65) Epilog

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Einige Wochen später.

Ich schaute sie an und bemerkte, dass sich meine Hand wie von selbst in Richtung meiner Stirn bewegt hatte. Es war eine Macht der Gewohnheit, gegen die ich selbst in Celiens Gegenwart nicht ankam. Sie griff nach meinem erhobenen Arm und schaute mir in die Augen. „Lass es. Du musst dich nicht hinter deinen Haaren verstecken." Sanft zog sie meinen Arm hinunter. Sie ließ mich nicht los. Ihre Hand wanderte meinen Arm hinab zu meiner Hand, nach der sie griff.

Händchenhaltend standen wir uns gegenüber und schauten uns in die Augen. Ihre Dunkelbraunen  trafen meine Blaugrauen. Sie war wunderschön. Makellos, einfach perfekt.

Es erstaunte mich noch immer, dass sie sich zu dem hässlichsten Jungen in ganz Waldhafen hingezogen fühlte.

Aber ich hatte angefangen, mich so zu akzeptieren, wie ich war. Zumindest versuchte ich es. Ich hatte eingesehen, dass ich es nicht ändern konnte und begonnen damit zu leben. Endlich.

Ally hatte mir die Haare an der Seite und im Nacken gekürzt, sodass jeder die Narben auf meiner linken Wange sehen konnte. Nur die Stirnfransen hatten wir lang gelassen, damit ich wenigstens die schlimmsten Stellen über meinem linken Auge bedecken konnte. Alte Gewohnheiten ließen sich nicht einfach ablegen wie einen abgenutzten Mantel.

Die meisten Bewohner von Waldhafen kannten mich und meine Geschichte. Sie hatten genug Gelegenheit gehabt, mich anzustarren oder den Blick angewidert abzuwenden. Ich redete mir ein, dass er mir gleichgültig sei und Celien tat ihr Bestes mich darin zu unterstützen.

Um auch meine Wange bedecken zu können, müsste ich mir die Haare mindestens bis zum Kinn wachsen lassen und ich wusste aus Erfahrung, dass es mich einfach nur nervte, ständig Haare im Gesicht zu haben und ich sie mir hinter die Ohren streichen würde, nur um sie dann kurz darauf wieder ins Gesicht zu ziehen, wenn jemand kam. Es war albern. Auch wenn jetzt jeder meine verbrannte, wild vernarbte Haut anstarren konnte, fühlte ich mich besser so. Vor allem mit Celien an meiner Seite ließen sich die Blicke einigermaßen ertragen. Aber ich war besorgt, dass mein Anblick für sie unerträglich sein könnte.

Sie hatte mir versichert, dass es ihr gefiel und zum Beweis beide Hände auf mein Gesicht gelegt und mich geküsst, während sie auf beiden Seiten sanft über meine Wangen strich. Dann hatten sich ihre Lippen von meinen gelöst und begonnen über mein Gesicht zu wandern und dabei eine Spur zärtlicher Berührungen hinterlassen.

Es kribbelte und fühlte sich unbeschreiblich gut an. Sie zeigte sich kein bisschen abgestoßen von meiner zerstörten Haut, sondern liebte mich tatsächlich so wie ich war. Ob ich es glauben konnte oder nicht. Manchmal fürchtete ich, aufzuwachen und festzustellen, dass alles nur ein Traum gewesen war. Aber Celien war real und tief in meinem Inneren wusste ich das auch.

„Du bist mehr als nur deine Narben", versuchte sie mir einzureden. „Wenn wir bei deinem Aussehen bleiben, hast du zwei wunderschöne Augen. Schöne Lippen, die ich gerne den ganzen Tag küssen würde. Kräftige Hände und Arme, von denen ich berührt und gehalten werden will. Deinen starken Körper, den ich gerne spüre." Sie war dabei nur leicht errötet und wir hatten gelacht. Ich fühlte mich gut, wenn sie bei mir war.

„Und meine Beine? Magst du die auch?", hatte ich eingeworfen. Immer noch beschlichen mich leise Zweifel, dass es sie stören könnte, dass meine Verletzung nie richtig verheilt war. Ich konnte dieses Gefühl einfach nicht abstellen.

Celien schaute mich auf ihre durchdringende Art an, bevor sie mir antwortete. „Ja, die mag ich auch sehr. Du sollst aufhören, dich nur auf das zu reduzieren, was dich stört. Ich habe gesehen, wie du ein verletztes Mädchen vom Hafen bis zu mir getragen hast. Du hast mich so oft durch Waldhafen oder in den Wald begleitet. Du kannst gut reiten und wir haben miteinander getanzt. Was also sollte ich nicht an deinen Beinen mögen?"

Ich liebte sie mit jedem Tag mehr.

„Na gut", gab ich zu, „ich glaube dir." Ich breitete uns die Felldecke im Gras aus und Celien setzte sich darauf nieder. Sie streckte mir ihre Hand entgegen und ich ließ mich langsam und umständlich neben sie gleiten. Ich lehnte mich an sie, legte meinen Arm um sie und schloss die Augen und genoss ihre Nähe. Ich atmete ihren unverwechselbaren Duft nach Blumen und Erde ein und sofort fühlte ich mich sicher und geborgen. Der Wald umgab uns mit tiefer Friedlichkeit und Stille, und es schien als existiere nichts weiter in der Welt als dieses Mädchen an meiner Seite. Allmählich kam ich zur Ruhe und überließ mich den Gedanken und Gefühlen, die auf mich einströmten.

Wahrscheinlich hätte ich den Brand überleben können, ohne auch nur einen Kratzer davonzutragen, wenn ich egoistisch gewesen wäre. Aber dann hätte ich Quenny nicht retten können. Lieber wollte ich den Rest meines Lebens von Narben gezeichnet sein und hinken, als dass ich mir vorwerfen musste, am Tod meiner Schwester Schuld zu sein, obwohl ich es hätte verhindern können.

Und trotz allem hatte ich ein wunderschönes Mädchen zur Verlobten und sie liebte mich so wie ich war. Ihr zuliebe musste ich versuchen, mich ebenfalls zu mögen.

Wie hatte ich je glauben können, alleine glücklich sein zu wollen? Ich brauchte jemanden, der mich bestärkte und mir Halt gab und Zuneigung schenkte. Warum sonst hatte ich mich zu Verenne begeben? Aber bei ihr waren keine Gefühle im Spiel gewesen und es befriedigte mich immer weniger, wenn sie mich hielt und mir dabei über den Rücken strich. Mehr hatte ich sie nie für mich tun lassen und auch wenn sie es anbot, hatte ich stets ihr Angebot abgelehnt. Es hätte sich falsch angefühlt und selbst bei Verenne konnte ich meine körperlichen Mängel nie vergessen, geschweige sie ihr aufbürden. Ich war froh darüber, wegen meinen Besuchen bei Verenne, Celien gegenüber kein schlechtes Gewissen haben zu müssen.

Vielleicht hatte ich tief in meinem Inneren gewusst, dass ich Celien liebte. Vermutlich hatte ich mich schon damals in sie verliebt, als ich verletzt und traumatisiert nach Waldhafen gebracht wurde. Aber meine Gefühle waren überlagert worden, von meiner Besessenheit nie mehr gut genug sein zu können.

Quenny und ich hatten unsere Eltern verloren. Nachbarn und Leute aus unserem Dorf hatten uns nach Waldhafen gebracht, weil man sich dort besser um meine Verletzungen kümmern konnte und Ollf ebenfalls dort lebte und sie hofften, dass er uns aufnehmen und für meine Behandlung aufkommen würde.

Sie hatten mich zu Celiens Mutter gebracht. Diese hatte mein Bein geschient und mir etwas gegen die Schmerzen gegeben. Jeden Tag hatte sie mich am Anfang besucht und dabei stets ihre vierzehnjährige Tochter mitgebracht. Diese war ein stilles, zierliches Mädchen mit langen braunen Zöpfen gewesen, die mich aufmerksam aus ihren braunen Augen musterte, aber nicht viel sprach. Später war sie immer öfter alleine aufgetaucht und hatte mir eine Salbe auf mein Bein und eine auf die Verbrennungen in meinem Gesicht gerieben und mir die Verbände gewechselt. Schon damals war mir ihre Gesellschaft am liebsten gewesen. Ich ertrug ihre Berührungen besser als die einer Erwachsenen und wenn sie den Fortschritt meiner Heilung feststellte, fiel es mir leichter zu akzeptieren, dass ich nie wieder der Alte sein würde.

Ich war zutiefst verunsichert. Gerade einmal fünfzehn Jahre alt und in einem völlig fremden Umfeld ans Bett gefesselt. Ally kümmerte sich von Anfang an rührend um mich und um Quenny. Ich konnte ihr keinen Vorwurf machen. Aber ich war abweisend und mit meinen eigenen Sorgen beschäftigt gewesen. Würde ich je wieder laufen können? Wie würde ich aussehen? Was sollte aus mir werden? Ich hatte Ally nie näher an mich herangelassen als unbedingt nötig. Ich hatte eine Mutter verloren, ich wollte keine zweite. Ich war verletzt und musste meine Wunden lecken. Das konnte sie mir nicht abnehmen. Und ich wollte es auch nicht. Irgendwann sah sie es schließlich ein und ließ mich in Ruhe und schenkte ihre ganze Aufmerksamkeit dafür meiner Schwester. Ally und ich entwickelten mit der Zeit ein distanziertes, aber höfliches Verhältnis. Und mit Ollf baute ich allmählich eine freundschaftliche Beziehung auf, als ich anfing ihm in der Schmiede zur Hand zu gehen.

In der Mühle meiner Eltern war ich flink und sorglos auf die höchsten Leitern geklettert. Ich war beliebt bei den Mädchen gewesen und hatte hin und wieder mit einem von ihnen herumgeblödelt. Eine Zukunft als Mühlengehilfe mit einer tüchtigen Frau und einer Schar Kinder hatte vor mir gelegen.

Mit einem Mal hatte das alles in Trümmern gelegen. Nur das Mädchen, das anfangs täglich und dann in immer längeren Abständen kam, um nach mir zu sehen, war zu meinem Lichtblick geworden.

Schon damals machte es mir nichts aus, wenn sie sich um die Verbrennungen in meinem Gesicht kümmerte. Sie starrte nicht. Sie schaute mir in die Augen, wenn sie mit mir sprach und ich merkte, dass sie mich als Jungen sah und nicht als den entstellten Krüppel, als den ich mich selbst fühlte und für den ich von allen gehalten zu werden glaubte.

Am liebsten wäre ich für immer in meiner Kammer geblieben und hätte mich vor den Blicken der Leute verborgen. Aber eines Tages kam Celien in Begleitung ihrer Mutter und ihres Bruders und meinte, es sei an der Zeit für mich, aufzustehen und das Laufen wieder zu üben.

Vorsichtig hatte ich mich an dem großen, blonden Jungen abgestützt, der zwei Jahre älter war als ich.

Am Anfang humpelte ich langsam und vorsichtig durch die Wohnung meiner neuen Zieheltern, später brachten sie mich nach unten in den Hinterhof, wo ich laufen übte, gestützt von Rasten und Celien. Es war schnell klar, dass ich nie wieder springen oder klettern können würde. Aber die beiden ermutigten mich, weiterzumachen. Die Verletzung war nicht richtig verheilt und mein linkes Bein blieb kürzer als das rechte. Ich humpelte, aber ich konnte wenigstens gehen. Selbst Treppensteigen klappte, wenn ich mich bemühte. Langsam zwar, aber ich kam bald alleine hinauf in die Wohnung.

Quenny verbrachte die Tage mit Ally und so blieb ich viel alleine. Ich war frustriert und deprimiert. Wütend über alles und jeden. Am meisten über mich und die Unfähigkeit meines Körpers, diese Verletzungen wegzustecken und zu sein wie vorher. Celiens Besuche wurden seltener, dafür kam ihr Bruder nun immer häufiger zu mir. Wir spielten Karten und er zwang mich, hinunter in den Hinterhof zu gehen. Bald unternahmen wir erste kurze Ausflüge durch die Gassen. Aber ich spürte die Blicke der Leute auf mir. Sie hatten von mir gehört und über mich geredet, aber mich noch nicht gesehen.

Es waren Blicke voller Mitleid, begleitet von Getuschel unter vorgehaltener Hand. Offensichtliches oder heimliches Starren. Angewidertes, hastiges Abwenden der Blicke, das mir nicht verborgen blieb. Ich hasste die Reaktion der Leute und blieb im Haus. Ich hasste mich.

Bis Ollf schließlich genug hatte. Eines Tages packte er mich nicht gerade zimperlich und nahm mich mit hinunter in seine Schmiede, meine Widerworte ignorierend, wo ich mich vom ersten Augenblick an wohl fühlte. Zum ersten Mal nach endlosen Wochen fühlte ich mich sicher und gebraucht. Keiner beobachtete mich und ich konnte endlich meinen Frust loswerden und viel besser noch, ihn in körperliche Arbeit umwandeln.

Er zeigte mir, wie ich ein Stück Eisen in der Esse erhitzen und wie ich es schmieden musste. Schlag für Schlag und Schlag für Schlag. Endlich fand ich ein Ventil für meine Laune und es tat mir gut, etwas Sinnvolles zu tun. Schnell zeigte sich, dass ich Geschick darin hatte und Ollf zeigte mir jeden Tag mehr von seinem Handwerk.

Bald willigte ich ein, sein Lehrling zu werden.

Ich spürte Celiens Blick auf mir ruhen und mich und meine Gedanken in die Gegenwart zurückholen.

„Woran denkst du?", fragte sie sanft. Ich stütze mich auf meine Ellenbogen und schaute sie an.

„An Früher. Daran, wie das alles gekommen ist. Vielleicht hatte es auch etwas Gutes. Wenn mir das nicht passiert wäre, hätte ich dich nie kennengelernt."

„Oh, Parrik", hauchte Celien, ehe sie näher an mich heranrutschte und sich an mich schmiegte. Ich verlagerte mein Gewicht auf die Seite und zog sie in meine Arme. So fühlte es sich richtig an. Ich wollte ihr nahe sein und sie am liebsten immer bei mir haben.

Mit ihr an meiner Seite war ich der glücklichste Mensch in ganz Waldhafen und ich hoffte, dass auch ich sie dieses Glück spüren lassen konnte. Meine Hände vergruben sich in ihren Haaren und ich zog ihr Gesicht zu meinem und küsste sie leidenschaftlich. Ich versuchte all meine Gefühle für sie in diesen Kuss zu legen, da ich es nie und nimmer fertigbringen würde, ihr mit Worten alleine mitzuteilen, was ich für sie empfand. Und wieder einmal schien sie mich wortlos zu verstehen. Ehe ich mich versah, hatte sie mich mit sich hinuntergezogen, so dass ich auf ihr zu liegen kam, ohne dabei auch nur den Kuss zu unterbrechen.

~ ~ ~

Meine Finger spielten mit einer Strähne ihres braunen Haares. Wir lagen nebeneinander auf der weichen Felldecke im Gras, wie so oft, wenn wir dieser Tage im Wald waren. Aber so weit wie heute hatten wir es dabei noch nie kommen lassen. Immer hatten die Vernunft und der Anstand die Oberhand behalten. Ich konnte nicht einmal sagen, was an diesem Nachmittag anders gewesen war.

Sie hatte mich zum Mann gemacht. In jeder nur erdenklichen Hinsicht. Ein Lächeln breitete sich über mein Gesicht. Celiens wunderschöne Augen waren geschlossen. Sie lag friedlich da, als könnte nichts ihre Ruhe stören. Außer meinen Fingern in ihrem Haar, berührten sich nur unsere Füße leicht. Es schien als könnten wir jetzt endlich voneinander ablassen, nachdem wir alles miteinander geteilt hatten.

Vielleicht war es die Müdigkeit gewesen, die uns beide dazu verleitet hatte, keinen Gedanken an Vernunft oder Sittsamkeit zu verschwenden?

Celien und Quenny hatten die Nacht bei Mara verbracht und auch wenn ich nichts in der Stube einer Gebärenden verloren hatte, war ich aufgeblieben und hatte gewartet, bis die beiden zurück waren. Zu meiner und Allys Erleichterung mit froher Kunde.

Mara hatte in den frühen Morgenstunden einen gesunden Sohn entbunden. Und obwohl der Knabe ein wenig schwach und klein war und einige Wochen zu früh das Licht der Welt erblickt hatte, war er doch gesund und munter, sodass kein Anlass zur Sorge bestand.

Aber anstatt sich selbst etwas Ruhe zu gönnen, war Celien bei nächster Gelegenheit erneut in den Wald aufgebrochen, um die Zutaten für einen stärkenden Sud zu sammeln, den sie der Wöchnerin bereiten wollte.

Celien hatte mir die genaueren Details der Geburt erspart, aber außer mir gab es niemanden, der sie begleiten konnte. Und außerdem war ich in den letzten Wochen zu ihrem ständigen Begleiter geworden. Es war meine Aufgabe und es war nicht so, dass ich es nicht gerne machte. Nach unserem gemeinsamen Aufenthalt im Wald und unserer Verlobung hatte es sich einfach so ergeben. Wir gehörten zusammen. Weder Celien noch ich hatten Eltern, die sich darüber aufregen, uns voneinander halten oder ein Verbot aussprechen konnten. Rasten, Ally und Ollf ließen uns gewähren. Und das Gerede der Nachbarn kümmerte uns wenig. Entgegen anders lautender Gerüchte konnte jeder der Augen hatte, sehen, dass Celiens Bauch nicht gewachsen war, seitdem wir zurück waren. Wir hatten uns anständig verhalten und stets zurückgehalten - bis heute jedenfalls.

Ich hielt in der Bewegung inne. „Celien?", flüsterte ich. Sie drehte ihren Kopf in meine Richtung und öffnete die Augen ein wenig. „Was ist?", wollte sie wissen.

„Was ist, wenn du schwanger bist?", fragte ich mit einem leichten Anflug von Panik. Unsere Vermählung war erst in drei Monaten geplant, wenn Mara wieder genug bei Kräften war, um daran Teil zu nehmen. Darauf hatte Celien bestanden und ich hatte eingewilligt.

Sie drehte sich zu mir, ehe sie antwortete. „Unwahrscheinlich, und selbst wenn, dann würde man es nicht sehen, bis wir heiraten. Und danach kümmert es keinen mehr."

Ihre Antwort beruhigte mich nur ein wenig. „Trotzdem Celien! Wir sollten vorsichtiger sein und bis nach unserer Vermählung damit warten."

„Du willst sagen, du bereust was wir getan haben?" Ihre braunen Augen bohrten sich in meine.

„Nein." Wie um meine Worte zu unterstreichen schüttelte ich den Kopf. „Aber..." Ratlos brach ich ab. Ich wusste nicht, was ich sagen sollte.

„Aber?", hakte meine Verlobte nach. Sie würde nicht locker lassen, dessen war ich mir sicher. Dafür kannte ich sie zu gut.

„Aber es tut mir -", bevor ich zu Ende sprechen konnte, hatte Celien ihre Hand auf meinen Mund gelegt. „Du wirst jetzt nicht sagen, dass es dir leidtut!" Ihre Stimme klang viel zu laut. „Schließlich habe ich auch nichts getan, um dich aufzuhalten. Im Gegenteil, ich habe dich sogar noch ermutigt. Wir wollten es beide. Sag jetzt also nicht, dass es dir leid tut."

„Nein!" Wieder schüttelte ich den Kopf. Sie hatte ja recht. Ich sollte die Angewohnheit, mich immer und für alles bei ihr entschuldigen zu wollen, langsam mal ablegen.

„Hat es dir weh getan?", fragte ich im gleichen Moment wie sie „Hat es dir gefallen?" flüsterte. Wir lachten beide.

Ich nickte. „Es war schön." Und das war es wirklich gewesen. Sie schmiegte sich an mich und schüttelte ihren Kopf. „Nein, es hat nicht weh getan", hauchte sie in die Kuhle an meinem Hals, während ich ihr langsam über den Rücken streichelte.

Mit ihr Zusammensein fühlte sich gut an. Vielleicht war es nur vorhersehbar gewesen, dass wir jedes Mal ein kleines Stückchen weitergingen und uns inzwischen so vertraut waren, dass es sich nicht mehr fremd und seltsam anfühlte, sondern wie das Richtigste auf der Welt. Wir hatten beide so wenig Ahnung von diesen Dingen, vielleicht war das der Grund, weshalb es uns beide so überrascht und unvorbereitet getroffen hatte. Was also sollte daran falsch sein?

Ich suchte ihr Gesicht. „Ich bin unglaublich glücklich", erklärte ich ihr.

„Ich auch", erwiderte sie und ich konnte die Wahrheit ihrer Worte auf ihrem strahlenden Gesicht ablesen. „Und weißt du was?" Sie schaute mich verheißungsvoll an, während ich darauf wartete, dass sie weitersprach.

„Jetzt brauchen wir bei unserer Hochzeitsnacht nicht mehr aufgeregt sein, sondern können uns auf das freuen, was da auf uns zukommt." Sie grinste und ich fiel in ihr breites Grinsen mit ein. Wo sie recht hatte, hatte sie einfach recht. Und das war ganz gut so!

~ ~ ~

Ende

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