Samstag - 46.2 - Großschot vieren!
Don't forget - it's fiction!
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Bei einem der Schiffe geht hinten eine kleine Tür auf, und ein abenteuerlich zerzauselter Typ kommt mit seinem Hund an Deck. Den schwarzweiß gescheckten Hund wirft er erstmal einfach an Land, wo der sofort im nächsten Busch verschwindet. Derweil bleibt der Mann mit einer selbst gedrehten Kippe im Mundwinkel an der Reling stehen und schaut prüfend an den Himmel.
Namjoon ringt mit sich. Er würde gerne mehr verstehen. Dann traut er sich und spricht den Mann auf Englisch an.
„Wie funktioniert das eigentlich mit dem Segeln? Ich bin ja schon beim Anblick all dieser Taue und Klötze und Sonstwasse überfordert."
Der Skipper grinst.
„Wieviel Zeit habt ihr mitgebracht?"
Die Jungs schauen ihn sprachlos an.
„Ich meine – wenn ihr drei Stunden Zeit und 200,-€ habt, können wir ein bisschen rausfahren. Ich bin heute für keine Tour verbucht. Windstärke 3 ist genau richtig für Anfänger. Wollt ihr?"
Namjoon übersetzt. Und alle schauen sich unsicher an. Doch in Jeongguks Augen glitzert die Abenteuerlust.
„Wie spontan sind wir? Haben wir irgendwas Bestimmtes geplant, gebucht, ge-irgendwas-t? Los auf, Leute!"
Namjoon fragt lieber nochmal beim Skipper nach.
"Brauchen wir nicht irgendeine Ausrüstung, oder einen Segelschein? Oder wenigstens ein bisschen Ahnung?"
„Nö. Das ist mein Job - Leute an Bord haben, die das zum ersten Mal machen und von meinem Maat, meiner Frau und mir alles lernen, was nötig ist. Wir stellen uns auf euch ein."
Jeongguk fängt an zu hibbeln, auch Tae lässt sich langsam anstecken. Hobi zögert. Aber dann gibt er sich einen Ruck.
„Ich kann doch nicht vor allem Angst haben! Ich mach das jetzt!"
So sind schließlich alle einverstanden.
„Gut. Dann besorgt euch was zu essen. Es ist schon Mittag. Der nächste Supermarkt ist da vorne links um die Ecke. Ich muss derweil noch tanken. In einer halben Stunde wieder hier?"
Sofort flitzen einige Jungs los, um einzukaufen. Jin telefoniert mit der Filmcrew, die sollen mit. Das wollen sie gerne festgehalten haben. Er beschreibt ihnen den Weg zum Schiff. Und Namjoon hält nach einem Geldautomaten Ausschau, damit er nachher den Skipper bezahlen kann. Im Supermarkt decken sie sich ein mit Gummibrot, Minisalamis, Keksen, Obst und Vla und kaufen auch ein paar Sandwiches für auf die Hand, damit sie jetzt sofort was in den Magen kriegen. Von Tina haben sie den Auftrag, sich in einem Supermarkt jede Menge Vla zu kaufen und den direkt aus dem Tetrapak zu trinken, während sie eine Gedenkminute an ihre neidische Herzensfamilie einlegen. Weil: Holland ohne Vla ist wie BTS ohne Rapper Line! Das ist allerdings gar nicht so einfach, denn die Auswahl ist riesig. Also kaufen sie die verschiedensten Geschmacksrichtungen und sind einfach mal drauf gespannt.
Als sie wieder im Hafen eintreffen, kommt auch die „Hoop doet Leven" wieder angetuckert. An Bord begrüßen sie der Skipper, ein Maat und eine junge Frau. Sie reichen ihnen ganz viele Jacken, Mützen und für jeden eine Schwimmweste.
„Es ist noch ziemlich kalt auf dem Wasser. Wir haben mal alle unsere Jacken rausgekramt, damit ihr noch was überziehen könnt."
Dankbar nehmen die zehn Koreaner die Jacken und Schwimmwesten entgegen und sehen dann den Skipper gespannt an.
„Gut. Als erstes üben wir die drei wichtigsten Knoten, und dann stellen wir euch auf eure Posten. Allerdings wäre es mir lieb, wenn nur ein Kameramann da vor dem Großmast sitzt und möglichst wenig rumläuft. Wenn er nur durch die Linse kuckt, kriegt er nämlich nicht mit, wenn er im Weg ist oder es sogar gefährlich werden kann für ihn. Einer kann meinetwegen noch nach hinten zu mir am Steuer kommen. Die andern können ja beim Segeln helfen."
Schnell einigen sie sich, wer was macht, dann lassen sie sich die Knoten zeigen und üben sie ein paarmal.
„Das Segeln mit einem so großen Schiff ist eine Mischung aus Kraft, Technik, Timing und Kooperation. Ich merke, dass die meisten eine Übersetzung brauchen. Das heißt, dass du" - er zeigt auf Namjoon - „besonders gut hinhören musst, damit möglichst wenig Rückfragen nötig sind."
Dann erklärt er das Zusammenspiel der Taue für das Großsegel und die Wirkung vom Wind in den Segeln. Und schon geht es los.
Der Skipper hat den Motor angeworfen. Guk, der ja auch in Am*dam die letzte Trosse los geworfen hatte, springt an Land und wartet auf sein Kommando. Alle anderen sitzen, damit der Skipper und sein Maat sich sehen können. Das wortlose Zusammenspiel der beiden, nur begleitet von ein paar Handzeichen, ist bewundernswert. Aber auch nötig, denn der alte Motor macht einen Höllenlärm. Erst wirft Jeongguk die hintere Trosse los und flitzt zum Bug, der Skipper dreht nun das Heck raus. Dann wirft Jeongguk auch die vordere Trosse los und springt neben dem Maat an Deck. Das Schiff fährt kurz rückwärts, dreht und schon geht es aufs Wasser. Als sie aus der Hafeneinfahrt raus sind, erschallen die ersten Kommandos. Der Maat und die Skipperin lösen einige Taue, packen das große Segel aus, ziehen hier und richten da und stellen dann die Jungs an die Taue. Das koordinierte Zusammenspiel beim Segelsetzen ist gar nicht so einfach. Die einen ziehen zu stark, die anderen zu langsam, auch die Schot muss gleichzeitig geviert werden.
Aber der Maat hat alles im Blick, erklärt, dass die Gaffel, also der Baum am oberen Ende des Segels, waagerecht nach oben gehen muss, zeigt ihnen eine Technik, wie sie weniger Kraft verbrauchen und kontrolliert am Ende alle Knoten nochmal zur Sicherheit. Das Großsegel ist oben! Mit Hilfe der Schot stellt nun die Skipperin das Segel optimal in den Wind. Sie segeln, einfach so!
„De fock ook?"
Fragend richtet sich der Maat nach hinten.
„Nee, laat dat maar. Dat zijn te weinig mensen om met twee zeilen te draaien. Ze willen gewoon snuffelen."
Namjoon klingelt es in den Ohren. Englisch kennt er, Deutsch hat er wenigstens schon angefangen. Und irgendwie klingt das alles so ähnlich. Aber verstehen kann er es trotzdem nicht. Mist!
Die Jungs lassen sich auf der Sonnenseite des Großsegels auf dem Metalldeck nieder und strecken die Nasen in den Wind. Die Kameraleute zücken nun alle ihre Geräte und filmen wie wild - die Jungs, rauf in die Takelage, vorne auf die Wellen, auch die Besatzung darf ruhig mit drauf, der Hund wuselt zwischen den Gästen rum und landet – wo wohl – ziemlich bald in Jimins Armen. Hoseok muss sich erstmal an die Bewegungen des Schiffes gewöhnen. Aber die Skipperin gibt ihnen allen den Rat, sich einfach auf die Bewegungen des Schiffes einzulassen und dabei ruhig aufs Wasser zu schauen. Dann funktioniert die Auge-Ohr-Koordination, und dann wird einem auch nicht schlecht. Jeongguk hat Hummeln in der Hose. Er kuckt immer wieder, ob es Hobi gut geht. Aber auch er ist mit seinem Fotoapparat unermüdlich unterwegs an Deck.
Namjoon hingegen geht nach hinten zum Skipper und fragt ihm Löcher in den Bauch. Der antwortet nun bereitwillig und zeigt dabei immer wieder auf verschiedene Punkte am Segel oder in der Takelage.
„Also. Der Wind kommt von Backbord, deshalb steht das Segel leicht auf Steuerbord. Damit es nicht an den Wanten aufgescheuert wird, sind die an Steuerbord gelöst. Der Mast wird also nur von den Wanten an Backbord, an der Windseite grade gehalten. Und gegen die Seitendrift ist an Steuerbord das Schwert unten im Wasser. Das Segel selbst funktioniert wie ein Flügzeugflügel. Das heißt, dass der Wind nicht das Segel schiebt, sondern dass er am Segel entlang nach vorne streift. Da der Wind an der Vorderseite schneller ist als an der gekrümmten windabgewandten Seite, entsteht dort ein Unterdruck, und der ZIEHT das Segel und damit das Schiff. Das berühmte Pusten würde gar nichts helfen."
In Namjoons Kopf rattert es.
„Wenn wir nachher wenden und zurück zum Hafen segeln, kommt ja der Wind praktisch von der anderen Seite, oder? Müssen wir dann alles auf die andere Seite vom Schiff schaffen?"
Der Skipper nickt.
„Ganz genau. Beim Wendemanöver muss alles sehr koordiniert ablaufen, damit die Schot mit dem Großsegel nicht einfach auf die andere Seite knallt, sobald der Wind um das Segel greift. Aber das machen wir dann nachher ganz in Ruhe. Ihr werdet den Ablauf automatisch verstehen. Wollt ihr in der Zwischenzeit was essen? Es ist schon weit nach 14:00."
Das hat inzwischen auch Jins Magen vermeldet. Darum ist er mit der Skipperin unter Deck gegangen, um aus den Einkäufen einen brauchbaren Imbiss zu zaubern. Gemeinsam tragen sie dann einige Schüsseln mit Fingerfood und Obst an Deck, wo sich alle gierig drauf stürzen. Auch Hobi hat sich inzwischen ans Schiff gewöhnt und greift wacker zu. Das sanfte Schaukeln, die weite Aussicht, die Gelassenheit der Besatzung – alle sind super entspannt und genießen den kurzen Trip. Dann zeigt die Skipperin, wie Jin und Yoongi unter Deck an Wasser zum Spülen kommen, und der Maat erklärt den Jungs das Pumpklo.
„Wir sind hier unterhalb der Wasserlinie. Darum können wir nicht einfach eine Klappe nach draußen auf machen. Alles muss nach draußen gepumpt werden."
Anschließend gehen alle aufs Achterdeck zum Skipper. Der übergibt das Steuer seinem Maat, damit auch er etwas essen kann. Als er sich versorgt hat, machen sie einige Fotos mit der Besatzung, und jeder darf sich mal ans Steuer stellen. Aber nur Tae ist mutig genug, sich das Steuern unter Segeln erklären zu lassen und es eine Weile zu probieren. Gar nicht so einfach, den Kurs zu halten! Der Skipper drückt Namjoon eine Visitenkarte in die Hand.
„Da könnt ihr die Fotos hin schicken. Ich freue mich immer über gute Bilder."
Bald darauf ist es auch Zeit, zum Wendemanöver anzusetzen. Die Jungs werden wieder an ihre Plätze gestellt, bekommen ausführlich erklärt, worauf es jetzt ankommt, und arbeiten dann konzentriert mit, damit alles klappt. Zunächst wird das Schiff ein bisschen gedreht, damit der Druck aus dem Segel kommt, und das wird mit Hilfe der Schot mittschiffs fest gezurrt. Dann werden die Wanten auf der Steuerbordseite festgezogen, erst dann auf der anderen Seite gelöst. Und schließlich wird das Schiff so gesteuert, dass der Wind um das Achterliek des Segels greift. Gleichzeitig lässt der Skipper hinten das eine Schwert ins Wasser sausen, während Guk die ehrenvolle und ziemlich anstrengende Aufgabe hat, das andere Schwert mit einer Stahlseilwinde aus dem Wasser hochzukurbeln, denn das wird ja nicht mehr gebraucht. Am Schluss hilft ihm Tae noch mit, denn zwei Quadratmeter voll Wasser gesaugtes Holz wiegt echt 'ne ganze Menge. Jetzt kann die Schot wieder geviert werden, und das große Segel gleitet sanft auf die Backbordseite. Die Jungs sind richtig stolz, dass sie das so gut hingekriegt haben, und auch der Maat lobt sie, wie achtsam und gut eingespielt sie sind. Sofort marschiert Namjoon wieder nach hinten und lässt ein weiteres Rudel von Fragen auf den Skipper los.
Tae und Jimin sitzen nun am Bug auf der großen Taurolle in der Sonne und knuddeln mit dem Hund.
„Ich glaube, wenn wir Tina erzählen, dass wir ganz spontan gesegelt sind, dann wird sie ziemlich eifersüchtig werden. Sie hat mir erzählt, dass sie früher jahrelang auf diesen Schiffen gesegelt ist, jeden Sommer."
Aber Jimin schüttelt den Kopf.
„Wir erzählen es ihr trotzdem. Sie hat uns ja hierher geschickt. Und ich bin sicher, dass sie uns das gönnt. Ich kann ihre Liebe zum Wasser immer besser verstehen. Es ist toll, so weit kucken zu können. Und sich so frei zu fühlen."
Und dann fängt er an, seine kleine Melodie zu summen. Tae lächelt – und summt mit.
Als sie schließlich wieder in den Hafen einlaufen, lernen sie noch, wie das Anlegemanöver abläuft. Und schon müssen sie wieder Abschied nehmen. Die Skipperin nimmt einen ganzen Berg an Jacken, Mützen und Handschuhen entgegen. Alle bedanken sich ganz herzlich für diese wundervollen Stunden auf dem Wasser, und Namjoon gibt dem Skipper 250,-€. Als der protestieren will, widerspricht er energisch.
„Das war dieser Ausflug absolut wert. Wir sind dankbar für ihren spontanen Vorschlag und haben es sehr, sehr genossen. Normalerweise lässt uns unser Leben für sowas überhaupt keine Zeit. Bitte nehmen sie das an."
„Jungs."
Ausnahmsweise meldet sich al Yoongi zu Wort.
„Mir ist kalt. So richtig kalt. Ich brauche jetzt was Warmes zu trinken!"
Sie bummeln gemeinsam in den Ort, finden ein uriges Café und bestellen sich alle erstmal einen großen Kaffee oder Kakao. Daran wärmen sie erst ihre durchgefrorenen Hände, dann sich selbst von innen. Derweil schwärmen sie immer noch von dem Schiff und der Zeit auf dem Wasser. Sie wollen am liebsten gar nicht mehr nach Hause. Aber irgendwann meldet sich doch die Stimme der Vernunft.
„Jungs, die Sonne sinkt, wir haben noch etwas Fahrt vor uns, und wir müssen noch Koffer packen. Auf geht's!"
Namjoon scheucht alle auf und in Richtung Bus.
Als sie endlich im Bus sitzen, holt Jin die ganzen Vla-Packs raus. Sie öffnen alle und lassen sie im Bus kreisen.
„Einfach draus trinken."
Tina hat ihnen das sehr überzeugt gesagt. Und sie verstehen sofort, warum man das Zeug mal gegessen haben muss.
„Pudding aus dem Tetrapack" klingt im ersten Moment ziemlich eklig und künstlich. Aber der Geschmack rechtfertigt alles. Schnell hat jeder seine Lieblingssorte gefunden. Und bald sind alle Packungen leer.
Im Hotel angekommen, machen sie sich sofort ans Packen. Und nach dem Abendbrot – Segeln macht echt hungrig! - gehen alle ziemlich bald ins Bett. Nur Tae kann nicht zur Ruhe kommen. Diese Stadt hat es ihm angetan. Die Stadt, sein Lieblingsmaler, das Meer. Also schnappt er sich nochmal seine Kamera, zieht sich seinen Mantel an und geht los. Städte bei Nacht zu erleben, ist einfach nochmal was besonderes.
Kurz vor Mitternacht ist auch er dann endlich im Hotel. Zu seinem großen Erstaunen findet er Jimin noch wach vor, der im Bett auf dem Bauch liegt und irgendwas schreibt.
„Hei, wieso bist du noch wach?"
Jimin kuckt ihn von unten grinsend an.
„Wieso bist DU noch draußen???"
Stimmt auch wieder. Schnell geht Tae ins Bad und macht sich fertig für die Nacht. Nach diesem tollen Tag ist er müde und zufrieden. Sie erzählen noch ein bisschen, machen dann das Licht aus und schlafen sofort ein.
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19.3.2019 - 8.6.2019 - 3.11.2019
26.4.2020
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