Sonntag - 40.2 - Blitzlichtgewitter

Don't forget  -  it's fiction!

So, Ihr Schnuckels, haltet Euch fest - jetzt gibts Endsiebziger-Feeling. Gebt es Euch. Es ist selbst für mich, die ich damit aufgewachsen bin, heute einfach nur saukomisch ...

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Jeongguk, Yoongi und Taehyung schlendern durch Södermalm zum Fotomuseum und bedauern, dass sie viele spannende Motive sehen, die leider alle verregnet sind. Da fängt Tae an, alles Mögliche zu fotografieren, das sich in den Pfützen spiegelt. Als der stetige Nieselregen ziemlich plötzlich zu einem starken Guss wird, springen sie in die nächste Boutique und kaufen dort einen riesigen, knallroten Regenschirm. Wenn sie sich ihre Taschen vor den Bauch hängen, passen sie tatsächlich alle drei drunter! Also laufen sie, eng aneinander gedrückt, beschirmt weiter. Sie sind nun alle neugierig auf das Museum. Dort angekommen geben sie erstmal ihre Jacken und den Schirm ab. Sie haben keine Lust, durch das Museum zu tropfen. Da sie leider im Museum nicht knipsen dürfen, lassen sie ihre Ausrüstungen in einem Schließfach. Als erstes gönnen sie sich die Dauerausstellungen. Sie bestaunen die allerersten Daguerreotypen, eine Laterna Magica, amüsieren sich über erste Abzüge auf Papier, die mit diesem zackeligen Rand wie Büttenpapier, die eeeeendlosen Stillsteh-Zeiten für eine gute Belichtung, dann die ersten, doch noch recht ruckeligen, bewegten Bilder. Der erste Film, der erste Ton, schließlich die Farben. Die Ausstellung zeigt unglaublich gut, wie sich alles entwickelt hat. Dann die neuesten technischen Möglichkeiten – Nachtfotografie, Tieraufnahmen, Widrigkeiten wie Wetter, Feuchtigkeit, Kälte, Hitze. Sie lernen begierig alles über extreme Zeitlupe und Zeitraffer oder unglaublich hohe Auflösungen in der Makrofotografie.

Die erste Sonderausstellung zeigt, wie Fotografen für National Geografic einen 100 Meter hohen Baum versuchen, komplett von der Seite zu fotografieren. Der steht aber mitten im Wald, sie konnten darum nicht weit weg gehen. Also haben sie mit irrem technischem Aufwand und einem Haufen professioneller Kletterer eine Seilwindenkonstruktion an einem Nachbarbaum gebaut.

 Und dann hat schließlich ein Fotograf, an diesen Seilwinden hängend, komplett von oben bis unten den gewählten Baum ganz gradeaus fotografiert. Hunderte von Bildern. Nachdem die dann im Computer zusammen gesetzt waren zu einem einzigen Bild, konnte man tatsächlich diesen Baum richtig von der Seite sehen. Um alle Details bewundern zu können, müsste man das wahrscheinlich als 10 Meter hohes Foto ausdrucken ... Was ein Aufwand für „ein" Foto! 

Weiter geht's mit der Dauerausstellung zum Thema Licht und Schatten, Belichtung, Blende, Zeit, Tiefenschärfe. Wenn man sich ein wenig mit Fotografie auskennt, weiß man das ja alles. Aber was man damit alles machen kann, welche Effekte man ohne modernen technischen Schnickschnack nur allein mit dem Licht herstellen kann, ist doch erstaunlich.

Wieder gibt es eine Sonderausstellung, ganz in schwarz-weiß. Da hat sich ein Künstler auf grafische Strukturen durch Licht und Schatten in der Architektur konzentriert. 

Vom Klosterkreuzgang bis zur Bahnhofshalle ist alles dabei, und die Wirkungen vom Licht sind atemberaubend.

Vor einem Bild bleibt Tae plötzlich wie elektrisiert stehen. Lange starrt er darauf und fragt sich, warum verflixt nochmal ihm dieses schiefe Gebäude so bekannt vorkommt. Dann fällt der Groschen. „Schief!" Das ist die „Schepp Schachtel", wie sie im Volksmund sarkastisch genannt wird, an der sie auf dem Weg zu Tinas Kirche vorbei gekommen sind, das Kongresszentrum, das um den Rest der alten Stadtmauer drumrum gebaut ist. 

In der Dauerausstellung geht es dann um ein ganz wichtiges Thema – der Einsatz von Fotografie in Politik und Propaganda. Viele berühmte Bilder sind hier zu sehen, die alle auf ihre Weise eine politische Aussage transportieren. Eine kleine Sonderausstellung zeigt Bilder eines afrikanischen Künstlers, der Montagen hergestellt hat. Man sieht zerstörte afrikanische Landschaften, in die jeweils ein Bild von einer Tierart montiert ist, die dort ursprünglich ihren Lebensraum hatte. Hatte. Man sieht auf den ersten Blick, dass da etwas nicht zusammen passt – hier gehören keine Bagger und LKW's her. Das ist der Lebensraum der Elefanten. Gewesen. 

Schließlich schlendern sie einfach so durch die Räume, die einzelnen Künstlern gewidmet sind. Ein Fotograf hat lauter Collagen gemacht, wo jeweils Bilder zum selben Thema gemeinsam ein Bild mit vielen Facetten ergeben. Um das zu unterstreichen hat er gleich auch noch eine Tapete kreiert, so dass der gesamte Raum wie mit Fotos gepflastert wirkt. 

Und eine Künstlerin, die ursprünglich von der Malerei her kam, hat sich offensichtlich an den Bildern des Rennaissancemalers Giuseppe Arcimboldo orientiert. 

Auf einem ihrer Bilder trägt eine Frau ein Kleid aus Schmetterlingen und Büchern. 

Im letzten Raum hat ein Fotograf lauter Schwarzweiß-Bilder von alltäglichen Situationen gemacht und immer genau ein Detail bunt gefärbt. 

Mit rauchenden Köpfen setzen sich die Drei erstmal in die Cafeteria, um sich eine Verschnaufpause zu gönnen. Am Schluss gehen sie noch in den Museumsshop und stellen fest, wie unterschiedlich doch ihre Geschmäcker und Herangehensweisen sind. Sie haben alle die selben Fotos betrachtet und sich auch eingehend darüber unterhalten. Aber hier im Shop an den Postkartenständern scheiden sich nun die Geister. Jeder sucht sich wirklich völlig andere Motive aus, die er in Erinnerung behalten möchte.

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Jin, Hoseok und Jimin sind derweil gemütlich in ein Taxi gekrabbelt und haben sich zum ABBA-Museum fahren lassen. Unterwegs googeln sie ein bisschen nach der Musik dieser Gruppe, um einen Vorgeschmack zu bekommen. Bald schon dudeln „Gimme, gimme, gimme" und „Waterloo" von der Rückbank und zum Vergnügen der drei Jungs sieht der Taxifahrer dabei ein bisschen aus, als hätte er Zahnschmerzen. Der hat dann wohl einen anderen Musikgeschmack ... 

https://youtu.be/Sj_9CiNkkn4

Bald danach gehen sie vorbei an gigantisch großen Buchstaben aus Glühbirnen und tauchen ein in ein schrilles Ambiente aus Farben und Glitzer und Zahnpastalächeln.

Aber das kennen sie ja selbst. Müde? Muskelkater? Magenverstimmung? Lächeln!!!

Überall stehen Terminals, an denen man mit Kopfhörern einzelne Lieder hören und dazu irgendwelche Live-Performances sehen kann. Bald schon haben sie sich in den typischen Sound eingehört. Da auch in allen Räumen die Lieder im Hintergrund dudeln, summen sie bald schon automatisch mit, zumal die Musik schwungvoll, mitreißend, aber völlig austauschbar klingt.

https://youtu.be/Zy35IQjjAeI

Den ersten Kulturschock bekommen sie in dem Saal, in dem all die alten Kostüme der Band ausgestellt sind –Miniröcke, Schlaghosen und Platteausohlenstiefel. Vokuhila-Frisuren und tiefe Einblicke auf behaarte Männerbrust, Wallemähnen und Hinternwackeln von den beiden Damen der Gruppe. An den Wänden und in Vitrinen hängen und stehen zahllose Singles und Alben, silberne, goldene, platine Ehrungen. Jugendzeitschriften aus der ganzen Welt mit ABBA auf dem Titelblatt, Zeitungsausschnitte mit Berichten der größten Erfolge.

Einen Moment halten sie inne vor einem Foto dieser vier Menschen heute. Fast 70 Jahre alt, faltig und doch strahlend. Wie sie selbst wohl aussehen werden, wenn sie erst mal so alt sind? Ob es dann über sie auch ein Museum gibt, das sie persönlich einweihen sollen? Oder sind sie dann längst mit kaputten Knien, drei Bandscheibenvorfällen und Knötchen auf den Stimmbändern in der Versenkung verschwunden? Sozusagen Alteisen?

Der Knaller ist ein Saal, in dem eine beleuchtete Bühne aufgebaut ist. Darauf sind die vier Künstler als irgendwie strombetriebene, zur Musik wackelnde Figuren abgestellt, brav mit Klavier und Gitarre. Die Musik kommt wie die ganze Zeit vom Band. Dabei steht aber noch ein Mikrofon. Im Saal stehen die Ausstellungsbesucher und singen und tanzen begeistert mit. In den Momenten, in denen richtig viele Leute im Saal sind, kommt tatsächlich ein bisschen Konzertatmophäre auf. Und ab und zu gehen Leute auf die Bühne und singen spontan ein bisschen mit. Dazu also das Mikro!

Die drei Jungs haben einen unglaublichen Spaß! Jimin und Hobi finden sich schnell in die Rhythmen ein und tanzen und improvisieren, was das Zeug hält. Und Jin ist sowieso völlig schmerzbefreit, was das Thema „Blamage" angeht. Wer Daddy-Jokes erzählt, kann auch ABBA verhunzen, ohne sich auch nur eine winzige Spur dafür zu schämen.
Da es immer die selben fünf Songs sind, die da durchdudeln, kann Jimin die ohne eine Ahnung vom Inhalt des Textes irgendwann fast auswendig. Und so traut er sich schließlich auch ans Mikro und singt, improvisiert und phantasiert einen saukomisch klingenden Text, angefeuert von seinen Kumpeln und den fremden Leuten im Saal.

https://youtu.be/kqfyYbHybpM

Hobi kann sich nun nicht mehr halten und springt, kaum hat Jimin den Platz geräumt, zum Tanzen einfach auf die Bühne zwischen die Wackelfiguren. Das Gewackel baut er so gekonnt in seine Improvisation ein und tanzt dabei um die Figuren drumrum, dass die Gesamtwirkung sehr harmonisch und einfach umwerfend gut ist. Jimins Polaroid-Kamera und ihre Handys müssen während der kleinen Show-Einlagen kräftig herhalten, um ein paar schöne Erinnerungen zu schaffen. Als dann auch noch Jin auf die Bühne flitzt und unter heftigem übertriebenem Grimassenschneiden irgendwelchen koreanischen Unsinn ins Mikro gröhlt, können sich die beiden anderen endgültig nicht mehr halten. Jimin kugelt durch den Saal, Hobi hält sich den Bauch vor Lachen und die anderen Leute bringen den Raum, der sich in den letzten zehn Minuten merklich gefüllt hat, zum Kochen.

Auf einmal wird es ganz still im Saal - abgesehen von der Dudelmusik und einem „etwas" penetranten, sehr hohen Dauerkreischen. Die Jungs brauchen eine Weile, bis sie herausfinden warum. Vor ihnen steht eine 15-Jährige, die mit dem Finger auf sie zeigt und sich nicht mehr einkriegt.
Mist! Erkannt ... Aber – egal, das war es wert.
Schnell geben sie dem Mädel ihre Autogramme. Dann gibt sich Hobi einen Ruck und geht zum Mikro.
"Please, don't take pictures. Please respect, we're private here."
Ob's hilft? Der Versuch war es wert. Dennoch verkrümeln sie sich nun aus dem Saal und schlendern noch durch die anderen Räume des Museums. Ab und zu nickt ihnen noch jemand lächelnd zu oder zeigt ein Daumenhoch. Aber das Fangirl haben sie wohl Gott sei Dank abgeschüttelt.

Allmählich macht sich Hunger bemerkbar, und so bummeln sie in das Museumsrestaurant und essen sich so richtig satt. Auch den Museumsshop lassen sie natürlich nicht aus. Zu ihrer Verblüffung gibt es dort neben Alben, Fotobüchern und endlos viel glitzerndem Murch auch einen extra „ABBA-Stadtführer" durch Stockholm. Na sowas! Es gibt echt nichts, was es nicht gibt!

Völlig unabhängig voneinander trudeln beide Gruppen fast gleichzeitig gegen 15:00 wieder im Hotel ein. Sie hatten alle viel Spaß und erzählen und schwätzen noch eine ganze Weile.

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6.3.2019    -    8.6.2019    -    2.11.2019
13.4.2020

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