Don't forget - it's fiction!
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Vor genau vier Wochen am Montag sind sie in Seoul in den Flieger gestiegen, um nach London zu jetten und dort ihre Europatournee zu starten. Vor genau vier Wochen haben sie geglaubt, sie tauchen ein in die übliche Tourroutine, und alles ist wie immer. Was ist alles passiert seitdem! Nun ist es Montag Morgen in Rom. Und nichts ist, wie es vorher war.
Abends um 23:00, als es in Seoul morgens um 7:00 war, hat Namjoon es nicht mehr ausgehalten. Jin hat recht - Sonst erfährt er es nie. Bevor er sich selbst wieder vor lauter Zweifel daran hindert, schreibt er Yuiko eine SMS.
"Hallo Yuiko. Lange nichts gehört von dir. Wie geht es Dir? Ich habe eine vielleicht etwas verrückte Frage an dich: würdest Du noch einmal 'Umbrella' mit mir singen? BTS hat eine mütterliche Freundin, die unser Duett sehr liebt. Ich würde sie gerne überraschen und ihr eine Freude machen damit. Und das wäre doch auch eine nette Gelegenheit, sich mal wieder zu sehen.
(- - -Urgh, wie soll er sich verabschieden??? „Dein Namjoon", nur„Namjoon", „Schöne Grüße, Joonie" - - -)
Neugierig, Joonie"
Dass das Ganze in London stattfinden soll, verrät er erstmal nicht. Vorher muss er rausfinden, ob sie grundsätzlich Interesse an einem Wiedersehen hat. Geschlafen hat er danach noch lange nicht.
Taehyung hat bei seinem Programm-Planungs-Marathon zu seiner Freude vorgefunden, dass für diesen Tag die Vatikanischen Museen mit der Sixtinischen Kapelle vorgesehen waren. Und dass es Tickets dafür gibt.
Gut! Kein Schlangestehen.
Das nervt und wäre auch für Jimin nicht das Richtige. Und für den Nachmittag hat er was ganz Kurioses gefunden. Ein Privatmann öffnet seinen Garten, in dem er lauter Statuen von Kindern gesammelt hat, für Publikum. Und zwar Statuen jeder Größe und jeden Alters – also, auch Alter der Statue, nicht nur des dargestellten Kindes! Die älteste Figur ist von Anno Tobak aus Ägypten, die Jüngste erst vor zwei Jahren geschaffen worden. Völlig unbekannte Bildhauer, Kunststudenten, Asiatisches, Afrikanisches, Arbeiten einer Abschlussklasse vom Kunstkurs, dazwischen eine Replik eines Rodin, einfach alles ist vertreten. Das klingt anders, spannend. Und ist bestimmt nicht überlaufen. Dieser Garten ist ein bisschen außerhalb der Megacity, und darum hat Tae auch ein Gartenrestaurant abseits der üblichen Pfade gesucht, wo sie ausführlich Mittagspause halten können.
Vorsichtshalber hat er am Abend noch Nicola von seinen Plänen erzählt und gefragt, ob sie Jimin mitnehmen dürfen. Der hat gezögert, weil das doch ein langer Tag wird. Aber Jimin den ganzen Tag von der Gruppe zu trennen, wenn er am nächsten Tag sowieso für eine Woche alleine sein wird – das konnte er nicht übers Herz bringen.
„Zögerliches O.K., Taehyung. Ich bin da ehrlich. Sei bitte so gut und hab ein genaues Auge darauf, wie es ihm geht. Sei bitte bereit, ihn jederzeit zurück ins Hotel zu bringen. Und – dann lass jemand anderes bei ihm. Nicht du!"
Mit diesem Irgendwie-Einigermaßen-O.K. krabbeln sie nach dem Frühstück in ihren Gruppenbus und tauchen ein in den Trubel der lebendigen Stadt Rom, gehen vorbei an den Warteschlangen vor den Vatikanischen Museen und bestaunen mit steifem Nacken und großen Augen die großartigen Bilder Michelangelos an der Decke der Sixtinischen Kapelle. Stumm und sehr beeindruckt gehen sie weiter.
„Schon irre, was die Vertreter Gottes auf Erden in aller 'Bescheidenheit' für Kunstwerke hier angehäuft haben."
Namjoon flüstert leise mit Tae und schüttelt den Kopf, während sie durch die pompösen Säle voller Kostbarkeiten schlendern.
„Da ist mir der kleine, schlichte Bronzeengel auf Tinas Gebetsteller echt näher als diese erschlagende Fülle von 'wir sind die Tollsten'-Beweisen."
Als Hobi seine Eintrittskarte runterfällt, nimmt er wahr, dass der Fußboden in diesem Saal aus Marmor in unterschiedlichen Farben gearbeitet ist und ein großflächiges Muster aus ineinander verschlungenen Linien zeigt. Völlig gefesselt folgt er diesen Linien, den Blick immer am Boden. Er vergisst alles um sich herum, denkt an die vielen Menschen, die im Laufe der Jahrhunderte über diesen Fußboden gelaufen sind, vielleicht so fasziniert wie er, vielleicht völlig achtlos und in Gedanken versunken. Die Leute weichen ihm intuitiv aus. Die anderen Jungs folgen ihm mit ihren Blicken. Fast sieht es aus, als ob er tanzt.
Die Maknaes sind schon wieder versucht, die eine oder andere Statue nachzuahmen und rumzublödeln, aber die Menge der Menschen, die sich hier durchschieben, bewirkt dann doch, dass sie sich zusammenreißen. Sie können ja froh sein, dass sie bisher nicht erkannt wurden. Da sollten sie nicht noch extra auf sich aufmerksam machen. Erst nach mehreren Stunden „spuckt" sie der mächtige Palast wieder aus.
Da sie alle sehr müde und ihre Köpfe sehr voll mit all den Eindrücken sind, fahren sie nun aus der Stadt raus zu ihrem nächsten Ziel, dem Gartenlokal inmitten von Olivenhainen. Sie sind dafür eine ganze Weile unterwegs, denn der Einzugsbereich von Rom ist riesig. Nicht nur Jimin schläft im Bus sofort ein, auch Yoongi klappt bald die Augen zu. Und Namjoon hat sowieso Nachholbedarf nach dieser zergrübelten Nacht. Aber so kommen sie dann auch einigermaßen entspannt bei ihrem Restaurant an.
Die Location dort ist einfach zauberhaft. Es ist ein altes Landhaus, das nun bewirtschaftet wird von einer quirligen italienischen Familie. Die verschiedenen Terrassen und Gärten um das große Haus sind mit sehr viel Liebe und Geschmack ganz unterschiedlich möbliert und laden richtig zum ausgiebigen Verweilen ein. Im Grunde kriegt man nichts von den anderen Gästen mit, weil die Bereiche voneinander abgetrennt sind. Sie suchen sich einen kleinen Garten mit einem großen, alten Walnussbaum aus, den sie ganz für sich haben. Um den knorrigen Stamm ist eine schmiedeeiserne Bank gebaut, und eine lange Tafel wird festlich für sie gedeckt.
Aber der Knaller ist die riesige, alte offene Küche, die sich in dem Landhaus befindet. Von allen Seiten dürfen die Gäste bis nah dran gehen, den Köchen bei der Arbeit auf die Finger schauen, sich dort ihre Gerichte aussuchen und zum Teil auch selbst die Zutaten bestimmen. Es dauert länger hier, bis man sein Essen serviert bekommt, und es ist auch nicht ganz billig. Aber dafür wird alles frisch zubereitet, und man kann dabei zusehen. Sie haben viel Zeit mitgebracht, weil Tae den Zeitplan bewusst locker gesteckt hat, und können so ganz wunderbar entspannen, während sie auf ihr Essen warten.
Die meisten Jungs setzen sich in den Schatten der alten Bäume. Nur Jin bleibt die ganze Zeit wie angewurzelt vor dem Küchenbereich stehen und versucht, möglichst viel mitzukriegen. Die Köche freut es, und einer fängt an, Jin mit Händen und Füßen zu erklären, was er da grade macht. Am liebsten würde Jin mitkochen. Eine kleine Nebenspur in seinem Kopf registriert in dem Moment, dass er nicht nur „der Koch von BTS" ist. Er liebt das Kochen wirklich! So hat er nebenbei mal wieder eine Antwort über sich selbst erhalten. Jeongguk ist wieder ganz in seinem Element und filmt das Geschehen. Autentischer geht's nicht!
Nach einer Stunde Gammeln, guten Gesprächen und kleinen Snacks wird ihnen schließlich ganz frisch ein wunderbares Mahl serviert. Sie fühlen sich wie an der edel gedeckten Tafel im Video zu Blood, Sweat and Tears, nur dass sie diesmal ganz privat hier sind und nicht nur vor leeren Tellern sitzen. Sie werden dezent und zuvorkommend bedient und genießen die Ruhe und Gemeinschaft.
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Ich habe mich derweil im Laufe des Vormittags zu der Nachbarin gewagt, die zum Glück heute Spätdienst hat. Ich zeige Mareike die ganzen Unterlagen und Befunde, die Sabina, so gut es geht, übersetzt hat, erzähle ihr von Jimins Leben und seinen Ängsten und Selbstzweifeln und von der Notwendigkeit einer Zwangspause. Sie ist skeptisch. Sehr genau schaut sie sich die beiden Schallbilder von den Nieren an und studiert die Befunde der EKG's. Das scheint alles unbedenklich zu sein. Nur die anhaltende Schwäche ist beunruhigend. Und eigentlich braucht Jimin wirklich eine lange Auszeit und einen guten Therapeuten.
Aber dann sagt sie doch zu. Denn mal eben über die Gasse kann sie die Betreuung leisten, ohne dass das ihrer Arbeit ins Gehege kommt. Morgen hat sie Frühdienst, so dass Dr. Serrano mittags eine direkte Übergabe machen kann. Und Sabina und Kwon werden ihr gerne helfen. Sie verspricht sogar, sich um die entsprechenden Medikamente und Hilfsmittel zu kümmern. Ich bin total erleichtert und schreibe das auch sofort Dr. Serrano und Bang PD.
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Als in dem zauberhaften Garten im Norden von Rom grade nach dem opulenten Mahl der Cafè serviert wird, brummt das Handy in Namjoons Tasche. Er konnte ganz gut abschalten heute Vormittag, aber nun sitzt er kerzengrade auf seinem Stuhl. Jin und Yoongi wissen sofort Bescheid.
„Nu schau schon nach, ob sie das ist!!!"
Namjoon holt sein Handy aus der Tasche und schaut aufs Display. Es ist tatsächlich Yuiko, bei ihr ist es jetzt abends um 22:00. Die erste Hürde ist geschafft – sie hat überhaupt geantwortet!
Er klammert sich an das Gerät und öffnet den Dialog.
„Hallo Kim Nam Jun! Das ist ja eine Überraschung! Mir geht es gut. Ich lebe jetzt in Seoul und komme gerne vorbei, um mal wieder mit dir zu singen. Das war toll damals. Aber seid Ihr nicht grade in Europa? Wann soll die Party denn steigen? Gespannt, Yuiko"
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15.1.2019 - 6.4.2020
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