Donnerstag - 37.1 - Auf der Gamla Stan
Don't forget - it's fiction!
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Eigentlich hat Taehyung für den Abend noch einen witzigen Programmpunkt rausgesucht. Aber nach Jeongguks Panikattacke sind sie sich einig, dass sie im Hotel bleiben, ein bisschen was spielen und dann alle früh ins Bett gehen wollen, um die verkorkste Nacht vorher auszugleichen. Hobi legt Guk die Liste seiner „Helfer" gleich neben sein Bett, und Yoongi malt noch die ersten Töne von „I'm fine" dazu. Tae sucht PD und Sung-Deuk, um sie zu informieren, dass und warum es Guk grade nicht gut geht. Die beiden erschrecken sehr und setzen sich dann mit Taehyung zusammen, um zu überlegen, was das wiederum für die kommenden Konzerte bedeutet. Wie entsetzlich, dass sich Jeongguks Prognose „das war noch nicht alles ..." bewahrheitet hat. Und im Gegensatz zu Jimins Versagensängsten sind Jeongguks Trigger noch gar nicht greifbar, völlig unkalkulierbar, und somit ist auch keine Hilfe planbar. Das lässt nichts Gutes hoffen für die nächsten Tage.
Jimin geht derweil auf Namjoon zu.
"Du, können wir weiter an meinem Song arbeiten? Ich fänds toll, wenn wir den schnell fertig kriegen."
Der grinst nur.
„Na, du hast es ja eilig!"
Jimin überlegt einen Moment, ob ihm das jetzt peinlich sein soll.
Ach, Quatsch!
„Ich musste vorhin, als ich Guk durch seine Vision gelenkt habe, dran denken. Mir schoss durch den Kopf, dass ich dieses Lied, diesen Text ..., dass ich diese Rede für jeden von uns gehalten habe, der an irgendeiner Stelle hadert und wackelt. Deshalb hätte ich es gerne bald fertig, für Guk."
Namjoon steht sofort auf und läuft in Richtung Büro.
„Das habe ich vorhin auch gedacht. Komm, lass uns weiter machen. Yuiko wird später nochmal anrufen. Sie hat morgen Ortszeit vor der Uni noch ein wenig Zeit zu lernen und wird sehr früh aufstehen. Da ist noch ein Punkt, bei dem sie gerne meine Hilfe hätte für ihre Klausur. Bis dahin bleibe ich eh wach. Also können wir gut weiter am Song schrauben."
Als sie im Büro angekommen sind und Namjoon den PC hoch fährt, schaut er Jimin nachdenklich an.
„Du erstaunst mich immer wieder. Vor dreieinhalb Wochen warst du so sehr am Boden wie noch nie in deinem Leben. Du hattest aufgegeben. Jetzt – nach einer Woche "Wellness-Urlaub" – bist du bereits in der Lage, jemand anderen durch sein tiefstes Tal zu führen und triffst mit beinahe traumwandlerischer Sicherheit genau die richtigen Worte, findest den Weg durch seinen Dschungel, gibst ihm sein Inneres Bild. Es steckt so viel Kraft in dir! Soviel Liebe, so viel Weisheit. Ich kann überhaupt nicht mehr begreifen, wie du der Meinung sein konntest, dass wir dich nicht brauchen. Wir brauchen dich! So, so sehr!"
Jimin fallen bald die Augen aus dem Kopf.
„Aber ... aber ich hab doch vorhin nur getan, was getan werden musste. Und ich hab eine ganze Weile im Nebel gestochert und keinen Ansatzpunkt gefunden. Ich hab auch eure Rückmeldungen von außen gebraucht, um nichts falsch zu machen. Da war nichts von traumwandlerischer Sicherheit!"
Namjoon schüttelt den Kopf.
„Bei einem der philosophischen Abende mit Tina auf ihrem Sofa – ich glaube, nachdem Hoseok so furchtbar zusammengeklappt ist, nach dem Sirenentag – da habe ich Tina ziemlich provokant und – ja, ich war wütend. Ich habe wütend gefragt, wo da denn bitteschön ihr Gott war. Warum die drei so furchtbar leiden mussten. Weißt du, was sie geantwortet hat?"
Jimin schüttelt abwartend den Kopf.
„Sie sieht das so: die Welt, unsere Lebensumstände, was uns begegnet, ist Leben. Das passiert. Gott ist keine Wunscherfüllungsmaschine, die uns den roten Teppich ausrollt. Er hat auch nicht alles vorgeplant, wir sind keine Marionetten. Gott ist der, der mit uns durch unser Leben geht und aus all dem, was uns widerfährt, mit uns gemeinsam das Beste rausholt. Und mir wird grade klar: Niemand, wirklich! Niemand hat dir deine persönliche Hölle in den letzten Monaten gewünscht. Und doch ist – für Jeongguk – heute etwas Gutes, Tröstliches, Stärkendes, Klärendes daraus gewachsen. Das Tal, das du durchschritten, durchlitten hast, hat heute im Nachhinein einen Sinn bekommen, weil deine Erkenntnisse für Jeongguk zum Segen geworden sind. Wie viele würden nach diesen Erlebnissen entweder zur Tagesordnung übergehen oder möglichst viel verdrängen, um wieder funktionieren zu können. Du dagegen stellst dich deinen Schatten. Jeden Tag wieder. Du lässt zu, was gewesen ist, und lässt auf diesem Boden Neues wachsen."
Jimin ist sprachlos. Sein Leben, sein Leiden hat einen Wert in sich, weil er damit Jeongguk in dessen Leid helfen konnte?! Der Gedanke fühlt sich richtig an und breitet sich warm in ihm aus. Namjoon beobachtet ihn aufmerksam und ahnt, was in ihm vorgeht.
„Doch!"
Jimin zuckt zusammen.
„Doch, Jimin. Du darfst stolz darauf sein! Freu dich einfach über dich selbst."
Stumm nickt Jimin. Und langsam schleicht sich ein Strahlen auf sein Gesicht.
„So, und jetzt lass uns weiter an deinem zauberhaften Song schrauben. Die Welt wartet darauf!"
Bei der Vorstellung muss Jimin furchtbar loslachen. Mit einem breiten Grinsen zeigt er Namjoon einen Vogel. Und der beschwert sich gespielt schmollend:"Du nimmst mich überhaupt nicht ernst!"
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Nun ist es Donnerstag Morgen. Hobi und Guk haben keine leichte Nacht hinter sich, Guk hat ziemlich viel gesungen ... Dennoch hat Hobi sich nicht hilflos gefühlt, weil er ja nun eine Vorstellung davon hat, was es ist, was Guk so plagt. Er war einfach immer da, hat mit ihm gewacht und gesungen, hat ihn im Arm gehalten und getröstet, hat ihn an seinen Turm und seine Helfer erinnert, wenn Guk den Blick dafür verloren hat. Alle anderen sind einigermaßen wieder in der Reihe. Und wie immer nehmen sie die beiden müden Freunde einfach in ihre Mitte, behandeln sie freundlich und aufmerksam und tun sich gegenseitig gut.
Nach dem Frühstück treffen sie sich im Foyer mit der Film- und Fotocrew. Kurz orientieren sich alle gemeinsam auf einem Stadtplan, lokalisieren die Orte des Shootings von damals. Nun kriegen sie jeder ein Accessoire von ihrem Outfit von 2014 in die Hand gedrückt. Sie staunen, dass es die Hüte und Mützen und Jacken tatsächlich noch gibt! Sie kriegen auch wieder die Sommersprossen ins Gesicht geschminkt und und machen sich dann alle Mann zu Fuß auf den Weg. Den Berg runter, über die beeindruckend komplizierte Kreuzung auf der Brücke über den Mälaren, rüber zur Gamla Stan.
Unterwegs kramen sie ihre Erinnerungen an Stockholm raus und stellen als erstes fest, dass sie sogar schon zweimal da waren. 2014 auf der ersten Minitour, wo eben diese alten Fotos entstanden sind.
Und 2015 bei Bon Voyage 1. Da waren sie in Bergen in Norwegen, hier in Stockholm und dann noch mit dem Wohnmobil in Finnland gewesen. Schmerzhaft erinnern sie sich, dass das die „Tour der verlorenen Dinge" war. Dreimal alleine hat Jimin seinen Koffer irgendwo stehen lassen und musste ihn dann vorm Bahnhof in Stockholm auf offener Straße vom Staff frei tanzen. DAS war ihm peinlich! Yoongi hat sein Laptop in der ersten Ferienwohnung liegen lassen, Hobi hat in Bergen die Tickets für die Seilbahn verloren. Und Tae ist gleich selbst verloren gegangen, weil er in den falschen Bus gestiegen ist. Das Bitterste war aber, dass Namjoon in Stockholm seinen Pass verloren hat und deshalb nicht nach Finnland einreisen durfte. Also musste er alleine vorzeitig nach Hause fliegen. Und das war echt hart.
Mit Vergnügen klappern sie nun die alten Shooting-Plätze ab und bekommen dafür die Fotos von damals in die Hand gedrückt.
Auf dem großen Platz mitten auf der Gamla Stan waren sie 2015 in einem Restaurant gewesen. Hobi und Jimin hatten damals draußen spontan „Fire" getanzt, um vom Staff eine Kreditkarte für endlos freies Essen zu ergattern. Tatsächlich wurden sie dabei von ein paar Fans erkannt. Als sie heute über den Platz laufen, erinnern sie sich, dass das erste „Bon Voyage" auch die „Fire-Tour" war. Als Jimin und Namjoon in Bergen auf den Berg gelaufen sind und das anstrengend wurde, haben sie nicht Pause gemacht – sondern sind zu „Fire" den Berg hochgetanzt! Als Hobi die Seilbahntickets verloren hatte und hektisch zurück gerannt ist, um sie zu suchen, hatte ein freundlicher Mann sie inzwischen gefunden und ihm wiedergegeben. Vor lauter Freude haben er und Jin dann „Fire" getanzt. Heute schauen sie sich an – und können es wieder nicht lassen. Musik her und los! "Fire!!!"
Die anderen stehen kopfschüttelnd drumrum. Aber sie halten es auch nicht lange aus, und bald toben sie zu siebt ausgelassen zu der flotten Musik. Dabei fällt Jimin der Hut vom Kopf. Und dann fallen ihnen die Augen AUS dem Kopf, weil ein paar Passanten anfangen, Geld in den am Boden liegenden Hut zu werfen! Wie cool ist das denn bitte??? In den anderen europäischen Städten, vor allem im Süden, haben sie immer wieder in den Innenstädten Leute gesehen, die Straßenmusik gemacht und dafür einen Hut aufgestellt haben. Aber dass ihnen das auch mal passiert, damit haben sie im Traum nicht gerechnet. Die Münzen werden sie aufheben als Erinnerung an diese Reise!
Nachdem diverse Speicherkarten voll geknipst sind, verabschieden sich die Fotografen und Filmleute. Und die Jungs gehen erstmal in das selbe Restaurant wie damals. Es macht Spaß, in Erinnerungen zu schwelgen und gemeinsam wieder hier zu sitzen.
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26.2.2019 - 8.6.2019 - 2.11.2019
12.4.2020
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