Montag - 34.3 - Endlich wieder vereint

Don't forget  -  it's fiction!

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Als die Jungs aufgefordert werden, sich anzuschnallen und die Sitze hochzustellen, fangen sie an, nervös zu werden. Allgemeine Vorfreude macht sich breit. PD und Sung-Deuk schauen sich amüsiert an. Sie sind einfach nur neugierig, aber die Jungs können es nicht mehr erwarten, so sehr freuen sie sich auf Jimin und auf die Herzensfamilie. Da sie keine Koffer dabei haben, geht es in Frankfurt ziemlich schnell. Sie werden als VIP's außen rum geschleust. Doch dann schmeißen sie nur ihr Handgepäck in den Bus, denn Namjoon hindert sie am Einsteigen. Er führt sie in die ganz normale Abflughalle in die Nähe des Schalters, an dem sie damals eingecheckt haben. Suchend blickt er sich um, findet, was er sucht, und geht los. Kurz erklärt er den anderen, was er vorhat.
"Tina hat ja erst nachmittags was zu essen für uns. Wir sollten jetzt also noch eine Kleinigkeit essen. Und zwar bei unserer Kaffee-Fee. Hoffentlich hat die grade Dienst."
Alle anderen dackeln einfach hinter ihm her.

Kurz vor der Pommes-Schmiede erkennt er tatsächlich Nora hinter dem Tresen, die grade eifrig beschäftigt ist damit, frische Pommes zu machen. Im Gegensatz zu allen anderen hat sich ihm dieses Gesicht ins Gedächtnis gebrannt. Leise sprechen sie sich ab, wer was essen will. Dann spricht Namjoon Nora von hinten an und versucht es einfach auf Deutsch.
„Entschuldigung. Ich möchte etwas bestellen."
Nora dreht sich pflichtbewusst um – und erstarrt. Dann grinst sie breit.
„Aber natürlich, Mr. Kim. Was darf es sein?"
Der Rest des Gespräches läuft zwar auf Englisch, aber der Überraschungseffekt ist gelungen. Sie bestellen Berge von Pommes, Burgern und Currywurst und während sie darauf warten, bedankt sich Namjoon nochmal für ihre Kaffee-Brief-Aktion. PD hält sich lieber im Hintergrund. An dieses Gesicht kann er sich beim besten Willen nicht erinnern, aber positiv kann sie eigentlich nicht von ihm denken nach der Aktion damals. Doch Nora weiß natürlich über die Versöhnung Bescheid, weil sie in gutem Kontakt mit der Herzensfamilie steht, und lächelt PD darum freundlich an, als sie ihm sein Essen gibt. Plaudernd verzehren sie das typisch deutsche Fast Food an den Stehtischen. Dann verabschieden sie sich von Nora bis London und suchen sich ihren Weg zurück zum wartenden Bus. Tae dreht inzwischen dermaßen am Rad vor Freude auf Jimin, dass die anderen ihn nur noch auslachen. Dabei sind sie alle genauso nervös ...

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„Jimin, hast du eigentlich schon deinen Koffer gepackt?"
Der sitzt auf dem Sofa und schreibt mal wieder. Auf meine Frage schüttelt er nun den Kopf.
„Nö. Keine Lust. - Ich will noch nicht weg ..."
Ich setze mich zu ihm.
„Ach, Jimin. Es sind gute Tage, die du hier hast. Und die du so gut nutzt für dich. Du hast dich prima erholt, isst zum ersten Mal seit Monaten ganz einfach und normal und viel. Und du schaust so positiv in die Zukunft. Du freust dich doch drauf, dass auch für dich die Tour endlich richtig losgeht!"
Keine Antwort. Dann ein stummes Nicken.
„Ach, überhaupt. Thema Essen. Wir haben heute Morgen das Wiegen vergessen. Ab auf die Waage mit dir!"
Da wird Jimin plötzlich rot, springt auf und rennt raus. Ich höre seine Stimme nur noch von ferne.
"Ich geh dann mal packen."
Dann ist er weg.
Ääääh ... Was war DAS denn??? Hab ich was verpasst? Das war ja ein plötzlicher Sinneswandel!
Kopfschüttelnd gehe ich wieder in die Küche.
Abgenommen hat er jedenfalls nicht, das würde ich sehen. Was könnte also ...
Ich patsche mir vor die Stirn.
Ich bin so doof! Er hat die 50 kg geknackt und will es mir nicht sagen! Hihi, dann freue ich mich eben heimlich – auch gut.

Ich stehe mitten in meiner Küche und lasse meine Gedanken abschweifen. 35 Tage ist es her, dass ich auch hier gestanden und in meinem Saucentopf gerührt habe. Ich habe Musik gehört, dazu getanzt und dann das DNA-Zeichen auf meinen Arm gemacht. Damit hat alles angefangen. Nun stehe ich wieder hier, und in wenigen Minuten werden sie wieder vor meiner Tür stehen. Nur diesmal geplant. Ich bin gespannt, ob sie ihren eigenen Schlüssel benutzen werden ... Nach einer Weile kommt Jimin leise wieder die Treppe runter, wirft einen kurzen, scheuen Blick in die Küche zu mir, setzt sich wieder aufs Sofa und vertieft sich in sein Tagebuch.
Naaa gut. Dann spiel ich mal mit, wenn dir das so wichtig ist.
Ich ignoriere ihn. Auch auf das Tüddeln von seinem Handy und das glückliche Grinsen, als er die Nachricht ansieht, gehe ich nicht ein.
Na, dann wird's ja wohl bald losgehen ...
Ich drehe mich wieder zum Herd, mache die „Love Yourself - Her" an, schaue aus dem Fenster – und mache grinsend das DNA-Zeichen auf meinem linken Unterarm. Namjoon steht draußen auf der Gasse und lacht sich schief, dann wendet er sich gelassen und ohne Eile zur Haustür. Dabei hat er allerdings die Rechnung ohne Tae gemacht. Der entreißt ihm nämlich den Haustürschlüssel und steht drei Sekunden später im Wohnzimmer in einer dicken Umarmung mit Jimin. Ich lehne derweil am Rahmen unserer Küchentür und freue mich um den Verstand, als nach und nach auch alle anderen zur Tür reinschieben. Kurz danach klingelt es, und Kwon stößt dazu. Wir sind komplett.

„Ich hoffe, dir raucht der Schädel nicht zu sehr von der Uni. Du musst nämlich gleich ran."
Ich grinse Kwon an und wende mich dann höflich an Bang Si-Hyuk und Son Sung-Deuk.
„Herzlich willkommen in unserem Zuhause! Ich freue mich sehr, dass das geklappt hat und ich sie hier nun begrüßen darf."
Die beiden verbeugen sich und bedanken sich für die Einladung.
„Was darf ich Ihnen denn anbieten? Gesessen haben Sie ja eigentlich lange genug. Möchten Sie etwas trinken? Oder haben Sie vielleicht Lust, dass die Jungs Sie in ihrem Exil herumführen? Dann bekommen Sie eine kleine Vorstellung davon, wie wir hier miteinander gelebt haben."
Die beiden nicken.
„Sehr gerne. Aber ich sehe schon jetzt, dass dieses Haus nicht für elf Menschen gedacht ist, und dass das eine ziemliche Herausforderung gewesen sein muss!"
Jeongguk und Hoseok übernehmen die Führung. Wir haben in weiser Voraussicht alle Zimmer gründlich aufgeräumt und gut geputzt, und so kann ich den Trupp beruhigt ziehen lassen.

Ich begrüße Jin und Yoongi und wende mich dann Namjoon zu. Der grinst mir entgegen.
„So. Wie war das mit dem Sofa heute Morgen???"
Wir fallen uns lachend in die Arme.
„Mensch, ich freu mich doch auch schon auf heute Abend, du Idiot! Aber du hast mir eine Steilvorlage geliefert. Du warst selbst schuld!"
Lächelnd schaut er mich an und fragt dann leise nach.
"Und Jimin?"
Ich nicke in dessen Richtung.
„Schau selbst!"
Tae und Jimin halten sich noch immer stumm und glücklich in den Armen, lösen sich nun und strahlen sich an. Tae schaut einmal an Jimin runter und wieder rauf, macht das Daumenhoch-Zeichen und fordert Jimin auf zu erzählen. Aber erstmal begrüßen alle ihren Ausreißer Jimin mit Hallo und dicken Umarmungen. Und dann sprudelt es nur so – er kann es nicht abwarten, bis die anderen wieder zu uns stoßen. Wir setzen uns alle dazu und lassen ihn reden. Kwon übersetzt das für mich in Ausschnitten, und voll, wenn die anderen darauf reagieren. Jimin ist gar nicht zu bremsen. Er zeigt seine Tagebücher, Bilder von Mauri und Heike, das Schneckenhaus und den Zapfen. Erzählt vom Wald und vom Singen. Schließlich rollt er seine Bilder aus und lässt sie teilhaben an der Suche nach dem Inneren Kind. 

Auch von seinem Alptraum in der ersten Nacht erzählt er, grade, als der Rest des Trupps wieder in der Tür steht.
„Hobi! Hobi, komm mal. Wir können das hier nicht machen. Aber ich muss dir das unbedingt erzählen!"
Und dann berichtet er von dem Traum, von dem ja alle immer wussten, und präsentiert ihnen die Lösung.
„Wir waren solche Deppen! Wir haben immer nur geübt, wie es ablaufen soll. Wir hätten einfach nur auch üben müssen, wie wir einen Unfall aktiv vermeiden können."
Hobi stutzt, aber Sung-Deuk kapiert sofort.
„Stimmt! Und wie?"
Jimin schnappt sich Hobi.
„Leg dich mal auf den Rücken! Genau so."

Jetzt wird es eng, denn auf jedem waagerechten Fleck sitzt ja schon jemand. Die Jungs auf dem Boden rutschen zur Seite.
„Wenn ich hier angesprungen komme, drehe ich mich ja so über dich drüber."
Er steigt über Hobi und deutet seine Drehung an.
„Für den Fall, dass das Timing nicht gestimmt hätte, hätten wir verabreden und üben können, dass DU dich IMMER nach links wegrollst, während ich meinen Schwung ausgenutzt hätte, um nach rechts abzurollen. Dann wäre ich niemals auf dich draufgefallen. Seit ich das kapiert habe letzten Mittwoch, habe ich geschlafen wie ein Baby. Ohne jeden Alptraum irgendwelcher Art."

„Und wie seid ihr jetzt auf diese Idee gekommen?"
Neugierig fragt Sung-Deuk nach. Ich erzähle, wie wir unserer Tochter das Radfahren beigebracht haben.
„Da war es zur Lösung für Jimins Alptraum nicht mehr weit."

Die Jungs applaudieren. Doch PD ist geschockt.
„Jimin, hast du jetzt allen Ernstes fünf Jahre lang von so einem Unfall geträumt???"
Der nickt.
„Ja. Ziemlich regelmäßig sogar. Vor allem in Hochdruckphasen vor Comebacks und so, wenn kaum Zeit zum richtigen Abschalten war. Ich hab dann allen möglichen Müll geträumt. Im Grunde können wir uns bei jeder einzelnen Choreo, bei jedem Training, bei jedem Gang auf die Bühne verletzen, abstürzen – das hat viel Stoff für Alpträume geboten. Aber speziell dieser Horror hat mich nie ganz losgelassen."
PD schüttelt den Kopf.
„Das ist ja furchtbar! Und der Song ist doch schon ewig nicht mehr im Programm. Hat das denn irgend jemand gewusst?"
Hobi richtet sich endlich auch auf und mischt sich ein.
„Klar. Alle seine Zimmergenossen haben im Laufe der Zeit mal einen schreienden Jimin im Arm gehabt und ihn nicht wach gekriegt."
Die anderen nicken.

Und PD entfährt ein seeeehr unerwartetes und sehr ehrliches „Was ein Scheiß-Job!!!"
Ehrfurchtsvolle Stille senkt sich auf den Raum, alle halten den Atem an. PD schluckt und fährt sich nervös durch die Haare.
Da hat sich wohl grade jemand selbst überholt ...
Es dauert bestimmt drei Minuten, bis Yoongi sich ein Herz fasst und leise nachfragt.
"Welcher genau? Unserer oder ihrer?"

„Beide. Es ist, wie ich in Rom schon gesagt habe. Manchmal frage ich mich, ob man diesen Job machen und dabei ein guter Mensch bleiben kann. Ich bin ja grade damit durch, Jungs für die nächste Band zu casten, damit ich was in der Pipeline habe, wenn ihr zum Militär eingezogen werdet. Ich schaue nach den Talenten, nach den Persönlichkeiten, danach, ob voraussichtlich die Chemie stimmen wird. Sie sollen ein eindeutig eigenes Profil entwickeln, aber genau wie ihr ihre Musik und ihre Themen selbst machen können. Ich sehe in diesen Jungs immer wieder euch am Anfang. Die Träume und Ängste, den Ehrgeiz und die Zweifel. Ich mute ihnen das selbe zu wie euch: unglaublich harte Arbeit neben der Schule, die dabei natürlich zu kurz kommt. Ihr wisst, wovon ich rede! Diese Jungs haben das Glück, dass ihr BigHit reich gemacht habt. Sie müssen nicht allemann in einem Zimmer schlafen und verzweifelt durch kleine Zusatz-Jobs Geld rein bringen. Aber eine Jugend haben sie so nicht. Nur ein Ziel, von dem niemand weiß, ob sie es jemals erreichen werden. Und wenn ich jetzt höre, wie lange und wie sehr Jimin sich mit dieser Angst von Anfang an gequält hat – dann möchte ich sie am liebsten nach Hause schicken und sagen:'Werdet Straßenkehrer und glücklich. Ich bezahl euch das auch!"

Alle Jungs haben Tränen in den Augen, und auch ich muss schwer schlucken. Und dann bin ich bis zum Abwinken stolz auf Jeongguk.
„Ich fand es cool, dass ich wenig zur Schule musste und den Abschluss mehr oder weniger irgendwie machen konnte, weil nicht eine Eliteuni oder ein Elterntraum auf dem Spiel standen. Erst später ist mir bewusst geworden, dass dadurch so unglaublich viel vom Erfolg von BTS abhängt für meine Zukunft. Und jetzt hier im März habe ich begriffen, dass ich mit meiner Jugend bezahlt habe. Ich erinnere mich erst jetzt, dass ich manchmal einfach zu müde war, um nach meiner Mutter zu heulen, wenn ich mitten in der Nacht ins Bett gekrochen bin und schon nach wenigen Stunden wieder raus musste. Manchmal habe ich mich wirklich verzweifelt danach gesehnt, einfach wieder ein Kind sein zu dürfen, dann wieder, dass ich nicht so viel jünger bin als die anderen. Irgendwann habe ich dann aufgehört, zu fühlen, damit es leichter wird. Der „Golden Maknae" zu sein, war eine unglaubliche Last. Aber ich sehe eine Chance für die neuen Jungs, dass die es anders, besser haben können. Wir haben vor lauter Arbeit von denen noch nicht viel mitgekriegt. Aber das können wir doch ändern. Wenn wir die unter unsere Fittiche nehmen, können wir noch gemeinsam ein paar Fehler vermeiden."
Einen Moment starren ihn alle an, dann kommt das Begreifen, und ein Licht leuchtet auf in PD's Augen.

Hobi nickt.
„Wir haben glaube ich alle diese Sehnsucht nach der Familie gehabt. Deshalb sind wir als Gruppe ja auch so zu einer Familie geworden. Das können sie von uns lernen. Und vielleicht lassen Sie die Knirpse auch ab und zu mal nach Hause. Da es am Geld nicht hapert, kommt es doch auf ein, zwei Wochen pro Jahr nicht an, oder?"
Jin holt tief Luft.
„Ich hatte von Anfang an das Gefühl, dass ich für die Jüngsten irgendwie Vater sein muss. Und war sooo oft damit überfordert. Könnte nicht eine Frau engagiert werden, die mit den Jungs lebt, ihnen im Haushalt hilft und einfach Mama-Ersatz und Kummerkasten ist? Den Haushalt selbst zu managen und selbst zu kochen und zu waschen, Selbständigkeit zu entwickeln, hat uns bestimmt nicht geschadet. Aber ein Erwachsener zum Anlehnen – das hat echt gefehlt!"

„Yoongi und ich könnten sie beim Texten und Produzieren unterstützen. Da können wir wohl am ehesten Lehrer und Vorbilder sein. Das Know How entwickeln. Und das Gespür, aus welchen Ideen wirklich was werden kann."
Yoongi pflichtet ihm bei.
"Ich bin schon neugierig, welche speziellen Talente die so mitbringen. Ist wieder nur einer als Leader ausgekuckt? Je besser wir die Jungs kennenlernen, desto besser können wir auch da unterstützen. Denn für so junge Kerle ist dieser Job echt hart."

Nun purzeln die Ideen nur so.
„Wir können sie in Sachen Bühnenpräsenz unterstützen. Und wenn sie debütiert haben, nehmen wir sie auf die nächste Tournee als Backgroundtänzer und als Vorgruppe mit. Sie können unser Publikum abgreifen und sich trotzdem mit ihrem ganz eigenen Stil profilieren."
Jeongguk.

„Auch der sensible Umgang mit den Medien, mit der Öffentlichkeit will gelernt sein. Dass einem der Hype nicht zu Kopf steigt und der Hass einen nicht zerstört. Ich wünsche keinem jungen Menschen, dass er meinen steinigen Weg gehen muss."
Jimin denkt wieder vor allem an die Jungs selbst.

Und so geht es immer weiter. PD hat seinen Organizer gezückt und macht sich Notizen. Er nimmt das völlig ernst! Ich sitze daneben, bekomme alles von Kwon übersetzt und hyperventiliere bald vor Begeisterung.
„Jungs, ich bin so unglaublich stolz auf euch! Ihr seid einfach wunderbar!"

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13.2.2019    -    5.6.2019    -    1.11.2019
11.4.2020

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