50) Heraufziehendes Unheil
+++Parrik+++
Hier draußen wurde es früh hell. Mehr als ein paar Stunden hatte ich nicht geschlafen, aber Celien schlummerte immer noch eingehüllt in ihre warme Decke. Die Flammen unseres Feuers tanzten fröhlich vor sich hin. Ich hatte gerade neues Holz nachgelegt, damit Celien nicht fror. Die Frische des frühen Morgens lag immer noch über dem Bachbett.
Da ich Celien nicht wecken wollte, beschloss ich, mich nützlich zu machen. Ich füllte unsere Flaschen auf und wusch mir das Gesicht in dem klaren, kalten Wasser.
Ein paar Bachforellen huschten träge vor mir davon. Mir kam eine Idee. Schnell holte ich den Stock mit dem angespitzten Ende und suchte mir eine geeignete Position auf einem der Steine, die aus der Wasseroberfläche herausragten. Wenn ich ausrutschte, würde ich den restlichen Tag mit nassen Schuhen reiten müssen. Ich verlagerte mein Gewicht auf mein gutes Bein. So würde es gehen. Ein paar Forellen waren vor mir im Wasser stehen geblieben. Ich zielte und schnellte mit dem Stock vor. Nicht zögern, hatte mir Rasten immer wieder eingeschärft. Mit voller Wucht stieß ich den Speer ins Wasser. Der Fisch zappelte an der Spitze. Erwischt.
Ich schlug den Fisch gegen den Stein, bevor ich ihn in Richtung der Steine am Ufer warf. Hoffentlich mochte Celien Fisch zum Frühstück.
Ich drehte mich wieder der Wasseroberfläche zu. Den Forellenschwarm hatte ich verscheucht. Ich hielt still und wartete. Aber die Fische kamen nicht wieder. Ich suchte einen weiteren Stein, der aus dem Wasser herausragte, peilte und sprang. Ich landete ungeschickt und rutschte mit der Stiefelspitze ins Wasser, bevor ich mein Gleichgewicht wiederfand. So würde es gehen. Jetzt hatte ich zwar nasse Zehen, aber die Chance einen zweiten Fisch zu fangen. Hier war das Wasser tiefer, also musste ich noch entschlossener zustoßen. Ich wartete, bis sich ein Fisch nahe genug herangetraut hatte, zielte und stieß zu. Das Glück war auf meiner Seite. Ich warf den Fisch zu dem anderen.
Jetzt musste ich es nur noch mit halbwegs trockenen Füßen zurück ans Ufer schaffen. Beherzt sprang ich zurück zum ersten Stein und fand guten Halt.
Allerdings musste ich dabei Celien geweckt haben, die sich erst langsam streckte und dann erhob. Verwirrt schaute sie sich mit völlig zerzausten Haaren um.
„Guten Morgen", rief ich ihr fröhlich zu. Allmählich kam sie zu sich. „Was machst du im Wasser?"
„Ich fange unser Frühstück", antwortete ich gut gelaunt.
„Fisch zum Frühstück?" Sie schaute mich kichernd an und wühlte sich aus den Decken. Ich sprang zurück ans Ufer und landete halbwegs geschickt auf meinen Füßen. Gar nicht so schlecht für mich, mit einem kaputten Bein, dachte ich leise.
„Magst du etwa keinen Fisch?", fragte ich sie und hob die Fische auf. „Ich kann auch beide essen."
„Doch, warum eigentlich nicht. Warte." Sie stand auf. „Mit etwas Giersch und Sauerampfer schmeckt es noch viel besser." Sie pflückte ein paar Stängel Grünzeug vom Ufer.
„Du und deine Pflanzen", lachte ich. Dieses Mädchen schaffte es jedes Mal innerhalb von Sekunden, einen einfachen gegrillten Fisch in eine Köstlichkeit zu verwandeln.
Ich entgrätete den Fisch und schob ihn auf den Stock, der mir zuvor als Speer gedient hatte.
„Wie hast du geschlafen?", erkundigte ich mich beiläufig. Ich hatte sie lange genug beobachtet, um mir sicher zu sein, dass sie tief und fest geschlafen hatte.
„Ziemlich gut. Überraschenderweise. Und du? Ich hoffe, du warst nicht die ganze Nacht auf und hast Wache gehalten?" Sie streckte sich ausgiebig und begann dann, sich die Haare zu ordnen.
„Nein, keine Sorge, ich habe ein paar Stunden geschlafen. Ich brauche nicht viel Schlaf", versicherte ich ihr und konnte mich erneut kaum von ihrem Anblick losreißen. Dass ich sie ziemlich lange beim Schlafen beobachtet und dabei über uns nachgedacht hatte, verschwieg ich ihr lieber.
„Dann kann es ja losgehen", antwortete sie, nachdem sie ihre Haare zu einem Zopf gebunden hatte. „Nachdem wir gegessen haben, brechen wir auf. Mit etwas Glück finden wir bis heute Abend die Stelle. Und wenn alles gut geht, wächst dort auch noch der Mäusedorn. Und falls wir unterwegs auch noch zufällig an einem Apfelbeerenstrauch vorbeikommen, wäre das einfach nur perfekt." Celien war voll und ganz auf unsere Mission konzentriert.
„Jawohl. Ich halte die Augen offen." Celien hatte mir die Zeichnungen ihrer Großmutter gezeigt und ich wusste in etwa, wonach ich Ausschau halten sollte. „Aber erst stärken wir uns. Das Stück, das vor uns liegt, wird anstrengend, fürchte ich."
Celien seufzte und warf einen weiteren Blick auf die Karte, die sie inzwischen mit Sicherheit auswendig kannte. "Du hast Recht, der Wasserlauf wird uns viel zu weit in den Süden führen, wenn wir ihm weiter folgen. Es wird Zeit, dass wir querfeldein durch den Wald gehen."
Bevor wir uns aufmachten, verdrückten wir den gegrillten Fisch mit Celiens Wildkräutern und einem Stück von Allys immer noch nicht hart gewordenem Brot. So könnte meiner Meinung nach, jeder Tag beginnen. Aber auch eines von Ollfs Sprichworten war mir im Ohr: "Du sollst den Tag nicht vor dem Abend loben", pflegte er oft zu sagen, wenn ich mich vorschnell über einen gelungenen Rohling freute. Erst nach dem Erkalten zeigte sich die Qualität der Arbeit.
Und tatsächlich verlief es nicht weiterhin so harmonisch. Lange dauerte es nicht, bis wir von den Pferden steigen mussten, weil der Untergrund viel zu dicht bewachsen war und es kein Durchkommen mehr gab. Ich ging voran und bahnte uns einen Weg frei, durch den wir die Pferde führen konnten.
Trotzdem kamen wir nur sehr langsam und mühsam voran.
„In diesem Tempo schaffen wir es nie bis heute Abend", klagte Celien. „Und einen Apfelbeerenstrauch sehe ich auch nirgends."
Ich hatte nur darauf geachtet in keiner Wurzel am Boden hängenzubleiben oder mich in den dornigen Ranken und dem Gestrüpp der niedrig wachsenden Büsche zu verheddern, sodass ich völlig vergessen hatte, aus welchem Grund wir uns eigentlich überhaupt durch diese Strapaze plagten. „Zuerst finden wir diesen Mäusebusch und dann sehen wir weiter. Irgendwo auf dem Weg nach Hause werden wir schon einen Apfelstrauch finden. Das Glück ist auf unserer Seite, das spüre ich einfach", versuchte ich Celien Mut zu machen. Schon seit Beginn unseres Rittes war sie merkwürdig niedergeschlagen.
"Mäusedorn", verbesserte sie mich. "Und Apfelbeerenstrauch. Du weißt doch noch, wie sie aussehen?"
Ich nickte, während ich gleichzeitig mit einer störrischen Ranke zu meinen Füßen kämpfte. "Du hast sie mir doch gezeigt."
„Weißt du, wie lange wir schon unterwegs sind seit dem Frühstück?", fragte sie.
"Mein Zeitgefühl hat mich völlig verlassen", gestand ich und schaute nach oben, ob mir der Stand der Sonne Hinweise liefern konnte, aber das Blattwerk der Bäume und Sträucher versperrten mir die Sicht. Nur spärlich schimmerte der Himmel grau und trüb zu uns durch.
„Höchstens ein paar Stunden", schätzte ich grob, „ich glaube es ist noch nicht Mittag. Zumindest meinem Magen nach zu urteilen." Celien warf ebenfalls einen prüfenden Blick nach oben. „Irgendwie ist es heute trüber als gestern, findest du nicht? Oder liegt es daran, dass wir uns so tief im Wald befinden, dass es mir so dunkel vorkommt", erkundigte sie sich.
„Nein, ich fürchte da zieht etwas herauf. Es riecht nach Regen", stimmte ich ihr zu und schnupperte. Ollf war gut darin, das Wetter vorherzusagen, aber Ollf war meilenweit entfernt in seiner Schmiede in Waldhafen und nicht hier draußen, wo ein Wolkenbruch um einiges gravierender ausfallen konnte.
Celien tat es mir nach. „Meinst du? Ich rieche nur Laub und Wald eben", stellte sie fest.
„Naja, die letzten Tage war es ungewöhnlich heiß für diese Jahreszeit. Ollf meinte, es braut sich früher oder später etwas zusammen und dann kommt es heftig. Er hat mich gewarnt, bevor wir losgeritten sind und hofft, dass wir vor dem Wetterumschwung zurück sind", erklärte ich ihr.
„Unwahrscheinlich, wenn wir in diesem Tempo weiterkommen."
„Falls es regnet, sind wir hier unter dem dichten Laubdach wenigstens geschützt", versuchte ich sie zu trösten. „Und hier ist es auch nicht so heiß und drückend."
Sie sagte nichts. Wir bahnten uns schweigend unseren Weg durch das Gestrüpp, aber auch ohne Worte, konnte ich ihre Niedergeschlagenheit förmlich spüren.
„Seit wann bin ich derjenige von uns, der andere aufmuntert?", fragte ich in die Stille und das aufgeregte Gezwitscher der Vögel. „Eigentlich bist du doch immer diejenige, die gut gelaunt und optimistisch ist und deren gute Laune sich auf andere überträgt." Zumindest mochte ich sie lachend und sorgenfrei viel lieber. Noch ein Grund mehr, dringend diesen Strauch und diese Beeren zu finden und Mara zu helfen.
„Ich muss die ganze Zeit an Mara denken. Wie es ihr wohl geht? Und an meinen Bruder. Wie verrückt vor Sorge muss er erst sein?"
„Bestimmt ist alles gut", beruhigte ich sie. „Wir finden den Strauch und die Beeren und dann wird alles gut." Mir war bewusst, dass ich mich wiederholte, aber wenn ich es oft genug sagte, entfalteten die Worte vielleicht Wirkung.
„Ich hoffe es. Wenn wir nur schneller wären." Entschlossen kickte Celien ein paar Zweige zur Seite. Das Vorankommen wurde immer mühsamer und anstrengender, je tiefer wir in den Wald vordrangen.
Dann fiel mir ein Strauch auf, der anders aussah, als die übrigen. „Ist er das?", fragte ich und zeigte auf meinen Fund. Celien, die ein paar Meter hinter mir ging, um keine zurückschnellenden Äste abzubekommen, eilte heran. Sie bog ein paar Zweige auseinander, pflückte ein Blatt, zerrieb es zwischen ihren Fingern und hob es an die Nase. „Nein, das ist kein Mäusedorn", schnuppernd schüttelte sie den Kopf. Ich seufzte. „Tut mir leid, ich war mir so sicher gewesen das es einer ist."
„Nicht deine Schuld, halt einfach weiterhin die Augen offen."
Anschließend war die gedrückte Stimmung beinahe greifbar. Schweigend, still, und langsam setzten wir unseren Weg Meter für Meter fort, nur unterbrochen von einem kurzen Mittagsmahl, auf das ich bestanden hatte.
Gegen Nachmittag lichtete sich der Urwald um uns und wir erreichten einen weniger stark bewachsenen Teil des Waldes. Hauptsächlich Eichen, Buchen und Birken und hin und wieder ein paar Fichten und Kiefern hoben sich hier dem Himmel entgegen. Die jungen Triebe stellten kein Hindernis dar, nach dem fast undurchdringbaren Wildwuchs des Waldstücks am Vormittag und die Pferde fanden leicht einen Weg über die Farne und Moose am Boden.
Nur hin und wieder mussten wir um einen umgestürzten Baumstamm herumreiten, ehe wir den Weg fortsetzen konnten.
Mit dem schnelleren Vorankommen hob sich auch Celiens Laune wieder ein wenig.
Hier, wo mehr Licht bis zu dem Waldboden vordrang, wuchsen auch wieder vereinzelt Büsche und Beerensträucher. Zu jedem von ihnen ritt Celien hin, nur um dann enttäuscht wieder abzudrehen. Blaubeerbüsche, Hagebuttensträucher, Schlehdornbüsche und sogar Preiselbeerbüsche wuchsen zahlreich, neben ein paar Gewächsen, deren Namen mir unbekannt waren. Normalerweise würden wir anhalten und wenigstens ein paar der reifen Früchte ernten, doch dieses Mal hatten wir keine Zeit zu verlieren.
Celien seufzte und trieb ihre weiße Stute weiter an. „Warum wächst hier kein verdammter Apfelbeerstrauch?"
„Nur Geduld", beruhigte ich sie, „wir finden sicher bald einen."
„Hoffentlich", erwiderte sie. „Der Wald wird immer lichter. Ich schätze, wir nähern uns allmählich dem Waldrand. Er muss hier einfach irgendwo sein."
Wir waren erst zwei Tage unterwegs und mehr als einen halben davon nur langsam vorangekommen. Ich bezweifelte ihre Aussage, aber um ihre Laune nicht wieder zu trüben, erwiderte ich nichts.
Der Himmel über uns hatte sich im Vergleich zum Vortag ganz deutlich verändert und wirkte bedrohlich dunkel. Ein Unwetter zog heran und ich fürchtete, dass uns eine unangenehme Nacht bevorstand. Aber auch davon hatte ich Celien noch nichts gesagt.
Sie fürchtete sich ohnehin vor den Nächten im Wald unter freiem Himmel und ich wollte sie nicht noch zusätzlich beunruhigen. Es würde nichts ändern, wenn sie sich auch noch darum sorgte und wir konnten nichts daran ändern, dass sich ein Gewitter zusammenbraute. Ich hoffte nur, dass wir rechtzeitig vor Anbruch der Nacht oder bevor das Wetter umschlug, einen guten Unterschlupf finden würden.
Eine gute Stunde später waren wir zwar noch immer nicht am Waldrand, aber dafür durchbrach ein Freudenschrei die Stille und im gleichen Moment flog Celien regelrecht von ihrem Pferd.
„Na also, Apfelbeeren", jubelte sie und rannte auf einen niedrigen Busch zu.
Etwas langsamer und mit Sicherheit weniger anmutig, stieg ich ebenfalls von meinem Pferd und griff mir die Zügel ihrer Stute, um die beiden Pferde anzubinden. Ein Lächeln über Celiens Begeisterung konnte ich mir dabei nicht verkneifen.
Sie hatte bereits den halben Busch abgeerntet, bevor ich dazukam ihr mit dem Pflücken der kleinen, runden blauen Beeren zu helfen.
„Das hätten wir. Wurde auch Zeit, sonst findet man hier an allen Ecken und Enden diesen Strauch, nur dann, wenn man ihn einmal dringend braucht, ist er wie vom Erdboden verschwunden. Für den Nachschub müssen wir aber eine Stelle finden, die näher an Waldhafen liegt", beschwerte sie sich vergnügt.
„Hoffentlich. Ich bin nicht so scharf darauf, mich noch einmal durch dieses dornige Buschwerk zu kämpfen", klagte ich ebenfalls und rieb mir meine verkratzten Arme und mit Kratzern übersäten Hände.
„Ich auch nicht", gestand Celien. „Aber ich habe keine Ahnung, wie lange diese Beeren reichen. Früher oder später müssen wir erneut los."
„Dann lass uns jetzt diesen anderen Strauch auch noch finden", trieb ich sie an. Mit Sorge schaute ich nach oben, der Himmel über uns war bedrohlich dunkel, fast schwarz und in der Ferne vernahm ich bereits das vereinzelte Grollen von Donner.
„Und einen geschützten Schlafplatz noch dazu. Es gibt ein Gewitter", kündigte ich ihr an. „Besser wir sind vorbereitet, wenn es anfängt."
Celien verstaute den vollen Beutel an der Satteltasche ihrer Stute, zückte die Karte und rollte sie auseinander. „Eigentlich müssten wir da sein, wenn wir uns nicht völlig vertan haben. Irgendwo hier müsste er wachsen." Suchend schaute sie sich um.
„Lass uns in Sichtweite weiterreiten. Du hier entlang und ich dort drüben, dann können wir uns schneller umsehen. Aber höchstens noch eine halbe Stunde, und halt die Augen nach einem Schlafplatz offen. Irgendwo, wo wir vor Regen geschützt sind, am besten", wies ich sie an. So wie ich Celien kannte, würde sie weitermachen wollen, bis sie vor Erschöpfung umfiel, aber das hielt ich für wenig vernünftig. Allerdings hielt ich es auch für unwahrscheinlich hier draußen einen geschützten Schlafplatz zu finden. Ich fürchtete stark, dass uns eine wirklich unangenehme Nacht bevorstand.
Wie vorgeschlagen schwang sich Celien auf ihr Pferd und ich mich auf meines. Ich erneut viel weniger anmutig als sie.
Es dauerte länger als die von mir vorgegebene halbe Stunde, bis ich einen Strauch mit roten Beeren entdeckte, der der Zeichnung ähnelte, die mir Celien in ihrem Buch gezeigt hatte.
„Celien", rief ich ihr zu, „komm mal hier rüber."
Ihr freudiger Ruf drang bereits aus einiger Entfernung zu mir. „Super Parrik, du hast ihn gefunden! Endlich!" Das Krachen von Donner begleitete ihre Worte. Die Gewitterfront kam näher. Erste leichte Regentropfen fanden ihren Weg durch die Blätter und fielen auf den Waldboden.
„Wir brauchen die Wurzeln", rief sie und sprang von ihrer Stute. Erneut lag es an mir, die Pferde festzubinden. Beide zuckten nervös mit den Ohren. Das heraufziehende Gewitter machte sie nervös und mich auch. Hier gab es nur Bäume und Sträucher, aber keinen geeigneten oder halbwegs geschützten Unterschlupf. Erste Regentropfen fielen auf meine unbedeckten Ärme.
„Dann beeilen wir uns mal lieber." Ich zog mir die festen Handschuhe an, die ich manchmal beim Schmieden trug, um meine Hände vor den Dornen zu schützen und stürzte mich mit voller Kraft auf die Wurzeln der Pflanze. Mit einigem Ziehen und Zurren und nach etwas Herumgewühle mit Celiens kleinem Messer ließen sich die Wurzeln ganz gut aus dem Boden befreien.
„Ein Glück, dass du so stark bist", bemerkte sie freudig.
„Ein Glück, dass die Wurzeln nicht tief sitzen", konterte ich, freute mich aber über ihr Kompliment. Voller Stolz reichte ich ihr die kurzen, noch erdigen Wurzeln der Pflanze samt Grünzeug. „Vorsicht", warnte ich sie vor den Dornen. „Ich hoffe das reicht?"
„Ich glaube schon". Ein Blitz zuckte und prompt folgte ein lautes Donnergrollen. Das Gewitter hatte uns erreicht. Die Regentropfen fielen jetzt laut und platschend auf Blätter und Boden.
„Dann los, lass uns jetzt irgendwo einen Unterschlupf suchen", trieb ich sie zur Eile.
„Wir haben es geschafft, Parrik. Wir haben ihn wirklich gefunden", jubelte Celien ohne auf meinen Vorschlag zu achten und ehe ich mich versah, schwang sie beide Arme um meinen Hals und begrub mich in einer stürmischen Umarmung.
Etwas unbeholfen klopfte ich ihr auf den Rücken. Eigentlich kein schlechtes Gefühl, sie so zu halten. Daran konnte ich mich gewöhnen.
Doch so schnell wie sie mich umarmt hatte, so schnell zog sie ihre Arme wieder zurück.
„Entschuldigung", murmelte sie verlegen und schaute weg.
Kein Grund sich zu entschuldigen, dachte ich, ließ es aber ungesagt, weil im gleichen Augenblick ein Blitz zuckte und ein Donner krachte und weil ich mich noch immer nicht traute und meine Gefühle mich verwirrten. Das Gewitter hatte uns erreicht und uns in Sicherheit zu bringen, war jetzt erst einmal wichtiger als alles andere.
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