Freitag - 38.2 - Erfolgsdruck
Don't forget - it's fiction!
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Sung-Deuk meldet sich wieder.
„So, Jungs. War das Pause genug? Könnt ihr wieder? Dann sollten wir jetzt diese Songs einfach mal durchtanzen, sehen, was noch da ist. Ihr müsst nicht singen, wir werden auch nicht an Feinheiten feilen, wir sollten nur langsam einen Überblick bekommen, wie viel Abeit wir da noch reinstecken müssen. Ihr müsst auch nicht endlos powern, ihr braucht eure Kraft für heute Abend. Und ich will kein Gestöhne hören – es war eure Entscheidung!!!"
Alle müssen breit grinsen. Ja, das wird harte, zusätzliche Arbeit. Aber da schlägt ihr Herz. Sie möchten ihrer Herzensmutter und ihrer Herzensfamilie und all denen, die in den letzten Wochen mit so viel Kraft und Phantasie und Geistesgegenwart und Zeit und Liebe an ihrer Seite gestanden haben, eine unvergessliche Nacht bereiten. Also legen sie sich die Zusatz-Setlist groß an den Bühnenrand, verkrümeln sich an die Seiten und spielen einmal die ganze Konzertverlängerung durch. Wenn sie zu sehr Knoten in die Füße bekommen oder überhaupt nicht mehr wissen, wo sie eigentlich gestanden haben, kommt immer von irgendeinem der nächste Motivationsschub.
„Los, weiter. Es ist für die Herzensfamilie!"
Und am Ende sind sie zwar geschafft, haben aber doch das Gefühl, dass sie das bis London alles wieder drauf haben können. Und sie haben sehr viel lachen müssen.
Verschwitzt und glücklich verschwinden sie im Backstage, machen sich frisch und lassen sich zum Mittagessen nieder. Sie schieben sich ein paar Tische aneinander und ihre Stühle dazu. Die Gespräche drehen sich um all das, was sie noch üben und vorbereiten müssen. Aber die Vorfreude springt aus jedem Blick und jedem Wort.
Nach einer ausgedehnten Mittagspause, in der tatsächlich mehrere einfach in den bequemen Sesseln einschlafen, gibt es nochmal eine Wiederholung vom Morgen, eine Stellprobe für alle Auf- und Abgänge und Ortswechsel auf der Bühne für das heutige Konzert, damit das sicher und selbstverständlich läuft. Während sie fürs Fansign umgezogen und geschminkt werden, schläft Jimin wieder ein. Es ist tatsächlich der allererste Tag dieser Tour, an dem er so richtig non stop ran muss, und das macht sich allmählich bemerkbar. Aber die Ladys sind das ja schon gewohnt von den Jungs, und so hält eine seinen Kopf, während die nächste ihn einfach weiter frisiert.
BigHit hat gestern kurz offiziell über die sozialen Medien mitgeteilt, dass es Jimin deutlich besser geht und er wieder dabei sein wird. Beim Fansign sind entsprechend viele ARMYs, die sich ihm ganz besonders zuwenden und ihm alles Gute wünschen. Andere, die ihm ihre Dankbarkeit ausdrücken. Und eine Frau, die in einem Zentrum für essgestörte Mädchen und Jungen arbeitet und fragt, ob sie Jimins Rede zitieren dürfen, um Jugendliche zu ermutigen, sich Hilfe zu suchen. Er nimmt ihre Karte entgegen, verspricht, ihre Anfrage ans Management weiter zu leiten, bittet sie aber, sich dort auch selbst zu melden. Über die Frage sei noch nicht nachgedacht worden, aber er könne sich das gut vorstellen.
Ein rappeldürres Mädchen taucht vor ihm auf und fällt direkt mit der Tür ins Haus.
"Hilf mir! Was muss ich tun, damit ich wieder essen kann?"
Da ist er dann doch ein bisschen überfordert und ratlos. Er überlegt einen Moment und fragt dann zurück.
"Warum hast du denn aufgehört zu essen?"
Aber Yoongi, der als nächster in der Reihe neben ihm sitzt, hat mit halbem Ohr zugehört, kapiert sofort, dass grade das Helfertier in Jimin angesprungen ist, winkt dem Mädel vor sich schnell noch mal zu und wendet sich dem Gespräch zu.
"Warte, Jimin!"
Er winkt einen Dolmetscher heran und spricht ganz freundlich mit dem Mädchen.
"Der Schlüssel dafür, dass Jimin wieder essen konnte, war, dass er sein Schweigen gebrochen hat. Er hat mit uns darüber geredet, wie es ihm geht, dass und warum er nicht mehr essen kann. So konnten wir seine Ängste ansehen und ihm Mut machen, sich dem zustellen. Weißt du, ich glaube, dass jeder Mensch mit Magersucht seinen ganz eigenen Grund dafür hat und seinen ganz eigenen Weg da rausfinden muss. Das einzige, was wir dir wirklich raten können, ist: rede darüber, und such dir professionelle Hilfe. Mach das nicht mit dir alleine ab, alleine ist das kaum zu schaffen. Und das zweite ist: du musst essen wollen und akzeptieren, dass du zu dünn bist, um gesund zu sein." Das Mädchen sieht nicht sonderlich glücklich aus bei der Antwort. Und so wird sie nach einem Händedruck von Jimin und Autogrammen von beiden von den Nachrückenden weiter geschoben.
Yoongi bleibt wachsam und beobachtet Jimin aus dem Augenwinkel. Jimin sieht ihr traurig und irgendwie schuldbewusst nach.
Kaum haben sie den nächsten Fan abgefertigt, schnappt Yoongi Jimins Hand und zieht ihn mit sich hinter die Sichtwand. Sanft tastet er sich an das Problem ran.
„Hei! Was ist los?"
Jimin senkt den Kopf.
„Jimin! Sagst du mir bitte, was grade in dir vorgeht?"
Ein tiefer Seufzer.
„Mein Kopf sagt: du bist kein Therapeut, du kannst nichts tun für sie. Und mein Herz sagt: was du einmal angefangen hast, musst du auch zu Ende führen."
Scheu schaut er zu Yoongi rüber.
Der nimmt ihn fest in die Arme.
„Jimin, du kannst sie nicht retten. Sie wollte von dir gerettet werden. Aber sie kann sich nur selbst retten. Das weißt du, oder?"
Jimin nickt und seufzt wieder. Yoongi hebt Jimins Kopf am Kinn hoch und schaut ihm fest in die Augen.
„Du hast etwas angefangen, was ganz viel Segen bringen kann. So viele haben sich von deiner Rede schon ermutigt gefühlt. Aber natürlich gibt es auch immer die, die das falsch verstehen. Sie wird ihren Weg gehen, aber du wirst sie dabei nicht führen können. Du bist nicht verantwortlich für ihr Leben - du musst erstmal dein eigenes wieder auf die Reihe kriegen! Denk an die Frau aus diesem Zentrum. Die ist die richtige Anlaufstelle dafür. Nicht du! - O.K.???"
Jimins Augen weichen erneut aus, er schaut wieder auf den Boden.
„Das ist schwer ..."
Wieder nimmt Yoongi ihn in den Arm.
„Ich weiß, das ist schwer. Aber stell dir das vor wie bei einem Bauern. Du hast ihr gesagt:'Du darfst!', sie muss entscheiden:'Ich will!' und dieses Zentrum wird ihr zeigen, wie es gehen kann. Du hast sozusagen die Saat gesäht, jetzt sind die anderen dran mit gießen, wachsen, Unkraut jäten und irgendwann ernten. Nicht du. O.K.?"
Und dann hält er Jimin eine Weile, bis der sich lösen und mit einem gemurmelten Dank wieder nach vorne gehen kann.
An Jimins Platz ist eine kleine Schlange entstanden, und die anderen sehen den beiden irritiert entgegen. Aber Yoongi und Jimin setzen sich einfach wieder und wenden sich den Wartenden zu, damit es schnell weiter geht. Sie wollen die Fans ja nicht einfach abfertigen und weiter scheuchen, dürfen aber auch nicht alles aufhalten. 50 überwiegend Mädels müssen sie durchschleusen, ohne dass Hektik aufkommt. Manche sind scheu und verschwinden ganz schnell wieder, sobald sie ihr Autogramm haben. Andere sind hartnäckig und fordern Aufmerksamkeit. Es ist nicht immer einfach, die wieder „loszuwerden". Aber irgendwann ist der Stau aufgelöst. Die Fans sind alle glücklich wieder draußen, und die Jungs gehen zurück zu ihrer Umkleide.
Während sie sich nun zum Abendessen niederlassen und sich über die schwedischen Köstlichkeiten her machen, erklärt Yoongi den anderen, was in dem Moment los war und was das Mädchen von Jimin wollte. Tae hört zu, schaut derweil Jimin an und antwortet, ohne den Blick von ihm abzuwenden.
"Und wir sollten uns schleunigst was einfallen lassen, wie Jimin solche Situationen für sich händeln kann ..."
Denn Jimin sitzt gedankenverloren vor seinem leeren Teller und rührt sein Besteck nicht an, während alle anderen längst essen.
„Jimin? - Atmen?"
Tae fragt ganz leise und berührt ihn an der Schulter. Da taucht Jimin mit einem Seufzer wieder aus seinen Gedanken auf.
„Was? - Ach so, ja - ..."
Er folgt den Blicken der anderen auf seinen Teller und registriert erst jetzt, was grade mit ihm passiert.
„Scheiße!"
Er überlegt einen Moment, holt dann das einzelne Puzzlestück aus seiner Brieftasche und legt es mitten auf den Teller. Er atmet ein paarmal tief durch. Dann greift er entschlossen nach seiner Gabel – und stibitzt sich einfach von Taes Teller Häppchen für Häppchen, steht auf und probiert sich so rund um den Tisch durch das gesamte Angebot auf den Tellern der anderen. Mit einem Grinsen und Erleichterung registrieren die, dass er wieder einen Weg für sich gefunden hat, nicht vor einem vollen Teller sitzen zu müssen und trotzdem nicht zu hungern. Auf diese Weise isst er tatsächlich richtig viel. Namjoon und Yoongi sehen sich an und atmen durch. Die Kuh ist vom Eis! Yoongi streicht einmal Tae über den Rücken. Hobi legt seinen Arm um Guk, der ziemlich blass geworden ist vor Schreck.
Als Jin Jimin näher kommen sieht, hält er die Hände über seinen Teller.
„Yah! Nimm dir gefälligst selbst was!"
Doch mit einer plötzlichen, schnellen Attacke schafft Jimin es doch, von Jins Teller einen leckeren Bissen zu mopsen. Als Jin lautstark und völlig vergeblich protestiert, löst sich die Anspannung in Gelächter auf, und Jimin führt ein kleines Freudentänzchen über seinen Triumph auf. Tae grinst breit und sehr erleichtert und gibt Jimin ein High-Five. Es ist eine dieser Situationen, wo sie – unausgesprochen – funktionieren wie ein gut geöltes Uhrwerk. Sie kennen sich, sie unterstützen sich, sie wissen einfach ganz genau, was der andere braucht, sind 100%ig für einander da und – sie wissen es zu feiern.
Beim Umziehen fürs Konzert geht Jimin dann noch bewusst zu Tae hin.
„Das war grade ein Schreckmoment für dich. Das tut mir leid!"
Tae schaut ihn verunsichert an.
"Danke, dass du so wachsam warst, ich selbst habe es ja gar nicht gemerkt. Wollen wir morgen mit allen zusammen darüber reden, wie wir in Zukunft mit solchen Situationen umgehen sollen? Ich habe das Ding angefangen, aber überhaupt nicht mit solchen Folgen gerechnet. Mach dir keine Sorgen, mir geht es wieder gut!"
Da kann auch Tae durchatmen und sich auf die letzten Vorbereitungen fürs Konzert konzentrieren.
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1.3.2019 - 8.6.2019 - 2.11.2019
13.4.2020
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