Donnerstag - 37.2 - Das Wort des Königs ist Befehl!
Don't forget - it's fiction!
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Dann suchen sie sich den Weg zur Fähre. Rüber zum Vasamuseum ist es nicht weit. Vom Wasser sieht man das große Gebäude sehr gut. Auf dem Dach des Museums stehen genau da, wo innen drin die alte Vasa ruht, drei mächtige Schiffsmasten.
Allmählich sind die Jungs neugierig auf das Museum und das Schiff. Im Museum stellen sie fest, dass es einen Audioguide sogar auf koreanisch gibt, und ganz viele interaktive Terminals ebenfalls koreanisch anbieten. Dem vollen Genuss des Museums steht also nichts mehr im Wege. Als erstes gehen sie natürlich auf den sieben Ebenen um das Wrack herum und bestaunen die komplizierte Takelage und die vielen geschnitzten Figuren am Heck. Es gibt eine nachgebaute Admiralskajüte, die mitnichten so luxuriös eingerichtet ist, wie in Piratenfilmen immer zu sehen. Genau wie die Matrosen im Mannschaftsraum konnte der Kapitän nicht mal aufrecht stehen. Überall im Museum stehen lebensgroße Figuren von Menschen in der Gewandung von damals. Man fühlt sich richtig in die Zeit zurück versetzt.
Der Knaller ist aber die Story, warum die Vasa überhaupt gesunken ist. König Gustav Vasa befand sich im dreißigjährigen Krieg vor allem im Clinch mit dem polnischen König. Beide wollten die Vorherrschaft auf der Ostsee, und so kam ihnen der europaweite Religionskrieg grade recht, um diesen Streit auszutragen. Um Danzig blockieren zu können, brauchte Gustav Vasa ein größeres Schiff, das er sogleich in der Heimat in Auftrag gab. Der Konstrukteur des Schiffes war ein erfahrener Holländer. Statikberechnungen und exakte Konstruktionszeichnungen gab es damals noch nicht. Und so baute der Mann nach seiner Erfahrung und laut Auftrag ein großes robustes Schiff mit einem Rumpf, der genug Tiefgang für ein Kanonendeck hatte. Mittendrin setzte sich Gustav Vasa in den Kopf, er müsse aber zwei Kanonendecks haben. Das bedeutete das doppelte Gewicht an Bronze, also nicht 24 sondern 48 Tonnen Metall. Vom jüngsten Botenjungen bis zum Baumeister wussten alle sofort, dass das nicht gehen konnte. Aber das Wort des Königs war Befehl, und der wurde ausgeführt. Vor der Jungfernfahrt ließ der englische Kapitän 30 Seeleute von Reling zu Reling rennen, um die seitliche Stabilität zu testen. Der Versuch wurde sofort abgebrochen, weil das Schiff, fest an der Kade vertäut, schon dadurch so viel Schräglage bekam, dass es zu kentern drohte. Wie befürchtet, lag das Schiff durch das hohe Gewicht so tief im Wasser, dass die unteren Geschützpforten grade noch so oberhalb der Wasserlinie lagen. Im ruhigen Hafen. Durch die Höhe des Rumpfes, bedingt durch das zusätzliche obere Kanonendeck, hatte das Schiff gleichzeitig oberhalb der Wasserlinie viel zu viel Gewicht, das durch den Balast nicht ausgeglichen werden konnte. Und so kam es, wie es kommen musste. Wider besseres Wissen legte die Vasa zur Jungfernfahrt ab, setzte die Segel, öffnete als Einladung für den Zorn der Götter alle 48 Geschützpforten für die Salutschüsse, fing die erste Windböe in den Segeln, neigte sich zur Seite – und lief nach nur 1300 Metern durch die offenen Geschützpforten so schnell voll Wasser, dass sie sofort sank und fast 40 Matrosen und ihre Familien mit in die Tiefe zog.
Staunend stehen die Jungs vor einem großen Modell dieses vorprogrammierten Unglücks und trauen ihren Augen nicht. Wie kann man so blöd sein!
Es gab nach dem Unglück einen Prozess gegen den holländischen Konstrukteur und den englischen Kapitän, um den Schuldigen zu finden. Da aber allen klar war, wer der eigentlich Verantwortliche war, verlief der Prozess ziemlich schnell im Sande. In den folgenden 30 Jahren wurden noch die wertvollen Kanonen geborgen und die Masten abgesägt, um die Durchfahrt des Hafens wieder zu ermöglichen. Dann versanken die Vasa und mit ihr die Schande im brackigen Hafenschlamm und im Vergessen der Geschichte. Immer mal versuchte jemand, die Vasa zu finden und zu bergen. Aber erst, als die schwedische Regierung beschlossen hatte, nun wirklich kein Geld mehr dafür auszugeben, kam ein Amerikaner, fand 1956 das Wrack und schaffte es 1961, die Vasa zu bergen – genau 333 Jahre, nachdem sie versunken war.
In vielen Vitrinen kann man sehen, wie die Ausrüstung der Matrosen war, mit welchen Instrumenten der Kapitän navigierte, wie die Kanonen geladen und unter erheblichem Risiko für vor allem die eigenen Leute abgefeuert wurden. Die Jungs sehen sich alte Seekarten an, lernen, wie man diese Schiffe damals steuerte – ein Steuerrad, wie man es erwartet, gab es nämlich auch noch nicht. Am Schluss sind sie sich einig, dass sich der Besuch doch sehr gelohnt hat. Kurz machen sie noch einen Abstecher in den Museumsshop. Als Hoseok dort verschiedene Notizbücher sieht, hat er eine Idee. Gestern Abend, als es Guk so schlecht ging, da hat er seine Helfer aufgeschrieben. Vielleicht tut es ihm gut, noch mehr zu schreiben. Also kauft er eines dieser Notizbücher mit einem Foto von einem großen, rostigen Anker drauf für Jeongguk und dazu einen schönen Stift.
Nach spannenden zweieinhalb Stunden steuert Namjoon alle zum Ausgang, wo sie bereits erwartet werden, um zum Radiosender zu fahren. Dort ist noch genug Zeit für eine Pause, sie werden bewirtet und können sich mit den Moderatoren und ihren Fragen vertraut machen. Im Wesentlichen läuft alles wie in Madrid, nur dass hier nur je zwei mal zwei Tickets pro Konzert verlost werden. Dafür dürfen sich die Fans per Voting auf der Homepage des Senders aussuchen, welche Songs gespielt werden sollen. Und die Jungs werden gefragt, welcher Song von „Tear" jedem von ihnen am meisten bedeutet. Die Stunde macht echt Spaß.
Zum Abendessen sind sie wieder im Hotel. Hinterher sitzen sie mal wieder in ihrer Suite bei Wein und Bier zusammen. Hoseoks Blick fällt auf Jeongguk, der dabei immer stiller wird und sich kaum noch am Gespräch beteiligt.
„Guk, ist mit dir alles in Ordnung? Du bist so still geworden."
Jeongguk schüttelt den Kopf und flüstert.
"Ich hab so Angst vor der Nacht. So kann es doch nicht immer weitergehen."
Hoseok nimmt ihn kurz in die Arme, holt dann Notizbuch und Stift aus seiner Jackentasche und schiebt es ihm hin.
„Du hast doch gestern deine Helfer und Werkzeuge aufgeschrieben. Ich dachte, dass du vielleicht noch mehr notieren willst, Erinnerungen und Ängste und auch schöne Sachen aufschreiben willst. Hier, das ist für dich!"
Guk nimmt das Notizbuch, und man sieht ihm an, dass er sich über die Idee und die Geste total freut, auch wenn seine Worte erstmal was anderes rüber bringen.
„Na, hoffentlich krieg ich das nicht voll!"
Alle wissen, was er damit meint.
Tschuldige, Hobi. So war das nicht gemeint. Ich ... Danke! Einfach danke. Du denkst immer an mich, ihr alle seid mir so nah, und das tut gut!"
Jimin holt nun noch seine alte Socke voller Buntstifte.
„Schau, Guk, ich leg die einfach hier auf das Board. Manchmal male ich auch im Tagebuch, aber ich brauche sie nicht immer. Du kannst sie jederzeit benutzen, wenn dir ein Bild einfällt, was du festhalten willst. Du malst doch so gerne."
Jeongguk blättert langsam durch die leeren Seiten. Irgendwann steht er auf und holt von seinem Bett seine Liste von gestern und die Buntstifte dazu. Hobi setzt sich einfach neben ihn, während er die Worte hin und her dreht. Schließlich schlägt er wieder das Notizbuch auf und schreibt in großen sorgfältigen Buchstaben das Wort „Singen" auf die erste Doppelseite. Dann beginnt er, mit den Farben die Buchstaben und die ganze Seite auszuschmücken, während er darüber nachdenkt, was ihm das Singen bedeutet. Dazu schreibt er Erinnerungen, die mit genussvollem Singen zusammen hängen. Gelungene Songs, geliebte Cover, passende Texte. Er summt vor sich hin, malt manche Noten auf und versucht, auf alle möglichen Weisen, sich selbst ganz fest mit dieser Gabe zu verbinden. Dabei wird er allmählich ruhiger und wirkt wieder gelöster.
Da sie am Freitag Morgen früh raus müssen für den ersten Konzerttag, gehen alle nach und nach recht früh ins Bett. Guk und Hobi gehen gemeinsam, Hobi will ihn heute Abend nicht allein lassen. Namjoon spricht Yoongi an.
„Du, willst du sofort schlafen, oder kannst du uns mal zuhören? Wir sind etwas festgefahren."
Yoongi, Namjoon und Jimin gehen also ins Büro. Yoongi hört und schaut sich an, was sie bisher haben für den Song. Der Text ist fertig. Eigentlich. Die Melodie ist fertig. Eigentlich. Aber irgendwie ist es noch nicht rund. Und sie können sich nicht entscheiden, wie sie das Lied instrumentieren sollen.
Yoongi tigert eine Weile mit dem Text in der Hand durch den Raum. Dann lässt er sich die Melodie vorspielen und klimpert eine Weile dran rum. Dann wieder der Text.
„Jimin, kannst du das schon singen?"
Jimin zögert.
„Na, so einigermaßen."
„Mach einfach mal."
Yoongi schließt die Augen und hört auf Jimins Stimme.
„Nochmal."
Diesmal spielt er mit der Begleitung rum und probiert einiges aus.
„O.K.- erzählt mir mal ein bisschen, was ihr euch dazu denkt."
Namjoon und Jimin nehmen Yoongi mit in den bisherigen Entstehungsprozess. Und schließlich spielt Yoongi flüssig eine leise Melodie auf der Klaviertastatur ein. Dann lässt er das Ganze ablaufen. Jimin fängt an zu strahlen und singt einfach irgendwann mit. Auch Namjoon nickt zufrieden.
„Ich würde das jetzt in dieser sanften Version ruhen lassen."
Yoongi kratzt sich nachdenklich am Hinterkopf.
„Lasst es reifen. Der Text ist zwar nicht durchweg positiv, das ist kein seichter Liebessong. Aber es ist ja Jimins Versprechen, und das ist etwas durch und durch Positives."
Er steht auf und will gehen.
Dann dreht er sich nochmal um.
„Joonie, darf ich den Spieß noch umdrehen? Jetzt muss ich mal scheuchen. Jimin, du gehörst ins Bett. Kräfte sammeln, morgen ist dein erstes Konzert. Husch! Und du, Namjoon, machst heute bitte nicht wieder so lang. Ich bin echt froh, dass es dir gut tut, auf dieser sachlichen Ebene mit Yuiko umzugehen. Aber die Zeitverschiebung ist für unsere Tour ein 'bisschen' kontraproduktiv. Jetzt sind die beiden Konzerte wichtiger. Bitte."
Während Jimin sich sofort erhebt und verabschiedet, um in seinem Zimmer zu verschwinden, zuckt Namjoon etwas zusammen. Das ist also die andere Seite der Medaille einer Teamleitung, das ist er nicht gewohnt. Aber bevor der kleine Widerstandsgeist in ihm aufspringen kann, sagt ihm die Vernunft, dass es total richtig und gut ist, dass Yoongi auch auf ihn achtet. Darum fährt er den PC runter und schaut ihn dankbar an.
"Du hast recht, Yoongi. Danke!"
Als Yuiko kurz darauf anruft, geht er mit ihr die wichtigsten Punkte durch und beendet dann zügig das Gespräch.
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27.2,2019 - 8.6.2019 - 2.11.2019
12.4.2020
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