah und aufgeschmissen war. Apropos, meine schulischen Leistungen gingen auch den Bach runter. Wozu sollte ich mir auch dort noch Mühe geben? Noch ein Grund für meine Mutter, den Sinn zu hinterfragen, warum ich noch immer mein Vollstipendium besaß. Ein neuer Grund für sie, mich schlecht zu reden, wenn sie denn mal bei klarem Verstand war. Also lag der Sinn... Nirgends. Es gab keinen. Je mehr ich danach suchte, desto mehr Argumente fielen mir ein, weshalb ich nicht leben sollte. Gedankenverloren starrte ich in eine Ecke meines Zimmers, in der eine kleine Kommode stand. Ein Blick auf die Schublade erinnerte mich daran, dass wir im Bad Medikamente in einem Hängeschränkchen hatten, das eine Kindersicherung besaß. Ich durfte bis heute nie an diesen Schrank gehen. Es waren sehr starke Medikamente, die bei leichter Überdosis sofort tödlich endeten. Sie wurden extra weit von den anderen Medikamenten ferngehalten, damit man sie nicht verwechseln konnte. Ich wusste nicht, weshalb wir diese Medikamente hatten. Sie waren schon ziemlich alt, niemand benutzte sie und niemand wusste, was genau das eigentlich war. Sie waren schon in diesem Schrank, seit wir hergezogen waren. Aber weggeschmissen hatten wir sie auch nicht, warum auch immer. Eigentlich müssten sie schon längst abgelaufen sein.
Das einzige, das mich noch davon abhielt aufzustehen, war diese Starre, in welcher ich mich noch immer befand. Es dauerte ein wenig, bis ich mich aufraffen konnte. Als ich dann schließlich stand, hätte ich mich einfach wieder hingelegt, wäre da nicht der Gedanke daran, dass ich mich dazu bringen konnte, für immer zu schlafen. Dann hätte ich all diese Probleme nicht mehr. Ich interessierte sowieso niemanden. Ich interessierte niemanden, außer ich wäre hübsch, reich, berühmt... Oder tot. Also nahm ich die wenigen Schritte, die ich bis zum Badezimmer brauchte, knackte die Kindersicherung ohne Probleme auf und leerte jedes einzelne der Medikamente, um wirklich sicher zu gehen.
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- Montag -
{ ☁ } 11. Oktober { ☁ }
┋18┋.┋48┋ Uhr
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[ Point of view: Hinata ]
«Ich bin schneller als du, Kageyama!», rief ich und sprintete aus der Halle, während ich mir meine Tasche überwarf und zum Fahrradständer rannte. Er war nicht einmal in der Nähe, also grinste ich in mich hinein. Dieses Rennen würde ich ohne Probleme gewinnen können. Siegessicher warf ich die Sporttasche in meinen Fahrradkorb und bückte mich gerade, um das Schloss aufzuschließen, damit ich samt Fahrrad vor Kageyama an der Laterne ankam, an der wir unser Rennen normalerweise beendeten, als plötzlich mein Handy klingelte.
Hin und hergezogen blicke ich zwischen Fahrradschloss, Sporttasche und Turnhallentür hin und her. Kageyama war noch immer nicht da, also entschloss ich mich, den Reißverschluss aufzumachen und den Anruf entgegen zu nehmen. Ich starrte auf das Display und erkannte, dass Kenma anrief. Ich freute mich sofort über den Anruf. Mit Kenma hatte ich schon ewig nicht mehr gesprochen. Ich hatte schon irgendwie ein schlechtes Gewissen deswegen. Ich hätte mich auch mal melden sollen. Ich wunderte mich dennoch, wieso er zu dieser Zeit anrief. Müsste er nicht selbst Training haben?
Dann ging ich ran, immernoch auf den Ausgang der Turnhalle achtend.
«Hallo Kenma! Was gibt's?», fragte ich fröhlich, während ich mir das Handy zwischen Ohr und Schulter klemmte, sodass ich das Fahrradschloss nebenbei aufschließen konnte.
«Hinata?»
Ich erkannte sofort, dass ich nicht mit Kenma sprach. Erstens, weil das nicht seine Stimme war, die im Übrigen unglaublich traurig und ernst klang, und weil er mich nicht beim Vornamen angesprochen hatte.
«Ja? Mit wem spreche ich, wenn ich fragen darf?»
Ich hatte das Schloss jetzt endlich aufgeschlossen und nahm es in die Hand, um es in den Fahrradkorb zu legen.
«Kuroo. Von der Nekoma, du solltest mich noch kennen, auch wenn es etwas her ist. Hast du einen Moment Zeit?»
«Klar, Kuroo! Stimmt ja. Ja, habe ich. Worum geht es denn? Du klingst so ernst. Und wehalb rufst du von Kenmas Handy an?»
«Hinata, Kenma ist... Ich...»
Er schluchzte laut. Ich bekam eine Gänsehaut und vor Angst, was er jetzt zu sagen hatte, begannen meine Finger augenblicklich zu zittern.
Ich erwartete das Schlimmste.
«Er ist nicht mehr unter uns. Er hat sich das Leben genommen, Hinata.»
Augenblicklich stiegen mir Tränen in die Augen. Ich hörte von der Anderen Leitung nur noch schlimme, herzzerreißende Schluchzer, sodass ich gleich mit einfiel.
Ich wollte es einfach nicht glauben. Es war so plötzlich, von einer Sekunde auf die andere wurde alles auseinander gerissen. Kenma und ich hatten uns immer gut verstanden. Und irgendwie hatte ich immer schon ein Auge auf ihn geworfen, weil er so anders als die anderen war. Jetzt habe ich ihm das nie sagen können, er war für immer fort, vermutlich hatte er ganz vergessen, dass ich da war, weil ich mich nicht gemeldet hatte. Hätte ich das, hätte er mir dann vertraut? Hätte er sich mir anvertraut und mir von seinen Problemen erzählt? Wäre ich für ihn da gewesen und hätte ich ihn retten können?
«Es ist meine Schuld, ich habe seit sechs Monaten kein Auge mehr auf ihn geworfen. Es war einfach zu viel mit der Uni, und ich dachte, er hätte ja noch dich und die anderen im Team...», murmelte Kuroo verzweifelt, was mich noch mehr zum weinen brachte, denn ich war selbst nicht besser und hatte ihn vernachlässigt, als er am meisten jemanden gebraucht hätte.
Kenma war nun für immer fort, das konnte kein Witz sein, ich wollte es aber natürlich trotzdem nicht wahr haben. Warum er?
Mir hallten Kuroos Worte immer wieder im Kopf, lauter und lauter, immer schlimmer begann mein Körper zu zittern und sich Wut gemischt mit Trauer anzustauen, bis ich mit einem Schrei mein Handy und das Fahrradschloss fallen ließ und mich auf den Boden sacken ließ.
"Ich will zurück! Ich will ihn zurück!", schluchzte ich aus Leibeskräften, als würde es etwas bringen.
«Hinata?», rief eine mir bekannte Stimme. Eigentlich war mir gerade alles egal. Ich sah trotzdem auf und sah, wie Tanaka, Nishinoya und Yamaguchi auf mich zugerannt kamen, ganz vorne Kageyama, der ebenfalls, für seine Verhältnisse, sichtlich besorgt aussah. Aber niemand der Personen hatte mich je erreicht.
Denn als ich weiter diese vier Personen anstarrte, klickte plötzlich etwas. Mein Magen wurde auf einmal weich, als würde ich Achterbahn fahren und ich bemerkte, dass die Personen jetzt rückwärts liefen, ihre Gewichtszüge wieder weicher wurden und sie schließlich wieder hinter der Ecke verschwanden, wo sie herkamen. Dann geschah alles noch schneller, mein Handy setzte sich wieder in alle Teile zusammen und schwebte neben mir und an mir vorbei, bis es wieder in der Tasche lag, das Schloss wieder an meinem Reifen hing und meine Tasche förmlich dort entlang zurück schwebte, wo ich auch hergekommen war. Als dann dieses komische, erdrückende Gefühl in meinem Magen aufhörte, starrte ich ungläubig auf meine Armbanduhr, wodurch sich mein Verdacht bestätigte. Es war 17.25 Uhr. Über eine Stunde früher.
Ich stand draußen, meine Sachen waren in der Halle und ich hörte die quitschenden Schuhe wieder auf dem Boden der Turnhalle, die ruckartig stoppten. Natürlich, ich stand ja auch nicht mehr mit ihnen auf den Feld und war wie vom Erdboden verschluckt, sie mussten sich jetzt ziemlich wundern.
Ich war in der Zeit zurückgereist. Anders konnte ich mir das nicht erklären.
Als ich das realisierte, brauchte ich erst einmal eine Minute. Ich musste mich sammeln. Es war nun über eine Stunde her, dass ich den Anruf bekommen hatte. Hieß das... Dass Kenma vielleicht noch lebte? Konnte ich ihn davon abhalten, sich umzubringen? Ich wischte mir einige neu angesammelten Tränen in meinem Gesicht weg und rannte dann entschlossen in Richtung Halle. Es war das erste Mal, dass mein Handy wirklich so wichtig war, dass es um Leben und Tod ging. Ich stieß die Tür auf und ruckartig drehte sich das ganze Team um, welches noch immer auf dem Feld stand und trainierte. Alle sahen sichtlich verwirrt aus. Natürlich, zu der Zeit stand ich noch neben ihnen auf dem Feld und dann verschwand ich einfach und erschien einige Sekunden später an einer ganz anderen Stelle wieder.
«Wie zum Teufel hast du das gemacht?», riefen Nishinoya und Tanaka gleichzeitig, die eher fasziniert waren, als dass sie sich wunderten.
Als sie dann sahen, wie fertig ich aussah, veränderten sich ihre aufgeregten Gesichter natürlich auch dementsprechend.
«Ich muss weg. Es ist wichtig.», sagte ich bloß und ignorierte die Fragen, die auf mich prasselten, die Gesichter, die mich ansahen, als wäre ich sonst etwas. Was ich natürlich verstehen konnte.
Dann schnappte ich mir meine Tasche, die am Rand bei den Bänken stand und hinterließ lediglich fragende Gesichter, die vermutlich gerade absolut nichts mehr verstanden.
Ich rannte aus der Halle, zog mein Handy aus der Tasche und entsperrte es. Dann wählte ich Kenmas Kontakt aus und beschloss, ihn anzurufen. Nicht nur, weil es persönlicher war, sondern auch, weil ich nicht wusste, wie lange ich für eine Nachricht brauchen würde. Und das Risiko, dass Kenma sich nochmal das Leben nehmen würde, wollte ich nicht eingehen, gerade wenn ich schon die Chance bekam, ihn zu retten. Ich war ein wenig nervös, ich hatte keinen Plan, was ich sagen wollte, gerade in einem Moment, in dem jedes Wort über ein Leben entscheiden würde. Aber so tat es auch jede Sekunde, und selbst wenn ich fünf Minuten bloß schwieg, würde ich ihn fünf Minuten länger am Leben erhalten.
Es dauerte eine halbe Ewigkeit, bis Kenma an sein Handy ging. Aber er ging wenigstens ran, es war nicht Kuroo mit dem ich sprach, und das löste einen Stein von meinem Herzen.
«Shoyo?», fragte eine schwache, unwahrscheinlich müde klingende Stimme.
Beim Gedanken daran, dass ich gerade wirklich Kenmas Stimme hörte, stiegen mir wieder Tränen in die Augen. Gerade eben war ich noch davon überzeugt, ihn für immer verloren zu haben.
«Kenma? Oh mein Gott.»
Ich hätte nicht gedacht, dass ich das so lange hätte sacken lassen müssen.
Er lebte noch. Und ich konnte dafür sorgen, dass er das auch in eineinhalb Stunden noch tat. Ich musste nur die richtigen Worte finden.
«Shoyo, was ist denn? Hast du nicht Training?»
«Eigentlich schon, aber das ist mir jetzt völlig egal. Du hörst mir jetzt ganz genau zu. Du musst. Bitte.»
«Ist ja gut, ich höre ja zu... Was ist denn los? Du wirkst... So ernst.»
Ja, weil ich dachte, ich hätte dich verloren, schoss es durch meinen Kopf.
«Kenma, egal, was heute oder in den letzten Wochen, Monaten, oder was auch immer, passiert ist, ich möchte, dass du weißt, dass dein Leben einen Sinn hat. Es ist nicht wertlos und es gibt keinen Grund, es wegzuwerfen. Genauso wie du selbst nicht wertlos bist und es ebenso keinen Grund gibt, dich aufzugeben. Du bist so vielen Menschen unsagbar wichtig und es gibt einen Grund, warum du überhaupt erst auf die Welt gekommen bist. Nichts wird gebaut, um kaputt zu gehen, genauso wenig wie du nicht geboren wurdest, um zu sterben. Du bist kein Lehm, du sollst dich von nichts und niemanden verformen lassen. Wenn jemand auf dir herum tritt, dann soll dieser Fußabdruck nicht für immer in dich gemeißelt sein. Du sollst stark sein, will ich dir damit sagen. Kuroo und ich... Wir sorgen uns beide um dich. Auch, wenn wir uns in den letzten Monaten nicht gemeldet haben. Und wenn du nicht mehr da wärst, dann... Kenma, ich will, dass du weißt, dass du mir wichtig bist. Du bist ein unglaublich intelligenter Mensch und vorallem habe ich dich schon immer für deine Denkweise bewundert. Wir kannten uns gerade einmal seit einer Minute, und du warst der Erste, der nicht über mich geurteilt hat, weil ich so klein und trotzdem ein Mittelblocker bin. Von der ersten Minute an hast du mich als einen vollwertigen Menschen angesehen, obwohl du mich nicht kanntest und ich jünger bin als du. Und das ist eine Eigenschaft, die nur die wenigsten auf der Welt haben. Das ist es, was dich zu einem besonderen Menschen macht. Für mich sogar einzigartig, weil ich niemanden wie dich kenne. Außerdem bist du hüb-»
Ein Lachen ertönte von der anderen Seite.
Ich nahm die Pause, um mir die Tränen wieder wegzuwischen, so sehr hatte ich mich während meiner Rede in die Situation reingesteigert.
«Shoyo, du.. Ich weiß nicht, wie du das gemacht hast, aber... Danke. Ich weiß nicht, woher das plötzlich kam, aber es kam genau zur richtigen Zeit.»
Erleichtert setzte ich mich auf den Boden. Ich hatte es tatsächlich geschafft. Ich hatte Kenma vielleicht sein Leben gerettet. Und ihm tatsächlich ein Lächeln entlockt. Ich konnte mich nicht erinnern, ihn jemals richtig lachen sehen zu haben, aber ich wollte es selbst sehen. Und weil ich ihm gerade sein Leben gerettet habe, würde ich das vielleicht auch bald.
«Gut. Bitte vergiss das nicht. Das war ernst gemeint.»
«Ist okay. Ich merke es mir. Danke nochmal, Shoyo. Ich hab' das echt gebraucht.»
«Für dich immer. Hast du vielleicht Lust, heute Abend zu telefonieren? Wir haben lange nicht geredet.»
Das war nur einer meiner Gründe. Ich wollte natürlich auch sichergehen, dass er sich wirklich nichts antun würde.
«Klar. Bis heute Abend, Shoyo.»
Ich hätte wieder schreiend mein Handy auf den Boden werfen können, diesmal aber vor Freude. Glücklich rannte ich zurück in die Halle und machte wieder beim Training mit. Zwar verstand mich heute niemand mehr und ich war ein einzelnes Rätsel, aber den Grund dafür würde mir sowieso niemand glauben, also behielt ich es für mich.
Der Rest des Trainings lief verhältnismäßig normal ab. Außer, dass ich besser spielte als sonst, weil ich wusste, welche Züge das Gegenteam unternehmen würde, weil ich das alles ja schon einmal erlebt hatte. Es starrten mich alle komisch an, aber es war mir egal. Nach dem Training rannte ich wieder als Erster aus der Halle und zu meinem Fahrrad. Wie davor auch brauchte Kageyama länger als ich, sodass ich wieder allein am Fahrrad stand. Dann starrte ich auf mein Handy und als um 18.50 Uhr kein Anruf von Kuroo kam, war es nun fast sicher, dass Kenma noch lebte. Aber hundertprozentig sicher war ich mir erst, als ich am Abend noch mit Kenma telefonierte.
Es ging ihm gut, er hatte bessere Laune, als ich je bei ihm erlebt hatte.
Er vertraute mir an diesem Abend an, was zwischen seinen Eltern vorgefallen war. Ich war mir sicher, dass er mir noch nicht alles erzählt hatte, was ihn in der von mir verhinderten Vergangenheit zu seiner Tat getrieben hatte. Aber vermutlich brauchte er erstmal Zeit, bis er mir etwas mehr vertraute. Auch erzählte er mir, dass Kuroo heute zu ihm gekommen war, um sich für die sechs vergangenen Monate zu entschuldigen und dass sie sich vertragen hatten und es ihm schwer fiel, es zuzugeben, aber er froh war, dass er nun wieder zwei Personen hatte, an die er sich wenden konnte.
Nachden wir auflegten, schoss mir ein Gedanke durch den Kopf. Kuroo war also gekommen, um sich bei Kenma zu entschuldigen und ihren Kontakt wieder aufzubauen. Es musste schrecklich für ihn gewesen sein, als er ihn in der vergangenen Realität tot aufgefunden hatte. Kenma war mit den Gedanken gestorben, dass Kuroo sich einen Scheißdreck um ihn scherte und ich ebenso.
Nein, so wollte ich nicht denken. Er lebte. Das Alles war nie passiert. Ich hatte ihm das Leben gerettet.
- - - - - ☁ end of chapter 1/5 ☁ - - - - -
[ Das wirkt jetzt wie das Ende eines Oneshots, ist es aber nicht. Es gibt noch vier weitere Kapitel. :3 ]
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