Dem Morgenstern

Leuchte mir, o Morgenstern!
Dem Licht so nah, der Welt so fern
Führe mich auf meinem Weg
Du Sonne, die nie untergeht
Stehst hoch an jedem Firmament
Dein Herz auf mich herniederbrennt
Voll Güte und Erhabenheit
Zu jedem Opfer Du bereit
Und sei mein Weg auch lang und schwer
Bist Du doch immer um mich her
Und wenn Du Schatten wirfst auf mich
So gräme ich mich fürchterlich
Und sehne mich nach Deinem Halt
In Deinem Schatten wird mir kalt
Verlass mich nicht, mein Morgenstern!
Der Weg so weit, der Tag so fern

Hoch oben Du am Himmel thronst
Doch lang schon Du nicht mehr dort wohnst
Gegriffen hast Du nach zu viel
Dem Herrn Dein Hochmut nicht gefiel
Er hat Dich aus dem Traum verbannt
Gestoßen in das Feuerland
Du bist gestürzt hinab zum Grund
In jener schicksalhaften Stund'
Hast du erblickt im letzten Licht
Der Hoffnungslosigkeit' Gesicht
Und als Du Dich hast selbst erkannt
Du Deine Flügel hast verbrannt
Zu wärmen jede arme Seel'
Die aus der Welt und zu dir will
Das Feuer ihren Weg dann hellt
Das einz'ge Licht in dieser Welt
Wo die Verzweiflung still regiert
Und Gott sich niemals hinverirrt
So geben sie die Seelen preis
Dem, der um ihr Schicksal weiß
Leuchte mir, o Morgenstern!
Der Welt so nah, dem Licht so fern

Du schwindest still, der Tag erwacht
Erlöst mich von der langen Nacht
Die Sonne wärmt mir meine Haut
Das Eis darunter langsam taut
Dein Licht, es fehlt, es schmerzt mich sehr
Doch über mich wacht nun der Herr
Geleitet mich auf meinem Weg
Und Trauer schnell vorübergeht
Ich laufe los, vom Herrn gelenkt
Bald Müdigkeit sich auf mich senkt
Doch leitet mich der Herr voran
Damit ich endlich komme an
Der Weg ist schön, das Ziel noch weit
Der Herr ist da zu jeder Zeit
In der der Weg schön einfach ist
Und du voll Glück und Frohsinn bist
Doch wird der Weg dir mal zu schwer
So werden schnell Versprechen leer
Wenn Hindernisse all zu groß
Versetzt man dir den Gnadenstoß
Lässt dich auf halber Strecke liegen
Alle Hoffnungen verfliegen
Niemand nimmt dich bei der Hand
Du bist allein und ausgebrannt
Und wenn Verzweiflung dich erdrückt
Das Ziel in weite Ferne rückt
Wenn Hoffnungslosigkeit sich regt
Und schwere Lasten auf dich legt
Dein Ende naht, dein Gott ist fern
Dann leuchtet dir der Morgenstern

Leuchte uns, o Morgenstern!
Der Weg ist weit, das Ziel ist fern
Die Welt ist groß, das Licht ist warm
Und niemand nimmt uns in den Arm
Zu hoch gegriffen hattest Du
So viel, das ließ der Herr nicht zu
Du bist gestürzt, o Engelssohn
Und nahmst das letzte Licht als Lohn
Du bist verbannt aus Deiner Welt
Hast mitgenomm' was sie erhellt
Was unserer so gänzlich fehlt
Das Licht hat seinen Herrn erwählt
Dein Sturz hat Rettung uns gebracht
In dieser Welt Du nicht mehr strahlst
Doch leuchten für uns in der Nacht
Die tausend Sterne, die Du stahlst

Finde Frieden, Morgenstern
Dem Feuer nah, dem Himmel fern
Nimm Dich meiner Seele an
Damit ich friedlich schlafen kann

August 2019

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